Natürlich freue ich mich über Verbesserungsvorschläge. Und tatsächlich bin ich zum KLP gekommen, weil wir damals als Herausgeberteam von "Der Golem" für den KLP eine Übersicht über alle erschienen Romane und Kurzgeschichten vorab den Abstimmungsberechtigten zur Verfügung gestellt haben. Das war 1990 eine Riesenarbeit, denn damals gab es kein Internet, keine Verlagswebseiten, keine Portale wie DieZukunft.de, sondern nur Verlagsprospekte in Buchhandlungen und die Frankfurter Buchmesse zum Recherchieren bei den kleineren Verlagen.
Aber heutzutage? Wer sich halbwegs für deutschsprachige SF interessiert, bekommt mit, was in den "einschlägigen" Verlagen erscheint, und die wenigen Exoten findet man in Zeitschriften, bei den Portalen oder in Foren. Wenn ich aber so eine Liste öffentlich machen würde, wäre das nicht nur viel Arbeit, weil stets aktuell zu halten, sondern auch ein andauerndes Diskussionsthema über fehlende Titel, Grenzfälle, etc. Das möchte ich mir nicht antun, zumal ich bezweifle, dass da wirklich viele animiert werden, noch schnell ein paar Bücher zu lesen, bevor sie nominieren. Und letztendlich gibt es ja die oben genannte Liste, und das kann man hernehmen als Inspirationsquelle für die Romane und deren Titelbilder. Für ausländisches Werk, weitere Titelbilder und Übersetzungen bräuchte man eine zweite, viel längere Liste ... Und dann noch das Thema Sonderpreise. Wie wollte man das angehen?
Nein, ich unterstütze gerne meine Abstimmungsberechtigen und erleichtere ihnen mit Formularen, Links etc. die Arbeit. Oder erstelle die Unterlagen für die Übersetzerjury. Aber ich muss die Leute nicht zum Jagen tragen.
Und zum Abstimmungsverhalten: Es gibt die beiden Extreme, den Publikumspreis und den Preis einer kleinen Jury. Bei ersterem haben viel beworbene und viel gelesen Werke die Nase vorne, da hier die Masse zählt. Bei Jurypreisen haben die kleinen Unbekannten eine gute Chance, aber der Preis steht und fällt mit dem Engagement und der Kompetenz der Jury. Und dass dies beim DSFP über so lange Zeit so toll funktioniert hat, ist schon etwas Besonderes. Der KLP mit seinen Abstimmungsberechtigten liegt genau in der Mitte der Extreme. Im Idealfall kennt sich der Abstimmende gut aus, um kompetent zu nominieren und zu wählen, und es machen ausreichend viele mit, damit das Ergebnis repräsentativ ist und das enge Beziehungsgeflecht der SF-(Profi-)Szene relativiert wird. Klar hat ein vielgelesener Roman bei 100 Abstimmenden eine größere Chance als ein wenig gekauftes Werk. Aber der KLP zeigt auch, dass letztgenannte nicht automatisch auf den hinteren Plätzen landen. Und genau das war ja auch die Intention der Initiatoren des KLP, die sich sehr bewusst den Nebula und nicht den Hugo als Vorbild genommen haben.
Und im direkten Vergleich von KLP und DSFP überraschen mich weniger die auf der einen oder anderen Seite fehlenden Nominierungen, sondern die relativ großen Überschneidungen bei so unterschiedlich konzipierten Preisen.
Udo