A. & B. Strugatzki:Â Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein
#1
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 15:54
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#2
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 16:23
Bei der Umfrage wusste ich nichts anzukreuzen. Ehrlich, es sollte möglich sein, auch gar nichts ankreuzen zu dürfen. Ich habe, weil ich musste, originell angekreuzt. Das trifft vielleicht am ehesten zu.
- spannend
- lustig
- anspruchsvoll
- traurig
- actiongeladen
- erotisch
- romantisch
- gruselig
- brutal
- vulgär
- langweilig
- originell
- zu Recht ein Klassiker
#3
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 16:35
Abgesehen davon, dass die alte Ausgabe nicht mehr lieferbar ist und die neue schon, sind in diesem 4. Band der Strugatzki Gesamtausgabe noch 4 weitere Kurzromane enthalten, plus Anmerkungen und einem Kommentar von Boris Strugatzki.
Außerdem ist der Roman neu übersetzt und zwar wesentlich besser als die frühere von Hermann Buchner. Ich habe einige Absätze miteinander verglichen und die Neuübersetzung liest jetzt viel "geschmeidiger". Auch Ironie und Sarkasmus, die in der Erzählung stecken, kommen viel besser rüber. Ebenso fehlen jetzt einige russisch klingende Wendungen wie die "grauen Sturmowiki", die jetzt zu "grauen Sturmmannen" geworden sind. Also ein klares Votum für die Neuausgabe, die sowieso für jeden Strugatzki-Liebhaber Pflicht ist.
LG Trurl
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#4 Gast_antonrumata_*
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 16:56
Bearbeitet von antonrumata, 01 Dezember 2012 - 16:58.
#5
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 17:10
Ich wusste gar nicht, dass das nicht geht. Ich werde in Zukunft noch ein "nichts von alledem" hinzufügen. Aber wenn ich die Umfrage jetzt noch bearbeite, dann gehen die Stimmen verloren, so weit ich weiß.Bei der Umfrage wusste ich nichts anzukreuzen. Ehrlich, es sollte möglich sein, auch gar nichts ankreuzen zu dürfen.
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#6
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 18:04
Das ist ein wenig erhellendes Pauschalurteil.Ich habe das Buch erst jüngst gelesen. Es war OK, hat mich aber nicht sonderlich vom Hocker gehauen.
Vielleicht könntest du das ja etwas später - nicht jetzt! -, wenn die meisten das Buch gelesen haben, ein wenig begründen.
LG Trurl
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#7
Geschrieben 01 Dezember 2012 - 22:08
Ich wusste gar nicht, dass das nicht geht. Ich werde in Zukunft noch ein "nichts von alledem" hinzufügen. Aber wenn ich die Umfrage jetzt noch bearbeite, dann gehen die Stimmen verloren, so weit ich weiß.
Danke!
Vielleicht könntest du das ja etwas später - nicht jetzt! -, wenn die meisten das Buch gelesen haben, ein wenig begründen.
LG Trurl
Ich kann ja spoilern:
LG Leibowitz
Bearbeitet von leibowitz, 01 Dezember 2012 - 22:11.
#8
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 15:06
Bearbeitet von derbenutzer, 02 Dezember 2012 - 17:00.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#9
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 15:09
Hallo leibowitz,Ich kann ja spoilern:
Spoiler
danke für deine Erläuterungen. Dadurch wird dein etwas kurz angebundenes Statement verständlicher.
Du sagst, dass dir der Protagonist fremd geblieben ist. Das ist komisch, weil es bei mir gerade umgekehrt ist und ich finde, dass es den Strugatzkis ganz besonders gut gelingt Anton lebendig werden zu lassen. Er hält quasi die ganze Zeit innere Zwiesprache, wie bei einem Selbstgespräch. Anton kommentiert alles. Die Gefühls- und Gedankenwelt Antons liegen dadurch völlig offen. Da gibt es nichts was verborgen bleibt, weil der Protagonist vielleicht ein paar Dinge vor dem Leser verschweigt. Mag sein, dass das für einige Leser störend wirkt, mir gefällt es und es führt dazu, dass mir Anton als Mensch sehr nahe ist. Hier fühlen wir mit dem Protagonisten direkt mit, wie es ihm immer schwerer fällt, seine objektive Distanz zu den Geschehnissen zu bewahren, wie er mit seiner Aufgabe zu hadern beginnt und er anfängt, sich innerlich von den Prinzipien der strikten Neutralität, an die er als bloßer Beobachter gebunden ist, zu entfernen.
