Und irgend eine Reaktion eines Autoren zu einer meiner Illus auch Fehlanzeige ....
Gibst du Feedback an die Autoren zu ihrer Geschichte?
Geschrieben 01 August 2023 - 07:41
Und irgend eine Reaktion eines Autoren zu einer meiner Illus auch Fehlanzeige ....
Gibst du Feedback an die Autoren zu ihrer Geschichte?
Geschrieben 01 August 2023 - 19:27
Und irgend eine Reaktion eines Autoren zu einer meiner Illus auch Fehlanzeige ....
Das tut mir jetzt auch leid. Da Uli und ich direkt Kontakt hatten, hat er auch sofort meine Rückmeldung erhalten. Ich habe unsere Zusammenarbeit in guter Erinnerung. Ich finde, wenn man eine Illustration für seine Geschichte gelungen findet, sollte man das auch unbedingt dem anderen mitteilen. Es wird ohnehin viel zu selten gelobt. Wenn jemand allerdings unzufrieden ist, scheut er/sie sich vielleicht es zu äußern. Es ist ja nicht immer einfach, Kritik konstruktiv zu formulieren, und wer möchte den anderen schon verletzen? Umso sinnvoller wäre es vielleicht, wenn Autori und Illustratori sich vorzeitig beraten.
Geschrieben 01 August 2023 - 19:58
Podcast: Literatunnat
Geschrieben 02 August 2023 - 05:55
Oh, das ist aber schade - Angelika und ich haben damals auf die Illustration für Minerva (Kind in Regenjacke mit Alpaka) begeistert reagiert und das René gesagt, der würde sowas ja weiterleiten.
Ein Hauptgrund für mich (und auch für Angelika), vorzugsweise in der Exodus zu veröffentlichen sind neben der Reichweite die Illustrationen!
Ich entschuldige mich dafür, dass ich bei Rezensionen fast nie etwas zu den Illustrationen sage, ich bin nicht so das Augentier.
Ich bin immer schon von Bildern gefixt worden. Seit den Frühzeiten meines Lesens. Manch Buch das optisch nichts hermachte habe ich möglicherweise deswegen ignoriert.
Aber da setzt halt jeder andere Prioritäten was aber auch nicht so schlimm ist.
http://sternenportal.org/
http://slo-faster-graphics.org/
https://bsky.app/pro...ter.bsky.social
https://www.facebook.../lothar.bauer01
Geschrieben 02 August 2023 - 05:59
Das tut mir jetzt auch leid. Da Uli und ich direkt Kontakt hatten, hat er auch sofort meine Rückmeldung erhalten. Ich habe unsere Zusammenarbeit in guter Erinnerung. Ich finde, wenn man eine Illustration für seine Geschichte gelungen findet, sollte man das auch unbedingt dem anderen mitteilen. Es wird ohnehin viel zu selten gelobt. Wenn jemand allerdings unzufrieden ist, scheut er/sie sich vielleicht es zu äußern. Es ist ja nicht immer einfach, Kritik konstruktiv zu formulieren, und wer möchte den anderen schon verletzen? Umso sinnvoller wäre es vielleicht, wenn Autori und Illustratori sich vorzeitig beraten.
Man gewöhnt sich daran.
Bei Büchern ist es bei mir so das ich sie querlese wenn ich eigenständig eine Grafik erstellen soll.
Ob es sinnvoll ist sich vorher mit dem Autoren zu beraten? Manche haben halt ihre Vorstellungen andere nicht.
Bei vielen lief es ohne vorige Absprache sehr gut.
Vielleicht das Konzept von Exodus, das der Grafiker eine eigene Definition ohne Beeinflussung erstellen soll!?
Interessant wäre mal eine Story und mehrere Grafiker erstellen dann nach eigenen Vorstellungen eine Grafik
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Geschrieben 02 August 2023 - 06:15
Nein, meiner Erinnerung nach bei keinem der Texte. Ich glaube nicht, dass es sich hier um einen Autor handelt, der das gezielt oder gehäuft einsetzt, keineswegs. Das habe ich ausschließlich und nur bei dieser Story so gelesen.
Ich glaube, die einzige, die ich öffentlich rezensiert habe, war die aus der Exodus 44, Talion. Findet man hier, ohne und weiter unten mit Spoiler. Weiter unten habe ich eben auch untersucht, was mir nicht gefallen hat, die Story habe ich nämlich mehrfach gelesen und das tatsächlich analysiert. Das war auch mein Erstkontakt zu seiner Prosa und mich hat interessiert, was mir daran so missfällt.
