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Lennardt M. Arndt: Die Buschklepper

Geschrieben von Petra in PetraHartmann, 11 August 2025 · 326 Aufrufe
Bücher - Abenteuer, Karl May und 2 weitere...

Old Surehand ist den meisten Karl-May-Fans bekannt als zielsicherer Westmann, der mit der Hilfe Winnetous und Old Shatterhands seine Familie sucht und findet. Inzwischen hat der Held einer Karl-May-Trilogie einen weiteren Biografen gefunden, der die Vorgeschichte der bekannten Abenteuer schildert: "Die Surehand-Story" nennt Lennardt M. Arndt sein Western-Epos, von dem unter dem Titel "Die Buschklepper" inzwischen bereits der zweite Teil erschienen ist. Weitere Abenteuer sollen folgen.
Leo Bender, der sich im ersten Band, "An den Ufern des Nebraska", von Old Firehand getrennt hatte, macht sich nun auf eigene Faust auf die Suche nach seiner Familie. Begleitet wird er von seinem Blutsbruder, dem Pawnee Sakuruta, der ihn auf der Reise unterstützen will. Allerdings ist dies für den jungen Häuptlingssohn nicht ganz ungefährlich, denn es geht in Gegenden, in denen die Pawnees nicht gerade beliebt sind. Sakurutas Versuche, sich als Delaware auszugeben, werden von weißen und roten Gesprächspartnern meist schnell durchschaut, von freundlichen Menschen mit einem wohlwollenden Augenzwinkern abgetan, doch die Begegnungen mit den Cheyenne und vor allem den Kiowa sind extrem gefährlich und verlaufen beinahe tödlich. Wobei sich die beiden Helden mehrfach geschickt aus der Affäre ziehen können. Obwohl beide ausgesprochen kampferprobt und tüchtig im Gebrauch ihrer Waffen sind, sind es zumeist intelligente Ideen und entschlossene Überraschungsaktionen, durch die Sakuruta und Surehand die Situationen für sich entscheiden können.

 

Buschklepper rauben, morden und plündern

 

Bei den titelgebenden "Buschkleppern" handelt es sich um marodierende Horden von Landstreichern, die mit Raub, Mord und Plünderungen den Westen unsicher machen. Der Autor bezeichnet damit Banden, die auch unter dem amerikanischen Namen "Bushwhacker" bekannt geworden sind. Karl May hatte solche Banden seinerzeit als "Tramps" bezeichnet.
Vor allem einer dieser Buschklepper, der von Surehand und Sakuruta vor dem Martertod bei den Kiowas gerettet wird, spielt im Roman eine tragende Rolle. Der Kerl ist ein Ausbund von Bosheit, Selbstgerechtigkeit und Undankbarkeit, der die Schuld für alles, was in seinem Leben schiefgelaufen ist, bei anderen sucht. Dass er die beiden Helden nach seiner Befreiung nicht einmal eines kleinen "Dankeschön" würdigt, ist nur der Beginn einer Kette von Auseinandersetzungen. Für Surehand besonders unangenehm, da der Bandit zu seiner geliebten Stephanie in einem sehr engen Verhältnis steht.

 

Begegnung mit Tangua

 

Wie bereits im ersten Band begegnet Surehand auch diesmal einigen Charakteren aus dem Kosmos Karl Mays, allen voran dem zu diesem Zeitpunkt noch gehfähigen Kiowa-Häuptling Tangua, der allerdings jetzt schon einen ziemlich miesen Charakter offenbart. Sehr interessant sind die Bemerkungen des Autors im Nachwort zur Etymologie des Namens Tangua.
Außerdem lässt Arndt einige historische Charaktere auftreten und lässt Surehand einen Teil der amerikanischen Geschichte beziehungsweise deren Folgen hautnah miterleben. Konkret erfährt der Leser etwas über die Ereignisse des "Bleeding Kansas" und der Frage, ob Sklavenhandel in dem Staat legitim sein sollte oder nicht. Eine blutige Auseinandersetzung, an der, wie hier gezeigt, ganze Familien zerbrachen. Auch einige historische Häuptlinge treten auf oder werden erwähnt, und Sakuruta gewinnt aus zahlreichen Begegnungen die Idee, Frieden zwischen allen indianischen Völkern zu stiften. Eine große Aufgabe, an der auch Winnetou gescheitert ist ...

 

Gut recherchiert, flüssig erzählt, zu viele Fußnoten

 

Arndt hat erneut ein spannendes und gut recherchiertes Abenteuer abgeliefert, das durch historische Details und Bezüge auf Mays Werk punkten kann. Das Buch ist recht flüssig geschrieben, ließe sich allerdings noch angenehmer lesen, wenn der Verfasser seine Liebe zum Setzen von Fußnoten ein wenig zügeln würde. Vor allem im ersten Drittel wird man auf fast jeder Seite mehrfach aus dem Lesefluss herausgerissen und muss seine Augen gleichzeitig im Text und am Fuß der Seite haben.
Vielleicht wäre es günstiger, wenn die Hinweise "Siehe Band eins der Surehand-Story" entfallen würden und der Autor die indianischen Namen bei der ersten Erwähnung im Text übersetzen würde. Sehr hilfreich wäre es auch, wenn diese Übersetzung vorn im Personenverzeichnis zu finden wäre.
Sicher ließen sich die über 220 Fußnoten auf weniger als ein Drittel reduzieren, wenn Arndt sich auf Hinweise zu historischen Begebenheiten und notwendige Worterklärungen und Maßeinheiten beschränken würde. Dass der Autor einen gewissen historischen, wissenschaftlichen Anspruch geltend machen will und dies auch darf, bleibt unbenommen. Nur ist ein Roman keine Doktorarbeit.

 

Eine Suche, die nicht enden darf

 

Insgesamt zeugt Arndts Roman auf jeden Fall von großer Sachkenntnis und tiefer Einarbeitung in den Stoff, sowohl was Mays Romane als auch was den historischen Hintergrund betrifft. Aus den wenigen Hinweisen, die Surehand auf den Verbleib seiner Angehörigen hat, eine spannende und glaubwürdige Suche zu machen, den Helden nicht nur ergebnislos im Nebel herumstochern zu lassen und ihn doch nicht zum Ziel zu führen, das ist eine große Kunst, immerhin ist die Auflösung ja, wie May-Leser wissen, erst Old Shatterhand im letzten Band der Old-Surehand-Trilogie vorbehalten. Eine Suche also, die nicht enden darf. Und eine Gratwanderung, die Arndt in den ersten beiden Bänden hervorragend bewältigt. Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein.

 

Fazit: Spannender, flüssig geschriebener Abenteuerroman, gut recherchiert und von einem Autor, der sich auskennt. Lesenswert.

 

Lennardt M. Arndt: Die Buschklepper. Die Surehand-Story Band II. Berlin: epubli, 2023. 598 S., Euro 19,95.

