Die Umfrage ist unsinnig. Zum einen scheint sie implizit von deutscher SF auszugehen. Wenn man aber englischsprachige SF dazu nimmt, wird die Prämisse mit den "deutlich mehr männlichen SF-Autoren" schnell problematisch (es dürften zwar auch in der englischsprachigen SF insgesamt mehr Männer sein, aber SF-Autorinnen sind seit den 1970er-Jahren ein wichtiger Faktor. Man schaue sich nur einmal die wichtigen internationalen SF-Preise der letzten Jahre an).
Die Fragen 9 bis 12 sind in dieser Form ohne jede Aussagekraft. Bei 9 muss man ein konkretes Buch einer Autorin angeben; in den folgenden Fragen soll dieses Buch mit einem imaginären eines männlichen Autors verglichen werden. - Also: Ja, ich habe ein Buch einer SF-Autorin gelesen, nämlich The Dispossessed von Ursula K. Le Guin. - "Wie würdest du dieses Buch eines weiblichen Autors im Verhältnis zu männlichen Autoren bewerten?" - Tja. The Dispossessed ist eines der grossen Meisterwerke des Genres und wenn ich dieses mit einem Meisterwerk eines männlichen Autors vergleiche - von denen es nicht allzu viele gibt, da Meisterwerke selten sind -, dann sind die wohl "gleich gut", wenn ich es aber mit einem schwächeren Buch eines männlichen Autors vergleiche - von denen es sehr viel mehr gibt -, dann ist es besser. Ääähhh †¦
Hallo nichzuglauben, ich muss Simifilm in seiner Kritik leider zustimmen. Einen solchen Fragebogen zu erstellen, ist technisch sehr leicht. Für eine Arbeit, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten soll, kommt es aber auf die genaue Konzeption und Formulierung von Fragen und Antworten an. Du verschenkst eine Menge Potential und wirst vieles nicht sinnvoll auswerten können. Ich möchte dich neben Simifilms Kritik, die ich teile, noch auf Weiteres hinweisen. Bitte versteht das als anregende, nicht als vernichtende Kritik. (Zur Einordnung: Ich bin Linguist und Sprachdidakt, arbeite auch immer mal wieder mit vergleichbaren Fragebögen und berate dazu z.B. in Kolloquien.)
- Du untersuchst das Leseverhalten unter einer geschlechtsbezogenen Fragestellung, verwendest aber eine sehr unübliche und für eine Untersuchung durchaus problematische Form geschlechtergerechter Sprache. Es fällt z.B. auf, dass du bei der Abfrage des Geschlechts (Frage 2) von wenigstens drei Geschlechter ausgehst, in Bezug auf SF-Autor*innen aber nur von zweien. Das ist nicht konsistent. Du nennst Frauen, die SF-Schreiben, "weibliche Autoren", und Männer, die dasselbe tun "männliche Autoren". Warum gehst du hier über den Umweg des generischen Maskulinums, um es dann doch wieder zu geschlechtsspezifisch attributieren? Warum nicht einfach Autoren und Autorinnen? Du verwendest bei Frage 4 das generische Maskulinum, ohne zu klären, dass du es verwendest. Die Studien, die es dazu gibt, weisen in dieselbe Richtung: Du triggerst damit, dass die Befragten männliche Namen eintragen werden. Wenn du das (untersuchen) willst, alles bestens. Andernfalls: Formuliere die Frage um und überlege nochmal genau, wie sich Geschlechtlichkeit bei einer solchen Untersuchung gut in Sprache fassen lässt. Das ist - egal, was man von einer Notwendigkeit von geschlechtergerechter Sprache hält - nicht trivial, weil es deine Ergebnisse beeinflusst.
- Überdenk nochmal Frage 7 samt Antworten. Du fragst danach, ob den Befragten schon ein von dir suggerierter empirischer Fakt aufgefallen ist. Deine Antworten zielen aber abhängig von dieser Wahrnehmung auf eine Positionierung dazu. Hier korrespondieren Frage und Antworten nicht. Vermutlich musst du dazu mehrere Fragen erstellen, nach dem Motto: "Wenn ja, ..." und "Wenn nein, ..."
- Frage 8: Wenn ich Autorinnen kenne, aber mir deren Name nicht einfällt, sondern vielleicht nur deren Buchtitel, ist es so, als ob ich keine kennen würde. Ist das deine Absicht?
- Fragen 10 und 11 sind nicht zu beantworten. Hier teile ich Simifilms Kritik, möchte aber auch weitergehend festhalten, dass man ein Buch nicht mit einer Gruppe Menschen vergleichen kann. Wo sollte da der Vergleichspunkt sein (Ein Mensch hat kein Cover ...)? Hier musst du unbedingt exakter formulieren.
Bitte versteh das alles als Impulse zu einer Überarbeitung, damit die Arbeit, die du dir machst, sich auch lohnt.
Entscheidend erscheint mir übrigens auch, dass du, solltest du es noch nicht getan haben, einmal überlegst, woran Leserinnen und Leser eigentlich erkennen sollen, welches Geschlecht die Autorinnen und Autoren haben. Eigentlich geht das doch nur über die Autorschaftsinszenierung, zu der natürlich auch schon immer Pseudonyme gehören, die wiederum nicht selten aus gesellschaftlichen oder marktwirschaftlichen Gründen das Geschlecht verschleiern. James Triptee ist so ein Beispiel. Hast du daran schon gedacht? Wie gehst du damit um? Das würde mich echt sehr interessieren.