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Schaumschwester -- SF-Roman von Thor Kunkel


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291 Antworten in diesem Thema

#121 molosovsky

molosovsky

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 14:40

Ich kann mir unter Jakobs Beschreibung seiner Reaktion schon was vorstellen. Ich reagiere auch recht heftig - in Guten wie im Schlechten - auf Bücher. Jakob, Du schreibst ja selbst, dass 3 Seiten eine unfaire Basis für ein Urteil sind. Immerhin sind Pro- und Epilog eine Klammer, die Jahrhunderte nach er Handlung des Rests spielen. Wenn Du ›wagemutig‹ bis, dann les ruhig auch den Epilog, Du spoilerst Dir damit nix. Die Klammer dient als Stimmungsrahmen, zugleich als andere Aussicht auf die Spekulation (und argumentative Ebene) des Romanes. Ich geb zu, man muss mit Menschenekel-Sound was anfangen können, oder, wie ich, sonst ziemlich wenig in die Richtung lesen. Ach ja: das von Dir geschilderte Problem, dass Menschenekel als ›links‹ gibt und gewisse Leut darüber ins Esoterische (und wohin nicht noch) abgedriftet sind, kenne ich und bin da regelmäßig verwirrt. Da ich selbst zur Ratlosigkeitsfraktion gehöre, wundere ich mich, wenn andere sehr selbstsicher behaupten, sie hätten klügere Lösungen oder Ansätze. †” Um auf Schaumschwestern zu kommen: ich habe aus dem ganzen Buch eher herausgelesen, dass Kunkel eine ganze Reihe ideologischer Irrwege aufs Korn nimmt. Was eben z.B. rauskomme, wenn Sozialdarwinismus, Transhumanismus und religiöser Vorhersehungsglaube sich im Darkroom miteinander schnackseln. Grüße Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

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#122 Jakob

Jakob

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 14:45

Ach ja: das von Dir geschilderte Problem, dass Menschenekel als ›links‹ gibt und gewisse Leut darüber ins Esoterische (und wohin nicht noch) abgedriftet sind, kenne ich und bin da regelmäßig verwirrt. Da ich selbst zur Ratlosigkeitsfraktion gehöre, wundere ich mich, wenn andere sehr selbstsicher behaupten, sie hätten klügere Lösungen oder Ansätze. †” Um auf Schaumschwestern zu kommen: ich habe aus dem ganzen Buch eher herausgelesen, dass Kunkel eine ganze Reihe ideologischer Irrwege aufs Korn nimmt. Was eben z.B. rauskomme, wenn Sozialdarwinismus, Transhumanismus und religiöser Vorhersehungsglaube sich im Darkroom miteinander schnackseln.

Grüße
Alex / molo


Theoretisch ist das natürlich wirklich interessant, sich diesen ganzen kram vorzunehmen und boshaft durch den Mixer zu drehen ... kann ja auch sein, dass das in dem Buch doch irgendwie geleistet wird. Vielleicht lese ich noch mal den Epilog, um das Bild noch ein bisschen mehr abzurunden. Aber den rest werd ich mir wohl nicht zumuten können, dafür ist mein Widerwille gegen den ganzen Tonfall einfach zu groß. Das weiß ich ja auch schon aus der Story "Plasmasymphonie", durch die ich mich mit langen Zähnen durchgequält habe ...
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

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#123 Lomax

Lomax

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 15:07

es ist einfach öde, dieser reaktionär gewendete Post-68er-Zivilisationspessimismus.

Im Gegensatz zu Lapismont klingelts da sofort bei mir, und das ginge tatsächlich in die von a3 befürchtete Richtung ;)
Wenn das die Perspektive des Buchs selbst ist - und nicht nur eine einzelne Stimme in einem Werk mit an sich etwas weiterem Blickwinkel -, dann wäre das in der Tat auch für mich allein schon ein Grund, mir das nicht auch noch in Romanform anzutun (denn im Real Life bekommt man so was ja ohnehin überall um die Ohren gehauen).
So eine Haltung kann einem ja selbst gerechtfertigte und anderweitig originelle kritische Betrachtungen vergällen ...
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#124 T.H.

T.H.

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 16:08

... "nach drei Seiten angekotzt", ... Die diffus faschistische Rhetorik...


Gut ist, das du es wenigstens versucht hast - das Buch zu lesen. Macht ja nicht jeder...

Dein persönlicher Rezeptions-Hintergrund - wenn ich das mal so betiteln darf - ist durchaus interessant und stimmig (also das mit der verquasten 68er linken bis esoterischen Menschheitskritik). Mein Eindruck bei Kunkel ist komischer Weise derselbe: Dass er mit seiner Meinung und seiner Schreibe genau das Gleiche angreift und in Frage stellt und hinterfragt, was dir auch auf den Senkel geht. Hmm, wie auch immer...