 

Weitere Karl-May-Fortsetzungen:
Thomas Ostwald: Aufbruch ins Ungewisse

Thomas Ostwald: Auf der Spur

Thomas Ostwald: Der schwarze Josh
Axel Halbach: Blutige Schluchten
Klaus-Peter Walter: Sherlock Holmes und Old Shatterhand

Wolfgang Berger: Weißer Vater

Lennardt M. Arndt: An den Ufern des Nebraska
Bettina Schneider: Die Opfer des Apachen

 

© Petra Hartmann



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⊛⊛⊛ Forschung & Technik ⊛⊛⊛

Geschrieben von Ming der Grausame in The Palace of Terror: Ming the Merciless Strikes Back, 02 August 2025 · 99 Aufrufe
@ORFZeitimBild und 9 weitere...

 

 

 

Ab dem 25. August sollte es regulär weitergehen. Und bedenkt: Man kann nie genug Strand haben – STAY TUNED!!!

 

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"Der Himmel wird zur See" von Sven Haupt

Geschrieben von heschu in heschu's Blog, 13 Juli 2025 · 250 Aufrufe

Ich kenne nun schon ein paar Romane von Sven Haupt und stelle immer wieder fest, dass er die Fähigkeit besitzt, Personen, Gegenstände, Tiere, Metaphysisches und KIs auf eigenartige Weise zu verknüpfen. Heraus kommt ein Mischmasch der Dinge, das zwar nicht unbedingt glaubwürdig ist – die eigene Vorstellungskraft wird dabei manchmal arg strapaziert – trotzdem passt alles irgendwie zusammen.
"Der Himmel wird zur See" erschien im Juni 2025 im Eridanus Verlag, Bremen. Die Umschlagsgestaltung übernahm wieder Detlef Klewer.
Hannah Riley muss als Raumschiffpilotin zusammen mit dem Roboter Andy einen wichtigen Auftrag erledigen. Es geht, wie so oft, um das Überleben der Menschheit. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Hauptfigur erinnert mich stark an die in den anderen Romanen des Autors. Er wählt stets den unangepassten Typ, der massive eigene Probleme hat und dann noch mit Schwierigkeiten der besonderen Art zu kämpfen hat. Aber das macht ja die Quintessenz eines spannenden Romans aus.
Auch ist in den Werken immer jemand da, mit dem sich diese Figur einen verbalen oder gedanklichen Schlagabtausch liefert. Ich denke mal, das ist nötig, um den speziellen Humor (den ich mag) des Autors unterzubringen.
Alles in allem gefiel mir das Buch wieder gut.
Als Cover hätte ich wahrscheinlich keine Frau mit Waffe genommen; das impliziert für mich im ersten Moment nur pure Gewalt. Obwohl, wenn man den fast verträumten Blick der Frau näher betrachtet und die literarischen Sachen des Autors kennt, weiß man, der Roman wird anders sein als vermutet.
Weil dort drin auch Vampire auftauchen, hätte ich sicher einen bildlichen Hinweis dazu gegeben. Wenigstens einen klitzekleinen. Ein Vampirchen. Und wenn es nur in einer Ecke des Covers wäre.



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Hofmanns Leseliste von Pfingsten bis Mitte Juli 2025

Geschrieben von T.H. in Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten, 13 Juli 2025 · 1.945 Aufrufe
BESTIARIUM, Petra Hartmann und 4 weitere...

