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Lesezirkel: "In andere Welten" [Anthologie]


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462 Antworten in diesem Thema

#91 Helge

Helge

    Cybernaut

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Geschrieben 05 Dezember 2023 - 16:32

Erstmal noch nachträglich eine Antwort auf eine übersehene Frage:


Die nächste Story ist von dir, wenn ich deine Email-Adresse richtig interpretiere? Lese ich hoffentlich heute Abend, ich glaube, von dir habe ich noch nichts gelesen. *grübel

Keine Kurzgeschichten seit 2021? Oder habe ich was verschlafen oder vergessen?

Ja, das ist wirklich meine erste Kurzgeschichte seit 2021, dafür gab es von mir ja zwischendurch 2 Romane und ein paar Hörspiele.

 

Und nun zu Die Reisenden von Sophie Fendel:

Ein Generationenraumschiff, persönliche Probleme, die das mit sich bringt und ein Erstkontakt. Für das Wenige, was da eigentlich erzählt wird, ist die Story zumindest für meinen Geschmack viel zu lang, und ich fand es auch nicht überzeugend, dass die Aliens bei ihrem hohen Entwicklungsstand schließlich so doof sein sollten. In einer kurzen Pointenstory von drei oder vier Seiten wäre das als Pointe okay gewesen, aber nach so einer langen, mit persönlichen Problemen beladenen Geschichte lässt es mich nur mit einem Kopfschütteln zurück. Auch diese Story ist allenfalls Mittelmaß.


Bearbeitet von Helge, 05 Dezember 2023 - 16:35.


#92 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 13:05

 

Und nun zu Die Reisenden von Sophie Fendel:

Ein Generationenraumschiff, persönliche Probleme, die das mit sich bringt und ein Erstkontakt. Für das Wenige, was da eigentlich erzählt wird, ist die Story zumindest für meinen Geschmack viel zu lang, und ich fand es auch nicht überzeugend, dass die Aliens bei ihrem hohen Entwicklungsstand schließlich so doof sein sollten. In einer kurzen Pointenstory von drei oder vier Seiten wäre das als Pointe okay gewesen, aber nach so einer langen, mit persönlichen Problemen beladenen Geschichte lässt es mich nur mit einem Kopfschütteln zurück. Auch diese Story ist allenfalls Mittelmaß.

 

Gut, dass Helge schon rezensiert hat, mein Feedback wird weniger wohlwollend.

 

Sophie Fendel: Die Reisenden

Nach Helges Rezension dachte ich, es könnte mir vielleicht gefallen, da ich Alltagsprobleme eigentlich ganz gern mag. Nur sind die hier viel zu melodramatisch und nicht gerade gut beobachtet. Es sind so die Klischee-Probleme zwischen Tochter und Mutter und ich finde kein einziges authentisches, eigenes Detail - leider gar nicht!

Da ist noch viel Luft nach oben.

 

Der Plot an sich ist okay, bietet aber dem SF-Fan nichts Neues, auch der Schluss nicht. Der ist solide, ja, aber auch keineswegs neu.

 

Das wäre alles noch zu verkraften, wenn der Stil nicht so außergewöhnlich blumig wäre! Von zehn Adjektiven könnte man acht streichen. Dann gibt es viele Beschreibungen zu Personen, aber auch immer sehr allgemeine, die keine Bilder erzeugen wie "Pferdeschwanz" und "schmale Schultern". Das ist einfach nicht konkret genug, um bei mir irgendwas zu erzeugen, dann kann man das meinethalben auch weglassen.

 

Der einzige, der ganz originell beschrieben war, war Lex. Von wegen: "Hätte er zugelassen, dass sein Haar auch nur einen Millimeter wuchs, hätte es sich mit Sicherheit als schlohweiß erwiesen." Da steckt noch Weltenbau en passant drin.

 

Plus, die Phrasendichte ist extrem hoch. Was keine Phrase hat, ist Mainstream. Ich habe nur eine einzige interessante Formulierung gefunden. (" ... Linsensetzling, der ihr seine zarten grünen Blättchen wie hilfesuchende Arme entgegenstreckte.")

 

Entschuldigt, das war gar nicht mein Fall.  

 

Und ich stimme Helge zu, das hätte man sehr stark kürzen können.

 

 

Phrasenbeispiele (es gab aber viel viel mehr)

"Ihr Herz sank ein wenig"

"wie von der Tarantel gestochen" (wieso eigentlich "der" und nicht "einer"?)

"das überstieg selbst ihre kühnsten Träume"

"May lief ein kalter Schauer über den Rücken"

"May war zur Salzsäule erstarrt"

 

Außerdem hat mindestens zweimal jemand etwas "mit zusammengebissenen Zähnen hervorgepresst".

 

Die Aliens und das, was sie tun, war aber flüssig beschrieben, nicht mega plastisch, aber gut lesbar.


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#93 Achim Stößer

Achim Stößer

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 14:06

 

"wie von der Tarantel gestochen" (wieso eigentlich "der" und nicht "einer"?)

Vor allem: wieso gestochen? Taranteln stechen nicht.

Da du eine (nicht unberechtigte) Aversion gegen Phrasen hast, die ich im Prinzip teile, würde mich interessieren, was zu der (bewusst gesetzten, aber aufgebrochenen) in »Tachyonengewitter« sagst:

 

 

... die Nahrungsmittelvorräte schrumpften; und mit den marodierenden Gangs, die durch die Straßen strichen, wäre selbst dann nicht gut Kirschen essen gewesen, wenn Bluebell irgendwo eine genießbare Kirschkonserve gefunden hätte.

 



#94 Jol Rosenberg

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 18:22

Ich habe ja auch eine Phrasenallergie, aber dieses Zitat finde ich ein gutes Beispiel für den gelungenen Phraseneinsatz: spielerisch, bewusst und genutzt, um eine Figur zu charakterisieren.

