Geschrieben 15 August 2019 - 08:29
So, ich habe das Buch gestern zu Ende gelesen.
Ich muss gestehen, dass ich mir aufgrund des Buchtitels eine überzeugendere Form der Wiedergeburt vorgestellt hatte. Ich kann mir nach wie vor nicht vorstellen, in einem fremden Körper aufzuwachen und dort im Ergebnis nur ein Gefangener zu sein, aber über den Körper nicht selbst verfügen zu können (es sei denn, man übernimmt ihn mit Gewalt). Das wäre nicht meine Vorstellung vom ewigen Leben. Auf Dauer würde man doch daran zerbrechen. Die Vorstellung, ein fremdes Bewusstsein in meinem Kopf zu beherbergen, schreckt mich auch eher ab. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass man von den Erfahrungen eines fremden Bewusstseins tatsächlich profitieren könnte (wie es bei Risa dargestellt wird). Aber trotzdem halte ich das auch für viel zu gefährlich. Wie soll man auf Dauer geistig gesund bleiben, wenn man nicht mehr weiß, was man selbst denkt und erfahren hat und was der andere? Und dann hätte ich auch zu große Angst, von dem anderen Bewusstsein überwältigt zu werden. Wie sieht es denn eigentlich aus, wenn der Wirt schläft? Das müsste doch eigentlich eine ideale Gelegenheit für das fremde Bewusstsein zur Übernahme sein, weil der Wirt dann schutzlos ist. Hierzu wird im Buch leider nichts gesagt.
Basierend auf der Idee der Bewusstseinstransplantation ist der Roman ganz spannend erzählt. Die Charakterzeichnung hat mich aber nicht überzeugt. Die Hauptfiguren sind bloß wandelnde Klischees. Zum Frauenbild des Autors habe ich mich ja schon geäußert. Trotzdem muss ich sagen, dass ich es erschreckend fand, dass nur zwei Frauen im Buch vorkommen und beide (auch Risa, die ja eigentlich recht clever ist) überwiegend ihren Körper einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen. Beide sind praktisch die ganze Zeit über nackt oder kaum bekleidet. Die typische femme fatal, die jeden Mann verführen und ins Verderben reißen will. Hat Silverberg versucht, da etwas zu verarbeiten? Sorry, aber auch vor dem Hintergrund der Entstehungszeit des Romans ist das armselig. Und dann die Äußerungen von Risas Vater: .“Schade, dass sie nur ein Mädchen ist.“ Und, dass er die Vorstellung einer arbeitenden Frau an der Spitze der Firma hässlich fände, weil Frauen doch so zarte Wesen seien ( oder so ähnlich).
Gestört hat mich auch, dass offenbar nur Reiche intelligent sind. Alle anderen sind immer nur von der Macht und Ausstrahlung der Reichen überwältigt. Sind eben nur „Unterschichtler“. Und der einzige, der nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, wird am Ende in die Schranken verwiesen, damit die natürliche Ordnung wieder hergestellt wird.
Das war mein erster Roman von Silverberg. Ehrlich gesagt, hatte ich mir mehr versprochen.
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