Inzwischen bin ich bei der Hälfte des Romans angekommen. Ich habe Es ist nicht leicht ein Gott zu sein bereits vor Jahren gelesen und ihn immer in guter Erinnerung behalten. Zu Recht. Auch jetzt beim wiederholten Lesen, gefällt mir einfach alles, die Sprache, der lebendige Stil, und die anschauliche Behandlung des Themas "Nichteinmischung in fremde kulturelle Angelegenheiten". Wir beobachten Anton, den menschlichen Kundschafter von der Erde, Angehöriger einer technisch und moralisch fortgeschrittenen Gesellschaft, einer Art sozialistischen Utopia, der hilflos mit ansehen muss, wie eine zwar mittelalterlich grausame, aber lebendige und blühende Kultur, die bereits Anzeichen aufklärerischen Denkens zeigte, scheinbar unaufhaltsam in die Barbarei zurückfällt, in eine Terrorherrschaft hineinstolpert, die faschistische Züge trägt. Der Leser wird direkt hineingeworfen in diese andere menschliche Kultur, die im Grunde in Form eines alternativen Geschichtsmodells entworfen ist. Das Ganze ist schon eine Art Gedankenexperiment, das auch den Leser animiert, sich mit die Problemen auseinanderzusetzen mit denen die menschlichen Kundschafter von der zukünftigen Erde konfrontiert werden. Und die unmittelbare Art der Darstellung der Verhältnisse, gepaart mit der rationalen Distanz des Beobachters, macht den besonderen Reiz aus. So würde sich auch ein moderner Historiker fühlen, der sich auf Zeitreise in die Welt der italienischen Renaissancefürsten verirren würde.
LG Trurl
Bearbeitet von Trurl, 02 Dezember 2012 - 17:20.
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#10
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 16:07
#11
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 16:38
Yep.Also ich habe die Strugatzki Heyne-Ausgaben 1-4. Im 4 Buch befindet sich ein Roman mit dem Titel " Es ist schwer ein Gott zu sein". Ist das der gleiche Roman der hier besprochen werden soll?
Der Titel hat sich mit der Neuübersetzung leicht geändert. Meine alte Ausgabe aus dem Ullstein-Verlag heißt noch Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein. Und es gibt noch eine Volk und Welt Ausgabe, mit einer weiteren Übersetzung, die heißt Ein Gott zu sein ist schwer. Die Heyne Ausgabe ist wohl die Neueste.
LG Trurl
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#12
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 17:06
Dann werde ich halt mal den Band 4 von Heyne schnell ordern, um "aktuell" mitlesen zu können.Yep.
Der Titel hat sich mit der Neuübersetzung leicht geändert. Meine alte Ausgabe aus dem Ullstein-Verlag heißt noch Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein. Und es gibt noch eine Volk und Welt Ausgabe, mit einer weiteren Übersetzung, die heißt Ein Gott zu sein ist schwer. Die Heyne Ausgabe ist wohl die Neueste.
LG Trurl
LG
Jakob
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#13
Geschrieben 02 Dezember 2012 - 17:49
Ich vergleiche weiter Alt- und Neuübersetzung und ich kann wirklich nur empfehlen die Heyne-Ausgabe zu lesen. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, ohne jetzt das Original zu kennen. Die Formulierungen und die Ausdrucksweisen sind einfach ... wohlklingender. Geradeso als hätte jemand die Sätze neu erfunden.Meine Ausgabe »Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein« habe ich bereits vor ca. 20 Jahren gelesen. Daher ist es kein Wunder, dass meine Übersetzung von Hermann Buchner stammt. Was – angesichts der von Trurl angedeuteten Qualität derselben – gemischte Gefühle hinterlässt. Ich bin dennoch für den Hinweis sehr dankbar.