 

Das Geheimnis der Quelle von Sabine Frambach

 

Ich mochte diesen Text sprachlich sehr: lyrisch, bildreich, einfach schön. Inhaltlich geht es um eine Person, die eine Kollegin zum Tauchen begleitet, um eine Reportage darüber zu schreiben. Sie ist in die Kollegin verliebt, aber diese erwidert die Liebe nicht bzw. weiß auch nichts davon. Die Protaperson hat große Angst um die Taucherin, um die wir natürlich auch zeitnah Angst bekommen. Dass sie dann verunglückt, ist auch nicht erstaunlich. Interessant sind für mich die beiden anderen Ebenen: die eines Kindes, an dessen Tod die Prota offenbar Mitschuld trägt und die vergangener Todesfälle im Blautopf, den beide untersuchen wollen. Leider haut die Auflösung für mich nicht hin, weil ich natürlich erwarte, dass alle drei Ebenen aufgeklärt werden. Aber da die Erzählerin sich als unzuverlässig erweist, bleibt vieles im vagen: Ist die Taucherin überhaupt verunglückt? Was geschah mit dem Kind? Die Sagen um den Blautopf werden zum bloßen Hintergrund. Ich lese das Ende als psychotische Verkennung, die Protaperson ist überzeugt, die Taucherin sei von Aliens besessen. Da sich das als wahrscheinlich falsch erweist, ist der SF-Gehalt des Textes sehr gering und beschränkt sich auf eine Eye-Cam, von der für mich unklar bleibt, wie sie im Auge befestigt wird. Auch die Tauchtechnik scheint mir wenig nachvollziehbar.

Insgesamt fand ich den Text sehr gelungen, nur das Ende hat mich enttäuscht.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#95 Helge

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 19:10

Ich glaube, gegenüber Kleinkram wie Phrasen und Platitüden bin ich als Leser einigermaßen resistent. =^.^=

 

Und weiter gehts:

Ein Augenblick im Kuun von Kornelia Schmid

Ein überlegenes Imperium, das die Welt eines unterlegenen Volkes auszubeuten beabsichtigt, und dann passiert ... Eigentlich würde man bei einem derart abgedroschenen Thema nichts mehr erwarten, doch die Autorin bringt es tatsächlich fertig, mit einer völlig neuen Idee aufzuwarten, die sie auch noch richtig gut ausarbeitet. Auch die Botschaft, dass Menschen nicht von Grund auf schlecht sind, auch dann nicht, wenn sie Herrscher sind, ist in der heutigen Zeit schon direkt eine angenehme Abwechslung. Eine ziemlich gute Story!

 

Familienhilfe von Jol Rosenberg

Ein Sozial-Android für eine Problemfamilie - die Idee hat etwas. Die Story ist ganz direkt und intensiv aufgebaut, der Leser wird gut hineingezogen in die Situation. Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Android mit seiner überlegenen und objektiven Intelligenz wenigstens eins der Probleme jener Familie auf eine überraschende Art löst, ein kleines wenigstens, zumindest ein bisschen. Aber das zynisch-melancholische Ende der Story war anders, unspektakulär zunächst, es brauchte eine Weile, bis aus dem "Hmmm?" ein "Oooh!" wurde. Alles bleibt so schlecht wie es war, nur jetzt mit einem Androiden. Denn um ihn ging es, nicht um die Problemfamilie - und man erkennt gleichnishaft so einiges wieder. Auch diese Story ist ziemlich gut; ich glaube, die Qualität der Anthologie steigert sich langsam.


Bearbeitet von Helge, 06 Dezember 2023 - 19:18.


#96 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 06 Dezember 2023 - 20:46

Helge, du machst mir Lust, Babel-17 mal kurz zur Seite zu legen und zumindest die nächsten beiden Storys hier zu lesen

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#97 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 07:07

Ich habe tatsächlich die nächsten beiden Geschichten gelesen, eine gestern Abend, die andere heute Morgen.

Dabei ist mir auch etwas aufgefallen. Schmids Kurzgeschichte fängt sehr nach meinem Geschmack an, einfach in der Action, in einem sehr spannenden Moment (die Hauptfigur Adrana liegt im Sterben). Auch weiterhin ist die Story außergewöhnlich spannend, Adrana gerät in größtmögliche Schwierigkeiten, lernt eine Menge, macht eine immense Entwicklung durch.

Im Gegensatz dazu beginnt Rosenbergs Story sehr erzählend (fast schon im "Es-war-einmal-Style") und ich bekomme erst alle möglichen Informationen, bevor endlich, ganz langsam, die Handlung beginnt. Dann ist die Story nicht uninteressant und es steht auch ein bisschen etwas für das erzählende Ich auf dem Spiel, aber es ist ganz massiv weniger spannend als Schmids Story. Selbst die Aussagen (ich habe drei gefunden, wobei nur eine davon einen Abschluss findet) bleibt extrem subtil.

Nachdem ich so einiges von Autorx Rosenberg gelesen habe, würde ich mal vermuten: Das ist oft so. Keine spannende, vordergründige Story, aber eine Menge unter den Zeilen (was mal mehr, mal weniger interessant für uns Lesende sein mag). Für mich läuft diese Art von Kurzgeschichte immer stark unter "Abbruchgefahr"; weil ich keinen Sog verspüre. Ich sehe, Helge ging es hier anders. Diese Story ist auch interessant, aber spannend würde ich sie wirklich nicht nennen. Gerade im direkten Vergleich fällt das sehr auf.

However, beide Storys sind lesenswert, sowohl Schmid als auch Rosenberg, auch wenn ich mich bei Rosenberg permanent geärgert habe, aber dazu später.

Kornelia Schmid: Ein Augenblick im Kuun

Eine der spannendsten Storys bisher in der Anthologie. Es geht richtig um was (nicht nur um Andranas Leben, auch um die Kolonie, die Ureinwohner, das Zusammensein usw.). Der Plot ist wirklich recht bekannt (wie Helge schon erwähnte). Ich freue mich immer, wenn ich in der SF Storys lese, die Kolonialismus kritisch betrachten, nur hier hat die Autorin wirklich sehr naheliegende Plot-Momente gewählt, vor allem gegen Ende hin. Gelesen habe ich die Story trotzdem gern, weil mich Adranas Schicksal und auch ihre Figur interessiert hat. 

Sprachlich hatte es auch viele gute Momente "Ihre Hände ... starr, wie aus Metall gegossen".

"Die Welt zerfloss. Und Adrana atmete noch einmal aus."

Die wörtliche Rede macht auch Spaß, bestes Beispiel "Niemand kann von mir erwarten, dass ich das da jetzt unterzeichne. Ich sterbe gerade."

Oder auch schöne Ideen: "Aber diese innere Stimme ... war es die Stimme der Vernunft oder der Feigheit? Manchmal waren die beiden nur schwer voneinander zu unterscheiden."

(Oder auch, ob man etwas Droge oder Medikament nennt. Der Humor hat bei mir immer gegriffen.)

