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EXODUS Nr. 48 (07/2024)

Exodus Science Fiction Magazin 2024

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94 Antworten in diesem Thema

#91 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 03 September 2024 - 18:12

Jetzt habe ich die neue EXODUS auch angefangen.
 
Hier die ersten Lesefrüchte und wie sie mir mundeten:

Editorial
Inhalt: Die Redaktion freut sich über insgesamt drei Kurd-Laßwitz-Preise für Exodus. Und sinniert über das Thema „KI und Kunst“ und über das alternde Kollektiv.
Fazit: Die wohlverdiente Freude sei ihnen alles gegönnt. Die Jubi-Ausgabe 50 werden sich René & Co nicht nehmen lassen. Was danach passiert – vielleicht macht Exodus selbst einen?

unssere Seite 3“: Aldous Huxley – Zitat
Voll auf die Zwölf! Der Mann muss ein Zeitreisender aus unserer Zukunft sein.

Christian Endres: Wichtig ist nur, was die Leute glauben (I: Frank G. Gerigk)
Inhalt: Die Ich-Erzählerin holt ein illegales Crypto-Wallet aus einer ebenso illegalen Serverfarm, als sie und ihre Komplizen von einem SEK überrascht werden. Die IE entkommt auf ihrem Fahrrad und schüttelt mit Hilfe verbündeter Widerständler sogar eine Drohne ab. Dann findet sie sich vor der Klimaschutzbehörde wieder, wo sie den Crypto-Stick übergeben soll. Ist sie in eine Falle geraten?
Fazit: Voll rein in die Handlung und bis zum Schluss mit Vollkraft in die Pedale getreten. CE kann schreiben, die Routine merkt man der Story an. Das Ende, so nett es ist, erscheint mir nicht 100% überzeugend.
Frank Gerigks Illu mit der Fahrradkurierin und der Drohne sieht man den KI-Ursprung an. Leider.

Wolf Welling: Der Zähler und der Monolith (I: Gerd Frey)
Inhalt: Ein beamteter Zähler reist mit seinem Raumschiff auf einen Planeten, auf dem sich ein rätselhafter Monolith befindet. Bei einer Zeremonie der Eingeborenen öffnet sich der Monolith, die Siedler treten ein und verschwinden. Der Zähler will ihnen nachgehen, als er einer Personalisation seiner KI Kiri begegnet.
Fazit: Viele nette Details, das Innenleben des zahlen- und faktenorientierten Zählers gut wiedergegeben. Die Katharsis am Ende kommt etwas zu schnell. Was die Erinnerungen an den Massenselbstmord auf Artemis IV sollen, hat sich mir nicht erschlossen.
Gerd Freys Illu zeigt den Monolithen inmitten einer felsigen Landschaft mit geradezu greifbarer Textur des Bodens. Was die Wabenstruktur am Himmel soll, verstehe ich nicht, mag sie aber sehr.

Roland Grohs: Geisterbahn (I: Oliver Engelhard)
Inhalt: Der Kopf eines älteren wurde auf den Körper eines jüngeren Mannes transplantiert. Noch hat die Chimäre Koordinationsprobleme. Da führt ihn der Chefarzt zu anderen Patienten – den siamesischen Drillingen, die sich um den Originalkörper beißen und die unsterbliche Göttin, die nur noch in ihrer virtuellen Welt Heldentaten vollbringt.
Fazit: … und am Ende ist unser Held reif für die Reha. Ja, ganz eindrücklich. Aber warum sollte der Chefarzt unserem offenbar nicht besonders besonderem Helden die anderen Patienten zeigen – noch dazu ohne deren Einverständnis. Die Story lässt den Leser mit chronischem Achselzucken zurück.
Engelhards buntes Panoptikum soll wohl die virtuelle Welt der Göttin zeigen. Die Figuren wirken z.T. etwas unbeholfen gezeichnet, die Proportionen stimmen nicht immer. Aber das wirkt gewollt und nicht nur deshalb gefällt das Bild.
 

Zwischenfazit: Bei den Stories ist noch nichts dabei, was mich vom Hocker reißt, aber auch kein Vollausfall.

Von den Iluustrationen gefällt mir Gerd Freys Monolith allerdings richtig gut.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

 

Gruß

Ralf


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ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
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#92 Christian Hornstein

Christian Hornstein

    Giganaut

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Geschrieben 07 September 2024 - 13:58

Mach meiner Netzpause steige ich mal wieder ein und schaue, ob ich diese Fragen beantworten kann. Ich finde es gar nicht schlimm, sowas zu fragen, solange nicht erwartet wird, dass ich in jedem Fall die Zeit für eine ausführliche Antwort aufbringen kann. Ich muss den Text dazu nämlich nochmal lesen, weil es einfach nun schon so lange her ist.

 

...

