Ich bin auch - schneckenartig - vorgeprescht bis zur Mitte von Kap. 12, wo die DREAM in New Orleans anlegt. Weil im Kapitel 11 die Erzählstränge zusammen kommen, was schon in 9 & 10 angedeutet wurde, und das ist schon spannend!
Im Kap. 9 muss Marsh damit klar kommen, dass York immer öfter an Land geht und dann Stunden, aber oft auch Tage (!), lang verschwindet, und ALLE auf der DREAM auf ihn warten müssen. Inzwischen ist die DREAM auf dem Mississippi angekommen, der an einem Abend wg. besonderen Sonnenuntergangsverhältnissen aussieht wie ein Fluß von Blut. (Cool geschildert, wie das auch Marshs Gedanken zu York & Co. beeinflusst! Auch mag ich sehr dass klar & bildlich erklärt wird, warum Samuel Clemens sich seinen berühmten Künstlernamen gab - er muss auch ein Raddampfer-Fan gewesen sein!) Wannimmer Marsh auch mal (geschäftlich) an Land geht, bekommt er zunehmend mit, dass die Langsamkeit und unerklärte lange Dauer mancher Stopps anfängt, der DREAM einen schlechten Ruf aufzubauen, mit lauter Pseudo-Erklärungen wie z.B. falsch eingebaute bzw. fehlerhaft laufende Boiler. Marsh kann das irgendwann nicht mehr ab, und besucht dann doch einmalig Yorks Kabine in dessen Abwesenheit, seinen Generalschlüssel einsetzend, was York ihm absolut verboten hatte - dort wird Marshs Vermutung gestärkt, dass York irgendwelchen sonderbaren Morden nachgeht. Marsh macht sich Sorgen um Yorks Sicherheit, besonders in der Stadt Natchez, deren Slums einen besonders schlimmen Ruf haben.
Ich halte hier nochmal fest, dass sogar hier im Roman m.E. Marsh noch nicht kapiert hat, dass es sich um Vampire handelt!
Kap. 10 ist wieder ein "Plantations"-Abschnitt, diesmal allerdings einen Besuch der nahen Stadt - New Orleans - beschreibend, vom das Kabal anführenden Vampir Julian geleitet, u.a. mit Sour Billy "the Knife"* dabei. Dieser erinnert sich dabei daran wie Julian sich in die Familie hinein manövrierte, der ursprünglich die Plantation gehörte und die sie betrieb. Beim Spaziergang durch die nächtliche Stadt treffen dann die Landeier auf die Kreolen aus dem Auktionskapitel... Billy entpuppt sich gedanklich und in echt als rücksichtsloser Opportunist, der seinen Rassismus & Sklavenmissbrauch aggressiv auslebt. Das Kapitel war lesbar, aber mir Horror-Meider mal wieder etwas zu lang. Das Kapitel läuft wieder in seinem Vokabular ab.
Im Kap. 11 stellt sich Marsh York wg. seines Hausfriedensbruchs, bevor jemand Anderes ihn verpfeift. Nach einigem Hin-und-Her wo York eher ruhig bleibt trotz sichtbarem Ärger eröffnet York dann Marsh eine Story, die erklären soll, warum er sich allgemein so andersartig verhält. In Effekt spielt er sich und sein Gefolge als so eine Art
(In Kap. 12 kommen gerade wegen diesen und Yorks besonderen Fähigkeiten, schon die ganze Fahrt lang, Marsh Zweifel ob York ihm die ganze Wahrheit sagte!)
Dieser Aha-Moment am Ende des 11. macht das schon recht spannend. Einfach weil wir als Lesende ja wissen, dass
. Ergo muss Einiges was York Marsh erzählt als Begründung für sein/e Macken/Erscheinungsbild
eine Lüge gewesen sein.
(Ich denke ich schließe heute abend Kap. 12 in einem late-edit-P.S. dieses Posts hier ab, und warte dann auf Aufschluss. )
Wie gerecht - und wer überhaupt - sind die "Guten" hier? Ich halte "my wide man" Marsh die Daumen...
P.S. (late!) zu Kap. 12: Die eine Plantationentin, die nun scheinbar eine Menage à 3 begonnen hat mit ihrem bisherigen Begleiter & York, eine umwerfende Schönheit mit violetten Augen (!! ) zeigt Marsh in einem kurzen aber heftigen Gespräch, wie sehr sie normale Menschen verachtet. Dann kommt die Ankunft in N.O., und der Buchautor tut alles um die Stadt als dekadente Schönheit darzustellen, die in Wahrheit verrottet und außerdem große Gefahren birgt°. Als York entscheidet dass die DREAM weiter "downriver" in einen gewissen Bayou abdrehen soll (wofür sie eigentlich zu groß & schwer ist), kommen so viele Gegenstimmen auf, dass er meint, er müsse der Crew beweisen dass er nicht das ist, was die meisten vermuten - und verspricht etwas mit vielen von ihnen an Bord zu feiern, das ihn als normaleren Mensch erlebbar machen würde. Damit spielt GRRM gen Ende erneut ein Spiel mit der Leserschaft, denn genau diese Vermutungen hatten wir alle ja auch zum Ende dieses Kapitels (minus ca. 1 Seite). Also ein Kapitel-Cliffhanger...
(* Kl. Hommage an Brecht, der nicht ganz so schlimme Mackie verbleibt natürlich nach wie vor in Europa /
° Ob Sting damals auch dieses Buch gelesen hatte? Bourbon Street wird jedenfalls nicht erwähnt...)
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 24 Juni 2024 - 10:18.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)