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Transcendence

Geschrieben von Armin , in Film 26 April 2014 · 1.392 Aufrufe

Wally Pfister hat als Kameramann in den vergangenen Jahren vor allem mit Regisseur Christopher Nolan zusammengearbeitet und wurde für seinen Beitrag zu „Inception“ (2010) mit einem Oscar ausgezeichnet. Mit „Transcendence“ feiert er jetzt sein Debüt als Regisseur und das mit einem ebenso vielversprechenden wie vielschichtigen Thema – es geht um künstliche Intelligenz – und einer hochkarätigen Darstellerliste, auf der sich neben Johnny Depp und Rebecca Hall in den Nebenrollen beispielsweise Morgan Freeman, Cillian Murphy und Kate Mara tummeln. Inhaltlich ist das dann auch tatsächlich hochinteressant, an der Umsetzung hapert es jedoch leider.

Der Wissenschaftler Will Caster (Johnny Depp) steht vor einem großen Durchbruch auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz: Sein „Pinn“ genanntes Computersystem soll über menschliche Emotionen verfügen und sich auch selbstständig weiterentwickeln können. Das ruft technikfeindliche Kräfte auf den Plan: Die Terrorgruppe „Rift“ verübt an mehreren Orten in den USA parallele Anschläge, bei denen zahlreiche Wissenschaftler getötet und wertvolle Forschungsergebnisse vernichtet werden. Caster selbst wird schwer verletzt und hat nur noch rund vier Wochen zu leben. Seine verzweifelte Frau Evelyn (Rebecca Hall) will ihn jedoch um jeden Preis retten: Ehe er stirbt, überträgt sie sein Bewusstsein auf die Maschine. Die Warnungen von Kollege Max Waters (Paul Bettany), der ihr erst hilft, sich dann aber skeptisch zeigt, was sie da erschaffen haben, verhallen ungehört. Ist das wirklich Will, der zu ihnen redet? Oder eine monströse Weiterentwicklung von Pinn?

„Sie wollen einen Gott erschaffen“, lautet ein Vorwurf, den sich Will Caster gleich zu Beginn des Films gefallen lassen muss und dem er auch nicht widerspricht. „Kannst du beweisen, dass du fühlst?“, fragt den inzwischen digitalisierten Will später sein einstiger Lehrmeister Joseph Tagger (Morgan Freeman). Die Antwort ist dieselbe, wie sie Wochen zuvor Pinn gegeben hat. Das zeigt das Dilemma: Die Verbindung aus Mensch und Maschine ist zu einem undurchschaubaren Konstrukt herangewachsen, das über dermaßen gigantische Möglichkeiten verfügt, dass einem tatsächlich der Gedanke an göttliche Allmacht kommt. Blinde und Lahme werden geheilt, das Internet ebenso vollkommen kontrolliert wie die Natur, Menschen ferngesteuert, neue Körper geklont. Jegliche Art von Krankheiten und selbst der Tod scheinen besiegt zu sein. Damit einher geht jedoch die totale Kontrolle durch ein einzelnes, bald jedermann unheimliches Wesen, die Mensch-Maschine Will-Pinn.

Thematisch höchst spannend, in der filmischen Umsetzung nicht immer gut gemacht: Man leidet mit Evelyn, die noch am ehesten als Identifikationsfigur taugt, fragt sich aber zugleich, ob die angeblich brillante Wissenschaftlerin wirklich vor Liebe so blind sein kann, sehenden Auges ins sich abzeichnende Verderben zu rennen. Und ganz allgemein ist der Film mit Figuren überfrachtet, denen kaum eine tragende Funktion zukommt, die aber immer mal wieder ins Bild gerückt werden müssen. So wird der eigentliche Konflikt, die Frage, wie weit man für den technologischen Fortschritt gehen darf, und seien die Früchte daraus noch so wunderbar, immer wieder von Unwesentlichem zugedeckt, was für eine Reihe ziemlich zäher Momente sorgt. Wie die Figuren steckt auch der Zuschauer im Zwiespalt: allerdings zwischen Faszination und Langeweile.


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The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro

Geschrieben von Armin , in Film 20 April 2014 · 842 Aufrufe

Andrew Garfield darf sich zum zweiten Mal nach „The Amazing Spider-Man“ (2012) das Spinnenkostüm überstülpen. Natürlich muss er sich weiter Vergleiche mit seinem Vorgänger als Spider-Man, Tobey Maguire (zwischen 2002 und 2007 in den drei Sam-Raimi-Filmen), gefallen lassen, schneidet aber wieder gut ab: Er gibt einen sympathischen, im normalen Leben nicht gar so hilflos wirkenden Peter Parker, aber auch einen sehr souveränen Superhelden. Das ist gar nicht so einfach, denn angesichts von gleich drei Gegenspielern – dem im Titel erwähnten Electro, dem Grünen Kobold und auch noch Rhino – und einer ganzen Menge höchst spektakulärer Szenen ist der zweite „Amazing Spider-Man“ vor allem ein gigantisches Action-Spektakel, in dem man sich als Schauspieler erst einmal behaupten muss. Regie führt erneut Marc Webb.

Peter Parkers privates Problem ist seine Freundin Gwen (Emma Stone): Ihrem sterbenden Vater hat er versprechen müssen, sie nicht in Gefahr zu bringen. Also trennt er sich von ihr, ohne sich wirklich ganz loslösen zu können. Auch die Frage, warum ihn seine Eltern einst verlassen haben, beschäftigt ihn nach wie vor: Der Zuschauer erhält ihm Gegensatz dazu in der sehr ausführlichen Anfangssequenz die Antwort auf diese Frage. Für Peters Alter Ego Spider-Man steht derweil der Kampf gegen eine Reihe von Schurken auf dem Programm: erst gegen den dümmlichen Verbrecher Aleksei Sytsevich (Paul Giametti), dann gegen den weit gefährlicheren Electro (Jamie Foxx), der nach einem Unfall von Spider-Mans größtem Fan zu einem unerbittlichen Feind wird. Und schließlich ist da noch Harry Osborn (Dane DeHaan), Peters alter Schulfreund, der meint, für den Kampf gegen seine tödliche Krankheit Spider-Mans Blut zu benötigen.

Die Action-Szenen sind furios, die 3D-Variante lohnt sich vor allem dann immer wieder, wenn sich Spider-Man durch die Straßenschluchten New Yorks schwingt. Die Handlung tritt hinter der Optik deutlich zurück, sie ist letztlich nur Vehikel für möglichst spektakuläre Bilder. Zumal vieles aus der Raimi-Trilogie einfach nur variiert wird – ob Spidey sich nun von Mary Jane oder eben Gwen trennen muss, um sie zu schützen, spielt kaum eine Rolle, die Gründe bleiben letztlich dieselben. Was die Schurken angeht, hinterlässt Jamie Foxx als Electro den besten Eindruck; eine Figur, die auch bereits mit viel Liebe zum Detail dargestellt wird, als sie noch keine Superkräfte hat. Dane DeHaans Harry Osborn ist leider weit weniger überzeugend (James Franco hat das besser gemacht), der Sprung zum Bösewicht kommt aber vielleicht auch ein bisschen schnell – vielleicht hat DeHaan in den Fortsetzungen (für 2016 und 2018 geplant), noch Gelegenheit, seiner Rolle mehr Tiefe zu geben. Insgesamt macht das aber nur wenig aus: „The Amazing Spider-Man 2“ ist gute, teils rasante Unterhaltung.