 

Ich war auch aufgrund von Umzug in einer Pause und melde mich kurz aus einer seltsamen Kartonwelt, in der ich zurzeit lebe. Vielen Dank für Deine Mühe! Ich soll ja nichts weiter dazu sagen.  B-)


Bearbeitet von Christian Hornstein, 07 September 2024 - 13:59.


#93 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

    Temponaut

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Geschrieben 08 September 2024 - 19:11

Ach von mir aus kannst du schon was sagen, weil mich interessiert, was du aus meinen Zeilen machst. Mir wäre halt lieb, wenn wir uns nicht in "ja, aber"-Schleifen drehen würden, du also nicht in die Position kommst, deinen Text zu verteidigen.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 08 September 2024 - 19:11.

Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#94 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 08 September 2024 - 19:57

Ich denke auch, allmählich ist es hier ruhig genug, dass wir etwas mehr Details wagen können. So lange es freiwillig bleibt, ob wir uns dann tiefer dazu äußern, natürlich ;-)

Aber ich lese gern euren Austausch mit!

Podcast: Literatunnat

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#95 ShockWaveRider

ShockWaveRider

    verwarnter Querulant

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Geschrieben 12 September 2024 - 06:52

Bei einer Story bin ich mal faul und poste das, was Christian schon ganz hervorragend ausgearbeitet hat.
Ich schließe mich seinen Ausführungen uneingeschränkt an.
 

Ja, genau, wobei ich glaube, dass Roland Grohs nicht objektifizieren oder jemanden reduzieren wollte, letztlich aber genau diesen Eindruck erweckt aufgrund der stereotypen Darlegung.

Das weiße Zelt
von Michael Schneiberg


Halbwegs konsequent und einfühlsam aus der Perspektive eines Kindes und mit vielen Alltagselementen aus dem Leben einer Familie zur Plausibilisierung des Settings erzählt uns die Hauptfigur von einem klassischen Pandemie-Szenario, das wir leider alle aus eigener Anschauung gut kennen, wenn auch in recht verschiedenen Varianten und die meisten von uns nicht in der Dramatik, die in der Geschichte entfaltet wird. Ich finde, man merkt es dem Text an, dass er aus genau diesen Erfahrungen schöpft. Die Beschreibungen unterscheiden sich nur in relativ geringfügigen Details von dem, was wir unter Corona erlebt haben. Der Virus, um den es im vorliegenden Text geht, wirkt auf kognitiv, und zwar auf die Sprachzentren. Das ist nicht ganz neu im SF-Genre (siehe z.B. der zunächst letzte Film New Kingdom aus der Reihe Planet der Affen) und erhält hier leider keine originelle Vertiefung, auch wenn die Überlegungen des Kindes zum Einfluss der Namensgebung von Dingen auf die Natur der Dinge und unsere Haltung zu ihnen ein nettes Leitmotiv ist, das sich am Schluss mit der Viruswirkung verbindet. Das Sprachthema wirkt eher wie eine Metapher für die Änderung der Lebenswelt der Menschen durch die Pandemie. Insofern hätte die Geschichte auch nicht unbedingt SF sein müssen.

Illustration von Dirk Berger
Die Illustration von Dirk Berger bietet ein zur Geschichte passendes Motiv: Ein einsam wirkendes Kind, das allein vor dem weißen Zelt mit dem Zeichen für Biohazard sitzt. Man sieht es von hinten, was Projektionen zu seinem Gesichtsausdruck/Gemüt zulässt, vor einem übergroß wirkenden Zelt mit schwarzem, undurchdringlichem Eingang. Das Sonnenlicht fällt von links auf das Kind und verleiht ihm eine Art Gloriole, ein Sinnbild für das Besondere und Gute, das es in der düsteren Welt darstellt. Der Stil ist einem Acrylgemälde mit groben Pinselstrichen nachempfunden, wahrscheinlich nicht wirklich gemalt, sondern ein Filter, vielleicht auch das nachbearbeitete Bild einer Graphik-Assistenz, jedenfalls deuten manche Details darauf hin.

 

Kleine Anmerkung: Den Einstieg mit dem gewollt alternativen aber gekonnt eher spießigen Familienleben mit den Selbstverwicklungsversuchen beider Eltern und der Arbeit des Vaters fand ich zunächst langweilig und uninteressant. Dann kam der letzte Satz des ersten »Kapitels«: »Meine Mutter hätte sicher noch weitere Kinderbücher illustriert, wäre meine kleine Schwester nicht so plötzlich und grausam am Virus gestorben.« 

Wumm! Das haute richtig rein. Und danach hatte Michael mich gefesselt. 