Adranas Volk bewohnt einen Planeten (Waruu), auf dem schon ein anderes Volk (die Subaan) lebt. Mit denen liegen sie im Krieg und die empfinden sie als weniger entwickelt. Der Klassiker also. Das Volk hat einen ziemlich cleveren (und auch irgendwie fairen, sehr nachhaltig wirksamen) Plan ersonnen, wie sie Adrana mitteilen können, wer sie tatsächlich sind. Das hat Spaß gemacht. Der Schluss ist natürlich dann naheliegend, aber ein anderes Ende hätte mich auch verstört.

Ein bisschen läuft an einer Stelle ein Plakat durchs Bild (da denkt Adrana ihre Vorurteile und ihre Entwicklung ein wenig zu deutlich, man muss mir die Prämisse hier nicht erklären), aber sonst bin ich hochzufrieden.

Dieses "Wie" verdient Originalitätspunkte, so klassisch der Plot auch sein mag. Es gibt ein tolles Gleichgewicht zwischen Adranas Gedanken und Action außen. Tolle Story!

 

Jol Rosenberg: Familienhilfe

Wie gesagt, der Anfang ist sehr “Ich erzähle euch mal was”-mäßig und es dauert etwas, bis es losgeht. Einige schreiben ja schon, dass sie den Anfang mögen. Ich bevorzuge, dass die Story sofort beginnt und nicht erst eingeleitet wird, das macht mich ganz ungeduldig.

Aber nun gut. Das erzählende Ich (geschlechtslos, Pronomen “sie”) ist eine biologisch-mechanische Einheit. Sie hat vorher im Bergwerk gearbeitet, das war sehr hart und wird oft angedeutet. Dort arbeiten jetzt aber andere Einheiten mit weniger Emotionen, sie kann nicht zurück und braucht eine neue Aufgabe. Also: Familienhilfe.

Es gibt eine Menge Humor hier, der bei mir aber überhaupt nicht wirkt.

Das erzählende Ich kommt zu Familie Müller, zwei Erwachsene, vier Kinder. Zwei Kinder sind eher sehr jung (eines wird meistens noch getragen), zwei sind Schulkinder, die sich ein Zimmer teilen. Finn habe ich als nonbinär gelesen, Pronomen (vermutlich em), aber ems Klassenkameraden lesen em leider gern weiblich und missgendern ihn. Finn hat massiv mit Transfeindlichkeit zu tun und leidet darunter. Das scheint mir aber nur ein Nebenthema zu sein und findet keine Lösung oder einen Abschluss, genausowenig wie die Depression des Vaters Thomas. 

Es geht einzig um das erzählende Ich, das ein Zuhause, eine neue Aufgabe braucht.

Sprachlich ist nichts auszusetzen, stilistisch geht es mir manchmal etwas langsam voran. Vermutlich übersehe ich auch Themen und Plots unter den Zeilen, aber ich mag mich nicht tiefer mit der Story beschäftigen.

Das ist nämlich absolut nicht meine Story! Mich regt die Story total auf. Ja, es geht um das erzählende Ich. Aber müssen deswegen alle Familienmitglieder dermaßen blass bleiben? Die Familie hätte ja auch kleiner sein können. Gregory wird kaum erwähnt, kann der dann nicht weg? So hat es was von “viele Kinder sind per se anstrengend”. Na, meinetwegen, aber drei wären auch genug. Und so habe ich irgendwie toten Ballast in der Story. Figuren, die nur einen Namen und kein Gesicht haben. 

Der Vater spielt mitten im Chaos einfach ein Computerspiel? Alleine das macht  mich schon fertig. Und ein brutales, für alle Kinder sichtbar. Kein Wunder, dass der kleine Jonas gern mit Stuhlbeinen um sich schlägt. Oh Mann, musste das wirklich so dick sein?

Okay, der Vater ist ja offenbar depressiv, aber trotzdem. Die Mutter hat immer alle Hände voll zu tun, muss offenbar auch alles alleine machen, denn der Vater kann ja nicht. Ist das nicht zu wenig verfremdet? Ich kenne zu viele Mütter, denen es so geht, ganz ohne dass der Vater krank ist. Und es geht ja hier nicht um die Mutter, und auch nicht um den Vater.

Die beiden jüngeren Kinder sind auch auf sehr wenig originelle Art und Weise anstrengend. Klar, es wird gehauen und es gibt klebrige Hände, sie klettern auf Rücken. Wo sind da die altersentsprechenden Trotzanfälle? Schreien in höchsten Tönen, dass einem das Trommelfell zittert? Gefährliche Situationen (Regale hochklettern), irgendwas, was einem wirklich Stress macht,oder zum zigsten Male ältere Geschwister quälen, die dann zurückhauen und zwar viel zu doll? 

Das Familienleben blieb mir doch viel zu blass.

Hier kommt es darauf an, wer die Story liest. Ich, als Mutter zweier recht junger Kinder, fühle mich von der Story total ungesehen. Meine Probleme werden überhaupt nicht so thematisiert, wie ich mir das wünschen würde. Mich interessiert der Android, der nicht mal zu schlafen braucht, überhaupt nicht. Und plus, ich kriege nur Schrecken, wenn ich die Story lese und mir ernsthaft erklärt wird, eine Person, die bis auf drei Tage den gesamten Monat 24 Stunden am Tag anwesend ist und hilft, würde die Situation nicht verbessern. Ernsthaft? Aber sicher würde sie die Situation verbessern! Die Mutter könnte vielleicht mal alleine auf’s Klo gehen. Ein echtes Essen kochen, für das man sich etwas Zeit nehmen muss. Neue Socken anziehen. Irgendwas eigenes tun, ohne mitten in der Nacht aufzustehen. 

Ich finde, solche Texte schaden Menschen, die in einer Situation wie ich sind, oder wie viele Freundinnen von mir zurzeit auch. Das liest sich wie “Nur wenn man übertrieben viele Kinder - sagen wir mal vier - hat und der Mann depressiv ist, kriegt man Probleme. Sonst kommt man ja gut klar. Und dann sind die Probleme so gravierend, da hilft auch eine dritte als erwachsen zu verwendende Person nicht.”

 

Ich weiß, es ist meine sehr persönliche Sichtweise, aber dieser Text hat mich sehr aufgeregt und wütend gemacht. Sorry dafür.


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#98 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 08:02

Vor allem: wieso gestochen? Taranteln stechen nicht.

