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eBooks - Alternative zu Print?


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600 Antworten in diesem Thema

#361 jeamy

jeamy

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Geschrieben 15 März 2012 - 08:45

Ich habe mir noch "rechtzeitig" vor einigen Monaten eine Replika-Version der Erstausgabe bestellt.


hab' ichmir jetzt auch bestellt. eine digitale version habe ich schon länger, aber es geht nichts über dicke wälzer. Eingefügtes Bild

wer auch möchte, direkt link:
http://www.amazon.de...duct/0852290667

mostly harmless
jeamy

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»Das Leben ist das Resultat einer unvollkommenen Natur.«

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#362 KarlOlsberg

KarlOlsberg

    Nanonaut

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Geschrieben 23 März 2012 - 09:44

Am letzten Wochenende auf der Leipziger Buchmesse gab es ein Autorencamp (Barcamp für Autoren), das sich überwiegend mit dem Thema Self Publishing/E-Books beschäftigt hat. Darüber wurde auch umfangreich in Online-Medien berichtet, z.B. hier: http://www.stern.de/...lg-1801371.html

Mein Fazit (und meine Sicht der Dinge als Berater für Verlage):
  • E-Books werden in Deutschland schon in wenigen Jahren einen deutlich zweistelligen Umsatzanteil erreichen
  • Die weitaus meisten Bücher werden zuerst als E-Books, dann erst (bei Erfolg) gedruckt erscheinen, gleichzeitig wird die Zahl der Printtitel deutlich sinken.
  • Sehr(!) viele E-Books werden von Autoren direkt veröffentlicht.
  • Verlage müssen sich sehr ernsthaft fragen, wozu sie noch gebraucht werden. Die Idee, dass sie als professionelle Auswahlinstanz die Spreu vom Weizen trennen, ist ein Trugschluss (siehe http://www.briends.n...r-große-irrtum/).
  • Es gibt natürlich unheimlich viel "Schrott" unter den Selbstveröffentlichungen. Aber Youtube ist auch voller Schrott, läuft aber klassischen Fernsehsendern zunehmend den Rang ab. Der Trick ist, dass sich Qualität im Web eben durch Empfehlungen, Twitter etc. rumspricht, auch wenn es nur 1% der verfügbaren Inhalte ausmacht.
  • Self Publishing von E-Books wird in der Branche mittlerweile nicht mehr als "Schmuddelkram" angesehen, sondern als legitime erste Versuche von Autoren, zu lernen und sich einen Namen zu machen.
  • Die Herausforderung für Self Publishing-Autoren liegt natürlich darin, ihre Werke bekannt zu machen. Social Media eignen sich perfekt dafür. Ein Ansatz kann es sein, gemeinsam mit anderen eine literarische Welt zu gestalten und so eine eigene "Marke" aufzubauen (siehe http://www.scifinet....-zum-mitmachen/)
Ergo: E-Books werden den Buchmarkt komplett umkrempeln, und zwar schneller, als viele in der Branche glauben. Gedruckte Bücher werden (hoffentlich) nicht verschwinden, aber eher den Charakter von Einrichtungsaccessoires und/oder Instrumenten der Selbstdarstellung bekommen (Guck mal, was ich alles schon gelesen habe!). Ich persönlich liebe Bücher und habe tausende davon, darunter auch ein paar Faksimile-Ausgaben mittelalterlicher Handschriften. Aber zum täglichen Lesen ist mein Kindle sehr viel praktischer.

#363 Ernst Wurdack

Ernst Wurdack

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Geschrieben 23 März 2012 - 11:55

  • Die Herausforderung für Self Publishing-Autoren liegt natürlich darin, ihre Werke bekannt zu machen. Social Media eignen sich perfekt dafür.

Das ist das laute und unüberhörbare Geschrei der selbsternannten Marketinggurus und Autorendienstleister, die hoffnungsvollen und unerfahrenen Autoren das Geld aus der Tasche ziehen wollen und somit nichts weiter sind als eine Fortentwicklung der Druckkostenzuschussverlage.

#364 lapismont

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Geschrieben 23 März 2012 - 13:31

[/list]Das ist das laute und unüberhörbare Geschrei der selbsternannten Marketinggurus und Autorendienstleister, die hoffnungsvollen und unerfahrenen Autoren das Geld aus der Tasche ziehen wollen und somit nichts weiter sind als eine Fortentwicklung der Druckkostenzuschussverlage.

Wenn ich das richtig gesehen habe, ist Karl Olsberg sowohl Autor als auch Berater. Ich finde schon, dass seine Meinung zum Thema Selbstvermarktung relevant und mehr als Geschrei ist.

Er hat doch Recht, wenn er schreibt, dass ein selbstverlegender Autor sich auch selbst um Werbung kümmern muss. Netzwerke bieten sich da an. Du hättest auch nur die Hälfte Deiner Kunden, wenn es etwa das SFN nicht gäbe.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#365 Ernst Wurdack

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Geschrieben 23 März 2012 - 14:00

Er hat doch Recht, wenn er schreibt, dass ein selbstverlegender Autor sich auch selbst um Werbung kümmern muss. Netzwerke bieten sich da an. Du hättest auch nur die Hälfte Deiner Kunden, wenn es etwa das SFN nicht gäbe.

Natürlich hat er mit dieser Aussage Recht. Aber auf der Messe hatte ich viele Gespräche und auf Schritt und Tritt boten sich selbstverlegenden Autoren sogenannte Berater an, die natürlich für ihre Leistungen gutes Geld sehen wollen. Und die meisten dieser Gurus hatten keine Ahnung von Garnichts. Es herrscht Goldgräberstimmung bei eBooks und wie bei jedem Goldrausch sind die Scharlatane, die leichtes Geld verdienen wollen, nicht weit.
Wenn ich nach guten Ratschlägen gehen würde, dürfte ich keine SF mehr verlegen, denn alles verkauft sich besser als SF. Sagten mir Marketing- und sonstige Fachleute auf der Messe. Und nach den Beobachtungen, an welchen Ständen massig Interessierte rumhingen, muss ich sagen:Stimmt!
Was die Zahl meiner Kunden angeht: Ich verkaufe nur mehr 5% meiner Bücher direkt. Die restlichen 95% wissen nicht mal, dass es so etwas wie ein Fandom überhaupt gibt. Die meisten Abonnenten von Mark Brandis z.B. lesen sonst keine andere SF.
Die Wirkung von digitalen Netzwerken wird total überschätzt. Persönliche Netzwerke sind effektiver.

#366 KarlOlsberg

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Geschrieben 23 März 2012 - 14:53

[/list]Das ist das laute und unüberhörbare Geschrei der selbsternannten Marketinggurus und Autorendienstleister, die hoffnungsvollen und unerfahrenen Autoren das Geld aus der Tasche ziehen wollen und somit nichts weiter sind als eine Fortentwicklung der Druckkostenzuschussverlage.