Dankeschön, hab ich jetzt auch endlich mitbekommen, dass die Heyne-Ausgabe nur die Taschenbuchversion der Strugatzki Werkausgabe ist. In Leinen und Leder gibts die auch bei Golkonda. Ist allerdings eher etwas für Hardcore-Liebhaber, denn selbst die Hardcover-Version kostet pro Band stolze 69 Euronen.Ich mache mir daher jetzt selbst ein Weihnachtsgeschenk und kaufe mir jetzt die Werkausgabe. Nur, Heyne oder Golkonda, das ist jetzt die Frage? Sehen wir bitte mal von der Preisgestaltung ab. Ich bitte Euch um Hinweise. Welche Ausgabe ist vorzuziehen, was nun Meta-Informationen, wie Vorwörter, Essayistisches und dergleichen anbelangt?
LG Trurl
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#14
Geschrieben 04 Dezember 2012 - 00:07
#15
Geschrieben 04 Dezember 2012 - 08:51
#16
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 00:36
Wow. Ich habe deinen Kommentar interessiert und ein klein wenig verwundert gelesen. Vor allem, dass du dich nicht in die Hauptperson hineinversetzen kannst. Schon der Zweite. Das verstehe ich nun überhaupt nicht. Einfacher als hier gehts doch kaum. Die Strugatzkis machen es dem Leser doch kinderleicht, in dem sie ihn praktisch direkt in den Kopf Antons/Rumatas stecken. Sinnbildlich gesprochen. Da habe ich bei anderen Romanen meist viel mehr Probleme, wo mir die Handlungsweisen der Protagonisten oftmals nicht einleuchten. Typisches Beispiel war da Leviathan erwacht.Ich stecke in Kapitel 4 und muß einfach gestehn das mich die Geschichte wenig bis gar nicht mitreißt. Mir sagt der komplette Aufbau der Geschichte nicht zu, angefangen vom Schlaglichtartigen Prolog.
(...)
Und was habt ihr alle nur mit dem Prolog? Der ist doch sehr hübsch als Einleitung. Drei Freunde machen einen Ausflug in den Wald. Richtig kapieren tut man den allerdings erst zum Schluß, wenn die Erzählung zu Ende ist und im Epilog noch einmal indirekt Bezug darauf genommen wird.
Folgenden Satz verstehe ich ebenfalls nicht ganz:
Anton/Rumata reflektiert doch die ganze Zeit über. D.h. es wird nicht nur beschrieben was Rumata erlebt, sondern die Situation auch aus Sicht Antons bewertet. Außerdem hast du doch bereits das Gespräch der drei menschlichen Kundschafter (mit Don Hug/Pashka und Don Kondor) in der Hütte im Wald gelesen, wo Anton den Freunden seine Befürchtungen bzgl. Don Rebas mitteilt und sie ihre Handlungsoptionen diskutieren, die darin bestehen einfach nichts zu tun. Also mir ist Antons moralisches Dilemma sonnenklar. Es sind eigentlich zwei. Zum einen sieht er ständig das schreiende Unrecht um ihn herum, das er nur punktuell lindern kann, in dem er dem einen oder anderen Intellektuellen zur Flucht über die Grenze verhilft oder sich um seine Hausangestellten und seine Geliebte Kira kümmert. Gleichzeitig bemerkt an sich, dass seine moralische Integrität bereits bröckelt, dass er anfängt, die Menschen des Planeten nicht mehr zu bedauern, sondern sie zu hassen, bzw. droht ebenfalls Verhaltsweisen zu entwickeln, die er eigentlich verachtet.Mir wird zu viel Fokus auf das reine beschreiben und erleben dieser Mittelalterlichen Welt gelegt. Ich fände es viel interessanter wenn es Perspektivwechsel gäbe - Beobachter/Mittelalterwelt. Bisher bspw ist mir dieser von Trurl weiter oben beschriebene Leidensdruck des Protagonisten, der daraus entstehen soll, als reiner Beobachter, im zuwider laufende Dinge nicht ändern zu können, nicht offenbar geworden.