Da du eine (nicht unberechtigte) Aversion gegen Phrasen hast, die ich im Prinzip teile, würde mich interessieren, was zu der (bewusst gesetzten, aber aufgebrochenen) in »Tachyonengewitter« sagst:

 

Deine Stelle "... die Nahrungsmittelvorräte schrumpften; und mit den marodierenden Gangs, die durch die Straßen strichen, wäre selbst dann nicht gut Kirschen essen gewesen, wenn Bluebell irgendwo eine genießbare Kirschkonserve gefunden hätte." ist selbstverständlich okay und das weißt du auch. Ich bin lediglich gegen den einfallslosen, gedankenlosen Gebrauch von Phrasen. Dann lieber gar kein Vergleich / keine Metapher. Ich finde gelegentlich coolen Phrasengebrauch, ist aber selten. In wörtlicher Rede ist es auch ein bisschen anders. Aber die Fließtexte hätte ich gern sauber.

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#99 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 08:51

Die Rückmeldungen zu meinem Text sind für sehr interessant, weil bislang niemand den Text so liest wie für mich intendiert. Der für mich zentrale Konflikte kommt in keiner der bisherigen Rezis auch nur ansatzweise vor. Ich würde also mal behaupten, da habe ich was nicht hinbekommen. Helge hat einen Teil meiner Intentionen aufgegriffen, Yvonne, du liest den Text so ziemlich diametral zu meiner Intention. Ich wundere mich etwas darüber, dass du meinst, der Text würde eine Wertung zur Zahl der Kinder abgeben oder zu Familien mit weniger Kindern. Es ist mir wichtig zu sagen, dass nichts davon von mir angedacht war. Ich war jedenfalls schon mit einem Kind massiv überfordert. Und das, obwohl wir oft zu zweit bei der Betreuung waren.

Keine Ahnung ob es schlau ist, hier zu erklären, was ich eigentlich beabsichtigt hatte, ich sehe mal davon ab, auch weil ja noch einige Leute lesen. Bei Interesse kann ich das später nachholen. Und drüber nachdenken, wie es zu schaffen gewesen wäre, meine Message zu vermitteln.

Was stimmt ist, dass meine Texte die Spannung oft nicht aus klassischer Action beziehen. Mir geht es oft eher um leise Töne.


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#100 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 08:54

Das dachte ich mir schon.

Wie der Text bei mir angekommen ist, ist für mich wichtig, nicht, wie er intendiert wird. Und da ich offenbar ständig deine Texte nicht raffe, bin ich allmählich ... na ja, ich denke, ich brauche davon eine Pause. Ich bekomme einfach zu oft danach erklärt, ich hätte den Text falsch verstanden. Dumm fühlen mag ich mich auch nicht


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#101 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 08:59

Ich habe deutlich geschrieben, dass ich es für ein Problem des Textes halte. Dass du ständig meine Texte nicht raffst, sehe ich nicht so.

 

Ansonsten tut es mir leid, dass mein Text dich verärgert hat.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 07 Dezember 2023 - 09:07.

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#102 Achim Stößer

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 11:01

 

selbstverständlich okay und das weißt du auch.

 

So selbstverständlich finde ich das nicht, ich habe, als ich es geschrieben habe, darüber gegrübelt, mich dafür entschieden, war aber unsicher. Aber, sorry, wollte nicht den Thread kapern.



#103 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 13:11

Jol Rosenberg: Familienhilfe

 

Ich finde das Thema interessant. Auch wenn es nicht taufrisch ist, einen Roboter zur Unterstützung bedürftiger Menschen zu vermitteln.

 

Meine Interpretation:

Jol schreibt die Geschichte aus der Sicht von G3E und verpasst dem künstlichen Wesen ein bisschen autistische Züge.

G3E hat einen Kurs erhalten, um nach einem Bergwerksjob einer Familie bei deren täglichen Überleben Hilfe angedeihen zu lassen.

Nach ein bisschen viel Infodump zu Beginn erkennt man recht schnell, dass diese Familie mehr als schwierig ist.

Der Vater ist arbeitslos, der älteste Sohn wird in der Schule gemobbt und der zweitälteste hat Schwierigkeiten mit der Zuordnung von richtig und falsch.

Die kleine Tochter ist noch die normalste in der Truppe, wobei die Mutter genau wie ihr Haar in der Erzählung sehr blass bleibt (beinahe gesichtslos).

 

Die Eingangssituation wird recht drastisch geschildert, die Familie/Wohnung hat einen nicht unwesentlichen Grad an Verwahrlosung erreicht (ich musste mal eine Messi-Wohnung aus- und aufräumen und kann das ungefähr nachvollziehen).

Über sanfte Zwischentöne bemerkt man den Einfluss, den G3E im Verlauf der Geschichte auf die Familie nimmt.

Immer wieder erfahren wir von der Verwunderung/Verunsicherung, die der Roboter trotz Empathie-Modul erfährt. G3E versucht zu interpretieren, ist erfolgreich oder scheitert.

Eigentlich wie Menschen im richtigen Leben. Die Interaktion mit anderen Menschen, mit ihren Bedürfnissen kann man nicht lernen (schon gar nicht in einer Schulung wie G3E).

Man muss jede einzelne Situation sehen, bewerten und versuchen, zu reagieren.

 

G3E schlägt sich schlussendlich ganz gut, weswegen 

Spoiler

 

Es sind die leisen Töne, in denen die (unbeholfen analysierende) G3E den Familienmitgliedern bei der Selbsterkenntnis hilft und ihnen dadurch nahe kommt.

DAS hat mir dann auch richtig gut gefallen.

 

Der Infodump zu Beginn hätte m. E. durch ein Lektorat ein wenig eingedampft gehört. Das hätte dem Start in die Story gut getan.

Apropos Lektorat: „Finns blassgrüne Augen streiften mich“ … besser „Der Blick aus Finns blassgrünen Augen streifte mich“

Und: G3E braucht eine mehrwöchige Schulung, um auf die neue Aufgabe vorbereitet zu werden? Was ist aus dem guten alten Daten-Upload geworden?

Und: Susanne (die Mutter) hätte mehr "Screentime" verdient gehabt (sie war anfänglich die ärmste Person von allen und hätte auch dringend Unterstützung verdient gehabt/bekommt sie indirekt aber nicht 1:1 wie die anderen). M. E. auch Job des Lektorats, da den Finger in die Wunde zu legen.

 

Fazit: eine ruhig erzählte Geschichte (mit kleinen Schwächen) aus dem Blick einer robotischen Intelligenz auf eine zugegeben schwer zu ‚behandelnde‘ Familie.