Urlaubs-Sommerzeit beginnt. Bei mir nur bedingt Lesezeit. Zwischen Pfingsten und heute – Mitte Juli – habe ich das „Wenigerlesen“ wohl auch schon geübt. So viel kam nicht zusammen, aber dafür für meine Begriffe insgesamt nur gute Sachen. Einmal getrieben durch Ereignisse (Wave-Gotik-Treffen und die Quasi-Lese-Challenge in Verbindung mit einem geplanten Sonderthema unseres SF-Fanzines NEUER STERN) und in Form von Wiederholungen habe ich mich durch meine Bibliothek, speziell den SUB-Teil gelesen. Wenn ich Bücher wiederholt lese, die ich 30 – 40 Jahre nicht angefasst habe, ist das fast wie ein erstes Lesen. Gut, dass ich zum Teil schon damals Notizen machte, die mir heute helfen nachzuvollziehen, was ich damals drüber dachte. Das hilft der Erinnerung wirklich auf die Sprünge und es ist für mich faszinierend nachzuvollziehen, wie sich meine Lektüreeindrücke ändern – oder auch nicht. Aber das nur am Rande. Hier meine Leselistenfortsetzung.
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Thomas Hofmann und Petra Hartmann: „Das intergalaktische Bestiarium“, 2025
Im Grunde ist das auch eine Zweitlesung. Habe die Geschichten alle schon mal gelesen, als sie fertig geschrieben vorlagen, in Manuskriptform. Und nun ist das Buch in der Welt.
Die ersten Texte waren wie die ersten Bilder, die extra für diesen Band entstanden sind, bereits 2021 da. Das ist schon wieder ein bisschen Zeit vergangen. Zuerst las ich sie voller brennender Neugier, was die Autorin wohl aus meinen Bildern gemacht hat! Hier ist es ja mal andersrum gelaufen: Erst waren da die Bilder, dann kam der Text. Petra hat auch schon darüber reflektiert, was ihr so durch den Kopf ging, als sie meine Zeichnungen sah – und vor der Frage stand, was ihr nun dazu einfallen soll.
Ich war jedenfalls immer sehr beglückt, als ich die Stories las. Klasse! Was man so aus Bildern rauslesen kann. Hätte ich mitunter überhaupt gar nicht so gesehen. Wenn man mich fragt, was ich mir dabei gedacht habe, hülle ich mich lieber in Schweigen. Manchmal war es echt einfach nur der Wunsch, eine Struktur aufs Blatt zu bringen. Mitunter sind es Schraffuren, die mich mehr interessieren, als äußere Formen.
Hier ein paar unmaßgebliche Gedanken nach dem Lesen:
„Das Tor zu allen Welten“ – eine meiner Allzeit-Lieblingsgeschichten ist „Die Tür in der Mauer“ von H.G. Wells und diese Story hier erinnerte mich sehr daran. Eine Hommage? Eine Geschichte über eine verpasste Chance, aus der der Protagonist seine Lehre zieht. Aber die Sehnsucht nach dem, was dahinter ist, ist überwältigend.
„Drachenreise“ ist eine Ode an das Leben; was diese Story mit einigen anderen des Bandes gemeinsam hat. Der Kreislauf des Lebens als lange Reise um den Planeten, ein schönes Bild (das mir, wenn ich recht drüber nachdenke, auch in etwa so vorschwebte, als ich die Bilder dazu zeichnete).
„Die Parasiten“ ist fast eine richtige Horrorstory geworden, halt so horrormäßig wie die SF von Lovecraft ist. Dies ist auch die einzige Story, in der unser Arbeitsprinzip mal umgekehrt wurde, d.h. ein paar Zeichnungen entstanden nach dem Text und eine nach einer verbalen Idee (Pels-Kragen-Krake) von Petra. Das schwere Thema wird durch den Ton, den Roderick in der Story anschlägt, erfrischend aufgelockert; die Figur hat die Lizenz zum Fluchen.
Was mich auch verblüffte, hier und bei dem einen oder anderen Text von Petra: wie sie verschiedene Zeichnungen, die im Grunde nichts miteinander zu tun hatten, unter einen Hut brachte.
„Das Tier der Unordnung“ zeigt, wie es unter dem sprichwörtlichen Sofa der Familie Hempel so aussieht – auf jeden Fall geheimnisvoller als man denkt. Ein Hoch auf das Chaos! Find ich gut. Mit den Sprichwörtern, oder Memes, geht es weiter mit „Der Wurzel“ allen Übels. Auch Pflanzen können einem echt das Leben schwer machen. Sollte man kaum glauben. Okay, weiß man seit den Triffids, aber mein kosmischer Riesenbaum erschien mir beim Zeichnen gar nicht so gefährlich. Na, wieder was gelernt.
„Der Leichtplanet“ ist im Grunde auch so ein archetypisches Ding für die phantastische Kunst. Schwebende Gesteinsbrocken sind nicht neu in der phantastischen Motivwelt, gebe ich gerne zu. Aber Petra hat dazu eine physikalisch stichhaltige Begründung gefunden, warum so eine Welt immer leichter wird. Oder etwa nicht?
Hach, mein „Sternendrachen“! Ja, auch so ein Lieblingsmotiv. Hier darf ich verraten, dass ich mich mitunter selbst kopiert habe. Mein eher metaphorisches Drachenwesen hat die Autorin auf einen deutlich rationaleren Boden der Tatsachen zurückgeholt, als ich mir dachte. Ist sehr okay, zumal die Melancholie, die so einem Motiv quasi innewohnt sehr gekonnt umgesetzt wurde. Es ist eine Geschichte vom Aussterben.
„Kammerjäger“ und „Erkunder“ sind – glaube ich – die ersten Texte gewesen, auch natürlich die ersten neuen Bilder. Da hatte ich beim Zeichnen durchaus den Gedanken im Kopf, eine Story erzählen zu wollen. Es gibt sozusagen kleine Bilderserien, die die Autorin gern aufgegriffen hat. So muss das sein. In den Stories wird noch fast am meisten von dem „Geschäft“ des Exobiologen erzählt. „Die Würmer“ fällt auch in die Kategorie, obwohl es nur eine Zeichnung ist. Für mich war hier aber total verblüffend, dass Petra sich auf ein Motiv / Tier konzentriert hatte, dass für mich beim Zeichnen nur Beiwerk war. Ja, so kann man das auch sehen.
„Der Savannenplanet“ war der letzte entstandene Text, oder? Auch ein ziemlich langer, mit einer Katze. Einer besonderen, weltenrettenden Katze. Sie wird als superniedlich usw. beschrieben, und dabei kann ich doch gar nicht „niedlich“ zeichnen. Aber na ja, so wird das halt gesehen. Sehr okay.
Gar nicht niedlich ist die „Die Bordspinne“. Hier wurden übrigens sämtlichst alte Grafiken von mir verwendet, Bilder aus der alten Aarachne-Zeit, So haben sie noch einmal einen schönen Rahmen erhalten und die Story hätte natürlich damals in den Nullerjahren auch gut und gerne in die Jubel-Anthologie des Aarachne-Verlages von Ernst Petz gepasst. Schöne Erinnerung – und eine schöne neue Erinnerung, die hier entsteht.
Ja, bin echt zufrieden mit unserem Werk. Wer sich selbst überzeugen will: NOCH gibt es Exemplare - hier
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Michail Schatrow: „Weiter… weiter… weiter“
Drauf gestoßen bin ich durch ein Interview mit Gunnar Decker, gehört hatte ich davon – sicher – schon früher – aber wieder verdrängt, und leider bisher auch nicht gelesen, oder gesehen. Ist ja ein Theaterstück.
Nach all den Jahren bringt es nicht mehr viel Neues oder Überraschendes, muss ich gestehen. Die Große Oktoberrevolution von 1917 hat ja mittlerweile sehr ihren „Zauber“ verloren, nicht zuletzt durch den Terror der Stalinzeit, aber auch durch das Unvermögen, ihre eigenen Versprechungen zu erfüllen. Und auch vor dem Hintergrund, wo derzeit die Gesellschaft, die sich damals so revolutionär umgestaltet hatte, rausgekommen ist, dann wird mir erst recht schlecht. Nee, ich muss das hier nicht ausführen, oder? Und dass Lenin u.a. Protagonisten dieses historischen Spektakels schon die Saat legten für das, was danach geschah, ist nun auch nicht mehr neu. Aber das Stück dokumentiert – besser: Illustriert – es eindrucksvoll. Habe Lektüre gern nachgeholt und würde es mir auch als Theater-Inszenierung anschauen, glaube aber nicht, dass es heute noch gemacht wird.
8 / 10 Punkte
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Brian W. Aldis: „Der entfesselte Frankenstein“
Lese ich zum zweiten Mal. Der Grund? Aldiss würde dies Jahr 100 werden und wir vom ASFC wollen dem ein wenig gedenken. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass ich beim ersten Lesen 2013 (klick) nicht so den richtigen Zugang bekam. Dieser Eindruck manifestierte sich allerdings auch erst 2020, als ich Material über Frankenstein und vor allem den Dr. Polidori sammelte. Damals schrieb ich einen Text für eine Frankenstein-Ausgabe und sah mir wenigsten den Film von Roger Corman an, der mich aber nicht vom Hocker riss. Das Aldiss-Buch mag auch nicht so viel dem Original hinzuzufügen; in Sachen Polidori war es für mich auch nicht ergiebig.
Na ja, jetzt also neu ans Werk. Und? Ja, war recht gut. Hat mich amüsiert, auch wenn sich Aldiss dolle an die Vorlage hält. Er vermischt die Fiktion von Mary Shelley mit den wahren Begebenheiten am Genfer See in diesem kalten Sommer von 1816. Das macht er geschickt und amüsant, aber im Grunde wenig überraschend. Der Erzähler und Protagonist gerät durch eine sog. „Zeitrutsche“ in die Vergangenheit. Ausgelöst wird die durch den permanenten Atomkrieg, der 2020 herrscht.
Was mir diesmal wirklich gefiel, sind die Überlegungen, die der Protagonist und die Dichter-Gemeinde um Byron so anstellen, zur Thematik Wissenschaft & Ethik, das Wesen der Zeit, oder auch frühe sozialistische Ideen, die Bodenland, der Protagonist aus der Zukunft, sich durchaus skeptisch anhört.
Ich bleibe aber mal bei den 8 / 10 Punkten von 2013
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Brian Aldiss: Das Ende aller Tage
Eine Story-Sammlung, die mit einem Rahmen versehen wurde. Die Stories sind aus den 50ern. Im Grunde ist das eine interessante, wenn auch im Detail schräge Future History, vom Beginn des Raumfahrtzeitalters und Ende des Kalten und Beginn des Heißen Krieges, bis zum Ende der bekannten Menschheit. Wobei die sich auch schon zwischendurch fast eliminiert hat, zurück entwickelt hat, wieder aufgerappelt und ins All vorgestoßen ist. Das alles passierte in Jahrmillionen. Wir haben also noch einiges vor uns.
8 / 10 Punkte
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Luci van Org: „WIR FÜNF und ich und die Toten“
Nachdem ich die Autorin im Rahmen des WGT in Leipzig, 2025 erlebte, zusammen mit Florentine Joop, habe ich dieses Buch doch endlich mal gelesen. Geliebäugelt hatte ich schon lange damit, denn ich mag die sehr persönliche, flotte Schrieb der Künstlerin (die ja eher als Sängerin bekannt ist, aber eben auch für andere Lieder schreibt und Drehbücher und eben auch eigenen Erzählungen).
Das mit dem „persönlich“ kann man hier aber besonders wörtlich nehmen, denn die ansonsten fast phantastische, auf jeden Fall surrealistische Geschichte trägt deutlich autobiografische Züge. Oh Mann, wenn das alles so war und ist, wie sie hier schreibt, tut sie mir richtig leid! Erschütternd, was sie da in ihrem Elternhaus und drumherum erleben musste, verarbeiten muss. Ich denke auch, das erfordert viel Mut sich so in der Öffentlichkeit zu offenbaren. Ich hoffe, ihr hilft dies!
Die Geschichte ist ansonsten packend, spannend erzählt. Es ließ sich in einem Rutsch durchlesen. Und es hat ein gutes Ende, wobei ich nicht ahnen kann, ob sie damit ihr Trauma auch wirklich aufgearbeitet hat. Ich wünsche es ihr.
9 / 10 Punkte
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Luci van Org: „Der Tod wohnt neben an“
Ihr Erstling in Sachen Literatur, zumindest in Buchform. Ein Reigen melancholischer, dunkler. Mitunter auch kurioser Stories aus einer vermeintlich bekannten Stadt. Die Stories spielen alle im Berlin des Hier & Jetzt (Das Buch stammt aus dem Jahre 2006) und eine CD mit Liedern, deren Texte sich auch im Buch befinden und die zum Teil den einzelnen Stories zugeordnet sind, befindet sich auch noch in dem Buch.
Mir hat die Sammlung richtig toll gefallen. Obwohl sehr gegenwärtig und mit „echten“ Menschen als Protagonisten, begegnet man hier dem Tod, Vampiren und anderen (Un-) Toten, Leuten die ihren tödlichen Willen auf Gegenstände übertragen und damit an die Zielperson übertragen können (ich will nicht von Voodoo sprechen, das stimmte sicher so nicht ganz).
Im Zentrum ihres Interesses stehen Personen am Rande der normal-funktionierenden Gesellschaft, Leute mit ihren Schwächen, Ängsten, Psychosen (die vielleicht ja auch kosmische Aufträge sind), denen die Begegnung mit dem Para-Normalen auch nicht wirklich weiterhilft in ihrem Leben.
8 / 10 Punkte
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Dan Simmons: „Ilium“
Es war mal wieder Zeit! Ziemlich spontan bin ich um meinen SUB herumgekurvt und habe – nein, nicht zielsicher – ins Regal gegriffen und mir eines meiner erklärten Lieblingsbücher rausgefischt. Zur Viert-Lesung, jetzt durchaus nach knapp 10 Jahren? – Kann ich selbst kaum glauben, aber es muss wohl so sein. Habe es nach Erscheinen (auf Deutsch) das erste Mal gelesen und das zweite Mal als der Nachfolgeband, „Olympos“, erschien.
Und habe ich den Zauber von damals wiedergefunden? Na ja, nicht ganz. Ich hatte das Buch noch sehr gut in Erinnerung, auch die Details, die mich damals faszinierten. Ich glaube, das spricht für das Buch, dass ich mir so lange sowohl einen Gesamteindruck, als auch gewissen Einzelheiten merken konnte; ist nicht bei jedem Buch so.
Damit sind aber ein paar Überraschungen flöten gegangen. Ich wusste ja, was kommt. Das Buch lebt auch sehr stark von Cliffhangern zwischen den Kapiteln der einzelnen Erzählungen, die hier quasi parallel zueinander erzählt werden. Was mir nicht mehr so geläufig war, ist der Umstand, dass im Grunde nichts aufgelöst wird am Ende – denn hier gibt es ja auch noch gar kein Ende.

