Dies ist die Geschichte einer Stadt auf dem Mars. Sie ist nicht die größte oder die schönste, sondern liegt mitten in der Wüste. Sie ist einzigartig, vor allem wegen der exzentrischen Individualisten, die sich dort angesiedelt haben: Stadtgründer Dr. Alimantando folgt einem mysteriösen grünen Wesen, das jede Nacht neben seinem Feuer auftaucht. Die Jagd bleibt ohne Erfolg, und so beschließt er, sich in der Einsamkeit niederzulassen. Die währt allerdings nicht lange: Schräge Typen wie Rajendra Das, ein Landstreicher, der mit Maschinen sprechen kann, Babushka, eine alte Frau, die ein Kind aus dem Reagenzglas will, die Gallacelli-Brüder, Drillinge, die am Ende alle dieselbe Frau heiraten und noch einige Lebenskünstler mehr zieht es in die Einsamkeit der endlosen Marswüste †¦
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Greg Egan- Teranesia (1999)
Die Erwartungen sind hochgesteckt, von Greg Egan ist man einiges gewöhnt. Ursprung und Ende des Universums hat er beschworen, vom Ende der Menschheit erzählt, und immer wieder eine der vergnüglichsten Aufgaben der SF erfüllt: gegen die Grundmauern unserer Realität zu schlagen. Das hat er so eindrucksvoll getan wie nur wenige andere, und mit einer wissenschaftlichen Kompetenz und gedanklichen Schärfe, wie sie ihresgleichen suchen. Greg Egan ist keine leichte Lektüre zum Einschlafen, dafür aber ein Erlebnis, das süchtig machen kann.
Egans neuester Roman spielt nicht in visionären Cyberwelten, sondern zunächst auf der kleinen Insel Teranesia im indonesischen Pazifik. Ein Forscherpaar hat sich hier niedergelassen, um ein seltsames Phänomen zu erforschen: Die Natur verhält sich nicht mehr so, wie sie es laut Darwin eigentlich sollte. Bei einer heimischen Schmetterlingsart zeigen sich Veränderungen, die sonst nur über Jahrmillionen hinweg vorkommen. Mit von der Partie sind die Kinder der beiden indischen Forscher. Für den neunjährigen Prabir ist Teranesia ein riesiger Abenteuerspielplatz, auf dem sich nicht nur die reale Natur erforschen lässt -- es ist auch eine Welt märchenhafter Monster, vor denen er seine einjährige Schwester Madushree beschützt.
Seine Schwester zu beschützen, das wird zum zentralen Motiv in Prabirs Leben. Er beschützt sie nach dem tragischen Ende der Eltern, und voller Schrecken reist er ihr viele Jahre später nach, als die junge Biologin nach Teranesia zurückkehrt, um das Werk ihrer Eltern zu vollenden. Inzwischen sind es nicht mehr nur noch die Schmetterlinge, die verrückt spielen.
Egan-Leser werden dem Roman vielleicht vorwerfen, dass die Thematik nicht ganz so großartig und welterschütternd ist wie gewohnt. Auch mag einigen das Ende zu abrupt und dadurch unbefriedigend erscheinen. Dafür ist ihm aber dieses Mal gelungen, was seinen bisherigen Romanen noch fehlte: lebensechte Charaktere zu entwickeln, deren Schicksal nahegeht. Und auch wenn er dabei seinen Anspruch nach Welterstürmung etwas zurückgeschraubt hat -- jede Seite dieses Romans verströmt die erfrischende Originalität und Intelligenz eines der besten Autoren der heutigen Science Fiction. --Birgit Will
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