 

Yvonne Tunnat: Besuch für die Astronautin (I: Uli Bendick)
Inhalt: Alterspflegerin Jenny besucht, wie jeden Tag, die greise Astronautin Karla, Pflegling und Jennys Freundin. Doch heute hat sie Besuch. Karla wird abgeholt von ihrer 40jährigen Astronautenmutter, die von einer längeren Weltraummission zurückgekehrt ist.
Fazit: Ganz stimmungsvoll eingefangen, vor allem Jennys facettenreiche Gefühle für Karla, aber die Zeitdilatations-Pointe ist doch etwas abgestanden. Dafür gab es selbst in dieser kurzen Story zuviel Zierrat. Schön wäre es, wenn der Text das Anfangskapitel eines Romans würde, in dem die Problematik einer zweimaligen Mutter-Tochter-Beziehung verhandelt würde. (Jennys Eifersucht könnte gut als dramaturgischer Treiber in einem klassischen Drama-Dreieck dienen.)
Uli Bendicks Illu zeigt Karla und ihre Mutter von hinten vor einem Astronautenhelm auf einem Sessel vor einem blauen Planeten. Sehr symbolisch, sehr passend und ästhetisch ansprechend.

Uwe Hermann: Ein Stückchen Erinnerung (I: Nicole Erxleben)
Inhalt: Ein Astronaut erwacht, in einem Raumanzug in den Weiten des Alls treibend. Ihm wird bewusst, dass er eine Katastrophe überlebt haben muss, aber ohne Aussicht auf Rettung. Schließlich gibt es Funkkontakt mit Wissenschaftsoffizier Caroline, die ihm aber weder die Namen seiner Töchter noch die genaue Unfallursache mitteilen kann. Doch genau darauf kommt es gewissen Personen an.
Fazit: Ich mag ja solche Szenarien, wenn ein Astronaut einsam im All seinen sicheren Tod erwartet (z.B. Andreas Eschbach »Die Wunder des Universums«, Matthias Falke »Boa Esperança«). Die Gedanken des Raumschiffkommandanten an seine Familie sind sehr einfühlsam beschrieben. Die wohlbekannte Pointe ist hier passend und gut eingebunden.
Nette Stilblüte (S. 47, links, Z. 14-17): »Es schien, als hätte sich mein Verstand schon mit der Tatsache abgefunden, auch wenn mein Kopf sie noch nicht hatte wahrhaben wollen.«
Nicole Erxlebens comicartige Illustration passt und gefällt.

Comic:
Volker Dornemann: Volkertoons‘ STEINE

S. 48: Die Steine bewundern einen steinigen roten KI-Quader. Den Witz habe ich wohl verpasst.
S. 81: Endlich lüftet mal jemand das Geheimnis von Stonehenge. Und das ist richtig süß.

Lothar Bauer: Kunst und KI (Galerie-Einleitung)
Der Künstler stellt sich selbst und seine künstlerische Herangehensweise mit und ohne KI in der dritten Person vor.
Fazit: Und das macht Lothar richtig gut. Interessant und informativ.

Lothar Bauer: »die Galerie«

Diese Explosionen aus Farben, Technik und Aliens, oftmals mit einer gehörigen Portion Pathos aufgetragen, sind genau die Bilder, die mich als etwa 10jähriges Kind zum Science-Fiction-Fan gemacht haben. Ich bin von fast allen Bilder überwältigt, insbesondere von der Verschlingung der Dimensionen in »Verwerfung« und dem perspektivischen Sog in »Inwards Radiant«. Trotz dieser quantitativ und qualitativ überwältigenden Ernte habe ich ein Lieblingsbild: »Cor«. Dieses Wesen, das pflanzliche, tierische und maschinelle Elemente vereinigt, fasziniert mich total.
Auf die Plagiatsvorwürfe gegen Lothar gehe ich an dieser Stelle nicht ein, möchte sie aber nicht unerwähnt lassen.

Maria Orlovskaya: Slide Machine (I: Jan Hoffmann)
Inhalt: Jesse versucht, ihrem schlechten Leben, insbesondere dem Frauenschläger Alec, mit dem sie in einer toxischen Beziehung lebt, durch einen Wechsel in ein Paralleluniversum zu entkommen. Solche Transsitionen sind illegal. Aber sie findet einen Anbieter und geht den Schritt. Im neuen Universum kennt Alec sie noch gar nicht. Aber der Übergang ist nicht einseitig. Und er steht prinzipiell allen offen.
Fazit: Grundidee großartig, sehr eindrücklich beschrieben, wenngleich für meinen Geschmack zu viele historische Details der Beziehung aufgearbeitet werden und zu viele Nebenfiguren eingeführt werden. Insgesamt bleibt es aber spannend, die Pointe sitzt.
Jan Hoffmanns collagenhafte Vignetten visualisieren den Übergang zwischen den Universen. Ganz dekorativ, spricht mich aber kaum an.

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 12 September 2024 - 06:54.

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Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!

  • (Buch) gerade am lesen:C.J. Cherryh "Pells Stern"; I.Bachmann, M.Frisch "Der Briefwechsel"
  • (Buch) als nächstes geplant:M. Labisch (Hg.) "Strandgut"



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