Das zweite Dilemma liegt darin, dass er zwar handeln könnte, weil er die technischen Mittel dazu hat und es sogar schon versucht wurde (das wird später im Text angedeutet), aber sich die Machtverhältnisse nicht grundsätzlich ändern würden. Es würden lediglich die Machthaber ausgetauscht. Aus den Unterdrückten würden einfach die neuen Unterdrücker. Und das wiederum liegt daran, dass die Gesellschaft der Arkanarer noch nicht die zivilisatorische Reife erreicht hat, diese Menschen in der Mehrzahl einfach noch nicht bereit sind ein politisches System zu errichten, das nicht allein auf Ausbeutung der Schwachen beruht. Das wiederum damit begründet wird, weil Gesellschaften anscheidend Entwicklungsphasen durchlaufen (müssen), die nicht abgekürzt werden können, weil das so etwas wie Lernphasen der Gesellschaft sind. Wobei im Roman die allgemeine Regel durchbrochen wird, dass auf dem Feudalismus der Absolutismus folgt und sich statt dessen bereits ein quasifaschistisches Terrorregime etabliert. Hier treten die Autoren offenbar in den Diskurs mit der marxistischen Geschichtsphilosophie, die solche Gesetzmässigkeiten postuliert.
P.S. Ich bin übrigens durch. Der Roman war mir ein Vergnügen. In allen Belangen.
LG Trurl
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#17
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 12:34
Bearbeitet von Amtranik, 05 Dezember 2012 - 12:34.
#18
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 15:11
Hallo Amtranik,Ich habe den Roman auch eben beendet. Alles in allem bin ich dann doch mit der Geschichte versöhnt. Ich brauchte einfach geraume Zeit um mich in den Roman reinzufinden und von da an wurde Er auch viel besser und interessanter, obgleich ich es noch besser gefunden hätte eine andere Perspektive einzubauen. So ist mir zb auch nicht unbedingt ganz klar geworden, warum es Anton und den anderen nicht gestattet ist einzugreifen. Es mag den Umständen geschuldet sein unter dem A&B Strugatzki Ihre Werke schreiben mussten, das der Leser eher wenig klares zur Welt erfährt wo unsere Beobachter herkommen und warum genau Sie nur Beobachten und nicht eingreifen dürfen. Gibt es eine Oberste Direktive? Mir hätte es gefallen wenn der Roman ein paar Kapitel länger gewesen wäre in denen kurz umrissen wird, wie und warum Beobachter von der Erde auf diesem Fremden Planeten gekommen sind. Etwas mehr von der Erde der Zukunft in der Raumfahrt offenbar genutzt wird andere Spezies zu beobachten. So bleibt es eine nette kleine Geschichte mit fest umrissener Moralischer Aussage. Insgesamt für mich nichts besonderes. Gut und Unterhaltsam aber doch recht spartanisch.
ein wenig zum Hintergrund des Romans.
Die Welt in der Es ist nicht leicht ein Gott zu sein spielt, ist ja Teil eines Zukunftszyklus, der sogenannten Welt des Mittag in der einige Figuren immer wieder auftauchen. In groben Zügen ähnelt das Mittags-Universum dem Star Trek-Universum (müsste dir deshalb eigentlich gefallen ). Auch hier wird eine positive Utopie entworfen, in der eine zukünftige Menschheit friedlich das Universum erforscht. Allerdings in einem kommunistischen Idealstaat vereint.
Diese größeren Zusammenhänge, auch jene, die die Grundsätze des Instituts für Geschichtsforschung betreffen, dessen Angehöriger und Kundschafter Anton ist, werden in dem vorliegenden Roman wenig bis kaum behandelt. Der Roman Die bewohnte Insel, wo der von dir bereits erwähnte Maxim Kammerer eine Hauptrolle spielt, wird da konkreter. Dort greifen Progressoren der Erde aktiv ins politische Geschehen ein, nicht immer zum Vorteil aller. Das ist das Dilemma. Es gibt immer Bevölkerungsgruppen, die unter den Manipulationen leiden müssen. Deshalb ist man allgemein der Meinung, dass Nichthandeln in der Regel die beste Devise ist.