 


 In memoriam Michael Szameit / Christian Weis / Alfred Kruse / Rico Gehrke                                                          : Aktuelle Projekte und neue Veröffentlichungen :                                                'Gleich' ist der Tod des kleinen Mannes.


#104 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 14:05

Vielleicht schreibt ich mal noch eine Variante des Textes aus Sicht der Mutter. Hier ist mir ihre Charakterisierung scheinbar nicht gelungen (dabei spielt ihr Strang für die indentierte Message der Geschichte eine wesentliche Rolle).

 

Das Objekt von Jonathan J. Anders

 

Mit diesem Text hatte ich so starke Schwierigkeiten, dass ich ihn abgebrochen habe. Für mich sind das zu viele Personen, die mir dauernd durcheinander gehen und sprachlich komme ich nicht recht hinein. Ich habe es vier Seiten lang versucht und dann beschlossen, dass das nicht meins ist.


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#105 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 16:33

J.A. Hagen: Der Bjakuda

 

Den Text konnte ich vom Stil her gut lesen, es gibt auch ein paar wirklich schöne Formulierungen. Inhaltlich finde ich ihn leider ziemlich ärgerlich. Ein Polizist arbeitet mit einem Alien zusammen, um Frauen abzuschleppen. Obwohl die Frau eine eigene Perspektive hat, erfahren wir nur, dass die große Brüste hat, gut aussieht (natürlich blond und "gut gebaut", was auch immer das heißen mag) und ihre Katze mag. Sie wirkt dumm und hat keine andere Rolle, als Lustobjekt für den Polizisten zu sein. Sowas will ich wirklich nicht mehr lesen.

 

Nachtrag, weil es ja die Bitte um konstruktive Kritik gab: Auf ganz niedrigem Niveau wäre es mal ein erster Schritt, der Frau eine Persönlichkeit und eine wirklich eigene Perspektive zu gönnen. So habe ich das Gefühl, ihr Leid wird einfach nur für die Show ausgespielt. Wenn sie mehr wäre als "blond und geile Titten" fände ich das schonmal einen zweiten Schritt. Schritt drei wäre, ihre Leid nachvollziehbar und mitfühlbar zu schildern. Es schließt sich die Frage an, warum eigentlich die Frau das Opfer bleiben muss. Hat das irgendeine empowernde oder bereichernde Aussage? Oder sollten wir die Fiktion nicht doch nutzen, um mal eine andere Geschichte zu erzählen als die, die auch real immer wieder passiert?
Dann frage ich mich nach der Motivation der Beteiligten. Da diese nicht angegeben wird, neigt man dazu, die Lücken mit Klischees zu füllen, á la: "Menschen mit Penis wollen eh immer Sex", was natürlich Unsinn ist. Die Motivation des Aliens ist es, Katzen zu essen, aber da gibt es ja genug Streuner. Nicht zuletzt könnte man noch nach der Gesellschaft fragen, die so etwas zulässt. Muss es kommentarlos und unhinterfragt so bleiben, dass männliche Gewalt ungestraft durchkommt? Wenn ja, warum nicht die Strukturen zeigen, die das ermöglichen? Du blendest sie hier aus und normalisierst sie dadurch.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 07 Dezember 2023 - 17:42.

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#106 Helge

Helge

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Geschrieben 07 Dezember 2023 - 17:23

Gerade hatte ich mich noch über zwei besonders gute Stories gefreut - und dann kommt diese:

 

Floating von Simone Bauer

Die Handlung ist schnell erzählt und es nimmt auch überhaupt keine Spannung weg, wenn ich spoilere, denn da ist keine. Eine junge Raumfahrerin trifft auf einem wasserbedeckten Jupitermond eine gutgekleidete Meerjungfrau namens Undine, in die sie sich verliebt. Nun hatte ich eigentlich eine Erklärung erwartet, vielleicht etwas in der Art von "Solaris", vielleicht auch Wahnvorstellungen der Raumfahrerin oder was auch immer, doch da kommt nichts. Es bleibt einfach so. Nun bin ich der Letzte, der eine strikte Trennung von SF und Fantasy verlangen würde, aber selbst für eine Fantasy-Story hat das Geschichtlein einfach gar nichts zu bieten; man müsste sich dann allenfalls fragen, wieso der Käse überhaupt auf einem Jupitermond spielt statt irgendwo auf der Erde oder in der Badewanne. Für mich ist das die bisher mit Abstand schlechteste Story.



#107 CGinaRiot

CGinaRiot

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 01:09

Heute kamen meine Exemplare an, daher schließe ich mich dem Lesezirkel direkt an. Gelesen habe ich mal 4 der Geschichten, wovon eine sehr weit hinten im Buch liegt, auf die ich einfach neugierig war. Und bisweilen stellt diese mein Highlight dar. Aber ich gehe mal chronologisch vor.

1. 
Das Ende des Suchraums von Sarah Mann
Hier muss ich gestehen, dass ich nur ein paar Seiten gelesen habe, bevor ich die KG abgebrochen habe. Eine geballte Ladung an Informationen, von deren Basis ich schon wenig Ahnung habe, brandete mir entgegen und ich muss gestehen, ich bin einfach nicht die Zielgruppe. 

2. 
Das Geheimnis der Quelle von Sabine Frambach
Bei dieser Geschichte habe ich das Gefühl, als hätte ich irgendwelche Informationen verpasst. Sie kam in einer Anthologie wie dieser auch unerwartet. Auf positive Weise. Unter der Wasseroberfläche nach einer neuen Welt zu tauchen fand ich spannend. Ich muss sie jedoch noch einmal lesen. Für halbkomatösmüde Lesende wie mich heute, ist sie vermutlich gerade nicht geeignet. xD

3.
Das Objekt von Jonathan J. Anders
Yvonne schließe ich mich da an. Diese Geschichte hat man schon hundert Mal auf dieselbe Art gelesen oder in Filmen gesehen. Sprachlich ist sie absolut solide umgesetzt und ich verstehe, warum sie den Weg in die Anthologie gefunden hat. SciFi-Lesende, die genau so etwas erwarten, kommen vermutlich auf ihre Kosten. Würde sie für sich allein stehen, wäre aber zu wenig Neuartiges dabei. Von der ersten Seite an, war eigentlich klar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt und so verlief sie auch. Die Umsetzung ist trotzdem sehr gelungen. Es muss ja nicht immer etwas Neues sein. Manchmal darf auch der Nostalgiker* bedient werden. :)

Jetzt mache ich mich an die nächste Geschichte. :)



#108 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 06:17

Oh super, du liest auch mit, Gina. Ich sehe, wir sind mindestens zum zweiten Mal Toc-Mates (wie zuvor in Jenseits der Traumgrenze). Diesmal haben wir mit dem Feedback mehr Glück, dieser Lesezirkel hier verspricht jedenfalls recht umfangreich zu werden, einige kommen ja noch nach. 