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The Lego Movie

Geschrieben von Armin , in Film 12 April 2014 · 1.068 Aufrufe

Neue Konkurrenz für die Zunft der Schauspieler: Nach Zeichentrick- und Animationsfilmen erobern jetzt auch noch Legofiguren die Leinwand. Unter der Regie von Phil Lord und Chris Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) ist der erste abendfüllende, computeranimierte Lego-Film entstanden – für Kinder ein Heidenspaß und auch für Erwachsene trotz einer nicht allzu raffinierten Handlung dank zahlreicher Anspielungen auf bekannte Bücher, Serien und Filme ebenfalls ein Vergnügen.

Ausgerechnet Emmet, ein einfacher Lego-Bauarbeiter ohne jegliche besondere Eigenschaften, soll plötzlich „der Auserwählte“ sein. So verheißt es zumindest die Prophezeiung von Vitruvius, dem Gegenspieler des ebenso bösen wie schier allmächtigen Lord Business. Der verfolgt den Plan, alle Lego-Steine fest miteinander zu verkleben, um eine aus seiner Sicht perfekte Welt zu schaffen. Das wollen Vitruvius, die abenteuerlustige Wyldstyle und ihr Freund Batman verhindern. Von Emmet, auf den ersten Blick alles andere als der erhoffte „Meisterbauer“, sind sie zwar nur mäßig begeistert, dennoch stellen sich alle gemeinsam dem Bösewicht entgegen.

Das Lego-Abenteuer offenbart ungeahnte Möglichkeiten: Wo sonst sieht man Superman, Professor Dumbledore, einen Ninja Turtle und William Shakespeare Seite an Seite? Schön auch das kurze Gastspiel von Han Solo und C-3PO samt dem „Millennium Falcon“. Das Tempo ist hoch und die Reise führt zügig durch viele verschiedene Bereiche der kunterbunten Legowelt. Zwischendurch sind die Macher vielleicht etwas zu sehr in die Idee verliebt, möglichst viel in ihren Film zu packen, im Wilden Westen und im Wolkenkuckucksheim von Einhorn geht der Handlung doch etwas die Luft aus. Danach berappelt sie sich aber glücklicherweise und zum Finale hin ist wieder alles im grünen Bereich.


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Noah

Geschrieben von Armin , in Film 06 April 2014 · 467 Aufrufe

Die biblische Geschichte von Noah und seiner Arche hat sich Darren Aronofsky („Black Swan“) für seinen neuen Film vorgenommen. Das Ergebnis ist eine riesige Enttäuschung: Aus Fantasy-Elementen, religiös-eiferischen Botschaften und schließlich auch noch einer gehörigen Portion Öko-Fundamentalismus entsteht eine ebenso unheilvolle wie zähe Mischung. Eher lustig ist da schon, dass in den USA (aus Reihen der „National Religious Broadcasters“, eines Zusammenschlusses christlicher Radio- und Fernsehsender) die Meinung geäußert wurde, der Film sei „historisch nicht korrekt“. In mehreren islamisch geprägten Ländern wurde dagegen die Aufführung des Films von den Zensurbehörden untersagt, da er den Lehren des Islams widersprechen soll. Schon erstaunlich, zu welchen Reaktionen ein dermaßen überflüssiger Film führen kann.

Noah (Russell Crowe) erhält von Gott in mehreren Visionen den Auftrag, eine Arche zu bauen, um die Tiere der Erde vor der Sintflut zu retten. Neben seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly), seinen drei Söhnen und Adoptivtochter Ila (Emma Watson) helfen ihm auch die sogenannten „Wächter“, ehemalige Engel, die von Gott bestraft und in ungelenke steinerne Monster verwandelt wurden – womöglich die biblischen Nephilim. Natürlich gibt es auch einen Schurken: Tubal-Cain (Ray Winstone), Nachfahre des biblischen Kain, der seinen Bruder Abel erschlagen hat, steht für all das Böse, das die Menschen sich und ihrer Umwelt seit der Vertreibung aus dem Paradies angetan haben. Er plant, die Arche für sich und seine Gefolgsleute zu erobern.

Einiges ist richtig peinlich geraten: so zum Beispiel Schöpfungsgeschichte und Sündenfall im Schnelldurchgang, die gleich im Vorspann abgehandelt werden und später immer wieder durch Noahs Visionen zucken. Ebenso Noahs Gehabe als moralisch überlegener Früh-Veganer oder die Antwort auf die Frage, warum manche Tierarten trotz der Arche ausgestorben sind: Da gab es doch tatsächlich einen blinden Passagier, der sich den einen oder anderen Happen gegönnt hat.
Wenigstens schauspielerisch darf sich der Zuschauer über einige gute Momente freuen: Russell Crowes Noah ist lange sehr schematisch geraten, wird dann aber doch noch interessant, wenn er endlich einmal mit tief gehenden Zweifeln zu kämpfen hat. Und auch Emma Watson macht die große Verzweiflung ihrer Ila durchaus anschaulich. Das reicht aber leider nicht, um aus „Noah“ einen sehenswerten Film zu machen.


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The Return of the First Avenger

Geschrieben von Armin , in Film 29 März 2014 · 6.075 Aufrufe

Das mit dem Titel ist schon ein wenig lächerlich. „Captain America: The Winter Soldier“ wird in den deutschen Kinos zu „The Return of the First Avenger“. Dass der Titelheld hierzulande ausgeklammert wird, dürfte damit zu tun haben, dass die Comic-Figur des Captain America in Deutschland nie so populär gewesen ist wie viele seiner Kollegen – kein Wunder, war der „Cap“ bei seinen ersten Auftritten ab 1941 doch auch Teil der US-amerikanischen Propaganda und kämpfte zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs vor allem gegen böse Nazis. Das ist allerdings lange her und im Zug des erfolgreichen Marvel-Film-Universums durften sich die Kinobesucher ja schon in „Captain America: The First Avenger“ (2011) und in „The Avengers“ (2012) mit dem uramerikanischen Helden vertraut machen.

Steve Rogers (Chris Evans) war als Captain America Supersoldat im Zweiten Weltkrieg, hat eingefroren siebzig Jahre verschlafen und dann als Teil der Superhelden-Truppe „Avengers“ New York vor einer außerirdischen Invasion gerettet. Langsam beginnt er sich ans Leben in der Gegenwart zu gewöhnen und hat jetzt mit sehr weltlichen Problemen zu tun. Nach einem Einsatz für S.H.I.E.L.D., die Organisation, die weltweite Bedrohungen bekämpft, muss er sich fragen, ob er seiner Kollegin Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) noch trauen kann. Und nachdem auf S.H.I.E.L.D.-Chef Nick Fury (Samuel L. Johnson) ein Attentat verübt wird, dehnt sich dieses Misstrauen plötzlich auf alles und jeden aus. Was führt Alexander Pierce (Robert Redford), Mitglied des Weltsicherheitsrats, im Schilde? Wer ist der geheimnisvolle „Winter Soldier“ (Sebastian Stan)? Und wer steckt hinter der gigantischen Verschwörung, die sich rasch abzeichnet? Gemeinsam mit Black Widow und Sam Wilson (Anthony Mackie), der sich mit seinen künstlichen Flügeln „Falke“ nennt, wird Captain America plötzlich von S.H.I.E.L.D. gejagt.

„The Return of the First Avenger“ ist alles andere als der typische Superhelden-Film, mehr als nur Popcorn-Kino, sondern intelligente Unterhaltung. Captain America und seine Kollegen kommen sehr geerdet daher, der Ton ist von einigen wenigen flapsigen Wortwechseln abgesehen ziemlich ernsthaft und der Inhalt verknüpft geschickt Elemente des Polit-Thrillers mit den üblichen Zutaten eines Action-Blockbusters – in beiden Fällen übrigens sehr gelungen. Dazu tragen auch die Figuren eine gehörige Portion Ambivalenz mit sich herum: Captain America ist plötzlich nicht mehr der strahlende Held, sondern sieht sich gezwungen, das ganze System zu hinterfragen. Chris Evans bekommt diesen Schritt hin zu mehr Tiefe glaubhaft hin. Und Black Widow, bisher doch eher oberflächlich angelegt, offenbart Facetten, die man nur aus den Comics kannte. So innerlich zerrissen, bitter und kämpferisch hat die famos aufspielende Scarlett Johansson die ehemalige KGB-Spionin zuvor noch nicht dargestellt. Dass sich dazu mit dem Falken ein weiterer Held aus dem unerschöpflichen Repertoire der Marvel-Comics gesellt, ist ebenfalls eine gute Sache, sorgt der ehemalige Fallschirmjäger doch für einige spektakuläre Szenen.