Das mit der diffus faschistischen Rhetorik find eich allerdings deplatziert. Soll er mit aller Macht in die ultrarechte Ecke gestellt werden? I

Phantastische Grüße,
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#125 Jakob

Jakob

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 16:53

Das mit der diffus faschistischen Rhetorik find eich allerdings deplatziert. Soll er mit aller Macht in die ultrarechte Ecke gestellt werden? I


Ne, ums in Ecken stellen gings mir nicht, auch wenn das vielleicht so klang. Es gibt auch von mir hochverehrte Autoren, in deren Romanen sozusagen "Motive des Faschismus" auftauchen, und bei denen ich finde, dass damit etwas interessantes und kritisches gemacht wird (Scott Bakkers Fantasy fällt mir dazu immer als Erstes ein, da muss man ganz schön schlucken, und am Ende kommt für mich doch durch, dass es da eigentlich um ein Gedankenspiel geht, dass den kritischen Horizont erweitert. Oder Frank Herbert). Oft findet man da in den Büchern auch nicht die saubere Abgrenzung und kann deshalb auch zu recht sehr geteilter Meinung sein.
Nur die Kombination von Motiven, Sprachduktus und dem Gefühl, dass alles etwas dezenter formuliert schon tausendmal gehört und gelesen zu haben, ist es hier eben, die mich spontan nervt ...
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#126 Gast_Frank W. Haubold_*

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 20:29

Das mit der diffus faschistischen Rhetorik find eich allerdings deplatziert. Soll er mit aller Macht in die ultrarechte Ecke gestellt werden? I


Mach es wie ich bzw. Karl Valentin: nicht einmal ignorieren.

FWH

#127 † Christian Weis

† Christian Weis

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 09:25

Ich hab die Diskussion hier nicht komplett verfolgt, nur mal überflogen. Wie man aus den paar Andeutungen, die der desillusionierte Miesepeter Kolther (bei dem ich nicht davon ausgehe, dass er ein Alter Ego Thor Kunkels ist) auf eine Relativierung des Nationalsozialismus durch den Autor schließen kann, ist mir schleierhaft. Die Geschichte ist durch zahlreiche Anspielungen (vielleicht ein paar zu viel? - es wirkt mitunter etwas bemüht) auf Bill Gates, Cebit, IAA, Viagra usw. fest im Hier und Jetzt verankert, da fallen Kolthers Mutmaßungen oder Anspielungen auf die Nazis etwas aus dem Rahmen. Trotzdem kann ich Kerschbaumers Aussage diesbezüglich nicht nachvollziehen. Ich fand das zugespitzte Szenario interessant, den Roman lesenswert und über weite Strecken auch unterhaltsam - köstlich z. B. die Szene, in der Lora den alten Knackern zeigt, dass sie keine Puppe, sondern ein echter Mensch ist, als sie sie inspizieren wollen. Liest sich recht flott und ist erfreulicherweise nicht auf Ziegelsteindicke aufgebläht (wobei das Buch mit ca. 18 x 9 cm schon ein recht ungewöhnliches Format hat - ist das bei diesem Verlag so üblich?) Den Prolog und Epilog hätt's aus meiner Sicht nicht gebraucht, zumal das letzte Kapitel Ausblick genug auf das ist, was der Menschheit blüht. Aber daraus könnte man seine eigenen Schlüsse ziehen, die der Autor dem Leser letztlich verwehrt. Vielleicht wollte er da auf Nummer sicher gehen, dass man sein Fazit auch tatsächlich kapiert.

Bearbeitet von ChristianW, 06 Juni 2010 - 09:26.


#128 eRDe7

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 10:16

Jakobs Ärgernis über "Krankheit Mensch" kann ich durchaus nachvollziehen, verbinde ich mit diesen Begriffen auch eher Schopenhauer. Weit bin ich im Kunkel noch nicht, und den Prolog empfand ich als etwas dunklere Version des "Per Anhalter"-Prologs - wobei ich den vor so vielen Jahren das letzte Mal gelesen habe, dass ich mir da momentan nicht mehr ganz sicher bin.

Was meinen Blick auf das Buch momentan einfärbt, sind zwei Dinge: Ein Kommentar in Kunkels Blog über japanische Sexpuppen ("Wie krank muß ein technophiles Menschentier sein, daß es daran denkt sich mit einem Silikonding zu paaren?") und zum Zweiten ein älteres Interview, das ich gerade auf Youtube gesehen habe, indem er über "deutsche Kultur" labert, als hätte das Wort "deutsch" irgendeine besondere Bedeutung (genaugenommen lamentierte er über die schwindende Bedeutung des Wortes).
Zum ersten Kommentar: Wie verbohrt muss man sein, Leute als "krank" zu bezeichnen, die nicht in sein eigenes Schema passen?
Ich glaube, der Mann hat mir ein viel zu langweilig-düsteres Weltbild. "Düster" kann jeder, habe ich lange genug gemacht.

Dennoch werde ich mal versuchen, weiter zu lesen ...

ChristianW

(wobei das Buch mit ca. 18 x 9 cm schon ein recht ungewöhnliches Format hat - ist das bei diesem Verlag so üblich?)