 

Auch ich habe die nächste Story nun gelesen, die Helge in seinem letzten Posting besprochen hat.

 

Simone Bauer: Floating

 

Der Anfang war gar nicht schnell. Es spielt auf dem Jupitermond Nami (wikipedia kennt den nicht, vermutlich ist der Name in der Story vergeben worden statt S/xxx irgendwas). Die Perspektivfigur (Robbie, eigentlich Roberta, 25 J., Wissenschaftlerin) sorgt dafür, dass der Text recht rotzig wird, da hätte auch Ich-Erzählerin gepasst. Es gibt ein paar Anspielungen auf Popkultur (Urzeitkrebse, ich denke sofort an Yps, vielleicht gibt es den in der Zukunft ja auch) und auch sonst ein paar nette Details. 

Für mich fällt die Story sehr, sehr steil ab, als Robbie sich in Undine verliebt. Da muss ich Helge in allen Punkten zustimmen. 

Plus, was Helge nicht extra erwähnt hat: Was soll das für ein Schluss sein?

Ich muss ja nicht unbedingt immer die klassische Kurzgeschichte mit Twist am Ende lesen, aber ein gescheites Ende sollte es schon geben. Das war so gar nicht meins.

 

Ah, und Helge, macht Spaß, wie du mir immer einen Schritt voraus bist. Hole ich dich heute ein? Aber am Wochenende wirst du vermutlich wieder weiterkommen. Außerdem lese ich nun den Roman Hazardous Spirits, der ist ziemlich spannend und witzig.


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#109 Jol Rosenberg

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 08:51

Helge Lange: Der Reiter

 

Wow, das habe ich wirklich genossen. Wie dieser Typ auf dem sprechenden Pferd durch die Wüste eiert, man schon ahnt, das kann nicht real sein. Besonders die Dialoge mit dem Pferd fand ich köstlich. Leider ebbt der Genuss im Laufe des Textes sehr ab, weil die Hauptfigur einfach nicht an Tiefe gewinnt. Die Szene in dem Dorf, das dann plötzlich zur Stadt wird, ist unnachvollziehbar und peinlich für mich. Und ab da ging es rapide bergab: Das riesige Haus ist noch atmosphärisch geschrieben, aber was die Person nun eigentlich dort soll und wieso sie dann die Ebenen wechselt, erschließt sich mir trotz Infodumps genausowenig wie warum dann die obligate (siehe oben) schöne blonde Frau erscheinen und den Mann versorgen muss (klar, anderes haben Frauen ja bekanntlich nicht zu tun).  Das, was ich verstanden habe (das ist nicht real), wird noch erklärt, was ich nicht verstehe, bleibt trotz Erklärung generisch. Schade. Wirklich schade. Da hätte mehr draus gemacht werden können. Und wieso muss der Bot dran glauben? Wir wissen es nicht.

 

Christian Hornstein: Der sensible Planet

 

Der sprachlich etwas sperrige Text beginnt mit einer Szene, in der ein Mann seine Mutter verlässt. Leider erfahren wir nichts von der Beziehung der beiden zueinander und das bleibt im gesamten Text auch die einzige Szene. Obwohl es zwischendurch wirklich enorm schöne Beschreibungen gibt, hat nur die Kürze des Textes mich davon abgehalten, das abzubrechen. Hier wird ein wunderschönes Panorama gezeichnet, aber die Figur darin bleibt blass und die Handlung wird so allgemein und aus meilenweiter Entfernung abgehandelt, dass sie mich kalt lässt. Dabei mag ich die Idee (sie ähnelt ja meinem Geflecht), dass Menschen in Verbundenheit kommen. Da wäre Raum für eine psychologisch dichte Erzählung (und Herr Kollege, sie hätten auch das Handwerkszeug  :aliensmile: ), aber es wird nicht genutzt. Alles wird behauptet, nichts gezeigt. Und es gibt auch nur eine einzige Figur. Genervt haben mich nicht zuletzt auch die vielen Hilfsverben und die Häufung von Satzanfängen mit "Wir haben". Das wirkt in all der schönen Sprache unbeholfen auf mich.

 

Edit: Nun habe ich mal gelesen, was die anderen geschrieben haben. Spannend, Yvonne, dass du im Reiter noch einen Subplot entdeckst, der mir entgangen ist. Welcher mag das wohl sein? Und wie interpretierst du das Ende? Bei dem Text haben wir ja offenbar diametral entgegengesetzte Lesarten.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 08 Dezember 2023 - 08:56.

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#110 J. A. Hagen

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 09:03

@Jol:
Danke für die Rückmeldung. Ich lasse das auf mich wirken.


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#111 Jol Rosenberg

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 10:03

Gern. Bin gespannt, was du dazu meinst. Wenn du irgendwann mal was rückmelden magst. Das ist ja erstmal nur meine Meinung und mein Ansatz, das passt natürlich nicht für jede*n.


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#112 J. A. Hagen

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 10:12

Du kannst das ggf. an künftigen Geschichten feststellen, die ich in die Schreibwerkstatt stellen werden. Natürlich nicht sofort und erst recht nicht alle auf einmal.


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#113 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 10:50

Gut, dann kehre ich noch mal zu Der Reiter zurück.

 

Der Reiter denkt an einer Stelle:

(Zitat:) "Er hatte die Leute in der Siedlung nicht als Menschen angesehen, sondern schien mit Menschen nur solche wie ihn zu meinen, die ursprüngliche Art"

 

Wir erfahren ja, dass es unterschiedliche Menschensorten (ich drücke das jetzt banaler aus als der Text) gibt. Ich lese das als verfremdeten Rassismus oder mindestens Speziesismus. Ähnlich wie bei The Expanse (dort gibt es Vorurteile zwischen Menschen terranischer, marsianischer Herkunft und Menschen vom Gürtel) ist es so verfremdet, dass sich niemand in unserer Alltagsrealität angesprochen fühlen muss. (Anders als bei einem Text in der letzten NOVA; da wurde einfach der Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen in neuen Kontext gesetzt, was nicht sehr gut gelungen ist aus meiner Sicht.) 