Die Action stimmt, der Inhalt ist hochspannend, die Figuren machen eine interessante Entwicklung durch – viel mehr kann der Zuschauer nun wirklich nicht verlangen. Ein gelungener Film, der Lust auf die nächsten Auftritte von Captain America macht (die 2015 im zweiten „Avengers“-Film und 2016 in „Captain America 3“ anstehen).


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Lone Survivor

Geschrieben von Armin , in Film 23 März 2014 · 516 Aufrufe

Peter Berg war zuletzt für das ebenso überflüssige wie langweilige Actionspektakel „Battleship“ (2012) verantwortlich. Dass er sich jetzt des Tatsachenberichts eines Soldaten aus dem Afghanistankrieg annimmt, lässt das Schlimmste erwarten – und leider werden diese Befürchtungen weitgehend bestätigt. Marcus Luttrell hat sein Buch „Lone Survivor“ (2007) über den Einsatz einer vierköpfigen Navy-Seals-Truppe, einer Spezialeinheit der amerikanischen Marine, geschrieben, den er, wie der Titel schon sagt, als Einziger überlebt. Das Buch wurde zum Bestseller, auch Regisseur Bergs Film ist bisher in den USA ziemlich erfolgreich. Hierzulande dürfte das jedoch weniger der Fall sein.

Der Einsatz 2005 nennt sich „Operation Red Wings“: Ziel ist ein Talibananführer. Ihn sollen die vier Seals Marcus Luttrell (Mark Wahlberg), Mike Murphy (Taylor Kitsch), Matt Axelson (Ben Foster) und Danny Dietz (Emile Hirsch) gefangen nehmen oder töten. Doch das geht schief, als eine Gruppe Ziegenhirten zufällig über die Scharfschützen stolpert und diese an die Taliban verrät. Die attackieren die Amerikaner sofort und gnadenlos. Und natürlich kommt einiges zusammen: Die Funkverbindung ist erst schlecht, dann gar nicht mehr vorhanden, die Hubschrauber werden für eine andere Mission abgezogen. Die Seals sind auf sich allein gestellt.

Schon der Anfang des Films gibt die Marschrichtung vor: Da werden Bilder aus dem gnadenlosen, eigentlich Menschen verachtenden Ausbildungsprogramm der Navy Seals gezeigt – nicht etwa mit kritischen Untertönen, sondern mit Mark Wahlbergs Stimme aus dem Off und dem Tenor, dass man nur hier zum richtigen Mann wird. In dieser Art und Weise geht es weiter. Mit fast schon eiferischem Pathos und plumpem Hurrapatriotismus verherrlicht der Film das amerikanische Militär, sodass sich der Zuschauer zwischendurch gerne fragen darf, ob er nicht versehentlich in eine Propagandaveranstaltung des US-Verteidigungsministeriums geraten ist. Plus des Films sind die sehr realistischen Kampfszenen, die in einem anderen Kontext durchaus funktionieren könnten. Unerträglich sind jedoch die Figuren: hier die hehren Amerikaner, auf die zu Hause natürlich Frau und Kinder warten, dort die bösen, finster dreinblickenden Taliban, die nichts als Töten im Sinn haben.

Und ob Peter Gabriel weiß, dass seine Version von David Bowies „Heroes“ (im Song geht es um ein Liebespaar im Schatten der Berliner Mauer und keineswegs um irgendwelche Kriegshelden) für den Abspann missbraucht wird? Das ist in diesem Kontext extrem unpassend, denn es werden zu allem Überfluss auch noch Bilder der echten Soldaten eingeblendet, um die jetzt endgültig unsägliche Botschaft des Films zu unterstreichen. Das hätte es echt nicht auch noch gebraucht.


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Need for Speed

Geschrieben von Armin , in Film 23 März 2014 · 344 Aufrufe

Große inhaltliche Tiefe oder erzählerische Brillanz wird niemand ernsthaft von der Verfilmung eines Videospiels erwarten, Beispiele dafür gibt es von „Final Fantasy“ bis „Resident Evil“ ja leider genug. Dementsprechend gering fallen die Erwartungen an einen Film aus, der auf „Need for Speed“ basiert. Im Spiel, das sich seit 1994 in über zwanzig Inkarnationen mehr als hundert Millionen Mal verkauft hat, geht es um Autorennen der unterschiedlichsten Art. Und im Film eben auch.

Tobey Marshall (Aaron Paul) kümmert sich tagsüber zusammen mit seinen Kumpels um die Autowerkstatt, die ihm sein verstorbener Vater hinterlassen hat. Abends nimmt er an illegalen Autorennen teil, und das durchaus erfolgreich. Trotzdem steht ihm finanziell das Wasser bis zum Hals, die Bank hat bereits gedroht, seinen Laden dichtzumachen. Da macht ihm ausgerechnet sein alter Intimfeind Dino Brewster (Dominic Cooper) ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: Tobey soll einen teuflisch schnellen Mustang auf Vordermann bringen und dafür ein Viertel des enormen Verkaufserlöses erhalten. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Geschäfts lässt er sich dann allerdings von Dino zu einem Rennen herausfordern, das tragisch endet. Tobeys Freund Pete (Harrison Gilbertson) verunglückt tödlich, er selbst muss ins Gefängnis. Kaum wieder auf freiem Fuß, will er am anderen Ende der USA im sagenumwobenen Geheimrennen „De Leon“ antreten, um sich an Dino zu rächen.

Die grotesk simple Handlung dient natürlich nur als Vehikel, eine Vielzahl schneller Autos in atemberaubenden Duellen auf die Leinwand zu bringen. Das ist durchaus schick, mit einer Vielzahl von Kameraeinstellungen und auch dank des 3D-Effekts entstehen einige eindrucksvolle Szenen, in denen der Zuschauer extrem nahe am Geschehen ist und immer wieder mitgerissen wird. Die riesigen Logiklöcher der Geschichte deckt das leider nicht zu: Warum sind Tobeys Freunde Joe (Ramón Rodríguez) und Finn (Rami Malek) in ihrem Truck sogar noch flotter unterwegs als der ach so schnelle Mustang? Wo treibt Maverick (Scott Mescudi) ständig die diversen Hubschrauber auf? Und warum sollte Julia (Imogen Poots), die coole Engländerin und Sportwagenbesitzerin, wegen Tobeys rasantem Fahrstil in Angstzustände ausbrechen? Mit derlei Kleinigkeiten halten sich die Macher um Regisseur Scott Waugh („Act of Valor“) nicht auf, auch von den Darstellern werden keinerlei schauspielerische Leistungen verlangt. Stattdessen wird mit dem Bleifuß permanent Vollgas gegeben – bei allem Ärger über die schwache Story macht das an einigen Stellen überraschend sogar Spaß.