Nein, aber es ist jetzt eine Reihe erschienen (2 Bände zumindest ... http://www.matthes-s...ID=11/index.php ), die dieses Format hat; und zuvor gab es schon in der Philosophie eine Reihe, die ein ähnliches Format hat ( http://www.matthes-s...?ID=5/index.php ).

Bearbeitet von eRDe7, 06 Juni 2010 - 10:18.

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#129 † Christian Weis

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 17:40

Ich glaube, der Mann hat mir ein viel zu langweilig-düsteres Weltbild. "Düster" kann jeder, habe ich lange genug gemacht.

Hm, in der SF machen eher düstere Szenarien wohl deutlich die Mehrheit aus. Man hofft ja, es kommt nicht so schlimm, aber aus Paradies und Schlaraffenland lässt sich halt nicht so viel Spannendes basteln. ;)

#130 T.H.

T.H.

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 17:54

Ist der Roman düster? Habe ich beim Lesen nicht so empfunden, da schon eher ironisch bis zynisch. Man kann sich sicher darüber streiten, ob seine "Botschaften" so originell sind. Na ja, das mit dem "krank" sein ist dann sicher eine zynische Überzeichnung, aber so ganz Unrecht hat er wohl mit seiner Darstellung nicht, oder? Allerdings mag da jedermann (und jedefrau) so seine/ihre Vorlieben haben. Wo ich dem Roman schon Recht gebe, ist der Gedanke, dass wir in unserem gesellschaftlichen Miteinander Formen gefunden haben, uns aus dem Wege zu gehen, zu vereinzeln, obwohl wir "Gesellschaftstiere" sind.

Phantastische Grüße,
Thomas

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#131 eRDe7

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 21:06

Mit "düster" meinte ich u.a. Zynismus.
Ich weiß es ja noch nicht: Meint er seine "Untergang des Abendlandes"-Äußerungen nicht ernst?
Ist aus seiner Sicht nicht die Bedeutung der deutschen Kultur am Schwinden und er bedauert das (wie in dem Interview auf Youtube)? Hält er Sex mit Puppen oder Androiden nicht für "krank"?

Sollte dem doch so sein: Mir geht einfach seit einiger Zeit so ein negativer Blickwinkel auf den Senkel.
Interessant wäre es viel eher zu sagen: Die Welt dreht sich weiter, alles verändert sich. Wenn nichts Wichtiges mehr aus Deutschland kommt für Europa - so what? Wen interessiert es denn, ob es aus Deutschland oder Portugal kommt?
Und wenn Leute ihren Spaß mit Puppen haben, warum nicht? Solange sie sich damit besser fühlen als ohne?
Ich werfe statt eines "verachtenden" Blicks lieber einen "liebenden" auf die Menschen - oder versuche es zumindest. Ja, das klingt nach Blümchenesoterik, denn soweit hat "uns" der ewige Sarkasmus und Zynismus schon gebracht: Man kommt sich seltsam vor, wenn man was "Positives" sagt. ;)

Aber wir kommen hier zu weit vom Buch weg, denke ich.
Weiterlesen konnte ich auch noch nicht, da mir nun Suehiro Maruo mit annähernd seinem Gesamtwerk dazwischen kam. Oh Mann, die Tage sind zu kurz.

T.H.:

Wo ich dem Roman schon Recht gebe, ist der Gedanke, dass wir in unserem gesellschaftlichen Miteinander Formen gefunden haben, uns aus dem Wege zu gehen, zu vereinzeln, obwohl wir "Gesellschaftstiere" sind.


Vielleicht WAREN wir auch nur Gesellschaftstiere. Wir würden uns ja nicht aus dem Weg gehen, wenn wir unsere Gesellschafft wöllten. (Wo ist mein Lektor, ist der Konjunktiv so richtig?) Vielmehr scheint mir, dass "wir" (oder so) einfach andere Gesellschaft wollen. Zum Beispiel die "unkomplizierte" von Puppen/Androiden. Das Leben ist ja mit all seinen gesellschaftlichen Zwängen schon kompliziert genug.

@ChristianW:
Gegen düstere Szenarien ist ja nichts zu sagen, nur kann man damit unterschiedliche Signale aussenden. Entweder: Die Menschen sind der Schimmel der Welt und gehören ausgelöscht, weil sie völlig pervertiert sind und Sex mit Puppen haben; oder: man fragt sich, woher eigentlich solch seltsame Bewertungen und Moralvorstellungen kommen (wer entscheidet nochmal und auf welchen Grundlagen, was "krank" ist? Oder "pervers"?) ... Okay, ich quäle euch.
Oder aber so eine Weltsicht:
(Warnung: J-Pop!!!)
;)

Nochmal verkürzt: Das Leben wird nicht besser durch das Mantra "alles ist Scheiße", selbst wenn man es so empfindet. Es wird besser, wenn man statt das Negative zu betonen, etwas Positives tut. Wie heisst es doch so blöde: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. - schüttel - Aber im Endeffekt ist es so. Die Welt wird nicht besser dadurch, dass man zynisch durch die Gegend rennt und den Leuten erzählt, wie schlimm doch alles ist.
Okay, das wird hier zur Selbsthilfegruppe oder so. Sorry. ;)

Leute, habt mehr Sex mit Puppen! (Jenen mit oder ohne Herz ...)

