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Karin Tidbeck: Jagannath (Carcosa)

Carcosa Schweden Übersetzung Kurzgeschichten

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10 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 21 November 2024 - 08:16

Hallo zusammen,

da wird schon mal etwas aus dem Schwedischen übersetzt, da kann ich ja mal etwas dazu schreiben, denn ich lese den Band gerade.

Bisher sind alle Geschichte eher kurz, fünf bis fünfzehn Leseminuten.

Beatrice: Ein Mann verliebt sich in einen Zeppelin (den er aber nicht haben kann, weil's ein Prototyp ist und er lässt ihn dann nachbauen) Eine Frau verliebt sich in eine Dampfmaschine. Ich fand's mega phantasievoll. Erst war es ein wenig schräg und ich dachte: Hm, vielleicht ein Plädoyer für Liebe zu Objekten?

Aber letztendlich ist es eine schöne Metapher für eine ungleiche Beziehung und die Befreiung aus dieser Beziehung.


Spoiler



Einige Briefe für Ove Lindström: Die Protagonistin schreibt Briefe an ihren frisch verstorbenen Vater. Ihre Mutter kam damals einfach aus dem Wald, lebte ein paar Jahre mit dem Vater und ging wieder fort, als die Tochter noch klein war. Sehr schön und tragisch! Der Schluss ist klasse, kaum zu toppen! Großartig!


Fräulein Nyberg und ich: Entweder war ich da zu müde oder ich konnte damit nichts anfangen, ist nicht zu mir durchgedrungen. Es geht um einen kleinen Alraunenmann, glaube ich.

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#2 A-reum

A-reum

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Geschrieben 21 November 2024 - 09:23

Die Autorin ist Schwedin, übersetzt wurde aber aus dem Englischen.

#3 Pogopuschel

Pogopuschel

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Geschrieben 21 November 2024 - 10:42

Die Autorin ist Schwedin, übersetzt wurde aber aus dem Englischen.

Da die Schwedisch-Übersetzerin des Verlags, die eigentlich geplant war, keine Zeit hatte, hat man sich für die englische Übersetzung entschieden, weil diese von der Autorin selbst angefertigt wurde.



#4 Zack

Zack

    Illuminaut

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Geschrieben 21 November 2024 - 15:59

Das Buch heißt "Jagannath" ;) (Titel falsch geschrieben im Threadtitel)

 

Auf Literatopia gibts ne schöne Rezension von einem unserer Gastrezensenten: klick


“Die Farben sind der Ort, wo unser Gehirn und das Universum sich begegnen.” (Paul Cézanne)


http://www.literatopia.de

#5 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 21 November 2024 - 17:01

Danke dir!

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#6 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 22 November 2024 - 09:39

Herr Cederberg: Nun ja, leicht erzählt, aber wenig Fallhöhe. Ganz nett, das Missverständnis mit den "nicht fliegen könnenden Hummeln" ein wenig zu beleuchten.

 

Rebecka: Sehr gruselig, auf der A-Ebene auch logisch, aber ich frage mich trotzdem, was das am Ende alles bedeuten soll, auf der Ebene drunter.

 

Wer ist Arvid Pekon? hat mir als ehemalige Call-Center-Agentin äußerst viel Freude bereitet (danke für den Trip in die Vergangenheit, den das für mich bedeutete), die Story ist leicht weird, lässt sich schwer fassen, war aber am Ende für mich rund, auch wenn ich nicht genau den Finger drauf legen kann.


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#7 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 23 November 2024 - 08:26

So, nicht jede Story nimmt mich mit.

 

Britas Feriendorf:
Das ist etwas surreal, kam mir aber am Ende rund vor. Strapaziert meinen Phantastikmuskel. Irgendwie fand ich es aber nice.
 
Rentierberg:
Sehr stimmig und ein wenig gruselig. Das mit der vererbten Krankheit fand ich interessant. Ich habe aber den Eindruck, dass sich einige Themen wiederholen. Vielleicht hätte ich doch zwischendurch mehr Pause beim Lesen machen sollen. Aber es ist so nice für zwischendurch, die Lücken im Tag.
 