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Crimso

Geschrieben von Armin , in Film 22 März 2014 · 1.010 Aufrufe

Ich habe zwar Robert Fripp schon live gesehen (mit der "League of Crafty Guitarists"), auch John Wetton (solo, mit Asia, mit U.K.), Bill Bruford (mit Yes und seinen Earthworks), Tony Levin (mit Peter Gabriel und den Stick Men) und Pat Mastelotto (auch mit den Stick Men) - aber nie King Crimson. Und näher als heute Abend, wenn The Crimson ProjeKct in Karlsruhe spielen, werde ich wohl nie an ein Crimso-Konzert herankommen. Mit Adrian Belew, Tony Levin und Pat Mastelotto sind immerhin drei (ehemalige) Bandmitglieder dabei, dazu gesellen sich Markus Reuter, Julie Slick und Tobias Ralph. Ich freu mich drauf. Dass es gut wird, beweisen diverse Clips bei Youtube. Hier mal drei Beispiele für Interessierte:

Dinosaur (Kopenhagen, März 2014):

http://www.youtube.com/watch?v=Y56kb7QdvVA

Three of a perfect Pair (Tel Aviv, März 2014):

http://www.youtube.com/watch?v=O5Rl5p6VmfE

Red (Los Angeles, 2012):

http://www.youtube.com/watch?v=ssWqbnutvTA


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Nachtrag: Die Bücherdiebin

Geschrieben von Armin , in Film 22 März 2014 · 445 Aufrufe

(der zweite dem Zeitmangel geschuldete Nachtrag)

Der australische Autor Markus Zusak wurde zu seinem Roman „Die Bücherdiebin“ (2006) von den Erzählungen seiner aus Deutschland und Österreich stammenden Eltern über die Zeit des Zweiten Weltkriegs angeregt. Wie schon der Vorgänger („Der Joker“, 2002) gewann das Buch den Deutschen Jugendliteraturpreis und erhielt noch zahlreiche weitere Auszeichnungen. In einer amerikanisch-deutschen Koproduktion, gedreht vor allem im Studio Babelsberg, kommt die Geschichte jetzt auf die Leinwand. Regie führt Brian Percival, für seine Beiträge zur Fernsehserie „Downton Abbey“ ebenfalls mit einigen Preisen ausgezeichnet.

Das Mädchen Liesel (Sophie Nélisse) wird im Nazideutschland kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von ihrer Mutter (Heike Makatsch) zu Pflegeeltern gebracht. Noch auf der Reise dorthin stirbt ihr jüngerer Bruder Werner. Hans Hubermann (Geoffrey Rush), Liesels Adoptivvater, begegnet ihr mit viel Herzlichkeit, Rosa (Emily Watson), die neue Mutter, ist oft schroff, doch im Lauf der Geschichte zeigt sich auch immer öfter ihr gutes Herz. Im Nachbarsjungen Rudi (Nico Liersch) findet Liesel einen Freund. Praktisch zu ihrem Bruder wird Max (Ben Schnetzer), ein Jude, den ihre Adoptiveltern im Keller verstecken. Am ersten Tag in der Schule entpuppt sich Liesel als Analphabetin. Mit einem Handbuch für Totengräber, das sie bei Werners Beerdigung an sich genommen hat, macht sie die ersten Leseschritte. In der Folge beschafft sie sich bei jeder Gelegenheit neue Bücher: ob bei einer Bücherverbrennung oder heimlich aus der umfangreichen Bibliothek der Frau des Bürgermeisters (Barbara Auer).

Das Lesen und die Magie der Bücher helfen nicht nur dem Mädchen, die vielen schwierigen Situationen zu überstehen, Liesel gibt damit auch anderen Kraft: so Max, dem sie während einer schweren Erkrankung mit H.G. Wells’ „Der Unsichtbare“ Gesellschaft leistet, oder den Menschen im Bunker, die sie mit ihren Worten vom Bombenangriff ablenkt. „Die Bücherdiebin“ ist dann auch weniger ein Film über die Nazizeit und die mit ihr verbundenen Schrecken. Zwar sind diese allgegenwärtig – und gerne auch mal sehr klischeehaft ins Bild gesetzt, etwa wenn im beschaulichen bayrischen Örtchen mehrfach eine ganze Flut an Hakenkreuzfahnen zu sehen ist.
Doch im Kern hat der Zuschauer es mit der Verfilmung eines Entwicklungsromans zu tun, und so steht auch hier Liesels Erwachsenwerden unter schwierigen Bedingungen im Mittelpunkt. Gelegentlich fühlt man sich, auch weil der Tod (dessen Stimme steuert Ben Becker bei) als Erzähler fungiert, ins Märchen versetzt, dann wird’s auch mal zu kitschig, manches wirkt zu sehr auf Hochglanz poliert und lässt überhaupt nicht an Kriegsnot denken. Insgesamt ist „Die Bücherdiebin“ aber durchaus sehenswert, auch dank überzeugender Darsteller, allen voran Sophie Nélisse und Geoffrey Rush.


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Nachtrag: Monuments Men - Ungewöhnliche Helden

Geschrieben von Armin , in Film 22 März 2014 · 385 Aufrufe

(zu wenig Zeit zuletzt, deshalb hier der erste von zwei Film-Nachträgen)

George Clooney hat sich für seinen neuen Film als Regisseur und Hauptdarsteller eine wahre Geschichte ausgesucht: Als „Monuments Men“ wurden im Zweiten Weltkrieg die Angehörigen einer Spezialeinheit des US-Militärs bezeichnet, die sich inmitten der allgemeinen Zerstörung um den Erhalt europäischer Kunstschätze kümmerte und dabei auch nahe an der jeweiligen Kriegsfront agierte. Dokumentiert ist das unter anderem in dem Buch „Monuments Men: Auf der Jagd nach Hitlers Raubkunst“ von Robert M. Edsel. Diese heute fast vergessene, eigentlich sehr ernste Geschichte wird von Clooney auf sehr humorvolle Art und Weise inszeniert.

Kunsthistoriker Frank Stokes (George Clooney) erhält von Präsident Roosevelt die Erlaubnis, mit einem Team von Sachverständigen nach Europa zu reisen, um dort bedeutende Kunstwerke zu retten. Er schart sehr unterschiedliche Experten um sich, die dann auch alle ihre ganz speziellen Erlebnisse haben. So wird James Granger (Matt Damon), eigentlich Leiter eines Museums, nach Paris geschickt, wo er hofft, von der Französin Claire Simone (Cate Blanchett), die für die Nazis arbeiten musste, die Verstecke vieler gestohlener Kunstwerke zu erfahren. Der Brite Donald Jeffries (Hugh Bonneville) versucht in Brügge, den Raub von Michelangelos Madonna zu verhindern, und auch der Architekt Richard Campbell (Bill Murray), der Bildhauer James Garfield (John Goodman) und die anderen „Monuments Men“ (im Film eine lediglich achtköpfige Truppe) machen ihre Erfahrungen mit dem Krieg.

Eine facettenreiche Geschichte, eine großartige Schauspielertruppe – und doch ist das Ergebnis nicht ganz zufriedenstellend. Der Film hat viele höchst amüsante Momente, auch dank der vielen sehr guten Darsteller. Gerade Bill Murray und John Goodman hätte man in dieser Hinsicht auch noch einige zusätzliche Szenen gegönnt. Die vielen Personen und vor allem die vielen Schauplätze sorgen jedoch leider auch dafür, dass es „Monuments Men“ stark an der klaren erzählerischen Linie mangelt. Die meisten der einzelnen Episoden funktionieren zwar für sich allein, ergeben aber nur mühsam ein stimmiges Ganzes. Dadurch geht der ganzen Geschichte außerdem das Tempo verloren. Von der Kriegsdramatik ist viel zu wenig zu spüren, alles plätschert halbwegs gemütlich vor sich hin, echte Spannung kommt kaum auf. Dafür ist der Ton von Clooneys Inszenierung wohl zu heiter, etwas mehr Ernst hätte in dieser Hinsicht sicher gut getan.