Bearbeitet von eRDe7, 06 Juni 2010 - 21:41.

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#132 molosovsky

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 07:06

Hi eRDe7. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich Dich nicht dizze. Was Deine (m.E.) arg naive Haltung zum Puppen-Poppen angeht, halt ich mich zurück. Gibt nur böses Blut sonst. Soviel nur: "Schaumschwester" wirft einen kritischen aber auch faszinierten Blick auf die Entwicklung von Gymnoiden. Da gibt es einen Gedankenstrang, über den Gang der Evolution, der SF-ig ist. Dass eben die organische Evolution in die an-organische Übergeht. Wegen *düstere Sicht*. Auch das wird vom Roman selbst thematisiert, vor allem anhand des Protags Kolther, der sich als *melancholischer Optimist* bezeichnet. Kolther ist Voltzyniker und mit seiner deprimiert-desillusionierten Haltung ein schlechte Stimmung-Verbreiter. Es gibt aber, vor allem anhand der Figur seiner Assistentin Lora, eine Gegenstimme zu dieser Miesepetrigkeit. Mitunter wird auch über Liebesfähigkeit gesprochen, und in was (oder auf wen) diese berichtet wird. Zuletzte sei angemerkt, dass die Thematik von "Schaumschwester" monströs, kalt und eben mitunter *depri-düster* ist (man könnte auch sagen: relevant), aber Kunkel nicht den Fehler begeht, einseitig NUR Bedenkenträger zu spielen und Moralpredigten zu liefen. Ich persönlich finde eben das der Spott, die Hähme, die Kalauer und die Situationskomik, die "Schaumschwester" bietet das ganze zu einem kurzweilig-erträglichen, ja sogar (für mich eben) vergnüglichen Leseerlebnis machen. Grüße Alex / molo

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#133 yiyippeeyippeeyay

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    Interstellargestein

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 07:18

(Versuche ja, dem Meisten dieser Diskussion zu folgen, aber was ist ein "Voltzyniker"? Einer, dessen Zynismus gelegentlich in überschwänglichen Volten daher kommt?)

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#134 eRDe7

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 07:33

Hey Molo, zu Kunkel: Ich schrieb nur meinen Eindruck nach dem gehörten Interview und seinem Blog-Eintrag. Daraus auf den Roman zu schließen, liegt zwar nahe - aber ich bin noch relativ offen dem Buch gegenüber, auch wenn eine kleine Negativfärbung vorhanden ist. Zum Puppen-Poppen (warum bin ich denn gestern nicht drauf gekommen?): Was soll ich sagen? Selbst Pygmalion war dem nicht abgeneigt ... Willst Du den Leuten vorschreiben, womit sie ihren Spaß haben? Zudem ging es speziell um japanische Puppen; und wie man weiß, haben "die Japaner" eine etwas andere, positivere Haltung gegenüber Androiden, Puppen und Dingen an sich. Da hat es m. E. nichts Trostloses, sich mit einem Ding zu vergnügen. Wenn ein freundlicher Blick als naiv betrachtet wird, bin ich gerne naiv. Nebenbei bemerkt, wäre es nicht um Puppen gegangen, sondern um irgendetwas anderes und hätte er zum Beispiel geschrieben: "Wie krank muss man sein, um Kaffee zu trinken", wäre meine Reaktion genauso ausgefallen. Es ging mir um seine verallgemeinernde Beschimpfung von Menschen als "krank", die irgendetwas tun, das nicht in seinen moral-philosphischen Kontext passt. Der Kaffeee ruft. Grüße, Ralph

Bearbeitet von eRDe7, 07 Juni 2010 - 07:47.

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#135 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 08:59

Wenn ein freundlicher Blick als naiv betrachtet wird, bin ich gerne naiv.

Sekundiere das. (Oder wie das heißt :offtopic: )

Nebenbei bemerkt, wäre es nicht um Puppen gegangen, sondern um irgendetwas anderes und hätte er zum Beispiel geschrieben: "Wie krank muss man sein, um Kaffee zu trinken", wäre meine Reaktion genauso ausgefallen. Es ging mir um seine verallgemeinernde Beschimpfung von Menschen als "krank", die irgendetwas tun, das nicht in seinen moral-philosphischen Kontext passt.