  • Der Historiker aus dem 20./21. Jh., Thomas Hockenberry, wird reanimiert, von den Toten zurückgeholt, um dem sagenhaften, homerischen „Trojanischen Krieg“ beizuwohnen und dessen Ablauf mit der Überlieferung / den Aufzeichnungen Homers abzugleichen. Wozu? Keine Ahnung.
  • Die griechischen Götter leben allesamt und lassen ihren Stellvertreterkrieg ablaufen. Sie wissen nicht, was passieren wird, im Gegensatz zu Hockenberry. „Die Götter“ – wer oder was sind sie? Wohl nicht wirklich die Götter der Sagenwelt, aber schon übermenschlich-übermächtige Wesen, die sich genauso ethische unreif verhalten, wie ihre historisch-sagenhaften Vorbilder. Was sind sie? Keine Ahnung.
  • Auf der Erde leben nur noch ein paar dekadente Menschen in Saus und Braus und ohne echtes Lebensziel. Behütet werden sie von Robotern, Servitoren und Voinyxe. Die schützen sie auch vor quasi rückgezüchteten Raubsauriern und Terrorvögeln. Diese Wesen haben ziemlich potente Nachmenschen fabriziert, die sich aber aus dem Staub gemacht haben. Wer hat wozu diese humane Restwelt erschaffen? Woher stammen die Roboterwesen? Keine Ahnung.
  • Und dann die Monster-und-Gottwesen in den künstlichen Orbitalringen, vornweg der gefräßige Caliban. Kreaturen, Figuren aus Shakespeares „Sturm“. Wozu das? Keine Ahnung.
Usw. Ja, muss wohl doch noch mal OLYMPOS lesen, von dem ich tatsächlich weit weniger in Erinnerung behalten habe.
Also, zu oft darf ich das Buch wohl nicht lesen, denn es verliert etwas dabei. Aber e sind immer noch satte 9,5 /10 Punkte
PS. 2016 habe ich – also da schon nach 10 Jahren, das Buch ein 3. Mal gelesen und mein Fazit fiel identisch mit meinem jetzigen aus. (Ich überrasche mich auch immer mal wieder selbst…)
https://scifinet.org...chen-leseliste/
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Primo Levi: „Die Verdopplung einer schönen Dame“
Reclam, Leipzig 1977
Auch wenn Levis Hauptwerk nicht in der DDR erscheinen konnte, so gab es zumindest diesen wundervollen SF-Erzählungsband. Den hatte ich schon vor 30 und mehr Jahren gelesen und nun also ein 2. Mal. Wieder mit Hochgenuss und Staunen. Der Autor erweist sich nämlich zum Teil als echter Prophet, gerade in seinen NACTA-Erzählungen um die tollen Erfindungen einer Firma. So gibt es z.B. den „Reimwerker“, ein Gerät zum Reimen von Gedichten – und Werbesprüchen. Nimmt ja viel Arbeit ab – aber eben auch kreative. Kennen wir, oder?
Was haben wir noch? Ach ja: Insekten als willenlose, billige Arbeitssklaven, eine Maschine zum Kopieren von allem, auch von Menschen (?), eine Substanz, die Erinnerungen über Gerüche weckt, eine Story über eine perfekte, aber suchterzeugende virtuelle Realität (die bei Levi natürlich noch nicht so hieß), die Antwort auf die Frage, warum wir doch keine Vogelwesen wurden, über eine Droge, die Schmerz in Lust wandelt usw. Viele tolle Ideen, alles wundervoll erzählt.
10 / 10 Punkte



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Galaxus Report: In Deutschland liest jede sechste Person keine Bücher

Geschrieben von head_in_the_clouds in head_in_the_clouds' Blog, 18 Januar 2025 · 745 Aufrufe
Umfrage, Lesegewohnheiten und 2 weitere...