Rückblickend halte ich Talion trotz aller Kritik für seine beste Story (zumindest von denen, die ich kenne). Gut, dass ich mir die ausgesucht hatte zur näheren Analyse.
Ok. Dann spricht das auch dafür, dass die explizite Darstellung der Nacktheit in Die Stunde des Wahnsinns kontextspezifische Funktion hatte.
Ich habe Deine Rezension zu Talion gelesen und sehe zwei Parallelen zu Die Stunde des Wahnsinns: explizite Darstellungen unangenehmer Inhalte und keine offensichtlichen Anhaltspunkte, um eine befriedigende Prämisse zu konstruieren. Es wäre nun interessant zu wissen, ob diese Merkmale auch in anderen Texten von Roland Grohs auftauchen. Da allzu offensichtliche Prämissen öfter als belehrend, naiv und dergleichen kritisiert werden, je nachdem, ob sie einem zusagen oder nicht, und mehrdeutige Sinnzusammenhänge vor allem in der Hochliteratur als Gütemerkmal gepflegt werden, scheuen manche Autori klare Botschaften. Im Prinzip ist eine gewisse Offenheit durchaus sinnvoll, weil sie die Projektionen und Reflektionen der Leseri anregen, aber es ist eine Gradwanderung, denn wenn es zu schwierig wird, eine für sich befriedigende Erfahrung zu erlangen und sei es auch nur eine neue Art wahrzunehmen, entsteht Frustration. Hier sind wir auch wieder bei der Frage nach der Zielgruppe.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 02 August 2023 - 06:16.
Geschrieben 02 August 2023 - 06:22
Ich bin immer schon von Bildern gefixt worden. Seit den Frühzeiten meines Lesens. Manch Buch das optisch nichts hermachte habe ich möglicherweise deswegen ignoriert.
Das ging und geht mir auch so. Für mich ist das Bild auf dem Cover eines Romans schon sehr wichtig.
Man gewöhnt sich daran.
Bei Büchern ist es bei mir so das ich sie querlese wenn ich eigenständig eine Grafik erstellen soll.
Ob es sinnvoll ist sich vorher mit dem Autoren zu beraten? Manche haben halt ihre Vorstellungen andere nicht.
Bei vielen lief es ohne vorige Absprache sehr gut.
Vielleicht das Konzept von Exodus, das der Grafiker eine eigene Definition ohne Beeinflussung erstellen soll!?
Interessant wäre mal eine Story und mehrere Grafiker erstellen dann nach eigenen Vorstellungen eine Grafik
Wenn Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit vermieden werden sollen, müsste eine Absprache getroffen werden. Ansonsten hat es seinen besonderen Reiz, die Interpretation eines anderen unbeeinflusst erleben zu können. Eine Entscheidung sollte vielleicht getroffen werden, was einem im gegebenen Fall lieber ist.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 02 August 2023 - 06:23.
Geschrieben 02 August 2023 - 12:51
Hier leben nur die Enkel von Elon Musk von Aiki Mira
Eine auf dem Mond lebende Person unterhält sich mit einem Mädchen und einem Mann auf der Erde. Dort scheint alles den Bach runter zu gehen, auf dem Mond hingegen ist alles Lethargie.
Traurig machendes Stimmungsbild, toll geschrieben, aber ohne Plot. Lothar Bauer fängt das wunderbar in seiner Illu ein.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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Saramee
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Geschrieben 02 August 2023 - 14:05
Ich habe Hier leben nur die Enkel von Elon Musk von Aiki Mira gelesen, weil ich wegen vorausgehender Texte wie Utopie 27 oder Nicht von dieser Welt achtsame Wahrnehmungen – passend ausgewählt und treffend formuliert – erwartet habe, sei es zur Figurencharakterisierung, als Realitätseffekt oder mit anderen Funktionen, und tatsächlich fand ich sie auch in diesem Text, wobei sich für mich darin oft Erlebnisse aus der Pandemiezeit spiegeln. Die erzählende Stimme ist aus früheren Geschichten gut wiederzuerkennen, dadurch aber auch weniger spezifisch für die jeweiligen Erzählungen. Die Handlung besteht aus einer einzelnen Szene mit zwei Dialogen per Video. Es geht im Wesentlichen um bestimmte elementare Bedürfnisse, deren Sicherung ständig in Frage steht, woraus zwar kein Spannungsbogen, dafür aber eine Dauerspannung entsteht. Die Szene vermittelt eine dystopische Variante des Topos der extraplanetaren Heimatflucht, dieses Mal auf den Mond, und zwar durch das Tun der Figuren, vor allem aber durch eingestreute Hinweise auf den Kontext und das Erleben der erzählenden Stimme, die zugleich Handelnde Figur ist. Der Text vermittelt gut, wie es sich anfühlen könnte, in dieser düsteren Welt leben zu müssen, wobei das beschriebene Szenario etwas mehr plausibilisiert werden könnte. Ähnlich verhält es sich mit den von mir hinein interpretierbaren Prämissen und der poetischen Gerechtigkeit, die sie entfalten. Menschen, die vor allem suggestive Sprachbilder und lebensnahe Einblicke in Figuren lieben, wird dieser Text traurig machen … und entzücken.