Irgendwie geraten mir gerade die beiden Kunkelzitate durcheinander, Hilfe! :o Onanie = Untergang des Abendlandes? :blush:

#136 molosovsky

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 09:40

Es gibt ja verschiedene Entwicklungszweige die dem künstlichen Menschen anstreben. Der Weg, echte Frauen durch künstliche zu ersetzten erscheint zumindest mir sehr fragwürdig. Nicht nur in "Schaumschwester" wird dazu eine Kritik angeschnitten, wie verkorkst die Beziehung zwischen den Geschlechtern denn sein muss, wenn man keinen Bock mehr hat, sich um menschliche Sexualpartner zu bemühen; noch dazu, wenn es eben kommerzielle Interessen sind, die eine Entwicklung entsprechender Sex-Droiden verfolgen. Grüße Alex / molo

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#137 lapismont

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 09:52

Aber ist die Puppe nicht moralischer als eine Prostituierte? Das ist doch auch eine Art Onanie. Auch Sex ist Moden unterworfen.
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
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#138 eRDe7

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 09:56

Zu den Puppen eine kurze Doku: http://www.dokublog....lieben/#more-68

Molo, ich denke, Du vereinfachst hier ein wenig. Ich meine, nur weil Männer eine rechte (und linke) Hand haben, heißt das nicht, dass alle Männer nicht mehr nach Frauen suchen. Und so eine Puppe scheint in sexueller Hinsicht ja eher eine "Erweiterung" oder "Verbesserung" der Hand zu sein.
In anderer Hinsicht: Wenn einer - aus welchem Grund auch immer - keinen Bock auf Menschen hat oder nicht mit anderen Menschen kann, so soll er sein Glück halt auf andere Art verwirklichen, wenn es ihm hilft. Ich meine, was bringt es, sich dem gegenüber zu stellen und zu sagen: Alter, du bist krank! Renn lieber Frauen hinterher, vielleicht bist du eines Tages doch mal schneller als sie ...

Letztendlich sage ich ja nur: Jeder soll nach seinen Möglichkeiten "glücklich" werden, ohne deswegen als krank, pervers oder doof bezeichnet zu werden.

Grüße,
Ralph - der heute endlich mal Hirokazu Koreedas AIR DOLL schauen sollte ...

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#139 Jasper

Jasper

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 10:45

Ach herrje, jetzt hab ich doch Kunkels Website angesehen, und das reicht mir alles schon. In einer Rezension von "Ökonomie der Zerstörung" von Adam Tooze heißt es gleich: "Tooze gelingt es dabei hinlänglich bekannte geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen aus einer neuen ideologiefreien Perspektive zu betrachten. Der Holocaust ist in diesem Zusammenhang nicht mehr als ein Nebenkriegsschauplatz: (Im Vergleich mit 19 Millionen gefallener sowjetischer Soldaten und den insgesamt weit über 50 Millionen Toten des II. Weltkriegs, ist er das auch.) [...] Wer glaubt KZ-Folklore und ewiges Wiederkäuen längst bekannter Fakten, genüge das III. Reich zu erklären, der möge die Finger von diesem Buch lassen." Und bei Jonathan Littels "Die Wohlgesinnten" kommt man zum Fazit: "Die Antwort ist - zumindest für das philosemitische Establishment und seinen bieder gesinnten Feuilleton-Schreibern - recht einfach : Der grelle Ton macht Littells Roman zu einem wichtigen Baustein im Kollektivschuld-Zirkus der Deutschen. Hier schafft ein grüner Junge fast linkshändig die Transkription des Holocausts in die zeitgemäße Vulgär-Ästhetik der jungen Generation." Vorher noch: "Erwartungsgemäß bricht der Roman da ab, wo die Deutschen endlich dran sind reihenweise ins Gras zu beißen. Von der langen und nachhaltigen Rache der Sieger findet sich fast nichts in Max Aues ansonsten so peinlich genauen Annalen. Immerhin, nach der Kapitulation verloren noch mehrere Millionen deutscher Zivilisten ihr Leben. Völkerrecht, Haager Konvention, Menschenrechte? Nie gehört. Rechtlos, zu Freiwild abgestempelt, begann das große Spießrutenlaufen der Deutschen, Italiener und Österreicher. Demütigungen, Mißhandlungen aller Art, Vergewaltigung, Folter und Totschlag, massenhafte Ermordung gefangener Soldaten und Zivilpersonen waren noch viele Jahre lang an der Tagesordnung. Warum weiß Aue, der Connaisseur der Gewalt-Pornografie, der kleine Enkel des Marquis de Sade, davon nichts? Warum werden diese Orgien der Gewalt, wie sie die Sieger in allen gefallenen Städten des III. Reiches feierten, nur sporadisch erwähnt? Könnte es daher kommen, daß Littell selbst osteuropäischer Herkunft ist, sein Schuld- und Schmerzgefühl nicht ganz so stark ausgeprägt ist, wenn es um die anderen geht?" Das mit der "osteuropäischen Herkunft" ist natürlich in diesem Zusammenhang und bei diesem Buch schon perfide und volle Absicht; "dass Littell aus jüdischer Familie stammt" hat er nicht geschrieben, aber wer es lesen will, findet sich schon bestätigt. Dass es in Littels Buch gelegentlich etwas Schwules zu lesen gibt, findet Kunkel offenbar besonders abstoßend, jedenfalls mindestens genau so schlimm, wie den "Philosemitismus". Da passt es auch, dass wenige Blogbeiträge vorher tatsächlich zu lesen steht: "Ob eine türkische Frau mit oder ohne Kopftuch zur Schule geht, ist allein ihre Sache. Es interessiert doch auch keinen Schwanz, ob ein Jude mit oder ohne Vorhaut zur Arbeit geht. Für den einen gehört es dazu, für den anderen nicht." Die ebenfalls abgeschmackten Tiraden über die Verhunzung der deutschen Sprache durch -schock!- Englisch und Frauen, die frecherweise Bücher scheiben, muss ich ja nicht auch noch zitieren, langt ja. Bitte nicht missverstehen, das alles ist ja nicht mal aufregenswert. Es ist einfach nur die sattsam bekannte Masche, sich als Tabubrecher zu gerieren und dann aufzuheulen, wenn jemand ihm den Gefallen tut, das nicht gut zu finden, damit dann wieder die Denkverbote herbeifantasiert werden können. Wahrscheinlich habe auch ich Kunkel nun auch einen Gefallen getan, weil ich das Geschwurbel aus seinem Blogeckchen rausgezerrt habe, und man kann sich bestätigt fühlen, dass so hochbrisante freie Gedanken hierzulande nicht ausgesprochen werden dürfen. Na sei´s drum. Ich will, um das abzuschließen, also weder "Schaumschwester" noch sonstwas von dem Mann lesen, gar nicht aus ästhetischen oder politischen Überlegungen, sondern weil ich mir nach der Bloglektüre einfach nicht vorstellen kann, dass so ein blitzdummer Faselhannes was Lesenswertes produzieren kann.
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#140 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 11:25