Jeder 6. Mensch in Deutschland liest keine Bücher.
Das geht aus einer Umfrage (2024) hervor (DACH-Länder, Frankreich,Italien; 5000 Befragte) , die im Auftrag des Onlinebuchhändlers Galaxus in Auftrag erstellt und Anfang diesen Jahres veröffentlicht wurde .

 

Demnach kommen hierzulande 1/3 der Befragten auf 1-3 Bücher im Jahr. Nur die Hälfte will künftig mehr lesen – was den niedrigsten Wert darstellt. Ähnlich Lesefaul zeigt sich höchstens noch Frankreich.

 

Deutsche benutzen vergleichsweise häufiger ebooks (19%) - und Hörbücher (11%). Zur Lesefaulheit der Deutschen passt letzteres wiederum, dass sie im europäischen Vergleich die meisten Hörbücher konsumieren – jede zehnte Person in der Bundesrepublik lässt sich Bücher vorlesen.

 

Das Lieblingsgenre was Spekulative Fiction anbelangt ist bei Deutschen die Fantasy – Franzosen stehen eher auf Science-Fiction (s. 2. Grafik).
Frauen lesen dagegen häufiger Romane: in Deutschland beispielsweise 3 von 5 Frauen und nur 2 von 5 Männern.

 

Quelle:
https://www.galaxus....e-buecher-36136

 

bitte auf Grafiken klicken zum vergrössern:

 

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Don't You (Forget About Me) (Metal Cover by Leo Moracchioli)

Geschrieben von Ming der Grausame in The World from the nefarious Ming the Merciless, 13 März 2023 · 3.324 Aufrufe
Kurzfilm, Humoreske und 6 weitere...

 

 

Nur was endet, hat bekanntlich einen Sinn: Also ist es Zeit, dass auch dieser Vlog zu Ende geht – alles hat ein Ende, ergo auch das Ende. See you in a better place... ¯\_(ツ)_/¯




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Die Leiden des jungen Verlegers

Geschrieben von HMP † in Haempes Gedankenspiele und anderes..., 25 September 2021 · 4.513 Aufrufe

Das Autorenherz freut sich über eine sehr schöne Rezension zu "Die Leiden des jungen Verlegers".

"... es ist und bleibt eine herrliche Abrechnung mit dem Verlagswesen, dem Selfpublishertum und den schwarzen Schafen, die es allenthalben unter den Autoren, Lektoren, Verlegern und sonstigen
"Buchzunftlern" gibt."


Die Leiden des jungen Verlegers


Die DKZV hat die Rezensentin dann noch vergessen Eingefügtes Bild ...

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Begleitende Literatur zur Phantastik #75: Das Bewustsein der Maschinen - Gotthard Günther

Geschrieben von Thomas Sebesta in DSFDB.Befindlichkeiten, 24 September 2021 · 5.015 Aufrufe

Eine Metaphysik der Kybernetik

Hier die neueste Auflage, basierend auf der 2. Auflage, eines Buches, bei dem ich nicht sicher bin, ob ich es auch zu Ende lesen werde. Ziemlich starker Tobak in Bezug auf Lesbarkeit für Laien. Aber wenn man sich durchkämpft nicht uninteressant †¦


Gotthard Günther, ein Fan auch der Science Fiction, schaffte es, die Bedeutung der Denkart von Norbert Wiener anzuerkennen und schuf mit diesem Buch 1957 das erste Werk nach Wiener, das den Zusammenhang der Kybernetik mit der Philosophie interpretierte. †¦


Der neu hinzugefügte Teil III verdankt seine Entstehung der intensiven Verbreitung, die die Kybernetik in den östlichen Ländern, speziell in Russland, gefunden hat. [†¦] Die der ersten Auflage beigegebene Bibliographie ist diesmal radikal verkürzt worden. Die kybernetische Literatur hat sich seit 1957 so ungeheurer vermehrt, dass es unmöglich ist, eine auch nur annähernde Übersicht zu geben, ohne ein ganzes Buch mit der bloßen Aufzählung von Titeln zu füllen. [†¦] Dafür sind eine Anzahl russischer Autoren mit relevanten Veröffentlichungen in die Bibliographie aufgenommen worden. †¦
Auszug 'Vorwort zur zweiten Auflage', Seite 9-15)

Besonders interessant vielleicht der Anhang I: „Homunkulus und Robot“. Zur utopischen Idee des Homunkulus in der abendländischen Kultur, der sein Bewusstsein aus der Retorte bezieht und dem subtilen Unterschied zum Roboter, der ein mechanisches Gehirn besitzt. Das Nachwort von Peter Trawny sollte einige Hilfe bei der Beurteilung des Buches sein. †¦

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Buchcasting - Podcast zu Carsten Schmitts "Wagners Stimme"

Geschrieben von Rezensionsnerdista in Rezensionsnerdista's Blog, 08 September 2021 · 4.697 Aufrufe

Am siebten September haben wir (Dirk Osygus und ich) unseren ersten Podcast veröffentlich. Bei Spotify ist er bereits gelistet, man kann auch direkt hier hören. Cover und mehr Informationen sind auf meiner Webseite.

In unserer ersten Folge besprechen wir "Wagners Stimme" von Carsten Schmitt, der jüngst den DSFP in der Kategorie Kurzgeschichte gewonnen hat. Die Folge dauert ca. 45 Minuten. Viel Spaß!

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D9E-24 zum Zweiten

Geschrieben von HMP † in Die 9. Expansion, 17 Oktober 2020 · 4.646 Aufrufe
D9E

Es ist getan. Nach der Einarbeitung des Lektorats, dem Streichen von Redundanzen und den letzten Korrekturen ist das Manuskript an den Verlag. Die Reise endet ... irgendwie. Meine Arbeit ist zu 99 Prozent getan. D9E-24 ist fertig. Der finale Band. Und ja, einen Titel gibt es und demnächst hoffentlich auch das Cover dazu.