Die Illustration von Lothar Bauer ist szenisch aufgebaut und vermittelt durch klassische inhaltliche und farbliche Attribute einen dramatisch düsteren Eindruck, der einen klaren, wenn auch nicht direkten Bezug zur Geschichte erkennen lässt. Die Elemente sind gut eingepasst. Einzelne Anomalien relativieren den Realismus der Komposition. Manche wirken etwas akzidentell, was den Zusammenhalt der Elemente leicht mindert. Insgesamt eine schöne Illustration.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 02 August 2023 - 14:07.
Geschrieben 03 August 2023 - 07:41
Weil es diskutiert wurde, schlage auch ich als Nachtrag zu meiner Kurzrezension für den Text von Aiki Mira die Akte Schlangenklitoris auf. Bei einem schwarz-weißen Porträt, in dem vor allem Beklemmung, Einsamkeit und Trauer zu sehen sind, wirkt auch auf mich eine Schlangenklitoris wie ein knallbunter Farbklecks. Im richtigen Leben gibt es so etwas ständig, aber da herrscht ja auch der Zufall. Bei einem motivierten Narrativ erwarte ich etwas anderes. Ich glaube, das geht den meisten so. Und schon begeben wir uns wieder auf die Suche nach dem Sinn. Unsere Augen richten sich ziemlich bald auf die impliziten Autori (also die Autori, wie wir sie uns vorstellen). Was könnte dieser Farbklecks mit ihnen zu tun haben? Was möchten sie uns damit sagen? Ich finde in der Komposition keinen Anhaltspunkt für eine kontextangepasste Funktion dieses Elementes. Auch ich mutmaße eine Symbolik, die mir einen Hinweis geben möchte, doch alle Bedeutungen, die in diesem Thread schon erspekuliert wurden oder die ich mir ausdenken konnte, passen nicht zum Kontext. Falls eine dieser angenommenen Botschaften tatsächlich intendiert gewesen sein sollte, wirkt sie in dieser Komposition auf mich wie ein Fremdkörper.
Geschrieben 03 August 2023 - 08:06
Ich interpretiere mal, dass es eine gewollte Deplatzierung war.
Wenn man keine echte Intimität in den Gesprächen hat, dann erzählt man ggf. wahllos von Dingen, die man erlebt hat (in dem Weltenbau eher knapp bemessen) oder von denen man gelesen/gehört hat.
In dem Fall halt die Schlangenklitoris.
Ich sehe darin keine tiefere Symbolik, sondern eher eine Betonung der Belanglosigkeit der (wie wir am Ende erfahren) wahllosen Unterhaltungen.
† In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen : 'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.
Geschrieben 03 August 2023 - 08:30
Ich denke auch, die Klitoris war einfach nur Thema des Talks.
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Geschrieben 03 August 2023 - 09:47
Aber im Gegensatz zu den nackten Tänzern und Schambehaarung in der anderen Geschichte stößt sich niemand groß daran, obwohl auch hier keine Notwendigkeit ersichtlich ist. Das ist interessant.
Bearbeitet von Uwe Post, 03 August 2023 - 09:48.
Geschrieben 03 August 2023 - 10:01
Podcast: Literatunnat
Geschrieben 03 August 2023 - 10:01
Ich interpretiere mal, dass es eine gewollte Deplatzierung war.
Wenn man keine echte Intimität in den Gesprächen hat, dann erzählt man ggf. wahllos von Dingen, die man erlebt hat (in dem Weltenbau eher knapp bemessen) oder von denen man gelesen/gehört hat.
In dem Fall halt die Schlangenklitoris.