Selbsternannte Marketinggurus und Autorendienstleister stellen, genau wie ich, das Offensichtliche fest. Deshalb ist es noch nicht falsch. Ich habe noch keinem Autor "Geld aus der Tasche gezogen" und es auch nicht vor.

Allerdings finde ich auch nichts per se Ehrenrühriges daran, wenn jemand Autoren (seriöse) Dienstleistung anbietet. Warum soll ich als Autor nicht z.B. einen Lektor beauftragen? Und ist nicht ein Verlag - eigentlich - auch ein Autorendienstleister, oder sollte sich als solcher verstehen?

Natürlich sind eine Menge unseriöser Typen auf Messen unterwegs. Das waren sie schon immer. Immerhin, das Druckkostenzuschussverlags-Modell dürfte wohl bald ausgedient haben. :-)

#367 KarlOlsberg

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Geschrieben 23 März 2012 - 15:07

Die Wirkung von digitalen Netzwerken wird total überschätzt. Persönliche Netzwerke sind effektiver.


Vielleicht verstehe ich da ja was falsch, aber für mich sind digitale Netzwerke persönliche Netzwerke. "Mund-zu-Mund-Propaganda" war schon immer wichtig für den Erfolg von Büchern. Die Kommunikation ist durch Twitter & Co. nur schneller und effektiver geworden.

Dass Social Media "überschätzt" werden, ist nur insofern richtig, als dass manche sie für eine neue Form von Marketingkanal halten, den man nur "bespielen" muss, um dann eine möglichst große "Zielgruppe" zu erreichen. So zu denken ist natürlich Unfug. Aber die Bedeutung sozialer Netze für die Kommunikation kann man meiner Meinung nach überhaupt nicht überschätzen. Und in dem Maße, wie E-Books an Bedeutung gewinnen, werden die klassischen Möglichkeiten der Kundengewinnung - z.B. die prominente Platzierung im Buchladen - verschwinden. Dann bleibt eigentlich gar nichts anderes mehr übrig, als über das Produkt selbst Leute so sehr zu begeistern, dass sie darüber reden.

Ein schönes Beispiel ist meiner Ansicht nach das Computerspiel Minecraft. Ein Independent-Spiel mit lausiger Grafik hat sich per heute 5,3 Millionen Mal verkauft. Ohne Marketingbudget, und nicht etwa, weil das Spiel so genial ist, sondern weil so viele Leute daran mitgestalten, Inhalte dafür entwickeln und es damit zu "ihrem" Produkt gemacht haben. Das ist für mich ein Modell, das auch Autoren und Verlage adaptieren können: Lass die Leser mitmachen.

#368 Ernst Wurdack

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Geschrieben 23 März 2012 - 15:19

Warum soll ich als Autor nicht z.B. einen Lektor beauftragen?

Kein seriöser Verlag wird Lektoratskosten auf die Autoren abwälzen.
Und die DKZ Verlage werden ihr Geschäftsmodell abändern (oder haben es bereits getan) und Dienstleistungen anbieten, die selbstverlegende Autoren brauchen. Welcher angehende Autor aber kann abschätzen, ob die angebotenen Dienstleistungen nötig und ihr Geld auch wert sind?

Und ist nicht ein Verlag - eigentlich - auch ein Autorendienstleister, oder sollte sich als solcher verstehen?

Nein, ein Verlag ist kein Dienstleister. Er legt das Geld vor, das nötig ist, um seiner Meinung nach verkaufbare Waren herstellen zu können.

#369 lapismont

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Geschrieben 23 März 2012 - 15:34

Was die Zahl meiner Kunden angeht: Ich verkaufe nur mehr 5% meiner Bücher direkt. Die restlichen 95% wissen nicht mal, dass es so etwas wie ein Fandom überhaupt gibt. Die meisten Abonnenten von Mark Brandis z.B. lesen sonst keine andere SF.
Die Wirkung von digitalen Netzwerken wird total überschätzt. Persönliche Netzwerke sind effektiver.


Ich sehe da auch keinen Unterschied. Innerhalb meines offline-Freundeskreises gibt es kaum Interesse an SF-Literatur. Auf Dich und Deinen Verlag wurde ich übers Fandom aufmerksam. Persönlicher geht es nicht.

Das Fandom und alle darin enthaltenen Netzwerke fasst sicherlich nur einen gewissen Teil der Käufer, aber dieser Teil verbreitet Deine Existenz und trägt zu Deiner Fama bei.

Nein, ein Verlag ist kein Dienstleister. Er legt das Geld vor, das nötig ist, um seiner Meinung nach verkaufbare Waren herstellen zu können.

Genau, ein Verlag will ein Buch produzieren, keinen Text, den schafft der Autor.

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#370 Ernst Wurdack

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Geschrieben 23 März 2012 - 15:54

Das Fandom und alle darin enthaltenen Netzwerke fasst sicherlich nur einen gewissen Teil der Käufer, aber dieser Teil verbreitet Deine Existenz und trägt zu Deiner Fama bei.

Nochmal: Die restlichen 95% wissen nicht mal, dass es so etwas wie ein Fandom überhaupt gibt. Ich erreiche sie über andere Kanäle. Und das kostet mich ziemlich viel Mühe und Geld.
Das sagt nicht aus, dass ich die Leute im Fandom und die persönlichen Kontakte zu ihnen nicht schätzen würde. Schließlich tanze ich gerne auf Cons rum und bin für alle möglichen Schandtaten zu haben. Ich bin ein wesentlicher Bestandteil des Fandoms.
Aber wenn ich nur auf das Fandom gebaut hätte, gäbe es meinen Verlag schon seit 3 Jahren nicht mehr. Das Fandaom ist leider viel zu klein.

Genau, ein Verlag will ein Buch produzieren, keinen Text, den schafft der Autor.

Und der Autor soll nicht dafür bezahlen. Auch nicht an externe Dienstleister.

#371 KarlOlsberg

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Geschrieben 23 März 2012 - 18:06

Aber der Autor bezahlt doch! Und zwar nicht zu knapp. Erstens trete ich als Autor in Vorleistung, indem ich ein Buch erstmal auf eigenes Risiko schreibe, zweitens gebe ich einen großen Teil der Wertschöpfung an den Verlag ab. Ich kann heute ein E-Book bei Amazon direkt veröffentlichen und bekomme bis zu 70% des Nettoumsatzes. Beim Verlag sind es eher 20%. Da kann man sich als Autor schon fragen, ob es nicht günstiger ist, einen Lektor direkt zu beauftragen. Und ehrlich gesagt: Nach meiner Erfahrung sind Verlage gut darin, Buchhandelsmarketing zu machen, aber von Endkundenmarketing haben sie keine Ahnung und meistens auch gar kein Geld dafür. Je geringer die Bedeutung des Buchhandels für den Erfolg des Autors ist, umso unwichtiger wird damit auch der Verlag, sofern er sein Leistungsangebot nicht anpasst. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin nicht gegen Verlage. Ich arbeite sehr eng und gut mit dem Aufbau-Verlag und mit Thienemann zusammen und schätze deren Leistungen auch sehr. Aber ich glaube trotzdem, dass sich Verlage grundsätzlich neu aufstellen müssen und sich vielleicht auch stärker als Dienstleister sowohl der Leser und Händler als auch der Autoren sehen sollten.