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Video der Woche: Fish - Weltschmerz

Geschrieben von Armin in Armin schreibt, 21 März 2020 · 9.825 Aufrufe

Interessant: Diese Rubrik wurde tatsächlich letztmals im August 2016 bedient. Lange her ...
Ich bin aktuell aus vielerlei Gründen inaktiv, möchte aber den wenigen Blog-Besuchern das aktuelle Fish-Video nicht vorenthalten: Weltschmerz. Das passt ...
Das gleichnamige Album soll endlich, endlich am 10. Juli (2020, das muss man wohl dazu schreiben) erscheinen, es wird Fishs letztes Studioalbum sein und ich hoffe, die Welt dreht sich bald wieder normal, damit ich es auch wirklich in der Deluxe Edition mit 2CDs und einer Blu-ray sowie als schicke Doppel-LP in Händen halten kann.



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Robert Corvus' Gesamtbetrachtung der KLP-Gewinner aus der 1980ern

Geschrieben von ShockWaveRider in Die Wunder des Ralviehversums, 20 Januar 2020 · 17.780 Aufrufe

Der Schriftsteller Robert Corvus verfolgt auf seinem Youtube-Kanal gerade ein interessantes Projekt. Jeden Monat liest er einen Roman, der beim Kurd-Laßwitz-Preis als "Bester deutschsprachiger Roman" ausgezeichnet wurde. Dabei geht er chronologisch vor.

Nun hat er die Sieger der Jahre 1981 bis 1989 glücklich überlebt und zieht eine ernüchterte, aber teils auch launige Zwischenbilanz:


Eine Gedanken von mir dazu:

Corvus fragt sich, ob die Gewinner wirklich immer die besten Bücher des Jahres gewesen seien. Die Romane seien nicht für SF-Fans ausgewählt, sondern um Menschen, die SF mit Heftromanen gleichsetzen, zu zeigen, dass SF-Romane durchaus anspruchsvoller sein können (Präsentabilität außerhalb des SF-Ghettos).

Dazu kann man viel sagen.
Zum einen: Ich kenne fünf der neun Preisträger und mag sie allesamt sehr gerne. Georg Zauners "Die Enkel der Raketenbauer" und Thomas R.P. Mielkes "Das Sakriversum" sind mit einem Augenzwinkern geschilderte Zukunftsvisionen, während Wolfgang Jeschkes "Der letzte Tag der Schöpfung" die Aussichtslosigkeit des Vorhabens, mittels einer Zeitmaschine die politschen Verhältnisse der Gegenwart zu ändern, thematisiert. Beim letztgenannten Buch fand ich es sogar sehr verdienstvoll, dass hier eben nicht wieder das ausgenudelte "Mensch aus dem Jahr 2000 trifft Julius Cäsar"-Motiv recycled wurde, sondern ein größerer, aber vor allem anderer Bogen gespannt wurde.

Zum anderen: Die Jahre 1978-1986 werden gern als das "Goldene Zeitalter der SF in Deutschland" bezeichnet. Weil man damals mit deutschsprachiger Science Fiction jenseits des Heftromans gutes Geld verdienen konnte. (So ist es auch kein Zufall, dass der KLP gerade zu dieser Zeit aus der Taufe gehoben wurde.) Es gibt verschiedene Erklärungsversuche, wie es zu der Nachfrage kommen konnte. Ein Ansatz: Die SF-Taschenbuchreihen namentlich bei Heyne und bei Goldmann haben die deutschen SF-Fans mit literarisch anspruchsvollen Werken aus dem englisches Sprachraum bekannt gemacht. Daraus erwuchs das Bedürfnis nach ähnlich anspruchsvoller deutschsprachiger SF.
Das Problem: Auf der Angebotsseite war man darauf nicht vorbereitet. Es gab einfach zu wenig gute Autoren, die fähig und willens waren, gute deutschsprachige SF zu schreiben. Um die große Nachfrage dennoch zu bedienen, senkten die Verlage ihre Qualitätsansprüche und publizierten Manuskripte, die normalerweise spätestens auf Seite 3 vom Lektor in die Rundablage befördert worden wären. Was dazu führte, dass es in den 80er-Jahren einfach zu wenig gute deutschsprachige SF-Romane gab.
Ein ähnliches Erlebnis hatte ich, als ich die DSFP-Kurzgeschichten-Preisträger-Anthologie "Die Stille nach dem Ton" las. Gerade bei den ersten Stories aus dem 80ern fragte ich mich einige male: Gab es in dem Jahr wirklich keine bessere Story? Mit fortschreitender Zeit verbesserte sich die Qualität der Siegerstories, und der Anteil der relativen Aussetzer sank ab den 1990ern deutlich. Es besteht also auch Hoffnung bei den KLP-Romanen.

Corvus vermutet, dass die deutschen SF-Schaffenden nicht nur nach literarischer Qualität abgestimmt haben. Als Beispiel nennt er den Preis für Wolfgang Jeschke, der sich nicht nur als Autor, sondern vor allem als Herausgeber und Cheflektor für die SF-Reihe im Heyne Verlag hervorgetan hatte. Mit dem Preis für "Der letzte Tag der Schöpfung" könnten bewusst oder unbewusst auch seine Verdienste für die Verbreitung der Science Fiction in Deutschland gewürdigt worden sein.

Außerdem hing die Existenz manches deutschen SF-Autors von Jeschkes Wohlwollen ab. Tatsächlich sagte Jeschke, als ihm 2006 der Deutsche Science Fiction Preis (!) für "Das Cusanus-Spiel" verliehen wurde, sinngemäß, er sei stolz darauf, dass die DSFP-Jury ihm den Preis zuerkannt habe. Der KLP komme ja sowieso. (Tatsächlich ist Jeschke mit insgesamt 17 oder 18 KLP-Titeln in verschiedenen Kategorien unangefochtener Spitzenreiter.)
Der KLP ist eben KEIN Jury-Preis, sondern ein Preis, der, ähnlich dem Nebula-Award, von den SF-Schaffenden vergeben wird. Die KLP-Abstimmungsberechtigten müssen z.B. nicht alle Bücher auf der short list gelesen haben, um abstimmen zu können. Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen KLP und DSFP, was natürlich auch spezifische Unterschiede in den Ergebnissen nach sich zieht. Aber deshalb gibt es ja auch die verschiedenen Preise.
Und mit diesen Ausführungen will ich keineswegs den KLP bashen. KLP, DSFP und der Deutsche Phantastik-Preis als echter Publikumspreis haben allesamt ihre Daseinsberechtigung, gerade weil sie mit unterschiedlichen Ansätzen an die Preisfindung herangehen.

Egal. Ich freue mich schon darauf, was Robert Corvus zu den KLP-Siegern der 90er Jahre zu sagen hat.
Wie gesagt: Die besten Kurzgeschichten beim DSFP wurden in der Dekade besser.