Ich sehe darin keine tiefere Symbolik, sondern eher eine Betonung der Belanglosigkeit der (wie wir am Ende erfahren) wahllosen Unterhaltungen.
Das ist eine interessante kontextangepasste Funktion, auf die ich nicht gekommen bin. Dennoch frage ich mich: Warum ausgerechnet eine Schlangenklitoris (eingedenk der feministischen Thematik, die sich in dem Dialog ja anschließt)? Es wäre z.B. auch möglich gewesen über die erstaunliche Eigenschaft der Meeresschildkröten zu sprechen, die huntertausende Kilometer zwischen Futter- und Nistplatz zurücklegen, ganz allein, und damit hervorragend zurechtkommen, anders als wir, anders als die erzählende Stimme. Oder wenn es um die nerdige Wahllosigkeit aus Verlegenheit mangels Gemeinsamkeit geht: Warum nicht die Tatsache, dass Schmetterlinge mit den Füßen schmecken, Moskitos 47 Zähne oder Seidenspinnraupen elf Gehirne haben?
Aber im Gegensatz zu den nackten Tänzern und Schambehaarung in der anderen Geschichte stößt sich niemand groß daran, obwohl auch hier keine Notwendigkeit ersichtlich ist. Das ist interessant.
Es ist halt keine menschliche Klitoris. Aufgefallen ist sie aber offenbar schon.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 03 August 2023 - 10:17.
Geschrieben 03 August 2023 - 10:16
Die Welt in guten Händen von Marcel Meder
Zwei Hacker·innen übernehmen Werbefigur eines Großkonzerns, um dessen Verbrechen aufzuzeigen. Eine Konzernmitarbeiterin dient dem Konzern.
Die Story versucht zu viel. Die Handlungsebene um Mila ist eigentlich eine eigene Story. Es gibt zu viele unnütze Details, viel Infodump wird über Dialoge vermittelt, sodass sich Figuren gegenseitig die Welt erklären, dazu dann noch so etwas: Wie Mila wusste …
Thematisch sicher gut gemeint, stilistisch und dramaturgisch aber eine ganz schwache Nummer.
Das Bild von Mario Franke passt zur Story, sowohl thematisch, als auch was die Überfrachtung anbelangt. Da passt mir optisch zu wenig zusammen, vielleicht ist dieser Collage-Charakter gewollt, aber definitiv nicht mein Ding.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Saramee
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Geschrieben 03 August 2023 - 12:41
Es ist halt keine menschliche Klitoris. Aufgefallen ist sie aber offenbar schon.
Es wird aber klar in einen menschlichen Kontext gesetzt.
Genaue Beschreibung der Schamlippen
Wo geschieht das denn? In der Grohs-Geschichte steht doch nichts darüber.
Geschrieben 03 August 2023 - 13:59
Blick in die Zukunft von Kostas Koufogiorgos
Tja, bekannte Pointe.
Die Todbringerin von Lisa Jenny Krieg
Schöne Story um eine Späherin, die in die Geschichte der Kolonisierung ihrer Welt blickt, Das hätte ich auch gern ausführlicher gehabt.
Oliver Engelhard bebildert das auch farbenprächtig, was sehr zum exotischen Touch der Story passt.
Der Flaschenwal von Uwe Post
Drei Geschwister finden am Strand einen Wal, der Flaschen ausstößt.
Der lockere Ton verstärkt die Tragik der finalen Entscheidung. Das wirkt auch deshalb, weil Uwe, die Sprachgagdichte im Griff hat.
Die Illu von Gerd Frey ist atmosphärisch und passt sehr gut zum Text.
Bisher ist die Ausgabe dann doch so gut, wie erhofft.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Geschrieben 03 August 2023 - 14:05
Podcast: Literatunnat
Geschrieben 03 August 2023 - 15:11
Die Welt in guten Händen von Marcel Meder
Zwei Hacker·innen übernehmen Werbefigur eines Großkonzerns, um dessen Verbrechen aufzuzeigen. Eine Konzernmitarbeiterin dient dem Konzern.
Die Story versucht zu viel. Die Handlungsebene um Mila ist eigentlich eine eigene Story. Es gibt zu viele unnütze Details, viel Infodump wird über Dialoge vermittelt, sodass sich Figuren gegenseitig die Welt erklären, dazu dann noch so etwas: Wie Mila wusste …
Thematisch sicher gut gemeint, stilistisch und dramaturgisch aber eine ganz schwache Nummer.
