Dieses Cover ist vom Vorauswahlgremium des Kurd Laßwitz Preises als extrem sexistisch abgelehnt worden.
(ich hätte gerne eine größere Ansicht hochgeladen, aber die Angabe der URL hat mal wieder Probleme bereitet) Kuxtu also hier: www.fantastica-kemmler.de
Das hat mich ziemlich überrascht und zunächst einmal sehr amüsiert.
In meinem persönlichen sozialen Umfeld herrschte darüber auch großes Unverständnis, was mich nun dazu bewogen hat, die Sache doch einfach mal zur Diskussion freizugeben. (Um das klarzustellen: Beim KLP würde man niemanden öffentlich derart brandmarken, das tue ich jetzt selbst.)
Ist das wahr? Ist dieses Bild sexistisch? Mit solchen Vorwürfen ist man ja heutzutage sehr schnell bei der Hand. Weiß man noch, was Sexismus eigentlich ist?
Schauen wir uns das Bild gemeinsam an. Man sieht nackte Haut, das stimmt. Aber sind dort große Augen zu sehen? Ein Schmollmund oder sinnlich geöffnete Lippen? Sieht man Brüste oder die Scham? Nichts dergleichen. Noch zurückhaltender könnte man Nacktheit gar nicht darstellen, darauf habe ich auch sehr geachtet, denn ich möchte eigentlich schon Kunst machen und eben keinen Schund. Auch räkelt sich die Frau nicht lasziv. (Selbst wenn: sollte die Bildaussage das Erfordern, wäre es immer noch nicht sexistisch) Das Geschehen wird eindeutig aus der Sicht der Frau geschildert, womit sie das Subjekt ist und nicht das Objekt. In der Tradition der Abendländischen Kunst stehen die Farben Rot und Purpur für die Macht. Diese Farben sind hier der Frau zugeordnet. Nun gut, so viel Kunstkenntnis muss man nicht haben, aber ich finde, wenn man sich anmaßt, Urteile über ein Kunstwerk zu fällen, sollte man wenigstens so viel Sachverstand besitzen, dass man in einem Bild Subjekt und Objekt identifizieren kann. So schwer ist das nicht. Mir schien es immer eher so, als ließe die Frau jemanden antanzen. Interessant finde ich auch, dass sich die Frau der Welt ganz offen und verletzlich zeigt, während der vermeintlich starke Mann (falls das in dem Astronautenanzug einer ist) das Bedürfnis zu haben scheint, sich mit einer Art Rüstung von der Umwelt komplett abschotten zu müssen. Wenn also Sexismus, dann geht er eindeutig in die andere Richtung.
Ob der/die/das Raumfahrende ein Heimkehrer ist, ein Besucher oder gar ein Eindringling, lässt sich an dem Bild nicht ablesen. Ein gutes Bild stellt eine Frage, aber gibt nicht die Antwort. Eine Beschreibung, die behauptet, dass die Frau dem heimkehrenden Astronauten nur als Triebobjekt dient [sic!], entstammt also tatsächlich nur der Phantasie des Sittenwächters. Das Bild gibt dazu keine Auskunft. Einer der Vorwürfe lautete tatsächlich, dass die Frau in diesem Bild „entpersonifiziert“ und „degradiert“ wird. Echt jetzt?
Wie kommt man zu so einer Einschätzung? Wegen dem bisschen nackter Haut? Natürlich ist es das Bestreben der Verantwortlichen, Schaden von der Institution KLP abzuwenden, ich habe aber die Befürchtung, dass hier unreflektiert ein Pawlowscher Reflex ausgelöst worden ist. Auch Wokeness kann toxisch sein, die Gesellschaft vergiften und am Ende der Sache schaden. Übertreibt die Gesellschaft es gerade und verliert sich in toxischer Wokeness? Vielleicht bewegen wir uns gerade sehenden Auges auf eine neue viktorianische Prüderie zu, auf eine regelrechte Lustfeindlichkeit?
Bei Exodus habe ich immer sehr darauf geachtet, dass die Texte, die wir auswählen, nicht frauenfeindlich sind. René Moreau weiß ein Lied davon zu singen. Ich war manchmal ganz schön penetrant. Deshalb verletzt mich dieses Urteil eigentlich schon, denn es trifft den Falschen. Aber natürlich muss ein Werk ganz allein für sich selbst sprechen, unabhängig davon, wer es gemacht hat.
So, jetzt bist du gefragt! Wie siehst du das? Ist dieses Bild sexistisch? Welche Meinung du auch immer vertrittst, bitte schreibt ohne Schaum vorm Mund.
Bearbeitet von Olaf K., 29 März 2025 - 12:24.