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Green Eggs and Ham [HarperCollinsChildren/2003(1960)]

Geschrieben von yiyippeeyippeeyay in Kais Komik Blokk, 10 November 2019 · 24.015 Aufrufe
20.Jhdt., Harper

PG1-Cover Ich bin mal wieder spät dran*, und tausche außerdem für diesen & den nächsten Eintrag die Neu-/Alt-Reihenfolge. Es handelt sich hier platzhaltend um ein Buch aus der Dr.-Seuss-Reihe, die in den 60ern die Vorgehensweise beim Lesen-Erlernen für Kinder revolutionierte. Außerdem hält sich das Buch an die Nonsens-Tradition von anderen Kinderbüchern seit Alice in Wonderland, was Kindern (& mir, übrigens) sicher so gut wie immer gefällt. (Und: Eine brandneue audiovisuelle Umsetzung erscheint heuer auf Netflix!)


Im Buch erscheint ein frecher Kleinling namens Sam-I-Am, auf einem hund-ähnlichen Wesen vorbei-reitend, der einen älteren, größeren Pelzherren mit hohem schwarzen Hut auf die Nerven geht. Dieser sagt öfter "I do not like", anfangs in Richtung Sam, aber kurz danach auch dem Gericht das ihm Sam unter die Nase hält - Schinken mit grünen Spiegeleiern! Als aber der Schwarzhütige dies das erste Mal nicht mag, schaltet der Rothütige schlauerweise auf die Logikschiene - mag der Ältere das Gericht vielleicht an einem anderen Ort? Denn schließlich isst das Hirn ja mit, und vielleicht fühlt der Andere sich anderswo wohl(gesinnt)er?


Lässt sich der junge bzw. sich nicht alt fühlende Leser darauf ein, ist klar womit das restliche Buch gefüllt wird - den absurdesten Orten & Vehikeln, wo Schinken mit solchen Spiegeleiern vielleicht doch schmecken könnte... Irgendwann gibt der inzwischen durchnässte Schwarzhütler auf - und dann geschieht noch ein kleines Wunder!


Seuss hat wohl damals die altmodischen "anspruchsvolleren" Kinderbücher - wie ev. auch Alice? - in die Ecke gepfeffert und mit jemandem eine Wette ausgemacht, dass er ein besseres erstes Lesebuch mit einem Vokabular von nur 50 Wörtern erstellen könnte. Ein Buch wie dieses locker gereimte war das Ergebnis. (Das hier ist neben dem früheren Cat in the Hat das bekannteste aus seiner langen Serie. :thumb: Es gibt endlose Marketingumsetzungen davon! Ich behaupte, dass auch Hip-Hopper Will-I-Am sich daraus hat inspirieren lassen.)


Was ich an den Seuss-Büchern so toll finde, ist dass nicht nur die Texte schnell ins Absurde kippen, sondern die Illustrationen das praktisch von Anfang an tun, mit wilderen Aufstellungen mit jeder Seite. Die Protagonisten sind meist Tiere, oft eher unidentifizierbar - aber definitiv "furry" - und die tanzen/schweben/schwimmen in der Weltgeschichte herum, meist irgendwas unmöglich balancierend, umgeben von staunenden - oder selbst irgendwelche Stunts ganz lässig durchführenden - Zuschauern. Seuss stellt seine Welten subversiv gaga dar. (Oder angemessen der Zeitperiode: Dada! Apropos: Ich finde lustig, wie dieses 1. Buch die klassisch-amerikanisch-kapitalistische Rolle des ewigen nie-aufgebenden Verkäufers parsifliert!)


Diese Idee des einfacheren Anfangslernen wurde kurz danach dann auch von Sesame Street im TV fortgesetzt, und von vielen anderen Einrichtungen im Westen angewandt. Die US-TV-Serie wird übrigens im November ein halbes Jahrhundert alt! q:)d


Fazit: Am besten VORM Schauen bei Netflix sich mindestens ein Buch aus der Reihe mal reinziehen! Nachher kann man es einer Lieblingsenkelin oder so schenken; wird bestimmt mit großem Dank entgegen genommen.


(* offiziell ist das hier der Juli-Beitrag!!)



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Trump, Putin und der Dicke

Geschrieben von wilkomueller in Wilkos Empfehlungen, 06 Juli 2019 · 13.351 Aufrufe
Apokalypse, Zeitläufer, Zeitreise

Trump, Putin und der Dicke

2005: Aus der Frustration über die politische und soziale Entwicklung im Osten Deutschlands nach der Wende gingen die „ZORN“-Geschichten hervor; aus denen wiederum entstand das Buch „Die Zeitläufer“, dem eine Schlüsselstellung im Werk des Autors zugesprochen wird. Unzählige fanden auf seinen Seiten den Tod, denn die mit übernatürlichen Kräften ausgestatteten Protagonisten fackelten nicht lange. Doch am Ende verließen sie desillusioniert die Erde.

2019: Einer der Zeitläufer ist zurückgeblieben und er ist für die Welt von heute bitter nötig. Die Klima-Apokalypse droht noch zu unseren Lebzeiten. Steht nur er mit seinen besonderen Fähigkeiten zwischen dem völligen Kollaps und dem Überleben der Menschheit? Die Liste der Opfer ist auch diesmal lang und prominent: Trump, Putin und wie hieß nochmal der kleine Dicke? Sie alle behindern die Rettung der Welt und müssen dafür büßen. Denn der letzte Zeitläufer ist immer noch voller ZORN!

Wilko Müller jr.: Der letzte Zeitläufer
ISBN 978-3-945713-65-5

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Blog ist raus - quasi exo

Geschrieben von Frank Lauenroth in WeBLOGbuch | Frank Lauenroth | Autor |, 07 Juni 2018 · 7.612 Aufrufe

Nach der anhaltenden Ruhe hier hat es vielleicht schon der Eine oder die Andere geahnt: Mein Blog ist umgezogen.

Dahin -> https://exophyt.wordpress.com/

Schaut doch mal vorbei, so Ihr mögt. :scooter:

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Neuerscheinung "Das Regenbogentor"

Geschrieben von Ron F. Landis in Die Ewige Macht, 09 August 2017 · 9.202 Aufrufe
Spannung, Weltraum, Sterne und 4 weitere...

Neuerscheinung "Das Regenbogentor" Der erste Band des Zyklus "Die Ewige Macht" ist erschienen!

Zum Inhalt:

Nur Auserwählte dürfen das Regenbogentor durchschreiten. So will es die Ewige Macht. Jenseits des Tores befindet sich das Terrastrum. Wer es besitzt erlangt Reichtum, Macht und Unsterblichkeit. Er wird den Göttern gleich, die von ihrem Hochplateau aus die Welt beherrschen. So berichten es die Überlieferungen.
Dies weckt Begehrlichkeiten bei Altab, dem alten, kauzigen Alb. Und bei Farafem, dem Riesen, der sich von den Göttern um den gerechten Lohn für seine Dienste betrogen fühlt. Gleichzeitig will sich der Gott Chotor mit dem Bau einer Burg über alle anderen Götter erheben. Dagegen stellt Salo, der junge Bura, die bestehende Weltordnung infrage. Für ihn ändert sich alles, als er dem geheimnisvollen Ellipsoid begegnet.
Das Regenbogentor ist der erste Teil einer Saga um Machtstreben, Gier und Intrigen, aber auch um die aufrichtige Suche nach der wahren Welt.