 
Multbeermarmelade:
Das ist wieder ein Highlight für mich. Absolut. Inklusive Menstruationscontent! Ha! Jemand züchtet ein Wesen. In einem Topf. Angefüllt mit tollen Details und einem wundervoll runden, logischem Schluss, der aber trotzdem ein wenig melancholisch ist. Sehr sehr schön!
 
Pyret und Augusta Prima: das war beides nichts für mich.

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#8 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 24 November 2024 - 08:31

So, die letzten beiden Geschichten, Tanten und Jagannath:

Da lag mir Jagannath mehr. Zwar sind beide Storys doch sehr phantastisch, aber irgendwie kam mir Jagannath menschlicher vor, kam mir näher. Und die Grausamkeit der Verluste hat mich berührt. Bei den Tanten kam ich nicht so nah an die Figuren ran und auch sonst nicht so recht an die Handlung. 

 

Das Nachwort ist sehr interessant, da die Autorin darüber spricht, wie es ist, auf Englisch oder in ihrer Muttersprache, Schwedisch, zu schreiben. Da sind einige nachvollziehbare Gedanken drin, denen ich gern mal nachgehen würde. Bisher habe ich auf Englisch nur Essays und Rezensionen und Paper geschrieben. 

 

 

 

Insgesamt eine sehr interessante Sammlung, auch wenn nicht jede Story mich erreicht hat. Manche sind eben auch sehr abgefahren. Viele sind wirklich kurz, unter zehn Minuten. Aber tolles Projekt, ich hoffe, so etwas bringt Carcosa noch oft!


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#9 Udo Klotz

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Geschrieben 24 November 2024 - 09:01

Als ich anfing, diese Kurzgeschichtensammlung zu lesen, hatte ich eine elaborierte Sprache erwartet und war verblüfft, wie nüchtern und fast trocken Karin Tidbeck erzählt. Aber diese Schnörkelosigkeit kontrastiert ungemein mit den phantastischen Begebenheiten, die sie schildert. Man trifft auf Wesen der skandinavischen Mythologie, Gott ist zurückgekehrt und Alraune werden erschaffen, aber keine der Erzählfiguren ist verwundert oder erstaunt. Das erzeugt manchmal eine wundersame Atmosphäre. Nicht in allen Geschichten, und in einigen habe ich auch den permanent fehlenden Spannungsbogen richtig vermisst. Aber dann faszinieren die Ideen, das sanfte Eindringen der Anderswelt in den schwedischen Alltag.

Stilistisch gelungen fand ich die Erzählung in Briefen (Einige Briefe für Ove Lindström) und in Tagebuchform (Britas Feriendorf), die wissenschaftlich aufgemachte Studie Pyret verliert (aus meiner Sicht) am Ende leider ihren fachlichen Anspruch. Der Science Fiction würde ich nur die letzte Geschichte, Jagannath, zuordnen, die erste (Beatrice) hat viele Anleihen am Steampunk.


Udo

#10 FranzH

FranzH

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Geschrieben 26 November 2024 - 14:52

Ich lese das Büchlein auch gerade - immer wieder mal eine Geschichte zwischendurch. Ich mag diese kleinen Carcosa-Hardcover (“Hardcoverle” würden die Schwaben hier dazu wohl sagen), die Becky Chambers Bücher waren auch schön. Obwohl ich da lieber beide in einem billigeren Hardcover gehabt hätte.

 

Beatrice

Eine sehr fantasievolle Geschichte, in der ein Mann ein Luftschiff und eine Frau eine Dampfmaschine liebt.

Einerseits ist dies ein Plädoyer für das Zusammenleben unterschiedlichster “Lebewesen” (Sowohl das Luftschiff als auch die Dampfmaschine wirken lebendig.)  Erst spät stellt sich heraus, dass die Beziehung aus der Sicht des Luftschiffes ganz anders aussah.