#372 KarlOlsberg

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Geschrieben 23 März 2012 - 18:18

Welcher angehende Autor aber kann abschätzen, ob die angebotenen Dienstleistungen nötig und ihr Geld auch wert sind?


Das ist ein guter Punkt, aber auch dafür findet sich sicher eine Lösung. Das Web wird auch hier für Transparenz sorgen und zumindest die schwarzen Schafe entlarven. Am Ende ist es natürlich immer schwer, zu bewerten, ob ein Lektor oder Grafiker gut ist oder nicht, aber dasselbe gilt auch für einen Zahnarzt oder Klempner. Außerdem könnten auch Dienstleister nach dem Revenue-Sharing-Modell arbeiten (d.h. Umsatzbeteiligung statt Fixhonorar vorab), so wie es beispielsweise Agenten schon tun.

Ich bin sicher, dass viele Autoren keine Lust haben, sich mit all diesen Details auseinanderzusetzen, und sich jemanden suchen, der das für sie "managt". Ob das ein klassischer Verlag ist oder vielleicht doch ein Dienstleister, wird von der Qualität der jeweiligen Leistung und den Konditionen abhängen. Auf jeden Fall wird sich dieser Markt gründlich verändern und Verlage werden sich zukünftig in einem viel komplexeren Umfeld bewegen.

#373 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 23 März 2012 - 18:40

Ich kann heute ein E-Book bei Amazon direkt veröffentlichen und bekomme bis zu 70% des Nettoumsatzes. Beim Verlag sind es eher 20%. Da kann man sich als Autor schon fragen, ob es nicht günstiger ist, einen Lektor direkt zu beauftragen.


70% wovon? 3 Verkäufe im Monat? VK-Preis 2,99, 2 EUR x 3 = 6 EUR. Ab wieviel zahlt Amazon aus? Der einzelne Autor geht doch jetzt schon bei Amazon unter, er da kämpfen sicher Tausende jeder für sich - Du willst den Leuten doch nicht ernsthaft vorschlagen, dass das der richtige Weg ist? Ich schreibe das mal in Großbuchstaben: EIN AUTOR BEZAHLT NICHT DEN LEKTOR.

Wäre ich Autor und mir würden nur Absagen ins Haus kommen, würde ich eher Lotto spielen als einen Lektor bezahlen. Da wären meine Treffer-Chancen genau so hoch, wie wenn ich danach mein eBook bei Amazon einstelle.

Bearbeitet von Guido Latz, 23 März 2012 - 18:49.


#374 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 23 März 2012 - 20:40

Ich möchte Guido da voll zustimmen. Ich bin zwar nur ein Kleinstautor in einem Kleinverlag, aber ich möchte um keine Prozentpunkte der Welt das missen, was ich dort geboten bekomme. Lektorat, Mitspracherecht in allen Fragen, gemeinsame Projektplanung, Aufmunterung bei Durchhängern, Vorschläge werden offen angenommen und gemeinsam auf Machbarkeit geprüft ... Ne, alles das, können mir keine noch so hohen Prozentbeteiligungen geben. Es ist ja nicht nur das Fachliche, wo mich mein Verlag unterstützt, es sind oft auch die kleinen Dinge, die zwar auch mit dem Schreiben zu tun haben, aber Im Endeffekt vielleicht wenig bis gar nichts mit dem eigentlichen Endprodukt. Wer das alles alleine stemmen möchte ... Chapeau. Die Zeiten, wo Autoren als Einzelkämpfer und Kampftaucher unterwegs waren sind dank Internet vorbei. Da stimme ich voll zu. Aber das Internet und das Medium e-book für Selfpuplisher als alleinseligmachendes Allheilmittel der Zukunft zu preisen ... hm ... kann ich nicht nachvollziehen. Alle reden heutzutage von Vernetzung. Aber ist denn eine enge, persönliche Zusammenarbeit (oder eher Betreuung) zwischen Verlag (Verleger), Lektor, Coverdesigner, Layouter und Autor kein Netzwerk, nur weil hier alles mehr oder weniger zentral koordiniert wird? Meine (unprofessionelle) Meinung dazu. Dirk :)

#375 Ernst Wurdack

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Geschrieben 24 März 2012 - 08:22

Nach meiner Erfahrung sind Verlage gut darin, Buchhandelsmarketing zu machen, aber von Endkundenmarketing haben sie keine Ahnung und meistens auch gar kein Geld dafür. Je geringer die Bedeutung des Buchhandels für den Erfolg des Autors ist, umso unwichtiger wird damit auch der Verlag, sofern er sein Leistungsangebot nicht anpasst.

Der ersten Aussage stimme ich voll zu. Endkundenmarketing ist teuer. Meist viel zu teuer - vor allem für kleine Verlage.
Der zweiten Aussage kann ich nicht zustimmen. Für einen Autor ist es ungleich schwieriger, effektives Endkundenmarketing zu betreiben, da ihm noch weniger Mittel zur Verfügung stehen als einem Verlag. Und Social Media als Lösung hinzustellen ist Augenwischerei. Auf eine Anzeige z.B im Eulenspiegel, der 175 000 Auflage hat, bekomme ich ein Vielfaches an Rücklauf im Vergleich zu einer Social Media Kampagne. Und der Kontaktpreis pro Kunde ist ungleich niedriger als bei Webkampagnen.

Aber ich glaube trotzdem, dass sich Verlage grundsätzlich neu aufstellen müssen und sich vielleicht auch stärker als Dienstleister sowohl der Leser und Händler als auch der Autoren sehen sollten.

Der Autor ist Dienstleister des Verlags. Der Verlag ist Dienstleister für den Leser.
DKZ Verlage sind Dienstleister für veröffentlichungsgeile Autoren, die sonst nirgendwo unterkommen. Und im eBookbereich übernehmen derzeit sogenannte Berater und Dienstleister die Funktion dieser Verlage. Es findet ein Wandel statt, aber es ändert nicht grundlegend etwas an der Situation.

Dienstleister nach dem Revenue-Sharing-Modell arbeiten (d.h. Umsatzbeteiligung statt Fixhonorar vorab), so wie es beispielsweise Agenten schon tun.