Zu den Puppen eine kurze Doku: http://www.dokublog....lieben/#more-68

Molo, ich denke, Du vereinfachst hier ein wenig. Ich meine, nur weil Männer eine rechte (und linke) Hand haben, heißt das nicht, dass alle Männer nicht mehr nach Frauen suchen. Und so eine Puppe scheint in sexueller Hinsicht ja eher eine "Erweiterung" oder "Verbesserung" der Hand zu sein.
In anderer Hinsicht: Wenn einer - aus welchem Grund auch immer - keinen Bock auf Menschen hat oder nicht mit anderen Menschen kann, so soll er sein Glück halt auf andere Art verwirklichen, wenn es ihm hilft. Ich meine, was bringt es, sich dem gegenüber zu stellen und zu sagen: Alter, du bist krank! Renn lieber Frauen hinterher, vielleicht bist du eines Tages doch mal schneller als sie ...

Letztendlich sage ich ja nur: Jeder soll nach seinen Möglichkeiten "glücklich" werden, ohne deswegen als krank, pervers oder doof bezeichnet zu werden.


Erstens: genau,
und zweitens macht man sich sicher schwer was vor, wenn man denkt, dass Sexualität beim Menschen nicht auch immer etwas mit Fetischisierung zu tun hat und teilweise über Dinge oder nicht unmittelbar sexuelle Handlungen vermittelt ist. Wenn einer Liebesgedichte schreibt, sagst man ihm ja normalerweise auch nicht: Mensch, was machst du da in deiner Vereinsamung, geh doch lieber mal biologisch poppen, wie der herrgott es gewollt hat!
Aber das ist eben so ein Ding mit dem Kulturpessimismus der dumpferen Variante: Man empfindet ein unbehagen an irgendwas, an diesen Sexpuppen oder diesem komischen Sprachduktus, oder man hat das unbestimmte Gefühl, irgendwelche Sachen über Deutschland "nicht sagen zu dürfen" (obwohl man es die ganze Zeit laut und vernehmlich tut und damit auch noch Erfolg hat) - und anstatt sich mal zu fragen, ob das eigene Unbehhagen nicht vielleicht eine Abwehrreaktion gegen Sachen ist, die das eigene Selbstbild infrage stellen, geht man lieber davon aus, dass mit einem selbst ja schon alles in bester Ordnung sein wird, nur der Rest der Welt geht den Bach runter, die ganze Kultur ist im Arsch, das merkt man ja schon so vom Bauchgefühl her. Und dann kann man sich gleich als mutiger Querkopf fühlen, weil man eben besonders laut das rausblökt, was so diffus im Bauch rumbrodelt und was ja alle anderen auch schon immer mal sagen wollten und sich nicht trauen, weil sie dann von allen anderen (sind das jetzt die selben alle anderen? Na egal ...) gebrandmarkt, diskriminert und pc-terrorisiert werden. Jaspers dankenswerte recherche bestätigt dieses Bild leider nur ...
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#141 Gast_Frank Böhmert_*

Gast_Frank Böhmert_*
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Geschrieben 07 Juni 2010 - 12:13

Man empfindet ein unbehagen an irgendwas, [...] und anstatt sich mal zu fragen, ob das eigene Unbehhagen nicht vielleicht eine Abwehrreaktion gegen Sachen ist, die das eigene Selbstbild infrage stellen

Zumal wenn man mehrere Monate intensiver Arbeit damit zubringt, das Ganze zu erzählen, möchte ich ergänzen.