Das Bild von Mario Franke passt zur Story, sowohl thematisch, als auch was die Überfrachtung anbelangt. Da passt mir optisch zu wenig zusammen, vielleicht ist dieser Collage-Charakter gewollt, aber definitiv nicht mein Ding.
Meine Sache war die Geschichte auch nicht. Sie ist schon extrem klischeebeladen: Die guten Hacker, die alles opfern, um einen Konzern anzuprangern, der über Leichen geht. Und damit auch wirklich jedem klar wird, wie böse der Konzern ist, wird hier mit dem ganz dicken Pinsel gemalt. Fünf Millionen Menschen soll der Konzern umgesiedelt oder ermordet haben, um 400 Quadratkilometer freizuräumen. Das ist eine Bevölkerungsdichte von 12500 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: in Berlin sind es ca. 4100, in Kalkutta, einer der dichtestbesiedelten Städte der Erde, 24000.
Offenbar hat der Konzern also eine Großstadt leergeräumt. Ohne jeden Protest? Und dann tötet er noch die Gorillas, die den Abbau stören könnten. Die Leiterin des Tagebaus nimmt Drogen, um ihre Leistung zu steigern. Und am Schluss wird sie befördert, um die Leitung des Rohstoffabbaus in einem Gebiet zu übernehmen, in dem jeglicher Rohstoffabbau per internationalem Vertrag strikt verboten ist. Da kommen selbst manche Bösewichte aus den James-Bond-Filmen nicht mit.
Besonders realistisch ist der Aufbau also nicht. Und auch die zentrale Idee zieht nicht recht: Rohstoffkonzerne machen keine Endkundengeschäfte, deshalb schalten sie auch keine Endkundenwerbung. Und so kennt auch kaum jemand die größten Rohstoffkonzerne der Welt. Hier mal die Namen der ersten zehn in der Reihenfolge der Umsätze (Stand 2021):
Rohstoffabbau ist immer mit Dreck und Umweltbelastung verbunden. Deshalb bemühen sich selbst Riesenkonzerne wie Glencore (256 Milliarden US$ Umsatz im Jahr 2022, 140000 Beschäftigte), unter dem Radar zu segeln. Und heutzutage braucht man keine einsamen Hacker mehr, um die Umweltverbrechen aufzudecken. Es gibt gleich mehrere NGOs mit großer Pressewirkung.
Die Kurzgeschichte wirkt also eher wie ein etwas weltfremdes Lehrstück über die Bösartigkeit großer Konzerne. Und stilistisch hätte man selbst das sicherlich besser machen können.
Geschrieben 03 August 2023 - 20:33
Warum ausgerechnet eine Schlangenklitoris (eingedenk der feministischen Thematik, die sich in dem Dialog ja anschließt)?
Ich weiß nicht, wann Aiki die KG geschrieben hat.
Wenn man bei Google danach sucht [ https://www.google.c...chrome&ie=UTF-8 ] stammen die besten und aktuellsten Treffer aus dem Dezember 2022. Vielleicht hat Aiki den Spiegel abonniert oder den Scinexx-Newsletter und diese Headline kam einfach zur rechten Zeit.
† In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen : 'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.
Geschrieben 04 August 2023 - 03:09
Es wird aber klar in einen menschlichen Kontext gesetzt.
Ja, nur das macht es indirekt, und es ist auch etwas anderes, ob ich nur einen Begriff (Schlagenklitoris) verwende oder den Körperteil beschreibe wie bei Roland Grohs. Das eine kann einen triggern, das andere eher nicht. Jedenfalls habe ich noch niemanden kennengelernt, der sich durch das Wort Schlagenklitoris oder das damit angeschlossene feministische Thema erregt fühlte. Durch die Beschreibung einer Vulva schon eher.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 04 August 2023 - 03:09.
Geschrieben 04 August 2023 - 03:15
Meine Sache war die Geschichte auch nicht. Sie ist schon extrem klischeebeladen: Die guten Hacker, die alles opfern, um einen Konzern anzuprangern, der über Leichen geht. Und damit auch wirklich jedem klar wird, wie böse der Konzern ist, wird hier mit dem ganz dicken Pinsel gemalt. Fünf Millionen Menschen soll der Konzern umgesiedelt oder ermordet haben, um 400 Quadratkilometer freizuräumen. Das ist eine Bevölkerungsdichte von 12500 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: in Berlin sind es ca. 4100, in Kalkutta, einer der dichtestbesiedelten Städte der Erde, 24000.