Ich glaube nicht, dass man hauptberufliche Lektoren, Übersetzer, Layouter etc, in größeren Verlagen dafür begeistern kann. Bei Klein- und Kleinstverlagen im Fandom sieht die Sache anders aus. Denn was kann man bei den üblichen SF-Auflagen zwischen 200 und 500 schon bezahlen?

Ich bin sicher, dass viele Autoren keine Lust haben, sich mit all diesen Details auseinanderzusetzen, und sich jemanden suchen, der das für sie "managt".

Ja, so wie Amanda Hocking, die Vorzeigefigur der Indie-Scene. Sie hat einen Verlag gefunden und ist froh, nur noch schreiben zu müssen. Die Rechte wurden in Deutschland schweineteuer eingekauft, die Absatzzahlen dümpeln im 4stelligen Bereich. Stand kürzlich im Börsenblatt oder so. Das macht mich sehr nachdenklich.

Aber das Internet und das Medium e-book für Selfpuplisher als alleinseligmachendes Allheilmittel der Zukunft zu preisen ... hm ... kann ich nicht nachvollziehen.

Genau das glaube ich auch nicht. Für kleine Verlage sehe ich künftig große Chancen. Die müssen schon jetzt durch kleine Auflagen ganz anders kalkulieren als Großverlage. Wenn die Printauflagen der Großverlage sinken, erhöhen sich irgendwann deren Buchpreise. Bei kleinen Verlagen ändert sich nichts. Im Gegenteil, sie werden nicht mehr als teuerer wahrgenommen.
Möglicherweise wird sich bei den Autoren eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickeln. Die Gedruckten und die nur-Epublizierten. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, wer mehr Leser findet.

#376 lapismont

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Geschrieben 24 März 2012 - 08:31

Ich finde es befremdlich, Autoren als Dienstleister zu sehen.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#377 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 24 März 2012 - 08:40

Moin Lapismont Eingefügtes Bild

Ich finde es befremdlich, Autoren als Dienstleister zu sehen.


Doch, da kann ich Ernst folgen.
Als Autor bietest du einem Verlag zuerst ein Produkt an (das rohe MS). Gemeinsam wird dieses Produkt verfeinert, wobei der Autor im eigentlichen Sinne seine Dienste anbietet, nämlich sich aktiv an der Verfeinerung seines Produkts zu beteiligen. Und bei der Distribution bist du als Autor auch durch kleinere Marketingaktionen wie Lesungen, Leserunden etc. beteiligt
Rohstoffieferant, Dienstleister ... das bist du als Autor in dem Augenblick, wo du dich an einen Verlag wendest, wenn du professionell auftreten möchtest.

Doch, da kann ich Ernst folgen und zustimmen.
Es mag zwar auf den ersten Blick seltsam klingen, aber die beste Form der Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag ist eine positive Symbiose von Geben (Text, Textarbeit ...) und Nehmen (Vorschuss, Tantiemen, Hilfe bei der Textarbeit ...)

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 08:41.


#378 Ernst Wurdack

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Geschrieben 24 März 2012 - 08:51

Ich finde es befremdlich, Autoren als Dienstleister zu sehen.

Zulieferer?
Wenn Verlage ihre Geschäftsmodelle überdenken sollen, dann musst du auch mal deine Einstellung zum Autorentum überdenken.
Du kannst nicht von allen Verlagen ständig Veränderungen einfordern, selbst aber unbeirrt an alten und überkommenen Denkweisen festhalten.
Eine Forderung in der öffentlichen Diskussion, wie sie in Leipzig geführt wurde, ist, dass Verlage Marken entwickeln müssen (wie bei Heftromanen früher üblich, Jerry Cotton etc.) um künftig erfolgreich zu sein und dann Schreibaufträge an Autoren zu vergeben. Hier wurde ganz explizit der Autor als Dienstleiser gefordert und propagiert. Der Autor verliert also bei den neuen eBook-Geschäftsmodellen seine Funktion als Marke und mutiert zu einem gesichtslosen Dienstleister.
Ich möchte hier auf eine Seite hinweisen, auf die auch schon Karl Olsberg hingewiesen hat, aber auf einen anderen Artikel auf dieser Seite.
LINK

#379 KarlOlsberg

KarlOlsberg

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Geschrieben 24 März 2012 - 09:21


70% wovon? 3 Verkäufe im Monat? VK-Preis 2,99, 2 EUR x 3 = 6 EUR. Ab wieviel zahlt Amazon aus? Der einzelne Autor geht doch jetzt schon bei Amazon unter, er da kämpfen sicher Tausende jeder für sich - Du willst den Leuten doch nicht ernsthaft vorschlagen, dass das der richtige Weg ist? Ich schreibe das mal in Großbuchstaben: EIN AUTOR BEZAHLT NICHT DEN LEKTOR.

Wäre ich Autor und mir würden nur Absagen ins Haus kommen, würde ich eher Lotto spielen als einen Lektor bezahlen. Da wären meine Treffer-Chancen genau so hoch, wie wenn ich danach mein eBook bei Amazon einstelle.


Ich sage ja gar nicht, dass jeder Autor einen Lektor bezahlen soll - das macht, wenn überhaupt, sicher erst dann Sinn, wenn ein gewisser Grunderfolg erkennbar ist. Ich spreche hier auch überhaupt nicht gegen die Zusammenarbeit mit einem Verlag und kann Dirk in seinen positiven Erfahrungen nur bestätigen, wenngleich ich gerade bei größeren Verlagen auch andere Fälle kenne.

Allerdings scheint mir hier eine grundlegende Tatsache übersehen zu werden: Der Buchmarkt wird in wenigen Jahren völlig anders aussehen als heute. E-Books werden einen sehr viel größeren Marktanteil haben, der Buchhandel wird kollabieren, für neue gedruckte Bücher wird noch deutlich weniger Platz in den Regalen sein als schon heute. In den USA sind im Dezember die Taschenbuchverkäufe um 40% gegenüber Vorjahr eingebrochen, die zweitgrößte Buchhandelskette ist pleite, die größte wackelt. Unter den 50 meistverkauften Titeln sind dort 42 E-Books. Das ist keine SF, das ist Realität. Zu glauben, dass wir in Deutschland irgendwie von dieser Entwicklung verschont bleiben, halte ich für naiv.

Verlage verlieren zukünftig ihre "Gatekeeper"-Funktion, d.h. sie entscheiden nicht mehr darüber, was veröffentlicht wird und was nicht. Das bedeutet für mich als Autor, dass ich denjenigen als Partner auswählen kann, der mir insgesamt das beste Angebot macht (das gilt natürlich auch umgekehrt - derjenige, der das beste Angebot hat, kann sich die besten Autoren aussuchen). Das umfasst aus meiner Sicht Lektorat, Sparringspartner (wie von Dirk beschrieben) und vor allem Endkunden-Marketing. Wenn Verlage das in Zukunft gut können, werden sie auch kein Problem bekommen, und ich als Autor bin gern bereit, dafür meine Erträge mit dem Verlag zu teilen. Aber solche Angebote können eben auch andere machen, die man heute nicht als Verlage ansehen würde - Self Publishing-Plattformen zum Beispiel.

