So, zunächst mal sorry, dass ich mich derzeit nicht reger am Lesezirkel beteiligen kann. Nicht dass ich keine Zeit hätte, es ist nur computertechnisch gerade kaum möglich, so dass ich meistens gerademal zum E-Mail-Abrufen komme. Ab kommenden Freitag wird sich dieses Problem erledigt haben. Da der Comp gerade für ca. 30 Min frei ist, möchte ich mich nicht länger mit Erklärungen aufhalten. Daher nachfolgend bunt gemischt ein paar Anmerkungen:
Holger said
Ich war doch sehr von der Schilderung der Totenstadt überrascht. Ist das wirklich war? Werden dort tatsächlich Bewohner mit ihren Sat-Schüsseln geduldet?
Ja, die existiert wirklich und erfreut sich unter Touristen (und Zuwanderern) großer Beliebtheit. Discovery Ägypten schreibt:
Im Osten Kairos erstreckt sich die in der islamischen Welt einmalige Totenstadt, in jener die Sultane der Mamluken neben herrlichen Grabmoscheen und Mausoleen auch Wohnhäuser für Grabbesucher und Familienangehörige sowie Unterkünfte für Mitglieder religiöser Orden anlegen ließen. Es scheint, daß sich hier in der engen Verbindung zwischen Lebenden und Toten die Tradition des altägyptischen Totenkults fortgesetzt hat. Heute deuten Fernsehantennen über Grabbauten oder auch einmal eine Wäscheleine zwischen Grabsteinen auf ein ungestörtes Verhältnis zu den Toten hin: Etwa 250.000 Menschen haben sich mit Häusern, Läden und Werkstätten eingerichtet zwischen Kuppelbauten und einfachen Gräbern. Was in den 20er Jahren als "illegale Besetzung" begann, ist heute ein dicht besiedeltes Armenviertel, das längst an die Wasser- und Stromversorgung angeschlossen ist. Mit ihren gewachsenen Strukturen ist die Totenstadt heute angesichts der Wohnungsnot in Kairo keinesfalls das schlechteste Wohnviertel.
Rusch said
satte Themaverfehlung (...). Ich würde den Roman vollends dem Horror Genre zuordnen und finde eigentlich gar keine SF Elemente. Oder liege ich falsch?
Ich fürchte ja ...

Es ist tatsächlich nichts so, wie es scheint. Die ersten Aha-Effekte werden jedoch erst in Teil 4 eintreten. Ich erhielt Feedback von Lesern, die Anfangs auch an Etikettenschwindel glaubten. Dann hatten sie sich so an die mystisch-phantastische, horror-artige Atmosphäre gewöhnt, dass sie vom SF-Aspekt in der zweiten Buchhälfte regelrecht überrumpelt wurden. Dass die Duat nicht das ist, was sie zu sein scheint, merkt ein Leser spätestens auf Seite 308 ... Aber auch dann muss man sich noch ein wenig gedulden, bis es zu ersten Offenbarungen kommt.
molosovsky said
Das mit den Schlampereien von Bastei evoziert so ein hammerschweres Wort bei mir: »Arbeitsethos«. – Kann mir gut vorstellen, daß es einen ganzen Schwung Leute gibt, die mit mehr Ehrgefühl und Teilnahme (ergo: Sorgfalt) dem Handwerk des Buchmachens nachgängen, als jene, die tätig waren beim Druck von »Morphogenesis«.
Hallo Alex! Nun, dass es Fließbandarbeit ist, brauche ich nicht zu betonen. Dummerweise ist der MORPH ein Buch in der SF-Reihe (im Volksmund gemeinhin "Schund" genannt), und bei deren Produktion herrscht offenbar nicht viel Verantwortung und kein großer Kontrollbedarf. Ich selbst wollte die korrigierten Satzfahnen unbedingt noch mal sehen, aber das Lektorat sagte, es bleibe leider keine Zeit mehr dafür, da der Drucktermin bereits um zwei Wochen überzogen wäre. Da die gedruckten Bücher jedoch schon Mitte April (also über vier Wochen vor Auslieferung!) bei Lübbe rumlagen, hätten es meiner Ansicht die zwei, drei Tage, die zur erneuten Überprüfung der Fahnen nötig gewesen wären, auch nicht mehr groß rausgerissen. Na ja, Verlagspolitik.
Dave said
Der vorletzte Satz von Nekropalladium 3 erschließt sich mir auch nach mehrfachem Lesen nicht, da stimmt vielleicht etwas nicht.
Doch, der stimmt und steht genau so da, wie ich ihn haben wollte. Man sollte natürlich begreifen, um was es sich bei dem "Ungetüm" und dem "Ding in seinem Inneren" überhaupt handelt ... :lookaround:
Skydiver said
Seine eigenen Leiden stehen dazu in keinem Verhältnis.
Nun, im zweiten Teil natürlich noch nicht. Das wäre auch zu früh ...
Nun, so weit, so gut. Ich könnte weitaus mehr kommentieren, aber ich muss gestehen: Bei Ende Teil 2 ist der Leser längst noch nicht weit genug, um das Gesamtkonstrukt zu begreifen. Die interessanten Diskussionen und Ansichten wird es m. E. erst ab Ende Teil 4, Anfang Teil 5 geben. Dann wird auch das Vorurteil vom Etikettenschwindel aus der Welt sein, hoffe ich.