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Winter†™s Tale

Geschrieben von Armin , in Film 17 Februar 2014 · 338 Aufrufe

Der Roman „Wintermärchen“ des amerikanischen Autors Mark Helprin, 1983 erschienen, erzählt eine märchenhafte Geschichte aus einem mythischen New York, in dem es fliegende Pferde und andere Seltsamkeiten gibt. Akiva Goldsman, bisher als Drehbuchautor (unter anderem von „Batman Forever“ und „The Da Vinci Code“) und Regisseur einzelner Episoden von TV-Serien in Erscheinung getreten, bringt diesen Stoff nun in seinem Spielfilm-Regie-Debüt auf die Leinwand. Ein Faible für romantische Stoffe sollte man allerdings schon mitbringen, um die doch arg kitschige Geschichte genießen zu können.

Der Film spielt auf zwei Zeitebenen: Im New York des Jahrs 1916 wird der Dieb Peter Lake (Colin Farrell) von seinem Boss Pearly Soames (Russell Crowe) gejagt. Ein weißes Pferd mit Zauberkräften ermöglicht Peter die Flucht und ermuntert ihn wenig später zu einem letzten Einbruch, als er eigentlich schon die Stadt verlassen will, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Haus von Zeitungsverleger Isaac Penn (William Hurt) trifft der Dieb auf dessen an Schwindsucht erkrankte Tochter Beverly (Jessica Brown Findley), die sich mit ihrem baldigen Tod schon abgefunden hat. Peter verliebt sich in sie, und da er weiß, dass jeder Mensch einmal im Leben ein Wunder vollbringen kann, glaubt er, dass sein Wunder darin bestehen wird, Beverly von ihrer Krankheit zu heilen. Pearly Soames, der sich in zwei kurzen Gesprächen mit Luzifer (Will Smith) als Dämon erweist, möchte genau das verhindern.

Auch beinahe 100 Jahre später, im Jahr 2014, steht Peter Lake im Mittelpunkt des Geschehens. Er irrt ohne Erinnerungen an sein früheres Leben durch New York, bis er per Zufall der kleinen Abby (Ripley Sobo) über den Weg läuft. Deren Mutter, die Journalistin Virginia Gamely (Jennifer Connelly), bringt ihn auf die richtige Spur. Doch auch Pearly Soames lebt in dieser Zeit noch und will Peter endlich töten.

Die beiden Ebenen des Films finden nicht so recht zueinander. Die 1916 spielende Hälfte leidet durchaus unter einigen holprigen Unstimmigkeiten – der guten Leistung von Jessica Brown Findley („Downton Abbey“) zum Trotz will der von Colin Farrell weit weniger stimmig verkörperte Peter nicht so recht zu ihrer Beverly passen. Dennoch ist diese Zeitschiene deutlich interessanter als der in der Jetztzeit folgende Nachklapp. Der wirkt wie künstlich hinzugefügt, die vorher ansatzweise vorhandene Magie ist verflogen und einer Nüchternheit gewichen, die nur durch den (sehr rührenden) Auftritt der uralten Zeitungsverlegerin Willa (Eva Marie Saint) ein wenig aufgebrochen wird. Russell Crowe hat zudem kaum Gelegenheit, seine Rolle sonderlich interessant auszugestalten – sein Bösewicht bleibt sehr stereotyp. Gerade dadurch wird eine große Gelegenheit verschenkt, dem Film mehr Tiefe zu verpassen. So plätschert die zweite Hälfte ihrem zu erwartenden Finale entgegen, ohne den Zuschauer noch einmal wirklich packen zu können.


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American Hustle

Geschrieben von Armin , in Film 16 Februar 2014 · 361 Aufrufe

Der Film „American Hustle“ beruht auf einer wahren Begebenheit: „Abscam“ war eine Aktion des Geheimdiensts FBI, mit der zwischen 1978 und 1980 einige Fälle öffentlicher Korruption aufgedeckt wurden. Die Operation führte unter anderem zur Verurteilung eines Senators, von fünf Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses sowie des Bürgermeisters der Stadt Camden in New Jersey. Die Operation war allerdings nicht unumstritten: Zum einen arbeitete das FBI mit einem verurteilten Trickbetrüger, den man auch noch fürstlich bezahlte; andererseits monierten einige der Betroffenen, dass sie durch das FBI erst zu den Straftaten angestiftet worden seien. Alle Verurteilungen blieben jedoch bestehen und jetzt liefert „Abscam“ Regisseur David O. Russell („Silver Linings“) das Rohmaterial für eine grandiose Satire.

Trickbetrüger Irving Rosenfeld (Christian Bale) und seine Partnerin Sydney Prosser (Amy Adams), die sich als die adlige Engländerin Lady Edith Greensly ausgibt, scheffeln mit allerlei Gaunereien ordentlich Geld. Damit ist es vorbei, als FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) den beiden auf die Schliche kommt. Um nicht ins Gefängnis zu wandern, lässt sich das Pärchen auf ein Geschäft ein: Sie sollen dem FBI helfen, korrupte Politiker zu enttarnen. Erstes Ziel soll Carmine Politio (Jeremy Renner), der Bürgermeister von Camden, sein – ein investitionsfreudiger Scheich lässt ihn moralische Bedenken schnell vergessen. Für Komplikationen sorgt allerdings Rosenfelds Frau Rosalyn (Jennifer Lawrence), die auf die Beziehung ihres Manns zu der vermeintlichen Lady Edith wenig begeistert reagiert. Währenddessen hat auch Agent DiMaso ein Auge auf Rosenfelds Partnerin geworfen.

„American Hustle“ ist gleich zehnmal für den Oscar nominiert worden, darunter in den besonders wichtigen Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“, „Beste Hauptdarstellerin“ und „Bestes Drehbuch“. Außerdem hat es bereits drei Golden Globes für den Streifen gegeben, nämlich als bester Film (Sparte Komödie/Musical) sowie für Amy Adams (beste Hauptdarstellerin) und Jennifer Lawrence (beste Nebendarstellerin). Diese Flut an Auszeichnungen bringt natürlich hohe Erwartungen mit sich, die glücklicherweise aber keineswegs enttäuscht werden. Der wahren Geschichte und dem ernsten Hintergrund zum Trotz bringt Regisseur Russell hier ein Ensemble liebenswert-schräger Figuren auf die Leinwand, die für ein köstliches Vergnügen sorgen, ohne dabei albern zu sein. Hervorragend auch der Soundtrack mit vielen Siebziger-Jahre-Hits, die teils auch in köstliche Szenen integriert werden (ganz besonders unterhaltsam, wenn Jennifer Lawrence zu „Live and Let Die“ von den Wings durch ihre Wohnung fegt). Russell inszeniert seine Geschichte insgesamt mit leichter Hand und sorgt so für ein immer schlüssiges Gleichgewicht zwischen Drama und (absurder) Komödie.


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Vaterfreuden

Geschrieben von Armin , in Film 11 Februar 2014 · 431 Aufrufe

Eine romantische Komödie mit Matthias Schweighöfer – der Nachrichtenwert dieses Satzes ist gering. Denn der aktuell wohl erfolgreichste Star des deutschen Films hat ja kaum andere Filme gedreht. Wie bei „What a Man“ (2010) und „Schlussmacher“ (2013) führt Schweighöfer auch wieder Regie und so darf sich der Zuschauer auf viel Vertrautes gefasst machen. „Vaterfreuden“, lose auf dem Roman „Frettsack“ von Murmel Clausen basierend, spult die übliche Mischung aus tatsächlich witzigen Szenen, halbwegs lustigen Anzüglichkeiten und albernen Peinlichkeiten herunter.