 

Einige Briefe für Ove Lindström

Diese Geschichte besteht aus Briefen einer Tochter an ihren kürzlich verstorbenen Vater. In diesen Briefen wird die Geschichte der Familie erzählt, insbesondere der Mutter, die aus dem Wald kam und später einfach wieder gegangen ist. Tragisch mit einem besonderen Schluss.

 

Fräulein Nyberg und ich 

Sehr seltsame Geschichte um eine knorrige kleine Kreatur namens “Braun”, von deren Entdeckung die Ich-Erzählerin berichtet.

 

Rebecka

Eine starke Geschichte um eine Frau, die immer wieder versucht, sich umzubringen, erzählt von ihrer Freundin, die sie immer wieder rettet, in einer Welt, in die “der Herr zurückgekehrt” ist. 

Bitterböses Ende.

 

Herr Cederberg

Nette Geschichte, die nicht mehr macht, als den Spruch von den dicken Hummeln zu illustrieren, die nur deshalb fliegen können, weil sie nicht wissen, dass sie es nicht können. Ok.

 

Wer ist Arvid Pekon?

Eine ziemlich seltsame Geschichte über ein Call Center, bei dem Menschen anrufen und z.B. mit Verstorbenen reden wollen. Meist nehmen die Mitarbeiter Anrufe bei Behörden entgegen und beantworten den Anruf, auch wenn sie eigentlich vermitteln sollten.

Habe ich nicht verstanden.

 

Britas Feriendorf

Die Ich-Erzählerin begibt sich in eine Art Feriendorf, um an einer SF-Geschichte und einem Roman zu schreiben. Sie ist dort anfangs allein, bis es zu seltsamen Vorkommnissen kommt und sie auch “Gesellschaft hat. 

Man kennt solche Geschichten, in denen etwas Ungewöhnliches sich langsam in das Leben der Protagonisten einschleicht. Hat mir gefallen.

 


#11 FranzH

FranzH

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Geschrieben 29 November 2024 - 22:46

Hier die restlichen Geschichten:

 

Rentierberg

Zwei Schwestern fahren mit ihrer Mutter in die Berge, um das Haus eines Onkels auszuräumen. Die Familie ist seltsam, es gibt Verbindungen zu den Vittra der schwedischen Sagenwelt.

Die Atmosphäre der Geschichte hat mir gut gefallen, die Schilderung der Familie, die Andeutungen zu identifizieren Vittra und schließlich das rätselhafte Ende.

 

Multbeermarmelade

In dieser Geschichte, in der eine Frau sich eine Art Nachwuchs “macht” (“Ich habe dich gemacht, damit ich dich lieben kann”), hat mich die Selbstverständlichkeit fasziniert, mit der hier verrückte Dinge geschildert werden. Ziemlich weird.

 

Pyret

Auch hier wird wieder trocken und scheinbar wissenschaftlich Verrücktes und Schräges erzählt. Das fasziniert mich, auch, weil es weg ist von dem, was ich sonst so lese.

 

Augusta Prima

Tanten

Zwei Geschichten aus einer sehr schrägen Welt. Ich bewundere die Phantasie, konnte aber mit beiden Geschichten nichts anfangen und fand insbesondere bei “Tanten” die Schilderungen ziemlich brutal: Hier wird ein Lebewesen auseinander genommen (“Die Nichten sortierten Eingeweide, Lunge, Nieren Blase, Gebärmutter und Magen in getrennte Schalen”), was gerade durch die trockene Sprache umso drastischer wirkt. 

 

Jagannath

Das ist eine “richtige” Science Fiction Geschichte. Es wird die Lebensgeschichte von Rak erzählt, die in der “großen Mutter” geboren wird, einer Art riesigen Maschine, die sich über eine Welt bewegt. 

Insgesamt eine eingängigere Geschichte und ein zwar immer noch origineller und seltsamer aber verständlicherer Weltenbau. Insbesondere im Vergleich zu “Augusta Prima” und “Tanten”. 

 

Insgesamt hatte ich mir mehr erhofft von dieser Sammlung. Es bleibt aber ein Schwung ungewöhnlicher Geschichten und ich froh, sie gelesen zu haben. 

P.S. Und das Büchlein ist einfach schön!

 




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