Was ich einen Jammer finde: SCHAUMSCHWESTER ist so ein schöner Titel und das Thema ja durchaus spannend -- jedenfalls erweckt Molo bei mir immer wieder diesen Eindruck --, da hätte ich mir doch erhofft, dass der Autor uns auch mal erzählt, wie (in diesem Zusammenhang passt es ja) geil das alles auch ist!

Die bisherigen positiven Äußerungen hier vermitteln mir diesen Eindruck nicht.*)

Damit scheint mir die Lektüre nicht so schmerzhaft und (böses Hippiewort, aber hier sitze ich und will nicht anders) bewusstseinserweiternd zu sein, wie sie sein könnte.

Um mal ein paar Marken zu setzen: Ich liebe Borat und die Monty-Python-Truppe, ich schätze William S. Burroughs, und ich respektiere de Sade. Die scheinen mir aber alle von einem ganz anderen Kaliber zu sein wieals Thor Kunkel.


-----
*) Oder kommt dieser Eindruck nur durch den Diskussionsverlauf zustande?

Bearbeitet von Frank Böhmert, 07 Juni 2010 - 15:04.


#142 Jakob

Jakob

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 12:32

*) Oder kommt dieser Eindruck nur durch den Diskussionsverlauf zustande?



Ich muss ja weiterhin gestehen, noch nicht viel von dem Buch gelesen zu haben, deshalb will ich meine Tiraden vorerst als Reaktion auf das Blogüberfleigen verstanden wissen. Wer weiß, ich muss ja immer noch die Chance einer Möglichkeit einräumen, dass das Buch ganz toll ist. Schließlich liebe ich auch Lovecaft oder China Mieville, auch wenn deren Ansichten und Haltungen mir teilweise zuwider sind ...
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#143 eRDe7

eRDe7

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 13:29

Als ich gerade in SCHAUMSCHWESTER weiter las, kam mir plötzlich der Gedanke, dass es ja ein Werk gibt, das in eine ähnliche Richtung geht - nur letztendlich positiver.
An sich ohnehin für mich die bisher beste Umsetzung des Themas Androiden als Partner: CHOBITS
Allerdings bevorzuge ich die Anime-Version gegenüber dem Manga, auch wenn die Anime-Serie ein wenig "aufgebläht" wurde und die "eigentliche" Handlung nicht voran kommt.

Mal noch was zum Buch. Ich finde das Format und die Aufmachung ziemlich gelungen.
Der Stil ist bis jetzt meistens gut, in seltenen Fällen etwas bemüht originell.

Bearbeitet von eRDe7, 07 Juni 2010 - 13:38.

R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)

R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)

 


#144 molosovsky

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 14:53

Wenig Zeit. Aber soviel will ich melden, dass es mir nun sehr gut gefällt, wie sich mit der Sache, also Autor und Buch, beschäftigt wird. Auch die negativen Meinungen finde ich interessant, auch deshalb, weil es hier nun niemanden mehr darum geht, einfach nur auf'n Tisch zu haun. Da werden mir Facetten meines eigenen Empfindens und Meinens klarer. Später mehr. Grüße Alex / molo

MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.

Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.

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#145 T.H.

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 15:05

... Da werden mir Facetten meines eigenen Empfindens und Meinens klarer...


Da ist was dran! Geht mir ähnlich. Bin ja grundsätzlich Pro-Kunkel, aber die Aspekte seines Denkens und Schreibens, die hier aus einer skeptischen Sicht beleuchtet werden, finde ich sehr interessant.
So z.B. deine Verteidigung der Puppen-Liebe (du hast da ja noch einen besseren Ausdruck gefunden, liebe/r eRDe7 zeigt, dass man da gar nicht so pessimistisch reagieren muss.
Was das Gesellschaftstier anbelangt, so ist das bisher ja nicht so eine Frage des Wollens, sondern des Müssens: Wir sind ja das was wir sind, weil wir zusammenarbeiten - können... Aber die SF zeigte ja schon immer, wo es hin gehen kann - und da sind Szenerien der individuellen Isolation ja nichts Neues - und oft auch nicht mal so übel gezeichnet (aber meistens schon, oder?).

Ob Thor Kunkel nun so der Verteidiger des (deutschen) Abendlandes ist, wage ich weiterhin zu bezweifeln. Es ist halt so, dass er seit "Endstufe" von einem politisch korrekten (vermeintlichen?) Standpunkt aus angefeindet wurde, und dies eben nicht gerade zach. Vieler seiner Äußerungen werte ich als Selbstverteidigung. Die Polemik gegen Littell fand ich damals aber auch daneben und klang etwas nach Futterneid.