Felix (Matthias Schweighöfer) wird vom Frettchen seines schrägen Bruders Henne (Friedrich Mücke) an einer ungünstigen Stelle gebissen. Das Ergebnis: Er kann keine Kinder mehr zeugen. Das hatte Felix ohnehin nie vor, nun überkommt ihn aber doch die Panik. Sein jüngster Besuch in der Samenbank ist quasi sein letztes Vermächtnis. Henne recherchiert, dass Sportreporterin Maren Heinze (Isabell Polak) Felix’ Kind bekommen wird. Die ist zwar glücklich mit Ralph (Tom Beck) liiert, Felix versucht trotzdem verzweifelt, eine Beziehung zu ihr aufzubauen.

War der „Schlussmacher“ noch eine Steigerung im Schweighöfer’schen Filmschaffen, geht es mit „Vaterfreuden“ wieder abwärts. Ein paar gute Szenen, in denen gelacht werden darf, reichen nicht – für die besten Momente sorgt mit Dr. Parisius (Detlev Buck), dem Chef der Samenbank, eine Nebenfigur. Zwischen den gelungeneren Momenten finden sich zu viele sinnfreie Dialoge, die ins Leere laufen, eine nicht wirklich zündende Liebesgeschichte, die total misslungene Figur von Felix‘ Bruder Henne (beim ersten Auftritt lustig, danach nur noch nervig) und noch einige Minuspunkte mehr – wenn Schweighöfer nicht mehr weiter weiß, greift er immer wieder unter die Gürtellinie, aber auch das ist auf Dauer nur mäßig unterhaltsam.


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Mandela - Der lange Weg zur Freiheit

Geschrieben von Armin , in Film 03 Februar 2014 · 339 Aufrufe

Als Nelson Mandela am 5. Dezember 2013 starb, nahm noch einmal die ganze Welt Anteil an seinem unbestritten beispiellosen Wirken. Der unermüdliche Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, erste schwarze Präsident seines Landes und Friedens-Nobelpreisträger hat sein Leben in der Autobiografie „Long Walk to Freedom“ („Der lange Weg zur Freiheit“, 1994) festgehalten, die nun unter der Regie von Justin Chadwick („Die Schwester der Königin“) verfilmt worden ist. Filme über Nelson Mandela hat es bereits gegeben, allerdings haben sich deren Macher bisher immer eher auf einzelne Aspekte konzentriert.

Jetzt wird erstmals versucht, Mandelas ganzes Leben nachzuerzählen: Angesichts der Fülle an Ereignissen und der langen Zeitspanne eine schwierige Aufgabe, zudem ein komplizierter Spagat zwischen Spielfilm und Dokumentation. Anfangs sieht es auch tatsächlich so aus, als könne der Film an genau dieser Herausforderung scheitern, bleibt er doch sehr seiner Chronistenpflicht verhaftet und hakt zunächst vieles im Eiltempo ab. In der zweiten Hälfte ändert sich das aber sichtlich: Mandela reift als Persönlichkeit, das Geschehen wird weniger hektisch und atmosphärisch dichter. Idris Elba (bekannt durch die TV-Serie „Luther“) gelingt es spätestens jetzt, mit seiner großartigen Darstellung der Hauptperson, die Zuschauer mitzureißen.

Der Film streift viele Stationen und zeichnet keineswegs ein schön gefärbtes Bild seines Helden: vom Ritual seines Stammes, in dem Mandela zum Mann wird, über die Arbeit als junger Anwalt und die ersten Erfahrungen mit dem Apartheid-System, seine erste Ehe und die Affären mit anderen Frauen, den Kontakt mit der Organisation ANC („African National Congress“) die zunehmende Radikalisierung der schwarzen Protestbewegung, eine Zeit, in der auch Mandela Gewalt befürwortet, seine zweite Ehe mit Winnie (Naomie Harris), die Verurteilung zur lebenslangen Haft und schließlich die lange Zeit im Gefängnis, auf Robben Island.

Genau hier liegt der Wendepunkt des Films: Viele kleine Episoden sind Mosaiksteinen gleich abgearbeitet worden, jetzt bleibt endlich Zeit, dem außergewöhnlichen Menschen Mandela näher zu kommen. Idris Elba bietet gerade als Gefängnisinsasse Mandela mehrfach sehr emotionale Glanzlichter: wenn ihn angesichts eines stark zensierten Briefs der Schmerz über die Trennung von seiner Frau übermannt, wenn er vom Tod seines ältesten Sohns aus erster Ehe erfährt oder wenn er nach vielen Jahren endlich zum ersten Mal von seiner Tochter besucht werden darf. Dass der Film zwischendurch auch immer wieder dokumentarischen Charakter annimmt (etwa indem zeitgenössische Originalaufnahmen unter die Bilder gemischt werden), ist kein Schaden, sondern trägt zur Authentizität bei. So kann man „Mandela – Der lange Weg zur Freiheit“ vielleicht seinen etwas biederen Aufbau vorwerfen, das sture Abarbeiten der Chronologie – seine Wirkung verfehlt der Film letztlich trotzdem nicht. Er setzt einem beeindruckenden Menschen ein filmisches Denkmal, das den Zuschauer oft bewegt und dabei immer spannend bleibt.


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47 Ronin

Geschrieben von Armin , in Film 01 Februar 2014 · 405 Aufrufe

Über die Entstehung des Films „47 Ronin“ werden ziemliche Schauergeschichten verbreitet. Demnach hat sich Regisseur Carl Erik Rinsch wohl tatsächlich bemüht, dem japanischen Nationalmythos von den 47 herrenlosen Samurai, die im frühen 18. Jahrhundert den Tod ihres Fürsten rächen wollen, auf halbwegs authentische Art und Weise gerecht zu werden. Dass in die wahre Begebenheit, die heute noch in Japan als bestes Beispiel für die bedingungslose Treue eines Samurai gilt, mit Drachen, Dämonen und Hexen auch einige Fantasy-Elemente eingefügt wurden, dürfte dem Zeitgeist geschuldet sein. Trotzdem war das Studio offensichtlich mit Rinschs Film unzufrieden: Es fanden nachträglich zusätzliche Dreharbeiten statt, um dem einzigen beim Hollywood-Publikum bekannten Gesicht, Keanu Reeves, mehr Szenen auf der Leinwand zu geben. Und am endgültigen Schnitt des Films war der Regisseur dann schon gar nicht mehr beteiligt. Das Ergebnis: ein Flop an den Kinokassen, sowohl in Japan als auch in den USA, trotz gigantischer Produktionskosten. Und das, obwohl der fertige Film gar nicht mal so schlecht geworden ist. Ganz im Gegenteil.

Lord Asano (Min Tanaka) wird von seinem hinterlistigen Widersacher Lord Kira (Tadanobu Asano) in den rituellen Selbstmord getrieben. Zwar untersagt Shogun Tsunayoshi (Cary-Hiroyuki Tagawa) Asanos herrenlosen Samurai, die nun als Ronin bezeichnet werden, den Tod ihres Fürsten zu rächen. Oishi (Hiroyuki Sanada) hält das aber nicht von seinen Plänen ab: Gemeinsam mit Halbblut Kai (Keanu Reeves) trommelt er die 47 Ronin zusammen, um Kiras Festung zu stürmen und Asanos Tochter Mika (Ko Shibasaki) zu befreien. Gefahr droht auch durch Hexe Mizuki (Rinko Kikuchi).