Offenbar hat der Konzern also eine Großstadt leergeräumt. Ohne jeden Protest? Und dann tötet er noch die Gorillas, die den Abbau stören könnten. Die Leiterin des Tagebaus nimmt Drogen, um ihre Leistung zu steigern. Und am Schluss wird sie befördert, um die Leitung des Rohstoffabbaus in einem Gebiet zu übernehmen, in dem jeglicher Rohstoffabbau per internationalem Vertrag strikt verboten ist. Da kommen selbst manche Bösewichte aus den James-Bond-Filmen nicht mit.
Besonders realistisch ist der Aufbau also nicht. Und auch die zentrale Idee zieht nicht recht: Rohstoffkonzerne machen keine Endkundengeschäfte, deshalb schalten sie auch keine Endkundenwerbung. Und so kennt auch kaum jemand die größten Rohstoffkonzerne der Welt. Hier mal die Namen der ersten zehn in der Reihenfolge der Umsätze (Stand 2021):
- Glencore
- Jianxi Copper
- BHP Group
- Rio Tinto
- Vale
- China Shenhua Energy
- Anglo American
- Zijin Mining Group
- China Coal Energy
- Freeport-McMoRan
Rohstoffabbau ist immer mit Dreck und Umweltbelastung verbunden. Deshalb bemühen sich selbst Riesenkonzerne wie Glencore (256 Milliarden US$ Umsatz im Jahr 2022, 140000 Beschäftigte), unter dem Radar zu segeln. Und heutzutage braucht man keine einsamen Hacker mehr, um die Umweltverbrechen aufzudecken. Es gibt gleich mehrere NGOs mit großer Pressewirkung.
Die Kurzgeschichte wirkt also eher wie ein etwas weltfremdes Lehrstück über die Bösartigkeit großer Konzerne. Und stilistisch hätte man selbst das sicherlich besser machen können.
Ja, aber in dem Fall wäre ich nicht so streng. Klar wird in der Geschichte zum Teil stark extrapoliert. Die Bevölkerungsdichte liegt z.B. in dem genannten Kivu-Gebiet momentan nur bei rund 60 Einwohner/km². Aber die Basisfakten stimmen, auch die Richtung der Extrapolation, solange die internationale Gemeinschaft nicht entschlossener gegen Ausbeutung vorgeht. Ein Unternehmen wie Cargill z.B., das für massive Rodungen berüchtigt ist, kauft in Kolumbien durch Tricks über 500 km² Land auf, obwohl die Landesgesetze solche Konzentrationen von Landbesitz verbieten (https://www.spiegel....-a-1276654.html). Manches ist durchaus Teil unserer Welt und könnte es in Zukunft bleiben. Trotz NGOs lassen sich Hacker nicht den Spaß nehmen, immer wieder auf fremden Websites zu veröffentlichen oder in Datenbanken einzubrechen. Und auch Unternehmen wie Glencore besitzen Websites, auf denen sie sich blendend darstellen. In einer informierteren Gesellschaft könnten diese Konzerne irgendwann stärker im Licht der Öffentlichkeit stehen und ein Interesse daran entwickeln, PR zur Imagepflege noch mehr zu nutzen. Und nicht zuletzt ist es ja SF. Einige der besten Dystopien der SF-Geschichte sind ziemlich extreme Visionen.
Geschrieben 04 August 2023 - 03:21
Ich weiß nicht, wann Aiki die KG geschrieben hat.
Wenn man bei Google danach sucht [ https://www.google.c...chrome&ie=UTF-8 ] stammen die besten und aktuellsten Treffer aus dem Dezember 2022. Vielleicht hat Aiki den Spiegel abonniert oder den Scinexx-Newsletter und diese Headline kam einfach zur rechten Zeit.
Es mag sein, dass Aiki Mira just zum Zeitpunkt der KG-Erstellung zufällig eine News über die Schlangenklitoris aufgeschnappt hat, aber die Entscheidung, gerade diese News zu verwenden und keine andere, war ja nicht zufällig. Erst recht nicht, wenn man die angeschlossene feministische Thematik berücksichtigt.
Geschrieben 04 August 2023 - 06:02
Bei Die Welt in guten Händen fand ich recht deutlich zu sehen, dass ich Handlungen und Motivationen erleben und nicht einfach vorgesetzt bekommen möchte.