Bearbeitet von T.H., 07 Juni 2010 - 19:21.

Phantastische Grüße,
Thomas

...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus

(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)


#146 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 07 Juni 2010 - 18:40

Die Polemik gegen Littel fand ich damals aber auch daneben und klang etwas nach Futterneid.

Ob Futterneid oder nicht, ich bin der Auffassung, daß Herr Littell und sein Machwerk jede Polemik verdienen, auch wenn sie den einschlägigen "Stellensuchern" noch so mißfällt. Dagegen ist die "Schaumschwester" regelrecht Hochliteratur.

FWH

#147 UdoTascher

UdoTascher

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 19:07

Ach herrje, jetzt hab ich doch Kunkels Website angesehen, und das reicht mir alles schon. In einer Rezension von "Ökonomie der Zerstörung" von Adam Tooze heißt es gleich:
"Tooze gelingt es dabei hinlänglich bekannte geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen aus einer neuen ideologiefreien Perspektive zu betrachten. Der Holocaust ist in diesem Zusammenhang nicht mehr als ein Nebenkriegsschauplatz: (Im Vergleich mit 19 Millionen gefallener sowjetischer Soldaten und den insgesamt weit über 50 Millionen Toten des II. Weltkriegs, ist er das auch.) [...] Wer glaubt KZ-Folklore und ewiges Wiederkäuen längst bekannter Fakten, genüge das III. Reich zu erklären, der möge die Finger von diesem Buch lassen."


Kunkels "Rezension" ist wohl eine Einzelmeinung ... die Fakten scheinen ganz im Gegenteil nur mangelhaft bekannt zu sein: Habe just heute von Jürgen Rüttgers' pädagogischem Projekt gelesen, jedem Schüler in Deutschland einen Besuch der Gedankstätte Auschwitz zu ermöglichen.
http://www.welt.de/p...z-besuchen.html

http://www.juergen-r...ach-halten.html
(bitte diesen Link nicht falsch verstehen, das ist sicherlich mein erster und letzter Link auf seine "persönliche Homepage"... ;) )

@Jasper: danke schonmal für die sehr aufschlussreiche "Stellensuche" :D
- alles sehr prägnant und nachvollziehbar

Bearbeitet von UdoTascher, 07 Juni 2010 - 19:28.


#148 Gast_Frank Böhmert_*

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 20:12

Ob Futterneid oder nicht, ich bin der Auffassung, daß Herr Littell und sein Machwerk jede Polemik verdienen, auch wenn sie den einschlägigen "Stellensuchern" noch so mißfällt.

Na, er hat ja auch einiges abgekriegt, unter anderem in Cicero, meinem Leib-und-Magen-Monatsmagazin. Der Artikel ist leider nicht online zu finden, nur ein Anreißer:

Ein scheußliches Buch
Durs Grünbein
Jonathan Littells Roman „Die Wohlgesinnten“ bewegt die literarische Debatte. Auch der Schriftsteller Durs Grünbein hat das Buch gelesen, sein Urteil: Littell sei ein Stück Antiliteratur, und trotz des Grauens „bierernste Bürokratenprosa“ -


Ansonsten ist das Bonmot mit dem Stellensuchen schon pfiffig; allein wird sich zwischen den Polen Aussagenbelegen und Stellensuchen eine subtropische Dunstzone befinden, in der jeder Kritiker der Kritiker auch Gefahr läuft, zum Stellensucher zu werden :D

Bearbeitet von Frank Böhmert, 08 Juni 2010 - 11:21.


#149 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 07 Juni 2010 - 20:40

Ansonsten ist das Bonmot mit dem Stellensuchen schon pfiffig; allein wird sich zwischen den Polen Aussagenbelegen und Stellensuchen eine subtropische Dunstzone befinden, in der jeder Kritiker der Kritiker auch Gefahr läuft, zum Stellensucher zu werden :D

Och, dieses Risiko halte ich für hinnehmbar. ;)
Und außerdem kritisiere ich die "Kritiker" (wobei ich eine andere Bezeichnung wählen würde) inzwischen auch nicht mehr, weil es schade um die Zeit ist.

Gruß
FWH

#150 Jasper

Jasper

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Geschrieben 08 Juni 2010 - 09:38

Jaja, der Jakob hat natürlich recht, dass die Privatmeinung von Autoren nicht immer mit der Werksqualität einher geht. Neben Lovecracft und Mieville fallen mir gleich auch noch Eckhard Henscheid, Wolf v. Niebelschütz oder Arno Schmidt ein - tolle Bücher geschrieben, seltsame Ansichten gehabt. Nur, die Lust, ein Buch in die Hand zu nehmen, sinkt halt doch, wenn der Autor drumherum schon im Internet allerlei Koboldiaden veranstaltet. Andererseits: So dick ist "Schaumschwester" ja nun auch nicht. Soll ich´s wagen? Der Titel ist schon sehr schön, da hat der Frank recht ... und die Aufmachung auch, das können sie, bei M&S.
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