Der Reiter hat anfänglich auch die Sicht, dass seine eigene Art ihm wichtig ist, er die anderen nicht unbedingt als menschlich ansieht. 

 

Später aber, als er den Ort betritt, der nur für Menschen ist, sagt er:

"Ich will, dass auch das Pferd hier eintreten darf", sprach er die unsichtbare Stimme an. "Ach, was soll's, ich will, dass jeder hier rein darf."

Er hält auch im weiteren Dialog an seiner Stellung fest, obwohl er Gegenargumente erhält (Energie reicht nicht für Umstellung usw.).

 

Bzgl. der gelungenen Entwicklung des Reiters und der Verfremdung eines schwierigen Themas (was sehr gelungen ist, finde ich), hatten wir ja schon festgestellt, dass dem Autor das quasi "aus Versehen" passiert ist bzw. er das gar nicht wusste. Ich muss wohl abwarten, ob das außer mir noch jemand anderes entdeckt, es ist ja noch mit mehr Publikumsverkehr in diesem Lesezirkel zu rechnen.

 

 

Ich habe übrigens nicht wirklich gelesen, dass irgendwas nicht real war. Er vollbringt seinen Auftrag und wird neu geboren, erinnert sich aber vorerst nicht, aber seine Begleitung erinnert sich und es wird angedeutet, dass er zu gegebener Zeit noch davon erfahren wird. Ich finde die Story sehr stark. 


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#114 Helge

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 12:21

Gut, dann kehre ich noch mal zu Der Reiter zurück.

 

Der Reiter denkt an einer Stelle:

(Zitat:) "Er hatte die Leute in der Siedlung nicht als Menschen angesehen, sondern schien mit Menschen nur solche wie ihn zu meinen, die ursprüngliche Art"

 

Wir erfahren ja, dass es unterschiedliche Menschensorten (ich drücke das jetzt banaler aus als der Text) gibt. Ich lese das als verfremdeten Rassismus oder mindestens Speziesismus. Ähnlich wie bei The Expanse (dort gibt es Vorurteile zwischen Menschen terranischer, marsianischer Herkunft und Menschen vom Gürtel) ist es so verfremdet, dass sich niemand in unserer Alltagsrealität angesprochen fühlen muss. (Anders als bei einem Text in der letzten NOVA; da wurde einfach der Rassismus gegen asiatisch gelesene Menschen in neuen Kontext gesetzt, was nicht sehr gut gelungen ist aus meiner Sicht.) 

Der Reiter hat anfänglich auch die Sicht, dass seine eigene Art ihm wichtig ist, er die anderen nicht unbedingt als menschlich ansieht. 

Jetzt muss ich doch ein wenig Erklärung nachschieben. Es ist eigentlich umgekehrt; in dem Moment, als ihm klar wird, dass das Pferd da einen Unterschied macht, den er bisher gar nicht beachtet hatte, fällt ihm auf, dass er Menschen der ursprünglichen Art, wie er selbst einer ist, bisher auf der Erde noch gar nicht gesehen hat.



#115 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 13:12

Ja, die Anthologie hat durchaus Storys, über die man schön nachdenken kann (wie Helges oder die zweite Story mit dem Tauchen), und bei denen sich auch mehrmaliges Lesen vermutlich lohnt, aber es gibt auch andere, die handwerklich noch Luft nach oben haben.

 

Ilka Kaufmann: Freelancer

Prämisse: Der Mensch ist der schlimmste Schädling

 

Das ist zwar nicht neu, aber ich hätte mir durchaus eine coole Story mit dieser Prämisse vorstellen können, nur diese hier hat mich auf keiner Ebene erreicht.

Professor Juana Luz vom Anfang kann man sich merken, die wird später noch mal wichtig (und die Hibernation ist hier auch gut dargestellt, oder, Joachim? Ich fand's jedenfalls auch nach meiner zusätzlichen Recherche überzeugend.)

 

Die Ausgangssituation wird mit einem reinen Dialog vermittelt ... etwas wenig spannend nach meinem persönlichen Empfinden. Ein Virus wurde freigesetzt, der erst Tiere und später aber auch Menschen angreift.

 

Ab Kapitel 2 kommen dann erst mal nur künstliche Wesen ("Havatare") und KIs vor, mit denen ich nicht warm werde. GANI ist wichtig (und mächtig), die anderen haben dann Namen wie HAV-3. Das war leider alles recht langweilig. Mein Interesse flackert kurz wieder auf, als Juana Luz wieder vorkommt, es gibt auch einen Twist, aber das ist alles so uninteressant geschildert, es lässt mich leider kalt.

 

Ich denke, folgendes Zitat ist ganz gut in a nutshell für die von der Story vermittelte Atmosphäre: "Wäre Hav-33 nicht eine emotionslose, künstliche Lebensform, wäre er vor Schreck vermutlich in Schockstarre gefallen."

 

Holt mich nicht ab.

 

Yvonne Tunnat: Geburtstage auf Alphasott

Meine eigene Geschichte, die kenne ich schon.


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#116 Jol Rosenberg

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 13:28

 

Der Reiter denkt an einer Stelle:

(Zitat:) "Er hatte die Leute in der Siedlung nicht als Menschen angesehen, sondern schien mit Menschen nur solche wie ihn zu meinen, die ursprüngliche Art"

 

Ja und vorher ist ja in der Siedlung und bezeichnet die Bewohner*innen als Menschen. Erst als er sie beschreibt, wird klar, dass die meinem Bild eines Menschen nicht entsprechen. Er widerspricht sich also hier selbst. Ich habe es gelesen, wie Helge es auch beschrieben hat: Das Pferd macht den Unterschied. Der Prota nicht.

 

Warum er dann will, dass alle dort rein sollen, habe ich auch nach mehrfachem Lesen der Szene nicht verstanden. Ich hielt es für eine Manipulation des Pferdes.


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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 13:37

C. Gina Riot: Gott ist tot - verehret die Maschine

 

Well, nun, wenn Abwechslung in einer Anthologie hier ein Ziel der Herausgebenden war, dann blieb ihnen nichts anderes übrig, diese Story zu drucken. Sie ist definitiv anders! Von Stil, vom Inhalt, selbst vom Genre (ein Crossover von SF und Fantasy bzw. normaler Phantastik, da bin ich unsicher). However, der Schluss hat mir sehr sehr gut gefallen, auch wenn ich zwischendurch mehr als einmal verwirrt war. 