Das Alles ist eben Teil eines größeren Ganzen, von dem wir hier nur ausschnittweise erfahren, was aber, finde ich nicht so schlimm ist, weil es hier um etwas anderes geht. Sind Menschen einer fortgeschrittenen Zivilisationsstufe berechtigt in die Geschicke derer Einzugreifen, die noch nicht so weit sind? Ist ein Eingreifen überhaupt sinnvoll möglich? Und wie kommt jemand damit zurecht, der seine letztlich begrenzten Möglichkeiten erkennen muss, sich aber vor Ort des Geschehens seiner Verantwortung gegenüber den direkt betroffenen Menschen nicht entziehen kann? Aufgehängt werden diese Fragen an dem individuellen Schicksal Antons, der mit viel Idealismus auf den Planeten gekommen ist und hilflos erkennen muss, dass selbst beste Absichten, überlegene Technik, Wissen und Moral, gegen die herrschenden gesellschaftlichen Beharrungskräfte, die noch mit Unwissen und Ignoranz gepaart sind und jede Veränderung zum Guten blockieren, nicht ankommt. Insofern finde ich den Roman schon als besonders und auch die Behandlung des Themas sehr gelungen, weil die Problematik unmittelbar einsichtig ist.
Apropos Raumfahrt: die bereits angesprochene Nullphysik ist ein Gebiet der zukünftigen Physik, welche die theoretischen Grundlagen für den Nulltransport (das sind Instantreisen ähnlich dem Beamen) bereitstellt. Es gibt auch einen Roman wo die frühe praktische Erforschung dieser Physik behandelt wird, die aber in einer Katatrophe endet und einen Planeten verwüstet: Der ferne Regenbogen.
LG Trurl
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#19
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 17:04
#20 Gast_antonrumata_*
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 18:35
Ok Trurl, dann ist das für mich auch plausibler wenn es sich um ein Universum handelt in das die Autoren immer mal wieder zurückkehren.
Es ist nicht nur irgendein Universum! Die Strugatzkis haben eine lebendige und schlüssige Welt erschaffen. Die Handlung erstreckt sich über rund 300 Jahre. Es ist ein recht gut gelungener Zukunftsentwurf und wird von einigen Fans mit dem von Star Trek (nicht der neue Mist!) verglichen. Noon Universe ist ein fester Begriff in der SF und es lohnt sich, diese Welt noch durch andere Bücher zu "betreten"! Mit jedem Roman und jeder Geschichte entdeckt man eine weitere Facette der Mittags-Welt.
Bearbeitet von antonrumata, 05 Dezember 2012 - 18:37.
#21
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 20:57
Es ist nicht nur irgendein Universum! Die Strugatzkis haben eine lebendige und schlüssige Welt erschaffen. Die Handlung erstreckt sich über rund 300 Jahre. Es ist ein recht gut gelungener Zukunftsentwurf und wird von einigen Fans mit dem von Star Trek (nicht der neue Mist!) verglichen. Noon Universe ist ein fester Begriff in der SF und es lohnt sich, diese Welt noch durch andere Bücher zu "betreten"! Mit jedem Roman und jeder Geschichte entdeckt man eine weitere Facette der Mittags-Welt.
Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich allerdings bemüht gewesen die Geschichten chronologisch zu lesen. Ist die Reihenfolge wie die Romane in der Werkausgabe 4 vorliegen die richtige?
Bearbeitet von Amtranik, 05 Dezember 2012 - 20:58.
#22
Geschrieben 05 Dezember 2012 - 22:45
Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich allerdings bemüht gewesen die Geschichten chronologisch zu lesen. Ist die Reihenfolge wie die Romane in der Werkausgabe 4 vorliegen die richtige?