Natürlich ist es für einen einzelnen Autor bei Amazon schwer, sich in der Masse des Angebots durchzusetzen. Aber das ist doch nichts Neues! Heute muss ich mühsam darum kämpfen, einen Verlag zu finden (ich selbst habe drei Bücher für die Tonne geschrieben, bevor das vierte verlegt wurde). Die Chance, dass das gelingt, liegt in etwa bei 1:100. Und wenn es klappt, heißt das noch lange nicht, dass ich dauerhaft Erfolg habe. Tatsächlich muss ich als Autor eine Menge Zeit in Eigenmarketing investieren, wenn ich überhaupt eine Chance haben will.

Es wird auch in Zukunft schwer sein, vom Schreiben zu leben - daran ändert sich nichts. Aber die Optionen, die ich als Autor habe, nehmen zu, und die Herausforderungen für Verlage, sich in diesem veränderten Markt zu behaupten, werden größer. Das kann man jetzt als Problem sehen, oder auch als Chance.

Zulieferer?
Wenn Verlage ihre Geschäftsmodelle überdenken sollen, dann musst du auch mal deine Einstellung zum Autorentum überdenken.
Du kannst nicht von allen Verlagen ständig Veränderungen einfordern, selbst aber unbeirrt an alten und überkommenen Denkweisen festhalten.
Eine Forderung in der öffentlichen Diskussion, wie sie in Leipzig geführt wurde, ist, dass Verlage Marken entwickeln müssen (wie bei Heftromanen früher üblich, Jerry Cotton etc.) um künftig erfolgreich zu sein und dann Schreibaufträge an Autoren zu vergeben. Hier wurde ganz explizit der Autor als Dienstleiser gefordert und propagiert. Der Autor verliert also bei den neuen eBook-Geschäftsmodellen seine Funktion als Marke und mutiert zu einem gesichtslosen Dienstleister.
Ich möchte hier auf eine Seite hinweisen, auf die auch schon Karl Olsberg hingewiesen hat, aber auf einen anderen Artikel auf dieser Seite.
LINK


Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass die Firma briends von mir gegründet wurde (Karl Olsberg ist mein Schreibpseudonym, Karl von Wendt mein Klarname). Die Argumentation dort deckt sich also nicht zufällig mit meiner. Und ja, ich sehe es absolut so, dass Autoren Dienstleister sind. Primär Dienstleister an den Lesern, aber hin und wieder auch Dienstleister für Verlage.

Allerdings gehört dazu für mich dann auch eine andere Risikoaufteilung. Ein Dienstleister wird beauftragt, er geht normalerweise nicht in Vorleistung. Ein Architekt entwirft z.B. nicht erst ein Haus und sucht dann einen Käufer dafür. Wenn ich heute einen Heftroman schreibe, fange ich erst mit der Arbeit an, nachdem klar ist, dass der Verlag für meine Leistung bezahlen wird.

Wenn ich also als Autor weiter "im Lead" bleibe, dann brauche ich klassische Verlage zukünftig nicht mehr unbedingt. Gerade die großen, erfolgreichen Autoren werden diese Position der Stärke nutzen und sich genau überlegen, mit wem sie zusammenarbeiten. Gerade deshalb empfehle ich Verlagen, selbst Eigenmarken zu entwickeln und sich somit eine Position zu schaffen, die nicht so leicht angreifbar ist, selbst von Amazon nicht. Allerdings fällt das vielen Verlagen schwer - sie sind es nicht gewohnt, selbst ins kreative Risiko zu gehen. Das muss sich meines Erachtens ändern.

#380 Gast_Guido Latz_*

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Geschrieben 24 März 2012 - 09:21

Verlage verlieren zukünftig ihre "Gatekeeper"-Funktion, d.h. sie entscheiden nicht mehr darüber, was veröffentlicht wird und was nicht.


Das ist der entscheidende Punkt. Vielen Autoren geht es um das VERÖFFENTLICHEN. Die möchten ihr Buch veröffentlicht sehen. Ihnen reicht ein gedrucktes Buch (Betonung auf "ein") oder die Anzeige des eBooks bei Amazon als käuflich zu haben - an VERKAUFEN und VERDIENEN denken _diese_ Autoren doch gar nicht - es passiert regelmäßig, dass man mich fragt in Mails, wieviel es denn kostet, wenn ich das Buch veröffentliche. VERÖFFENTLICHEN will man, nicht VERDIENEN. Die sehen sehr wohl, dass sie 70 Prozent von jedem verkauften eBook von Amazon bekommen und werden sicher die 6 oder 9 EUR im Monat in Empfang nehmen; und vermuttlich in Foren auch posten, wie erfolgreich sie sind. Und mir dann ihr nächstes Buch wieder anbieten und wieder fragen, wie teuer das denn ist.

Bearbeitet von Guido Latz, 24 März 2012 - 09:25.


#381 Ernst Wurdack

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Geschrieben 24 März 2012 - 09:37

.. für neue gedruckte Bücher wird noch deutlich weniger Platz in den Regalen sein als schon heute.

Flächenrückbau bei Thalia und Co ist ein brisantes Thema für die Großverlage.
Uns Kleinverlage betrifft das nicht, weil wir eh kaum Chancen haben, diese Flächen zu besetzen oder in die Regale der Buchhändler zu kommen.
Die Situation für uns ändert sich nicht wesentlich.

es passiert regelmäßig, dass man mich fragt in Mails, wieviel es denn kostet, wenn ich das Buch veröffentliche. VERÖFFENTLICHEN will man, nicht VERDIENEN.


Darüber haben wir, und ich meine damit meine Verlegerkollegen aus anderen Kleinverlagen, in Leipzig auch gesprochen. Es passiert ständig, dass man derartige Angebote bekommt oder sogar bedrängt wird. "Genügen 3000 Euro?" Da könnte man schon manchmal schwach werden.
Als Verlag bekommt man schnell einen DKZV Stempel aufs Hirn gedrückt und wird beschimpft.
Im eBookbereich ist alles anders und wunderschön. Und die Autoren nennen sich stolz Indie-Autoren und sind froh, weil sie nicht mehr von den bösen bösen Verlagen abhängig sind, sondern von Dienstleistern und Distributoren. Da fühlt man sich doch gleich viel besser.