Nehmen wir den Hackerangriff. Er wird geplant und wir erfahren kaum etwas über die Figuren, eventuell gibt es da was in ihrer Vergangenheit, eventuell will die eine Aufmerksamkeit von der anderen.
Dann wird der Hack gestartet. Mehr erfahren wir nicht. Nächste Szene ist schon das Ende und da mir die Figuren nicht weiter nahe gebracht wurden, bewegt es mich überhaupt nicht.
Ähnliche Probleme habe ich bei Mila. In der längsten Szene versucht sie eine problematische Situation auf Arbeit zu lösen. Sie verfällt in Panik. Warum? Es wird nicht erklärt. Es gibt offensichtlich Knöpfe für solche Situationen, die Mila kennt und ohne zu Zögern drückt. Existenz und Bedeutung sind ihr bewusst. Zudem ist sie fernab des Geschehens in ihrer gewohnten Umgebung. Warum also die Panik?
Ihr gesamtes Handeln ist mir komplett egal, weil mir diese Figur auch nicht nahegebracht wurde. Mehr Mitgefühl entwickel ich automatisch mit den Gorillas, die wohl aus exakt diesem Grund dabei sind.
Der Rest an Motivationsbegründung erfolgt off scene in den Hotei-Clips. Wir wissen nicht einmal, ob die Hacker·innen Tatsachen oder Übertreibungen verwendeten, um ihre Botschaft zu vermitteln. Ebenso wissen wir nicht, warum Mila etwas gegen PoCs hat oder warum sie keine Probleme damit hat, Tiere ferngesteuert töten zu lassen.
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Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Saramee
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Geschrieben 04 August 2023 - 06:47
Ihr gesamtes Handeln ist mir komplett egal, weil mir diese Figur auch nicht nahegebracht wurde.
Genau das ist der Hauptgrund bei mir für Lektüre-Abbruch, sowohl bei Kurzgeschichten als auch bei Romanen, Novellen, Hörbüchern, you name it
Podcast: Literatunnat
Geschrieben 04 August 2023 - 07:16
Ja, aber in dem Fall wäre ich nicht so streng. Klar wird in der Geschichte zum Teil stark extrapoliert. Die Bevölkerungsdichte liegt z.B. in dem genannten Kivu-Gebiet momentan nur bei rund 60 Einwohner/km². Aber die Basisfakten stimmen, auch die Richtung der Extrapolation, solange die internationale Gemeinschaft nicht entschlossener gegen Ausbeutung vorgeht. Ein Unternehmen wie Cargill z.B., das für massive Rodungen berüchtigt ist, kauft in Kolumbien durch Tricks über 500 km² Land auf, obwohl die Landesgesetze solche Konzentrationen von Landbesitz verbieten (https://www.spiegel....-a-1276654.html). Manches ist durchaus Teil unserer Welt und könnte es in Zukunft bleiben. Trotz NGOs lassen sich Hacker nicht den Spaß nehmen, immer wieder auf fremden Websites zu veröffentlichen oder in Datenbanken einzubrechen. Und auch Unternehmen wie Glencore besitzen Websites, auf denen sie sich blendend darstellen. In einer informierteren Gesellschaft könnten diese Konzerne irgendwann stärker im Licht der Öffentlichkeit stehen und ein Interesse daran entwickeln, PR zur Imagepflege noch mehr zu nutzen. Und nicht zuletzt ist es ja SF. Einige der besten Dystopien der SF-Geschichte sind ziemlich extreme Visionen.
Das Problem der Geschichte ist tatsächlich, dass die Figuren im Grunde Platzhalter für die Kritik an Ausbeutung der Natur sind. Man wird mit ihnen nicht warm, weil sie eben genau die Klischees wiedergeben, und ihre Äußerungen und Handlungen quasi eine Polemik vorantreiben, nicht aber eine Geschichte. Wenn ich mich schon darauf einlasse, dann würde ich erwarten, dass der Autor echte Missstände anspricht. Ich hatte in der ersten Runde die Lektüre abgebrochen, weil ich den Eindruck hatte, eine mühsam in eine Geschichte verpackte Wutrede gegen die Methoden der Bergbaukonzerne zu lesen.
Da gäbe sicher genug zu kritisieren, auch ohne so gewaltig zu übertreiben.
Was die informierte Gesellschaft angeht: Ich habe eher den Eindruck, als ob genügend Informationen über Missstände vorliegen. Aber die meisten Menschen wollen lieber nicht wissen, warum ihre T-Shirts so billig sind, oder warum der Erzabbau in der dritten Welt so geringe Kosten verursacht.