Vielleicht erscheint eines Tages eine DVD, auf der Carl Erik Rinschs Fassung des Films zu sehen ist. Das wäre sicherlich interessant, denn prinzipiell hat der Regisseur einen spannenden Ansatz verfolgt und ein an vielen Stellen sehr authentisch wirkendes japanisches Epos geschaffen. Dazu passen die vielen japanischen Darsteller – von denen einzig Hiroyuki Sanada („Wolverine: Weg des Kriegers“) und Rinko Kikuchi („Pacific Rim“) einem größeren Publikum bekannt sein dürften –, dass Keanu Reeves eben keinen typisch westlichen Helden verkörpert, und auch das weitgehende Fehlen großer Emotionen. Die Ronin gehen kühl und reserviert zur Sache, erst zum Finale hin dürfen dann auch Gefühle gezeigt werden. Das macht den Streifen in der Summe allerdings nicht wirklich massentauglich, auch der Versuch, Reeves‘ Kai mehr in den Vordergrund zu schieben, hilft da nicht. Vielmehr wirkt der Film dadurch, wie auch durch die vergleichsweise schwachen Computeranimationen, die mit den gefilmten Szenen nicht mithalten können, innerlich etwas zerrissen und uneinheitlich. Das ist schade. Trotzdem hat „47 Ronin“ auch viele eindrucksvolle Momente aufzuweisen und ist insgesamt doch sehenswert.


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I, Frankenstein

Geschrieben von Armin , in Film 29 Januar 2014 · 457 Aufrufe

Mit Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ (1818) hat dieser Film leider nur sehr wenig zu tun. Grundlage ist vielmehr ein Comic aus der Feder von Kevin Grevioux (unter anderem an der „Underworld“-Filmreihe beteiligt), der zusammen mit Regisseur Stuart Beattie auch für das Drehbuch verantwortlich ist. Grevioux nutzt Mary Shelleys Klassiker als Grundlage für eine vollkommen neue Geschichte. Ausgangspunkt ist ein alternatives Ende: Statt selbst ebenfalls den Tod zu suchen, nachdem Victor Frankenstein gestorben ist, beerdigt Frankensteins Monster seinen Schöpfer und wird dabei mit Kreaturen konfrontiert, die um die Vorherrschaft über die Welt kämpfen und sich brennend für das künstlich geschaffene Wesen interessieren: die Gargoyles und die Dämonen.

Gargoyle-Königin Leonore (Miranda Otto) gibt dem Geschöpf Frankensteins (Aaron Eckhart) den Namen Adam und warnt ihn nicht ohne Eigeninteresse vor den Dämonen. Deren Anführer Naberius (Bill Nighy) verfolgt nämlich einen besonders finsteren Plan: Er will nach dem Vorbild Adams eine ganze Armee seelenloser Kreaturen schaffen, die der Reanimierung seiner verblichenen Dämonen dienen soll. Dafür braucht er entweder Victor Frankensteins verschollene Aufzeichnungen oder eben das Monster selbst. Ohne diese Hintergründe zu kennen, steht die Wissenschaftlerin Terra Wade (Yvonne Strahovski) in Naberius’ Diensten und hat auch schon bald erste Erfolge vorzuweisen.

„I, Frankenstein“ ist reines Action-Kino, tiefergehende Fragen, wie sie Shelleys Roman zuhauf bietet, werden komplett ausgeblendet. Stattdessen wird praktisch permanent gekämpft, und das auf recht drollige Art und Weise. Es fließt kein Blut, getötete Dämonen lösen sich in Flammen auf und fahren zur Hölle, die Gargoyles werden zu Lichtsäulen und entschweben in den Himmel. Das wirkt auf Dauer ein wenig peinlich. Davon abgesehen, sind zwar die Kampfszenen halbwegs kurzweilig gemacht und stellenweise ganz nett anzuschauen, die übergroßen Logiklöcher in der Handlung stören dann aber doch gewaltig. Insofern bleibt sich Kevin Grevioux treu: Die Nähe zu den „Underworld“-Filmen ist gegeben; die zum „Frankenstein“-Roman jedoch nicht.


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Erbarmen

Geschrieben von Armin , in Film 28 Januar 2014 · 346 Aufrufe

Natürlich muss man an Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie denken, wenn wieder ein skandinavischer Thriller auf der Leinwand landet. Und der Vergleich ist so abwegig nicht: Denn auch die Verfilmung von „Erbarmen“, einem 2008 erschienenen Roman des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen, ist der Auftakt zu einer Serie – bislang sind fünf Bücher um Kommissar Carl Mørck vom Sonderdezernat Q erschienen, an der Filmfassung des zweiten Buchs („Schändung“) wird bereits gearbeitet.

Der Kopenhagener Kommissar Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) eckt mit seiner sturen Art gerne an, kaum jemand kann ihn wirklich leiden. Als ein Einsatz wegen seiner eigenmächtigen Entscheidung damit endet, dass ein Kollege getötet und zweiter schwer verletzt wird, wird Mørck aufs Abstellgleis geschoben: Sein Chef Marcus Jacobsen (Søren Pilmark) beauftragt ihn mit der Leitung des extra ins Leben gerufenen Sonderdezernats Q, das ungelöste Fälle aus der Vergangenheit möglichst geräuschlos endgültig zu den Akten legen soll. Mørck lässt sich jedoch nicht gerne zum Däumchen drehen verurteilen: Zusammen mit seinem syrischen Assistenten Assad (Fares Fares) rollt er den Fall der seit fünf Jahren verschwundenen Politikerin Merete Lynggaard (Sonja Richter) noch einmal vollständig auf – an ihren vermeintlichen Selbstmord will Mørck nicht glauben.

Der dänische Regisseur Mikkel Nørgaard liefert mit „Erbarmen“ einen passablen Thriller ab. Die Geschichte bleibt immer spannend, die Figuren sind interessant und nicht zu stereotyp, auch die hierzulande eher unbekannten Darsteller machen ihre Sache gut. Zudem verbreitet der Streifen wie praktisch alle filmischen Skandinavienexporte ein ganz eigenes Flair, das ihn wohltuend von der Hollywood-Massenware abhebt. Leider hat „Erbarmen“ aber auch ganz offenkundige Schwächen: Der Film, übrigens unter Mitwirkung des ZDF entstanden, ist eigentlich kein Werk für die große Leinwand, sondern wäre im Fernsehen perfekt aufgehoben – dort würde er ganz bestimmt zu den besseren Produktionen zählen, fürs Kino fehlen ihm jedoch schlicht die wirklich großen Bilder. Und auch die in Rückblenden erzählte Geschichte von Opfer und Peiniger hätte sicherlich deutlich facettenreicher herausgearbeitet werden können.


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The Wolf of Wall Street

Geschrieben von Armin , in Film 19 Januar 2014 · 398 Aufrufe

Jordan Belfort verdiente in den achtziger und neunziger Jahren, der Zeit des Börsen-Booms, als Aktienhändler ein gigantisches Vermögen. 1998 landete er wegen Wertpapierbetrugs und Geldwäsche im Gefängnis. 2007 erschienen seine Memoiren, die jetzt der vielfach ausgezeichnete Regisseur Martin Scorsese auf die Leinwand bringt. „The Wolf of Wall Street“ ist aber weitaus mehr als eine Biografie: Scorsese und Drehbuchautor Terence Winter haben eine bitterböse Börsen-Satire geschaffen, eine irrwitzige, mitreißende Komödie über eine Welt, die völlig moralfrei in einem Strudel aus permanentem Drogenmissbrauch und käuflichem Sex daherkommt.