In der aktuellen Heyne Ausgabe Band 4 ist die chronologische Reihenfolge der Handlung aufgeführt. Da sind sogar noch ein paar Romane aufgeführt die nicht in der Liste bei WikiP stehen. http://de.wikipedia....elt_des_Mittags Die Romane sind zeitlich davor angesiedelt. Genau kann ich das aber auch nicht sagen, da es auch mein erster Titel aus der Feder eines Strugatzkis ist.
Nun zum aktuellen Roman. Ich habe jetzt bis zum Kapitel 6 gelesen. Ich finde das die moralischen Probleme von Anton/Rumata gut dargestellt sind. Ich kann das gut nachvollziehen. Ich finde es auch super wie Anton sich mit seiner "animalischen" Seite auseinandersetzen muss und gleichzeitig an seiner Idee von Humanismus oder wie der Menschen sein sollte hängt. Die Szene wo er beschreibt wie er im Spiegel sein betrunkenes Selbst sieht - fantastisch.
Was ich nicht ganz so wir sehe ist, dass aus meiner Sicht Anton schon eingreift. Er gibt doch dem Topfhändler, dessen Wagen der umstößt, 2 Goldstücke und er versucht auch einige Gelehrte sicher unterzubringen. Auch bringt er den Baron davon ab eine Menge Menschen abzuschlachten. Das ist aus meiner Sicht schon ein Eingriff oder sehe ich das zu eng? Auch die Gruppe der Historiker scheint schon aktiv auf ein Ziel hinzuwirken aös nur zu beobachten.
Mal ein Frage für mein besseres Verständnis. Das Königreich Irukan ist nicht so gelehrten feindlich, da alle immer versuchen in das Königreich zu kommen oder wird das von einem Historiker regiert? Falls ja würde das ja bedeuten, dass es doch ein Gebiet auf dem Planeten gibt, welches nicht so rückständig wäre.
Eins musste in aber feststellen, ich bin von der Geschichte gefesselt. Ich freue mich weiter zu lesen und das obwohl es im Mittelalter spielt.
#23
Geschrieben 06 Dezember 2012 - 00:01
Vielleicht darf ich die Gelegenheit nutzen um auf deine liebevoll gestaltete Website http://www.lifeinthe22ndcentury.de/ hinzuweisen, die sich sehr umfassend dem Werk der Strugatzkis widmet. Die ist wirklich sehr schön gelungen. Du hast da zahlreiche interessante Hintergrundinformationen zum Mittags-Universums eingestellt, einschließlich einer sehr nützlichen Timeline. Besonders gefallen mir deine eingehenden, und sehr sachkundig geschriebenen Rezensionen zu den einzelnen Werken, denen man anmerkt, dass du dich bereits seit vielen Jahren mit dem Werk der Strugatzkis auseinandersetzt.
Ich mag die Strugatzkis ebenfalls sehr, habe aber - außer ihren bekanntesten - noch nicht alle Werke gelesen, und das obwohl ich sie schon seit Jahren ziemlich vollständig zu Hause habe. Ich muss sagen, dass ich nach der Lektüre jetzt, wieder auf den Geschmack gekommen bin, zumal ich jetzt gesehen habe, dass in der Werkausgabe anscheinend einige ältere Werke in neuerer und besserer Übersetzung vorliegen.
Diese "Eingriffe" scheinen mir aber nur minimal zu sein und den Geschichtsverlauf nicht zu ändern. Sie dienen in meinen Augen auch nur dazu, Antons/Rumatas Gewissen zu beruhigen, bzw. seine moralischen Maßstäbe nicht zu verlieren und sein Verständnis von anständigem Verhalten auch unter den gegebenen Bedingungen beizubehalten. Später wird im Roman kurz angedeutet, dass die irdischen Besucher es früher bereits mit technischen Mitteln (Hypnosestrahlen) versucht haben großflächig Einfluß auf die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu nehmen, was aber nicht funktioniert zu haben scheint, wie Anton einmal in Gedanken bemerkt.Was ich nicht ganz so wir sehe ist, dass aus meiner Sicht Anton schon eingreift. Er gibt doch dem Topfhändler, dessen Wagen der umstößt, 2 Goldstücke und er versucht auch einige Gelehrte sicher unterzubringen. Auch bringt er den Baron davon ab eine Menge Menschen abzuschlachten. Das ist aus meiner Sicht schon ein Eingriff oder sehe ich das zu eng? Auch die Gruppe der Historiker scheint schon aktiv auf ein Ziel hinzuwirken aös nur zu beobachten.