Science Fiction oder Fantasy? "Das Regenbogentor" bewegt sich entlang der Trennlinie zwischen den Genres. Der aufmerksame Leser kann jedoch schon im ersten Teil des Zyklus erahnen, in welche Richtung das Pendel ausschlägt.

Über den Autor:

Der Autor ist Wirtschafts- und Geschichtswissenschaftler. Neben geschichtswissenschaftlichen Werken verfasst er unter dem Pseudonym Ron F. Landis Romane, die nicht in dieses Metier fallen.
Er kam in den Sechzigerjahren durch die Lektüre von Aldiss, Asimov, Clarke, Heinlein, Herbert, Silverberg, Vance und vielen anderen zur Science Fiction. Nicht zu vergessen: Jules Verne, der Mitbegründer des Genres. Und vor einem halben Jahrhundert gab es auch ein ambitioniertes Autorenteam um K. H. Scheer und Clark Darlton...

Der Roman ist erhältlich als:

eBook in allen eBook-Stores zum Preis von 1,99 Euro
ISBN: 9783745005783

Softcover (144 Seiten) bei verschiedenen Online-Buchhändlern zum Preis von 7,99 Euro (Amazon hat es leider noch nicht auf die Reihe bekommen).
ISBN: 9783745005905

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Roman: Der Tag an dem die Welt ausfiel

Geschrieben von fictionality in KlöppingSF (MegaFusion u. a.), 07 August 2017 · 7.617 Aufrufe
MegaFusion, Sven Klöpping, Roman und 2 weitere...

Roman: Der Tag an dem die Welt ausfiel Yes!

Mein Roman-Erstling ist erschienen.

Jetzt bin ich endlich kein reiner Kurzgeschichten-Autor mehr, sondern habe auch was "Richtiges" vorzuweisen. Also, ihr dürft bestellen!

Klappentext:

"»Die Gefühle der Menschen sind gefährlich. Über viele Jahrhunderte hinweg haben sie zu Chaos, Leid und schrecklicher Gewalt geführt. Ich - das Verhaltenskontrollsystem - habe diese animalischen Instinkte durch echte Werte wie Freundlichkeit, Zuvorkommenheit und Charme ersetzt. Natürlich muss ich zu diesem Zweck alle Menschen mit Kameras überwachen. Deshalb gibt es bei mir auch keine Privatsphäre mehr; nur noch eine Sphäre des Lächelns, der Sympathie und der guten Laune...«

Sven Klöppings kompromissloses (und geradezu wahnwitzig originelles) Roman-Debüt DER TAG, AN DEM DIE WELT AUSFIEL gleicht einem Parforceritt durch die von ironischem Neonlicht erhellten Gassen und Hinterhöfe der Science-Fiction-Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts und zeigt sich stilistisch der britischen New Wave (unter besonderer Berücksichtigung von Michael Moorcock und Brian W. Aldiss) zugeneigt. Ein Leckerbissen für alle, die an der Science Fiction das Außergewöhnliche und Unberechenbare lieben!"

Viel Spaß!


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Pause oder Ende ...

Geschrieben von valgard in Saargau Blog, 02 Februar 2017 · 78 Aufrufe

Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig ob ich hier schließen soll!?
Vorläufig ist PAUSE hier angesagt
Wie lange?

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Neuerscheinung "Der ganz reale Tod" von Frank Mause, tredition/Hamburg

Geschrieben von Frank Mause in Neuerscheinung "Der ganz reale Tod", 01 September 2016 · 10.186 Aufrufe
Buch, Science Fiction, Kassel und 2 weitere...

Neuerscheinung "Der ganz reale Tod" von Frank Mause, tredition/Hamburg Hallo!
Ich möchte euch meinen ersten Roman vorstellen, der am 2. August bei Tredition/Hamburg erschienen ist:

Trailer:

Titel: "Der ganz reale Tod - Verloren zwischen Netz und Wirklichkeit"
Autor: Frank L. Mause
Genre: Science-Fiction made in Germany, Thriller, Agententhriller, Kassel
Format: Paperback 15,99 €, Hardcover 24,99 €, Ebook 3,99 Euro

Inhalt:
Action, Technik, Verwirrung, Spannung - eingebettet in eine verrückte Welt in rund fünfzig Jahren, eine Welt, wie sie eigentlich niemand will! Doch ist das ganz real, mitten unter uns, hier, in Deutschland? Sie glauben völlig unmöglich? Nein, nur eben sehr unwahrscheinlich, so wie eine Kern­schmelze in einem Atomkraftwerk im Osten Frankreichs! Jah­re nach dieser nuklearen Katastrophe startet die Geschichte: Jorik Nigge arbeitet für das öffentliche Sicherheitsmanage­ment der UN in Kassel. Bei der Fahndung nach Terroristen verbringt er unanständig viel Zeit in der Realität. Als es end­lich eine vielversprechende Spur gibt, sterben Kollegen. Sein Chef lässt ihn fallen, wie eine heiße Kartoffel. Und dann ist da noch dieser undurchsichtige Joes Soestken, der vor der buchstäblich mangelhaften Wirklichkeit in eine Art virtuelle Wohlfühlwelt geflüchtet ist. Jetzt hat er Stress mit einem unheimlichen Wesen namens Hugo Weise aus dem Netz. Doch wie passt das zusammen? Jorik Nigge schlüpft in eine Tarnidentität und gemeinsam mit Joes Soestken verfolgen sie diesen Weise, einen Hybriden aus Mensch und Maschine. Die Jagd führt sie quer durch eine sich immer mehr ver­mischende Welt aus Realität und Virtualität. Auf dem Mond stellen sie schließlich fest: Der Tod ist ganz real!


Zum Autor:
Frank L. Mause, geboren 1964 in Bruchhausen an den Steinen (Hoch­sauerland), durchlief ab 1984 eine knapp zehn Jahre währende Lauf­bahn vom Rekrut bis zum Offizier. In dieser Zeit studierte er Geodäsie an der Universität der Bundeswehr München und leistete Verwaltungshilfe beim „Aufbau Ost“ in Sachsen-Anhalt. 1996 schloss er das 2. Staats­examen ab und trat in den hessischen Landes­verwaltungs­dienst ein. Seit 2010 ist er Leiter des Amtes für Boden­management Kor­bach.
Mause lebt mit seiner Familie in Bad Arolsen, fährt gern Rad und liest viel - meist natürlich Science-Fiction. Seine „Privatbibliothek“ umfasst mehr als 500 Romane, geschätzt noch einmal so viel lieh er aus. So auch den ersten Roman, an den er sich erinnert: „Das Sternenreich Mo“ von Richard Koch - vor ca. 40 Jahren für 5 Pfennige aus der Bibliothek der Kirchengemeinde.
Ausführliche Infos, Trailer und Leseprobe:
http://www.frankmause.de

Wenn Euch das Buch gefallen hat, bin ich an positiven Bewertungen und Rezensionen interessiert.

Danke und viel Freude mit dem Buch
Frank L. Mause




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