Aber vielleicht sollten wir wirklich eine Dienstleistungsgesellschaft für Selbstverleger und Vanity-Autoren gründen, Guido?
Der Markt ist vorhanden und riesig. Lektoren hätten wir auch an der Hand und die würden sich über gut bezahlte Aufträge mächtig freuen.
Ich nenne mich dann Autorenberater und du darfst dir natürlich auch einen gutklingenden Titel aussuchen.
Hach, was ist das doch für ein schönes Leben als Wolf im Schafspelz! Eingefügtes Bild

#382 KarlOlsberg

KarlOlsberg

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Geschrieben 24 März 2012 - 10:06


Das ist der entscheidende Punkt. Vielen Autoren geht es um das VERÖFFENTLICHEN. Die möchten ihr Buch veröffentlicht sehen. Ihnen reicht ein gedrucktes Buch (Betonung auf "ein") oder die Anzeige des eBooks bei Amazon als käuflich zu haben - an VERKAUFEN und VERDIENEN denken _diese_ Autoren doch gar nicht - es passiert regelmäßig, dass man mich fragt in Mails, wieviel es denn kostet, wenn ich das Buch veröffentliche. VERÖFFENTLICHEN will man, nicht VERDIENEN. Die sehen sehr wohl, dass sie 70 Prozent von jedem verkauften eBook von Amazon bekommen und werden sicher die 6 oder 9 EUR im Monat in Empfang nehmen; und vermuttlich in Foren auch posten, wie erfolgreich sie sind. Und mir dann ihr nächstes Buch wieder anbieten und wieder fragen, wie teuer das denn ist.


Nach meiner Erfahrung wollen die meisten Autoren so schnell wie möglich reich und berühmt werden, und zwar umso schneller, reicher und berühmter, je weniger Erfahrung und Fachwissen sie haben Eingefügtes Bild . Natürlich gibt es einen Markt für "Vanity-Publishing". Ich sehe da einen klaren Unterschied zwischen DKZ-Verlagen, die einem das Blaue vom Himmel versprechen, und Anbietern wie BoD oder Epubli, die klar und deutlich sagen, was man für sein (bezahlbares) Geld bekommt. Aber im Grunde wollen Schrifsteller nicht gedruckte Bücher in den Händen halten, sonden gelesen (und für ihre Genialität bewundert) werden. Ich spreche da aus Erfahrung!

Die weitaus meisten Indie-Autoren träumen davon, mal "groß raus zu kommen". Und warum auch nicht? Ich habe diesen Traum auch geträumt und es (bis zu einem gewissen Punkt) geschafft. Für mich ist der Unterschied zwischen diesen "Träumern" und einem Profi nicht prinzipieller Natur, sondern in der Menge der Arbeit begründet, die man in sein eigenes Schreiben, seine Weiterentwicklung und auch ins Bekanntwerden investiert. Natürlich spielt auch Talent eine Rolle, aber eine kleinere, als viele glauben.

Flächenrückbau bei Thalia und Co ist ein brisantes Thema für die Großverlage.
Uns Kleinverlage betrifft das nicht, weil wir eh kaum Chancen haben, diese Flächen zu besetzen oder in die Regale der Buchhändler zu kommen.
Die Situation für uns ändert sich nicht wesentlich.


Wirklich? Was ist, wenn die meisten Bücher über E-Reader gelesen und bei Amazon als E-Books gekauft werden?

#383 Gast_Guido Latz_*

Gast_Guido Latz_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 10:13


Wirklich? Was ist, wenn die meisten Bücher über E-Reader gelesen und bei Amazon als E-Books gekauft werden?


Kein Problem. Habe ich weniger Kosten für den Druck der Bücher.
http://www.amazon.de...&rnid=530886031

Bearbeitet von Guido Latz, 24 März 2012 - 10:16.


#384 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 10:41


Nach meiner Erfahrung wollen die meisten Autoren so schnell wie möglich reich und berühmt werden...
Aber im Grunde wollen Schrifsteller nicht gedruckte Bücher in den Händen halten, sonden gelesen (und für ihre Genialität bewundert) werden.


Ha!
Ich will aber beides Eingefügtes Bild
Reicher als Bohlen, berühmter als Naddel und viel öfter gelesen als Charlotte Roche Eingefügtes Bild
Und nu?
Ab zu amazon und Selbstverleger werden?

Spaß beiseite:
Ein guter Verlag wird sich schneller und flexibler auf die neuen Gegebenheiten einstellen, als es hier den Anschein hat.
Und da haben eben gerade die "Kleinen" die Nase aber deutlichst vorne.
Die meisten e-books, die einen hohen Standard einhalten, kommen nicht aus dem Nirvana irgendwelcher Schreibstuben und auch nicht aus den großen "Publikumsverlagen".
Da sind die "Kleinen" schon längst dabei, ihre Autoren und ihren Kundenstamm aufzubauen.
Wie soll ein Einzelner gegen die tumben Großen und die flinken Kleinen bestehen?
Alleine durch Selfmarketing?

Sorry, aber das ist doch ein wenig unglaubwürdig.
Warum?

Nehmen wir als Beispiel die Ikone der Selfmadefrau, Amanda Hocking.
Sie hat es geschafft.
Aber wieviele, die mit ihr gemeinsam gestartet sind, sind gescheitert?
Sie als leuchtendes Beispiel zu nehmen ist in etwa so, als würde man einen Lottogewinner als Werbefigur für's Lotto nehmen, damit noch mehr mitspielen.
Und wenn es doch ach so toll ist, alles in eigener Regie zu machen ... warum ist sie jetzt bei einem Majorlabel?
Cory Doctorow.
Der hatte vorher schon Erfolg. Jetzt setzt er sich marketingtechnisch berechnend an die Spitze einer Open Source Bewegung, um an der neuen Strömung mitzuverdienen.
Ich habe in eines seiner Verlagsbücher reingeschnüffelt ... und war entsetzt.
Sowas wurde veröffentlicht?
Hätte er wie die Hocking von Anfang auf "sein" Konzept gesetzt, vermute ich mal ganz dreist, würde er heute ganz kleine Brötchen backen Eingefügtes Bild

Um es kurz zu fassen:

Eine Schwalbe noch kein Foul, eine Handvoll Selfmademillionäre noch keinen Run.
Wer sich nicht binden will, der macht für seine Werke eben Einzelverträge, baut sich einen Namen auf und pickt sich die für ihn besten Angebote / Verlage heraus.
Dort bekommt er zwar "weniger" Geld, muss aber auch nicht alles alleine machen, kann eher Qualität garantieren, muss nicht mit eigenem Geld Marketing oder Vorleistung betreiben (Lektorat, Cover etc.)
Das schnelle Geld war mit Schreiben noch nie zu verdienen.
Weder mit den Großen, noch mit den Kleinen.
Und mit Selfpuplishing ... das ist in meinen Augen nur eine große Blase, ähnlich dem Dotcom-Boom oder dem amerikanischem Immobilenmarkt.

