Star Wars - Das Erwachen der Macht
George Lucas, der Schöpfer von „Star Wars“, dem „Krieg der Sterne“, ist nicht mehr an Bord, und doch ist er allgegenwärtig. Denn anders als Lucas selbst, der es mit den drei Prequel-Filmen (zwischen 1999 und 2005) nur bedingt geschafft hat, an die Magie seiner Original-Trilogie - von „Eine neue Hoffnung“ (1977) über „Das Imperium schlägt zurück“ (1980) bis hin zu „Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) - anzuknüpfen, schafft das J.J. Abrams praktisch mühelos. Dafür muss er in Episode VII, „Das Erwachen der Macht“ betitelt, nicht viel mehr tun, als Geist, Machart und auch Story von Lucas†˜ erstem Star-Wars-Film so weit als möglich zu kopieren. Damit geht der Regisseur, der ja auch für den erfolgreichen Neustart des Star-Trek-Universums verantwortlich zeichnete, weitgehend auf Nummer sicher: Der Disney-Konzern bekommt seinen gewünschten Blockbuster, nach ersten Prognosen wohl den erfolgreichsten Film aller Zeiten, die alten Fans freuen sich nicht nur über ein Wiedersehen mit beliebten Figuren, sondern auch über viele weitere vertraute Elemente und müssen sich nicht über unliebsame Überraschungen ärgern, und auch die neuen Zuschauer werden mit der universalen Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse samt mächtigem Effekte-Spektakel prima unterhalten.
Wir erinnern uns: Am Ende von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ sind die Rebellen siegreich, der Todesstern ist zerstört, der Imperator und Darth Vader sind tot. Mehr als dreißig Jahre später ist davon nicht viel geblieben, das Imperium nennt sich jetzt „Erste Ordnung“ und der Oberste Anführer Snoke (Andy Serkis) macht unverdrossen Jagd auf den Widerstand. Rebellen-Generalin Leia Organa (Carrie Fisher) schickt ihren besten Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) auf die Suche nach einem Hinweis, der sie zu ihrem verschwundenen Bruder Luke Skywalker (Mark Hamill), dem letzten Jedi, führen soll. Dameron kann die gesuchten Daten in seinem Droiden BB-8 verstecken, ehe er von Kylo Ren (Adam Driver), der auf der dunklen Seite der Macht steht, gefangen genommen wird. Das bringt die Schrottsammlerin Rey (Daisy Ridley) und den abtrünnigen Sturmtruppler Finn (John Boyega) ins Spiel, die schon bald zusammen mit Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew) im „Millennium Falcon“ auf der Flucht vor der Ersten Ordnung sind.
Nein, die Handlung schlägt keine neuen Pfade ein und auch die vermeintlichen Geheimnisse, die die neuen Figuren mit sich herumtragen, sind schnell durchschaut. Und ja, der Film kommt ein wenig schleppend in die Gänge, weil er sein Augenmerk eben nicht darauf richtet, den Zuschauer durch eine fesselnde, flott erzählte Geschichte in den Bann zu schlagen, sondern ihn viel lieber mit geschickt platzierten, wohl vertrauten Elementen des Star-Wars-Universums gefangen nimmt. Wer etwas bahnbrechend Neues erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht, aber darum ist es ja auch in den früheren Filmen nie gegangen, vielleicht von der Optik einmal abgesehen. Die ist auch hier prächtig, für die zahlreichen Weltraumschlachten und Lichtschwertduelle lohnt sich auch der Aufpreis der 3D-Fassung. Wichtig im Vergleich zur Prequel-Trilogie, speziell zur oft kritisierten Episode I, „Die dunkle Bedrohung“: Der Humor wird richtig dosiert, gerade Han Solo sorgt immer wieder für ein Schmunzeln, ohne dass deshalb infantiles Geblödel àla Jar Jar Binks notwendig würde. Insgesamt stimmt die Mischung, „Das Erwachen der Macht“ ist eine zufriedenstellende, unterhaltsame Wiederbelebung der Star-Wars-Saga und gibt den Machern dank des schon jetzt feststehenden Erfolgs die Chance, mit den weiteren Filmen - vor der regulären Fortsetzung (2017) wird kommendes Jahr mit „Rogue One“ in die Vergangenheit zwischen Episode III und IV zurückgeblickt - auch gerne mal ein bisschen mehr auf Risiko und Innovation zu setzen.
(7 Sternchen)