Nur mal generell, weil das hier so breiten Raum einnimmt. Man sollte sich bewusst machen, dass es zwischen dem alten Europa und Nordamerika durchaus Filmwahrnehmungsunterschiede gibt. Während bei uns in verschriftlichten Kreisen eine ideologisch-linksliberale Leseart von Filmen vorherrschend ist, ist dies in Nordamerika durchaus nicht überall der Fall, weswegen es zwar viele nordamerikanische Filmemacher und/oder Kommentatoren gibt, die etwas zum Irak und Afghanistan sagen wollen, aber das gilt längst nicht für alle. (Mit diesem Wissen konnte man die Debatten vor drei Jahren zu Zack Snyders "300" mit breitem Grinsen verfolgen, in welchen der Regisseur schon fast verzweifelt versuchte, europäische Filmjournalisten von ihrer felsenfesten Meinung abzubringen, dass er mit "300" unbedingt etwas zum Iran hätte sagen wollen, statt "nur" einen Comic zu verfilmen. Das war extrem lustig.) Vor allem, was vielen von uns wirklich abgeht, was man sich aber durchaus mal verdeutlichen sollte: Die ideologische Betrachtungsweise ist keinesfalls die allein gültige oder zulässige eines Werkes.Wenn Cameron zu Irak und Afghanistan auch was sagen wollte, hat er es entweder im Vergleich zu den sehr viel deutlicheren Bezügen nicht hinreichend herausgearbeitet.
Zurück zu "Avatar", es ist somit keinesfalls zwangsläufig und ausgemacht, dass James Cameron etwas zu den aktuellen bewaffneten Engagements seiner südlichen Nachbarn hatte sagen wollen. Das ist möglich, aber nicht zwingend. Deshalb: Bitte ihm nicht undeutliche Bezüge unterstellen, die er ggf. gar nicht herstellen wollte.
Bearbeitet von Oliver, 04 Januar 2010 - 10:00.