Kritische Grüße

Dirk Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 10:43.


#385 Diboo

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Geschrieben 24 März 2012 - 11:01


Aber vielleicht sollten wir wirklich eine Dienstleistungsgesellschaft für Selbstverleger und Vanity-Autoren gründen, Guido?
Der Markt ist vorhanden und riesig. Lektoren hätten wir auch an der Hand und die würden sich über gut bezahlte Aufträge mächtig freuen.
Ich nenne mich dann Autorenberater und du darfst dir natürlich auch einen gutklingenden Titel aussuchen.
Hach, was ist das doch für ein schönes Leben als Wolf im Schafspelz! Eingefügtes Bild


Guido braucht einen cooleren Titel.
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#386 lapismont

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Geschrieben 24 März 2012 - 11:21

Das, was ich als Autor verfasse, ist weder eine Zulieferung noch Dienstleistung, es ist meine Kunst.

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#387 Diboo

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Geschrieben 24 März 2012 - 11:28

Und Kunst ist eine ästhetische Dienstleistung, die manchmal einen Kunden findet und manchmal nicht. Und sei es, dass man sein eigener Kunde ist und damit ein immaterielles Bedürfnis befriedigt. Das nennt man dann ein In-sich-Geschäft :-)

Bearbeitet von Diboo, 24 März 2012 - 11:29.

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Geschrieben 24 März 2012 - 11:30

Und Kunst ist eine ästhetische Dienstleistung, die manchmal einen Kunden findet und manchmal nicht. Und sei es, dass man sein eigener Kunde ist und damit ein immaterielles Bedürfnis befriedigt.
Das nennt man dann ein In-sich-Geschäft :-)


Ich glaube, zu dem Thema hatten wir schon gestritten.
Eingefügtes Bild

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#389 KarlOlsberg

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Geschrieben 24 März 2012 - 11:38


Ein guter Verlag wird sich schneller und flexibler auf die neuen Gegebenheiten einstellen, als es hier den Anschein hat.
Und da haben eben gerade die "Kleinen" die Nase aber deutlichst vorne.


Da stimme ich zu. Nutzt die Chance!

Wie soll ein Einzelner gegen die tumben Großen und die flinken Kleinen bestehen?
Alleine durch Selfmarketing?

Sorry, aber das ist doch ein wenig unglaubwürdig.
Warum?

Nehmen wir als Beispiel die Ikone der Selfmadefrau, Amanda Hocking.
Sie hat es geschafft.
Aber wieviele, die mit ihr gemeinsam gestartet sind, sind gescheitert?
Sie als leuchtendes Beispiel zu nehmen ist in etwa so, als würde man einen Lottogewinner als Werbefigur für's Lotto nehmen, damit noch mehr mitspielen.
Und wenn es doch ach so toll ist, alles in eigener Regie zu machen ... warum ist sie jetzt bei einem Majorlabel?
Cory Doctorow.
Der hatte vorher schon Erfolg. Jetzt setzt er sich marketingtechnisch berechnend an die Spitze einer Open Source Bewegung, um an der neuen Strömung mitzuverdienen.
Ich habe in eines seiner Verlagsbücher reingeschnüffelt ... und war entsetzt.
Sowas wurde veröffentlicht?
Hätte er wie die Hocking von Anfang auf "sein" Konzept gesetzt, vermute ich mal ganz dreist, würde er heute ganz kleine Brötchen backen Eingefügtes Bild

Um es kurz zu fassen:

Eine Schwalbe noch kein Foul, eine Handvoll Selfmademillionäre noch keinen Run.
Wer sich nicht binden will, der macht für seine Werke eben Einzelverträge, baut sich einen Namen auf und pickt sich die für ihn besten Angebote / Verlage heraus.
Dort bekommt er zwar "weniger" Geld, muss aber auch nicht alles alleine machen, kann eher Qualität garantieren, muss nicht mit eigenem Geld Marketing oder Vorleistung betreiben (Lektorat, Cover etc.)
Das schnelle Geld war mit Schreiben noch nie zu verdienen.
Weder mit den Großen, noch mit den Kleinen.
Und mit Selfpuplishing ... das ist in meinen Augen nur eine große Blase, ähnlich dem Dotcom-Boom oder dem amerikanischem Immobilenmarkt.

Kritische Grüße

Dirk Eingefügtes Bild


Ja, das mit der Selfpublishing-Blase hab ich auf der Buchmesse auch gehört. Klar, warum sollte es auch der Buchbranche genauso gehen wie der Musik- und TV-Branche? Dass Youtube keine "Blase" ist und Plattenlabels heute eine völlig andere Rolle spielen als vor 5 oder 10 Jahren, muss ja nicht heißen, dass bei Büchern nicht alles beim Alten bleiben kann! Und dass Zeitungen dahinschwinden wie Schneemänner im März, hat auch nichts mit der Digitalisierung zu tun.

Okay, ich gebe zu, das war nicht sehr sachlich. Aber die Idee mit der "Blase" ist auch echt gefährlich, gerade weil das so hübsch klingt. Was, bitte, sollte denn so eine "Blase" auslösen? Oder ist die ganze Idee mit den E-Books und der Digitalisierung auch so eine Blase, die bald platzt?

Natürlich sind Amanda Hocking oder Jonas Winner Ausnahmen, die man nicht verallgemeinern kann. Aber Karl Olsberg ist auch eine Ausnahme, die man nicht verallgemeinern kann - er hat eine Agentin, einen Verlagsvertrag, sein Debutroman wurde für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert, er publiziert in zwei renommierten Verlagen. Es gibt Hunderttausende, die das versucht, aber nicht geschafft haben.

In Zukunft wird es, wie ich schon gesagt habe, genauso schwierig sein, als Autor Erfolg zu haben, wie in der Vergangenheit. Nur der Weg dorthin wird ein anderer sein. Verlage, die glauben, dabei unersetzlich zu sein, leben meines Erachtens gefährlich. Aber damit (ich wiederhole mich) will ich nichts gegen Verlage sagen, die wertvolle Leistungen erbringen, sondern nur gegen die Idee, man könne es sich leisten, sich nicht zu verändern.


Ich glaube, zu dem Thema hatten wir schon gestritten.
Eingefügtes Bild


Gibt es da wirklich einen Widerspruch? Kunst braucht meines Erachtens keine Rechtfertigung. Aber wenn Kunst die Bedürfnisse anderer erfüllt, dann ist es in gewisser Hinsicht ein Dienst, auch wenn die ursprüngliche künstlerische Leistung das gar nicht im Sinn hatte.