Irukan ist ein "Herzogtum". Aber ja, dort scheint es etwas zivilisierter zuzugehen, wie übrigens auch früher in Arkanar. Anton erwähnt das etwas später ebenfalls in seinen Selbstgesprächen. Es scheint auch außerhalb von Arkanar noch andere Staatsgebiete zu geben, mit weiteren Herzogtümern und einem übergeordneten Kaiserreich. Die genauen politischen Strukturen sind mir allerdings auch nicht so richtig klar geworden. Darüber wird eigentlich auch nichts berichtet.Mal ein Frage für mein besseres Verständnis. Das Königreich Irukan ist nicht so gelehrten feindlich, da alle immer versuchen in das Königreich zu kommen oder wird das von einem Historiker regiert? Falls ja würde das ja bedeuten, dass es doch ein Gebiet auf dem Planeten gibt, welches nicht so rückständig wäre.
Es gab wohl, bevor Don Reba die Macht ergriffen hat und die Lese- und Schreibkundigen verfolgen und töten ließ, eine ziemlich blühende literarische und Anfänge einer wissenschaftlichen Kultur, die zum aktuellen Zeitpunkt der Handlung wieder erloschen ist.
LG Trurl
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#24 Gast_antonrumata_*
Geschrieben 06 Dezember 2012 - 13:14
danke für dein Lob. Ich habe leider viel zu wenig Zeit, im Moment an meiner Seite weiter zu arbeiten. Aber es gibt ja bald wieder ein paar ruhigere Tage.
Zu Antons Eingreifen in die Geschehnisse in Arkanar ist vielleicht anzumerken, dass es den Kundschaftern nur erlaubt ist, im Kleinen Einfluss zu nehmen. Das Töten und die massive Einwirkung in den Ablauf der Geschichte ist Ihnen verboten. Außerdem neigen die Menschen in der Mittagswelt der Strugatzkis von sich aus nicht dazu, anderen Leid zuzufügen oder jemanden umzubringen. Denn sie leben in einer friedlichen Welt. Verbrechen und sogar Mord kommen nur noch äußerst selten vor. Besondere Verantwortung haben im Mittagszyklus die Lehrer, das darzustellen war den Strugatzkis eine Herzensangelegenheit. Arkadi und Boris waren sich immer bewusst, dass nur durch individuelle und umfassende Erziehung der neue Mensch der Zukunft geschaffen werden kann. Hier finden sich übrigens Parallelen zu Iwan Jefremow (Das Mädchen aus dem All, Die Stunde des Stiers).
Die Kundschafter auf dem Planeten sind die Vorläufer der späteren Progressoren. Diese Spezialagenten (besonders trainiert, mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet) werden später dazu eingesetzt, um andere Zivilisationen auf den "rechten" Weg zu bringen (siehe "Die bewohnte Insel"). Wahrscheinlich hat man einige Jahre später begriffen, dass es nicht reicht, nur zu beobachten. Passivität kann viel größeres Leid bewirken als der kontrollierte Eingriff, um Schlimmeres zu verhindern.
Außerdem muss man die Werke der Strugatzkis immer verbunden mit der Geschichte ihres Heimatlandes verstehen. "Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein" erschien 1964. Damals unterstützten die sozialistischen Staaten bereitwillig und freudig die Völker Afrikas, die sich gerade vom Joch der Kolonialmächte befreiten. Fast 20 Jahre später kritisieren die Autoren in "Ein Käfer im Ameisenhaufen" und "Die Wellen ersticken den Wind" die Tätigkeit der Progressoren und meinen dabei eigentlich die Geschehnisse in Afghanistan und anderen Teilen der Erde.