 

Es gibt ein erzählendes Ich, aber das erwacht jeden Tag ohne Erinnerung (wie Drew Barrymore bei fünfzig erste Dates). Nur weiß das erzählende Ich dies, was mich etwas wundert, aber ich nehme es mal so hin. Die Beschreibungen sind zum größten Teil originell und oft poetisch ("dem Ocker der totgetrampelten Erde"), manchmal wird mir ein wenig viel abverlangt sprachlich/stilistisch, meine Komfortzone wird ... ausgedehnt.

 

Das tut mir manchmal etwas weh und fordert mich heraus, aber ich habe weitergelesen und es hat sich für mich gelohnt, denn am Ende kommen zwei schöne Twists (vor allem den zweiten fand ich toll, der erste war etwas naheliegender) und ein sehr konsequenter, befriedigender Schluss. 

 

Wie die Parasiten beschrieben werden, habe ich sehr genossen. 

 

Einige andere Sätze sind schon ... speziell. "Klamm werden meine Finger, indes ich die Faust darum schließe" oder "Die Elegie weicht, um frohgemuter Stimmung Platz zu schaffen". Die Nacktszene fand ich etwas rätselhaft.

 

So, nun meine Spoiler

 

Spoiler

 

Fazit: Story nicht leicht zugänglich, in der Mitte könnte ich einiges verpasst haben, aber insgesamt rund, lesenswert, ungewöhnlich


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#118 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 14:00

Soenke Scharnhorst: Gott

 

Zwei Gott-Storys hintereinander sind dann vielleicht too much und nicht ganz günstig organisiert aus meiner Sicht. Zumal der Ton komplett anders ist und während " Gott ist tot - verehret die Maschine" seinen eigenen (wenn auch wirklich sehr eigenen) Stil hat, bietet diese Story mir sprachlich und stilistisch nicht viel, im Gegenteil, fürchterliche Inquits (wie "lachte er" oder überflüssige Adverbien hinter dem Verb des Sagens, einmal sogar "schrie er" direkt untereinander), viele Hilfsverben, sehr stark redundante Passagen, in denen mehr oder minder nichts interessantes passiert ...

 

Nun ja. Die Grundidee mag ganz nice sein und hat seine Momente. Uri arbeitet bei der Passkontrolle und meint, einen gefälschten Pass vor sich zu haben. Der Mann ist aber Gott. Herr Gott. Es erstrickt sich ein Dialog, in dem Gott versucht, Uri davon zu überzeugen, dass er Gott ist. Ein wenig Humor gibt es auch, der aber bei mir gar nicht verfängt und mir kein Schmunzeln entlockt, es wird immer langweiliger. Ich lese zu Ende, weil es kurz ist und ich auf eine Pointe hoffe.

Es gibt auch eine Pointe, aber, seufz, die mochte ich nicht.

 

Ich spoilere die Pointe:

 

Spoiler

 

Ich vermute, das war eine Schubladen-Story. Sie passt nicht so recht zur Ausschreibung. Vermutlich woanders abgelehnt (gab es in letzter Zeit Ausschreibungen zum Thema Gott? Aber zu den Traumgrenzen von Marianne hätte das auch gepasst ...)

Ist ja per se nicht verkehrt, abgelehnte Storys woanders einzureichen, aber hier ... nun ja, hier passt es nicht so recht, was ich aber schwerlich nur dem Autor anlasten kann.


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#119 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 14:08

Ralf Edenhofer: Ich bin Quai

 

Da könnte ich wieder argumentieren: Okay, pro Vielfalt. Aber die Struktur ist so ungewohnt für mich, dass ich die Story nur im Speedmodus lesen kann. Sie hat ihre Momente, aber diese Art von Struktur und Story liegt mir nicht, daher enthalte ich mich hier einer vernünftigen Rezension.

 

Ich lese morgen weiter, erstmal Roman weiterlesen zur Abwechslung.


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#120 Moritz

Moritz

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 14:40

Yvonne,  da wird einem ja schwindelig, bei diesem Tempo. Immerhin habe ich jetzt auch ein paar Geschichten lesen können.

Hier meine kurzen Gedanken in chaotischer Reihenfolge. Auf Inhaltsbeschreibungen verzichte ich mal frech, das haben andere hier ja schon gut abgedeckt.

 

Das Geheimnis der Quelle von Sabine Frambach

Beim Lesen denke ich an meinen Besuch des realen Blautopfs im strömenden Regen und den Song „Ich tauche auf“ von Tocotronic.

Es schwingt die Magie des Wassers mit, das Unheimliche jenseits der Oberfläche, tief unten in der Dunkelheit.  Ich glaube, hier hätte die Autorin noch stärker in das Bild bzw. Vorgang des Tauchens investieren können, dafür weniger Backstory.

Meiner Meinung nach eine gelungene Kurzgeschichte. Technische Details (Tauchen etc.) habe ich nicht so beachtet, da lese ich drüber weg. Hehe.  

 

Der Reiter von Helge Lange

Ich mag Archetypen. Der Reiter. Da ist alles klar. Mensch und Tier im Galopp vereint, in der Hand Schriftrolle oder Speer. Boten, Späher, die Reiter von Rohan. Bei diesem Text werden die Assoziationen natürlich gebrochen,  immerhin spricht der Gaul. Trotzdem schwingen die Erwartungen bei meiner Lektüre des Texts mit und das erzeugt von Anfang an ein Spannungsfeld.

Wie der Steinway-Flügel auf dem Balkon des Holzraumschiffs im Prolog der Hyperiongesänge ermöglicht das Pferd eine Verbindung in die Zukunft.

Die direkte Unterhaltung finde ich auch gut, die Überleitung zur „Marsgeschichte“ nicht ganz so. Aber auf jeden Fall eine tolle Kurzgeschichte. 

 

Der Bjakuda von J. A. Hagen

Der erste Satz ist gut, da stellt sich gleich so ein Crime-Feeling ein. Die Dialoge finde ich ansprechend direkt. Aber dann verliert mich der Text wenig später. Warum? Ich glaube, es ist nicht das Thema an sich, es ist absolut richtig, sich mit diesen Dingen (spoilerfrei ausgedrückt) auseinanderzusetzen, auch aus dieser Perspektive.

Aber mir persönlich fehlt das Gewicht. Das Gewicht der Handlung, die Konsequenzen (nicht nur juristisch verstanden) für die Beteiligten.




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