Geschrieben 04 August 2023 - 07:23
Was die informierte Gesellschaft angeht: Ich habe eher den Eindruck, als ob genügend Informationen über Missstände vorliegen. Aber die meisten Menschen wollen lieber nicht wissen, warum ihre T-Shirts so billig sind, oder warum der Erzabbau in der dritten Welt so geringe Kosten verursacht.
Auch wenn es ein wenig off-topic ist: Es werden immer diese Bildchen der Kinderarbeit den Minen gezeigt und vor allem rege geteilt mit dem Kommentar, die schuften für eure Elektroautos und das Kobalt. Dabei wird natürlich wissentlich verschwiegen, auch ohne Kobalt schuften die Kinder dort. Man sieht, die Information ist da, wird aber für Propagandazwecke entfremdet.
Geschrieben 04 August 2023 - 08:45
Ein vierblättriges Kleeblatt von Meike Braun
Tajo hat mich stark an Szameit Alarm im Tunnel Transterra erinnert. Die Figur wird gut eingeführt und beschrieben, aber ich habe ähnlich wie Mammut Probleme mit der Widerstandsbewegung um seine Schwester.
Da fehlen mir Infos und Szenen. Warum etwa stand die Schwester blutig vor Tajos Tür?
Insgesamt auch für mich ein interessanter Beginn einer längeren Story.
Dirk Bergers Illu gefällt mir sehr. Ungewöhnlich, aber direkt zur Story passend.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Saramee
Montbron-Blog
Geschrieben 04 August 2023 - 15:58
Bei Die Welt in guten Händen fand ich recht deutlich zu sehen, dass ich Handlungen und Motivationen erleben und nicht einfach vorgesetzt bekommen möchte.
Genau das ist der Hauptgrund bei mir für Lektüre-Abbruch, sowohl bei Kurzgeschichten als auch bei Romanen, Novellen, Hörbüchern, you name it
Das Problem der Geschichte ist tatsächlich, dass die Figuren im Grunde Platzhalter für die Kritik an Ausbeutung der Natur sind.
Was die informierte Gesellschaft angeht: Ich habe eher den Eindruck, als ob genügend Informationen über Missstände vorliegen. Aber die meisten Menschen wollen lieber nicht wissen, warum ihre T-Shirts so billig sind, oder warum der Erzabbau in der dritten Welt so geringe Kosten verursacht.
Die geringe Nahbarkeit der Figuren in der Geschichte ist sicher ein weiterer interessanter Aspekt. Ob wir uns mit Figuren identifizieren, ob wir uns einfühlen, hängt ja von vielen Dingen ab, nicht zuletzt auch von unserem eigenen Hintergrund. Dieser Text ist nicht daraufhin optimiert, Anknüpfungspunkte für Empathie und Identifikation anzubieten. Verglichen mit anderen, durchaus beliebten Texten in verschiedenen Genres, bietet er aber auch nicht ungewöhnlich wenig Anknüpfungspunkte an. Es ist nur kein Aspekt, mit dem er hervorsticht.
Ja, es gibt heute schon viel verfügbare Information und es kommt öfter vor, dass wir versuchen, innere Konflikte in Bezug auf unser Verhalten durch Verdrängung und Ablenkung aufzulösen oder zu vermeiden. Es gibt aber auch viel Desinformation. Wir erleben seit einigen Jahrzehnten einen Umbruch in den Möglichkeiten, die wir haben, uns zu informieren, und es tobt ein Kampf um die Deutungshoheit von Realität, um die Dominanz von Narrativen. Zu viele Menschen haben die nötigen Kompetenzen noch nicht erlernt, um sich adäquat orientieren zu können. Wichtig ist auch, ob nur Information über einen Missstand präsentiert wird, oder ob auch ein für die Informierten gangbarer Weg zu seiner Beseitigung erkennbar ist, am besten noch mit einem Anreiz. Und dann spielt natürlich auch eine Rolle, was wir hier zur Präsentation von Figuren erwähnt haben: Das Mitfühlen. Elend jenseits unserer Stammgruppen darf uns nicht gleichgültig bleiben. Die meisten von uns sind keine Egoisten, nur bleiben wir empathisch oft etwas unempfindlich, wenn zu wenig geeignete Anknüpfungspunkte mitpräsentiert werden, was im hier besprochenen Text spürbar wird.
Bearbeitet von Christian Hornstein, 04 August 2023 - 15:59.
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