Die Kernfrage ist, ob sich der Künstler insofern als Dienstleister verstehen muss, dass er die Erwartungen und Ansprüche des "Kunden" zu erfüllen versucht. Das ist natürlich eine Entscheidung, die jeder frei treffen muss - will ich meine Kunst monetarisieren oder nicht? Will ich im Zweifel z.B. als Illustrator das zeichnen, was mein Auftraggeber braucht, oder male ich, was meine Inspiration mir vorgibt? Schreibe ich das, was mir Spaß macht, oder das, was der Verlag haben will?

Am erfolgreichsten ist man meines Erachtens, wenn man beides in Einklang bringen kann. Im Übrigen habe ich des öfteren erlebt, dass die Anforderungen von außen auch sehr inspirierend wirken können.

#390 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 12:22

Hallo Karl Eingefügtes Bild

Was ist das Wesen einer Blase?
Einige versprechen vielen alles.
Das Ding bläht sich auf, wird zum Selbstläufer ... und dann holt die Blase die harte Realität ein, die da ganz trocken die Tatsache aufgestellt hat, das ungebremstes und ewiges Wachstum in der Natur (und auch in der Wirtschaft) nicht vorgesehen ist.
Wenn die Blase dann mit einem lauten Knall zerbirst, haben die Pioniere meist ihre Schäfchen im Trockenen, die Nachzügler ertrinken und die Anleger, in diesem Fall die gutgläubigen Autoren, haben Lebenszeit und schlimmstenfalls auch Kohle in einen Traum investiert, der sich nie erfüllen wird.

Wo sind die Selfpuplisher der TV-Landschaft?
Wo sind die CD-Millionäre, die es aus dem Stand via "Deinetube" on the Top geschafft haben?

Bei allem Respekt, aber für meinen Geschmack wirfst du hier fröhlich die verschiedensten Industrien durcheinander, vermengst Verlage und Selfpuplisher, rührst das ganze mit einer gehörigen Prise Pioniergeist ... der Letzte, der nach solchen Worten achtkanitg aus meinem Wohnzimmer geflogen ist, war der nette Herr Kaiser von der Hamburg Mannheimer.
Und der ist heute pleite Eingefügtes Bild
(Nicht böse gemeint, kein persönlicher Angriff Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild )

Sicher ist, dass die Verlage sich neu aufstellen müssen.
Die Kleinen sind da wie die Guerillas viel schneller und flexibler, als die Riesen der Großen.
Hier sehe ich für Autoren die Chance, denn ein kleiner Verlag macht eher Verträge von Fall zu Fall, als ein Großer, der eine Milchkuh gewittert hat.
Hier sehe ich die Chance für Autoren (also auch für mich) aktiv an der "neuen Weltordnung der Kultur des Abendlandes" mitzuwirken, indem ich meine Geschäftspartner, also die Kleinverlage mit unterstütze und im Gegenzug ebenso viel (wenn nicht sogar noch mehr) Unterstützung erhalte.
Aber ich sehe hier in keinster Weise auch nur die geringste Möglichkeit, dass ein Einzelkämpfer im Schriftstellertum plötzlich wie König Arthur zum Vorsitzenden der Schwafelrunde wird.

Ja, man kann mit entsprechender Arbeit und Vorleistung im Selfpuplishing auf sich aufmerksam machen.
Dank Internet besser als früher.
Aber die Zeit, die ich darin investieren muss, dass ich überhaupt erstmal als Autor erkannt werde, wenn ich den Mund aufmache, die investiere ich persönlich lieber in die Verbesserung meiner Fähigkeiten, das Überarbeiten meiner Manuskripte, in das Feilen an neuen Ideen ... die ich one and only Kleinverlagen anbiete.

Klinge ich wie ein tiefgläubiger Kleinstautor für Kleinverlage?
Ja.
Mit vollem Bewusstsein.
Die haben nämlich noch keine Kalkablagerungen in den Gelenken.
Die sind noch fit und agil, wenn ein Text zumindest im Ansatz überzeugt.
Die entscheiden von heute auf Morgen zum Beispiel die vorab kalkulierten und an die Öffentlichkeit kommunizierten Preise für ein e-book nach unten zu setzen, wenn eine Marketingaktion ein überragender Erfolg war.
Die Kleinverleger tummeln sich in Foren, sind anfassbar, haben eine Meinung, haben ein Gesicht, man kann mit ihnen auf einem Con einen heben gehen ... (Als Alleinunterhalter eine ziemlich dröge Angelegenheit, oder nicht?) ... aber die haben bei all dem mit Sicherheit keine Zeit, auf Talentschau im Internet zu gehen.

Es wird meiner Meinung nach weiterhin dabei bleiben, dass steter Tropfen den Stein höhlt, das ein Autor als Produzent eines Rohprodukts zu einem Verleger seiner Wahl geht, um das Produkt in gemeinsamer Arbeit zu Verfeinern und zu verkaufen.
Das ist gar nicht so anders, als beim Selfpuplishing, wo ein ernsthafter Autor sich einen ernsthaften Lektor und einen begabten Coverkünstler sucht, um mit ihnen gemeinsam sein Produkt zu veredeln und zu verbessern. Einzige Ausnahme:
Er geht in Vorkasse.
Ein Lektorat kostet nach meiner Erfahrung zwischen 5 und 8€ pro Normseite und Durchgang.
Bei einem Schinken von 300 Normseiten kommen da schnell mal ein paar Mücken zusammen.
Wie, und vor allem wann, will der Lektor jemals an seinen Stundensatz kommen, wenn er am Erfolg beteiligt ist?
Und wo bleibt der Coverkünstler?
Wann will sich der Autor denn endlich einen Wagen der gehobenen Mittelklasse leisten können? (hallo Diboo Eingefügtes Bild )
Schieben wir das mal auf Seite.
Das Produkt ist fertig, der Autor hat einen Kredit in Höhe eines Kleinwagens aufgenommen.
Macht er sich an das nächste MS um seinen Ruf zu untermauern?
Nö.
Er geht auf "Clubtour" im Internet, bietet seinen Roman wie Sauerbier an, hat mehr Passworte und Forenadressen im Kopf, als die Gelben Seiten Klempner anbieten können.
...
...

Karl, ich respektiere deine Sichtweise und will dich nicht angreifen.
Aber inzwischen habe ich auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel, und nicht wenige davon verbringe ich mit Schreiben (und zuvor habe ich einige Zeit mit Musik verbracht) und inzwischen glaube ich schon zu wissen, wo der Bär im Buchweizen seine Geschäfte hinterlässt.
Autoren verkaufen ebenso wie die Filmfabriken in Übersee Träume.
Amanda Hocking, Cory Doctorow ... das ist der Stoff aus dem die Träume sind.
Aber es ist ein sehr dünner Stoff, der schnell reißt, wenn man ihn zu sehr belastet.

Ich bleibe dieser Goldgräberstimmung gegenüber kritisch.

LG

Dirk :)


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