Die Verfolgung der Intellektuellen erinnert übrigens an die Zeit des Großen Terrors (Jeschowschtschina, 1936 bis 1938) in der Sowjetunion. Don Reba hieß in der Manuskriptfassung noch Don Rebija. Eine Parallele zu Berija, dem gefürchteten Geheimdienstchef Stalins, lässt sich leicht ziehen. Trotzdem kritisiert dieser Roman nicht nur die Zustände in der ehemaligen Sowjetunion. In vielen Staaten der Erde werden Intellektuelle immer wieder verfolgt. Auch zeigt die Geschichte, wie es Machthabern sehr häufig gelingt, den Pöbel zu manipulieren und für ihre Ziele einzuspannen. Menschen kamen und kommen nach wie vor in Situationen, in denen sie sich zwischen ihrer inneren Überzeugung und scheinbar höheren Notwendigkeiten entscheiden müssen. Dieses Thema beschäftigt die Autoren sehr und taucht in ihren Werken immer wieder auf. (nach Erik Simon Der Zukunftszyklus um das 22. Jahrhundert: Die Welt des Mittags)
Es steckt so vieles in den Werken der Strugatzkis!
Bearbeitet von antonrumata, 06 Dezember 2012 - 13:26.
#25
Geschrieben 08 Dezember 2012 - 10:49
#26
Geschrieben 28 Dezember 2012 - 17:20
- • (Buch) gerade am lesen:"Simulacron-3" (D.F. Galouye), "Emperor - The Field of Swords" (C. Iggulden)
-
• (Buch) Neuerwerbung: "Camouflage" (J. Haldeman), "Simulacron-3" (D.F. Galouye), "In einer anderen Welt" (J. Walton)
#27
Geschrieben 28 Dezember 2012 - 19:08
Ich habe ebenfalls noch die Ullstein-Ausgabe und da sind zehn Kapitel drin. Und die sind auf insgesamt 212 Seiten verteilt. Das passt also schon mal nicht. Kann heißen, dass die PDF-Version anders formatiert ist, oder es fehlt tatsächlich etwas.Zunächst aber etwas eher Grundsätzliches: Ich habe das Buch (Ullstein) als E-Book (PDF) vorliegen, das Inhaltsverzeichnis verspricht neben Pro- und Epilog neun Kapitel. Das Ganze allerdings auf 115 Seiten. Kann das sein? Wäre vielleicht jemand von euch so freundlich, mir vergleichsweise die Kapitelanfänge zu schreiben? Ich befürchte einfach, dass ich hier nur die Hälfte habe.
Die Kapitelanfänge und -enden lauten (Ich habe mich mal auf ersten und die letzten zwei beschränkt):
1
Als Rumata am Grab des heiligen Micky - dem siebten und letzten auf dieser Strecke - vorbeikam, (...)
"Überlaßt Budach mir", sagte Rumata mit Verzweiflung in der Stimme, "und versucht doch, trotz allem, mich zu verstehen."
2
Rumata fuhr zusammen und schlug die Augen auf. (...)
"Die Ehre ist teurer", sagte Rumata hochtrabend und ging hinaus.
9
Nachdem er Budach zur Ruhe gebracht hatte, (...)
Unten im Vorhaus klirrten leise die Riegel.
10
Im "Besoffenen Bärenlager" war es verhältnismässig sauber, (...)
Er blieb noch einen Moment über sie gebeugt stehen, dann nahm er seine Schwerter, ging langsam die Treppe hinunter ins Vorderhaus, und wartete bis das Tor nachgeben würde ...
LG Trurl
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#28
Geschrieben 29 Dezember 2012 - 09:26
#29
Geschrieben 29 Dezember 2012 - 11:28
Scheint alles da zu sein. Lediglich die Kapitel neun und zehn sind zu einem verschmolzen.
- • (Buch) gerade am lesen:"Simulacron-3" (D.F. Galouye), "Emperor - The Field of Swords" (C. Iggulden)
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#30
Geschrieben 06 Januar 2013 - 19:53
Bearbeitet von Pegasus, 06 Januar 2013 - 19:55.
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Auch mit einem oder mehreren dieser Stichwörter versehen: Klassiker, Lesezirkel, Dezember 2012
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