Per
Das mit den Sonderpreisen ist echt schwierig. Ein Kandidat wird vielleicht 3x genannt und ist nominiert, einer nur 2x und dann letztlich eben nicht. Das liegt in der Natur des Verfahrens des Preises.
Man sieht ja auch, dass offenbar keine Hard SF-Fans mit nominiert haben. Dabei verkaufen sich die Morris, Petersons und Trees zigtausendfach. Und kein einziger dieser Romane findet sich auf der Nominierungsliste. Wohlgemerkt geht es dabei zunächst nicht um eine irgendwie sachlich bewertete oder von Rezensenten einigermaßen neutral ermittelte "Qualität". Sondern nur darum, wer einen Vorschlag einreicht und wer nicht.
Die vielen, vielen Morris-Fans sind halt keine "SF-Schaffenden" und stehen nicht auf Udos Liste. Interessant in dem Zusammenhang ist auch der (ebenfalls nominierte) Artikel von Michael Wehren im SF-Jahr. Er hat da auch zig SF-Autorx befragt. Nicht die Leser. Tja, gibt es zwei deutsche Sciencefictions? Advocatus Diaboli würde von zwei Blasen sprechen. Die eine, die "Schaffenden", klopfen sich beim KLP gegenseitig auf die Schulter. Die andere ist 100x größer und verschlingt einen Weltraum-Roman nach dem anderen. Und man kann nun wirklich nicht sagen, dass die alle schlecht oder altmodisch sind. Bei Morris treten auch mal blinde oder queere Hauptfiguren auf und auch soziale oder politische Aspekte kommen vor. Dass literarischer Anspruch und kommerzieller Erfolg einander nicht bedingen, ist natürlich keine Neuigkeit. Aber mir kommt das hier schon fast wie ein tiefer Graben und absichtliches, gegenseitiges Ignorieren vor. Was ja auch ein bisschen schade ist.
Perfekt zusammengefasst, denke ich :-) - finde ich übrigens auch schade. Der Seraph gefällt mir deshalb auch besser. Sowohl von den Kategorien, als auch von dem Einreichungsprozess her. Allerdings schätze ich Udo Klotz sehr.
Ich weiß, dass da keiner drüber redet, aber gerade in der Verlagslandschaft, das ist meine Erfahrung und wird mir nicht selten auch so zugetragen, herrscht unter Autoren nicht selten ein gewisses Beißverhalten. Das gilt nicht für die Supererfolgreichen, die in anderen keine Gefahr für sich sehen, aber durchaus für die "Mittelschicht", wo dann auch schnell mal Autoren nominiert werden, die ihnen nicht gefährlich werden können. Ich finde das sehr schade und glücklicherweise geht es in der Indie-Szene der deutschen SF größtenteils anders und äußerst kooperativ zu (die SF-Autoren-Bubble ist da allerdings auch eher die Ausnahme).
Bearbeitet von Joshua Tree, 21 März 2025 - 12:11.