Ich habe nunmehr den 1. Band die Tage beendet. Mein Lesefazit ist positiv und ich habe durchaus Lust, im neuen Jahr weiterzulesen. Ohnehin denke ich, dass ich Zelazny unrecht tun würde, wenn ich versuchen würde, einige der oben zurecht aufgeworfenen Fragen - Simplizität vs. Komplexität der aufgezeigten Machtstrukturen, Geschlechterbild , die †šKlassiker-Frage†˜ - †šendgültig†˜ für mich zu beantworten. Dies liegt zum einen an der Fülle der Figuren und ihrer teilweise ungeklärten Schicksale (etwa die Frage, ob Bleys überlebt). Auch werden diverse Nebenhandlungen nur angerissen bzw. exponiert: Was werden wir noch über Oberon erfahren? Bleibt Dworkin auf ewig ein Gefangener? etc.
Zelazny gestaltet bisher eine Fantasy-Handlung, die durchaus abwechslungsreich ist. Gefallen haben mir diverse Handlungselemente - originell finde ich etwa den über die Trümpfe des Kartenspiels ausgetragenen mentalen Kampf zwischen Eric und Corwin („I could see him now, clearly, in his chamber in the palace. Whichever of us made such a move, he would fall beneath the other†˜s control“). Erfrischend die Vergleiche und Bilder, mit denen bspw. die Darstellung von Corwins und Bleys†˜ Sturm auf Amber variiert wird. So ist es beinahe skurril, wenn der Erzähler das, was von Corwin und seinen Leuten nach der Inbrandsetzung des Valleys of Garnath übrigbleibt, mit der Frucht eines tropischen Palmengewächses vergleicht: „The waters about were filled with hissing and blackened debris, and at our backs our surviving troops†˜ heads in the river seemed as a strip of floating coconuts.“
Inhaltlich verläuft ja der Angriff auf Amber leider nach dem Motto Last Man Standing, und es war natürlich von vornherein klar, dass der letzte Überlebende Corwin sein würde. Schwach finde ich, dass Corwin schließlich am Ende Axolotl spielen darf und ihm nach der Blendung durch Eric die Augen †¦ einfach wieder nachwachsen, weil Corwin eben Corwin ist. Auch Dworkins plötzliches Auftauchen in Corwins Gefängniszelle ist mir zu bemüht und unbefriedigend. Gleichwohl gefallen mir die Art und Weise, wie er Corwin die Flucht ermöglicht, indem er den Leuchtturm als Fluchtpunkt für eine Teleportation - in dem knappen Zeitrahmen von mehreren Streichhölzerlängen - buchstäblich an der Wand aufmalt, und der sich darum entspinnende Dialog: „Now let†˜s admire it,“ he said.
„If you want to get back to your own apartments, you†˜ll have to leave the admiring to me,“ I told him. „We†˜ re too low on matches to be art critics at this point.“
Bearbeitet von Sierra, 05 November 2016 - 14:55.