Dabei schafft es der Regisseur, das Publikum mit einem simplen Trick für seinen Protagonisten einzunehmen, obwohl man diesen eigentlich verurteilen oder sogar verabscheuen müsste: Belfort (gespielt von Leonardo DiCaprio), der im echten Leben heute passenderweise als Motivationstrainer und Unternehmensberater arbeitet, treibt im Film nicht nur ständig seine Mitarbeiter im Stil eines amerikanischen Fernsehpredigers zu Höchstleistungen an, sondern wendet sich auch andauernd in einer direkten Ansprache an seine Zuschauer. So lässt er sie unmittelbar an seinen Gedanken teilhaben und mit dem einnehmenden, charmanten Geplauder schon fast zu Komplizen seiner Sache werden – man weiß, dass man es hier mit einem Erzähler zu tun hat, dem man nicht vertrauen darf, aber es fällt trotzdem schwer, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Jordan Belfort wird bei seinen ersten Schritten an der Wall Street von dem erfahrenen Broker Mark Hanna (Matthew McConaughey) unter die Fittiche genommen. Der führt ihn in ein ausschweifendes Leben mit Prostituierten und Drogen ein, hat aber auch zahlreiche Kniffe parat, wie das Geld statt beim Klienten in der eigenen Tasche landet. Der „Schwarze Montag“ 1987, der erste Börsenkrach nach dem Zweiten Weltkrieg, macht Belfort schlagartig arbeitslos und er muss wieder von ganz unten anfangen. Schnell zeigt sich, dass er Hannas Lektionen perfekt verinnerlicht hat. Bald macht er sich selbstständig und findet in seinem Nachbarn Donnie Azoff (Jonah Hill) seinen engsten, ähnlich hemmungslosen Mitarbeiter. Für Belfort beginnt ein kometenhafter Aufstieg und eine Zeit der immer wilderen Partys. Als er die verführerische Naomi (Margot Robbie) kennenlernt, bricht er endgültig mit seinem alten Leben und lässt sich von seiner Frau Teresa (Cristin Milioti) scheiden. Doch das dicke Ende zeichnet sich schon ab: Längst hat das FBI in Person von Ermittler Patrick Denham (Kyle Chandler) die unsauberen Geschäfte Belforts im Visier.

Fünf Oscar-Nominierungen hat Scorseses jüngster Streich eingeheimst, und das völlig zu Recht. Seiner Überlänge von drei Stunden zum Trotz ist „The Wolf of Wall Street“ in keiner Sekunde langweilig. Die aberwitzige Handlung bleibt jederzeit mitreißend und überrascht mit einer Fülle überspitzter, kaum glaubhafter, aber trotzdem stimmiger Szenarien. Leonardo DiCaprio spielt schon zum fünften Mal die Hauptrolle in einem Scorsese-Film und läuft wie immer in diesen Fällen zur Glanzform auf. Aber auch die vielen gnadenlos überzeichneten Nebenfiguren werden von ihren Darstellern großartig auf die Leinwand gebracht – so hat beispielsweise Rob Reiner (der Regisseur von „Harry und Sally“) köstliche Auftritte als Belforts Vater – und sorgen so ständig für zusätzlichen Schwung. Ein wirklich hervorragender Film.


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Nicht mein Tag

Geschrieben von Armin , in Film 18 Januar 2014 · 348 Aufrufe

Mit der Gaunerkomödie „Bang Boom Bang“ (1999) schaffte Peter Thorwarth gleich mit seinem Debütfilm einen relativ großen Wurf – im Ruhrpott hat der Streifen Kultstatus, ein Bochumer Kino zeigt ihn seither bis heute einmal wöchentlich. Nach „Goldene Zeiten“ (2005), seinem dritten, weit weniger erfolgreichen Spielfilm, wurde es allerdings ruhiger um den Regisseur. Jetzt kehrt er aber mit „Nicht mein Tag“ auf die Leinwand und gleichzeitig wohl auch in die Erfolgsspur zurück.

Der biedere Bankangestellte Till Reiners (Axel Stein) findet an Job und Ehe momentan nur wenig Freude: Während seine Frau Miriam (Anna Maria Mühe) sich als Designerin von Taschen selbst verwirklicht, darf er nicht nur das Geld verdienen, sondern auch gleich noch die Einkäufe erledigen und sich um Sohnemann Nico kümmern. Neuen Schwung in sein Leben bringt der Kleinkriminelle Nappo Navroki (Moritz Bleibtreu), dem Till zuvor keinen Kredit für den Kauf eines Ford Mustang geben wollte. Prompt holt sich Nappo das Geld per Banküberfall und nimmt gleich auch noch Till als Geisel. Der findet Gefallen an dem plötzlich aufregenden Geschehen und entwickelt sich peu à peu zum Komplizen des Gangsters. Obwohl er mehrfach die Möglichkeit hat, in sein kleinbürgerliches Leben zurückzukehren, begleitet er Nappo bis nach Amsterdam – und handelt sich dort ordentlichen Ärger mit einer albanischen Gaunertruppe ein.

Was auf den ersten Blick wie eine filmische Aufarbeitung des Stockholm-Syndroms wirken mag, ist weit eher eine Reise der Hauptfigur zu sich selbst, ein Ausbruch aus Routine und Langeweile, ein spätes Nachholen schon fast vergessener Träume. Da der Regisseur zum Glück auf einen erhobenen Zeigefinger verzichtet, sondern selbst sichtlich Spaß an den moralischen Abwegen findet, ist das meist durchaus vergnüglich. Erst in der zweiten Hälfte des Films schleichen sich dann einige Längen ein und der rote Faden droht ein bisschen verloren zu gehen. Insgesamt erweist sich „Nicht mein Tag“ aber als unterhaltsame Angelegenheit.


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Zwei vom alten Schlag

Geschrieben von Armin , in Film 13 Januar 2014 · 376 Aufrufe

Sylvester Stallone schaffte einst als „Rocky“ (1976) den Durchbruch. Der Film war so erfolgreich, dass er gleich fünf Fortsetzungen nach sich zog. Robert De Niro spielte mit Jake LaMotta in Martin Scorseses „Wie ein wilder Stier“ (1980) eine seiner bemerkenswertesten Rollen. So unterschiedlich die beiden Box-Filme in vielerlei Hinsicht auch sind, so haben sie doch eine große Gemeinsamkeit: Sie wurden vor über 30 Jahren gedreht, ihre Hauptdarsteller sind ebenfalls älter geworden und niemand würde sich auch nur ansatzweise wünschen, Stallone oder De Niro heute nochmals im Boxring zu sehen. Genau dorthin schickt sie jedoch Regisseur Peter Segal („Get Smart“) in seinem Film „Zwei vom alten Schlag“.

Vor 30 Jahren war der Kampf zwischen Billy „The Kid“ McDonnen (De Niro) und Henry „Razor“ Sharp (Stallone) eine große Nummer. Doch vor dem dritten und entscheidenden Duell verkündete Razor seinen Rücktritt vom Boxsport. Dante Slate Jr. (Kevin Hart), Sohn ihres ehemaligen Promoters, bringt den Stein ins Rollen: Als die beiden alten Streithähne eher zufällig aufeinandertreffen, fliegen die Fäuste, das Video wird zum Hit auf Youtube und plötzlich gibt es die Nachfrage nach einer Neuauflage des Kampfs. Kid brennt darauf schon immer, Razor sagt nur aus finanziellen Gründen zu. In der Vorbereitung aufs Comeback werden beide mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, in der vor allem Sally Rose (Kim Basinger) eine wichtige Rolle spielt.

„Zwei vom alten Schlag“ hat einige gelungene komödiantische Elemente, aber leider auch viele Szenen, die fast schon grotesk schlecht inszeniert sind, sodass unterm Strich nur leidlich unterhaltsame Durchschnittsware herauskommt. Da hilft es auch nicht, dass Rocky Balboa und Jake LaMotta praktisch allgegenwärtig sind und eindeutig weit mehr als nur Inspirationsquellen für die beiden Hauptfiguren darstellten. Immerhin ist der abschließende Boxkampf optisch nicht ganz so peinlich, wie zu befürchten war. Die alten Recken geben sich damit wenigstens nicht der Lächerlichkeit preis.






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Andrade
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Wurdack Science Fiction Band 9
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Armin Rößler
Argona
3. Roman aus dem Argona-Universum
Wurdack Science Fiction Band 13
Taschenbuch
ISBN 978-3-938065-30-3

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