So, ich bin jetzt am Anfang vom 13. Kapitel.
Das schien mir weniger eine Widerstandsgruppe zu sein, als "alte Leute", die es irgendwie schafften, der Exekution zu entgehen, und jetzt einfach überleben wollen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie versuchen, das System zu stürzen.
Stimmt. Ich dachte zuerst an eine Widerstandsgruppe, aber da lag ich falsch. Obwohl es therotisch möglich sein müsste, das System zu stürzen. Es wird ja gesagt, dass es nur fünf Psycho-Polizisten gibt (einen pro Sektor) plus Gregson. Aber später wird ebenso bei der Unterhaltung zwischen Gregson und Conway (Kapitel 11) angedeutet, dass Indoktrination jeglichen Gedanken an Meuterei unterbindet. Also handeln die
Barbs aus reinem Überlebensinstinkt.
Den habe ich von Anfang an für eine Art Zentralrechner gehalten.
Ich war auch zuerst etwas verwundert das man darüber wer oder was Psycho ist im zweifel sein kann.
Ok, ok... Ich gebe zu, dass ich wohl noch nicht genug SF-Romane, die an Bord eines Raumschiffes spielen, gelesen habe. Sollte das SFN demnächst mit einem eigenen Generationenraumschiff ins All aufbrechen, übernehme ich als Wiedergutmachung meiner Unkenntnis eine Woche den Latrinendienst
Im Prinzip ist es ja ein Buch voller Intrigen. Zeitweise musste ich da richtig aufpassen, wer da jetzt gerade gegen wen intrigiert. (Könnte aber auch daran liegen, dass ich nur abends im Bett lese.) Aber auf jeden Fall spannend. Es kommt immer noch eine Ebene hinzu. Tubb steigert da gekonnt die Probleme von West und lässt ihm keine Ruhe. Und von manchen Problemen weiß der Arme noch nicht einmal
Wie an Bord des Schiffes jeder jeden übers Ohr hauen will, find ich auch gelungen, denn letztendlich lädt so ein System ja praktisch dazu ein. Jeder, der die Funktionsweise eines solchen Systems kennt, wird versuchen das zu seinem Vorteil zu nutzen. Und sei es nur, um seiner eigenen Auslöschung zu entgehen. Das wird im 11. Kapitel auch schön auf den Punkt gebracht:
"Und doch war Psycho nicht allmächtig. Die Maschine konnte Ratschläge geben, bedurfte aber immer noch der Menschen, damit aus diesen Worten Taten wurden."
Das Sozialsystem auf dem Schiff ließe sich wirklich hinterfragen. Ist das der einzige oder beste Weg, ein Generationenschiff bis zum Ziel am Leben zu erhalten? Sind die Duelle sinnvoll? Wird wirklich niemand misstrauisch? (Na ja, einige ja auf jeden Fall.)
Inwiefern es sinnvoll ist, darüber ließe sich streiten. Man spart sicherlich Ressourcen (für Alte und Kranke) und in dieser Hinsicht ist das System effektiv, doch im Gegenzug schafft man sich andere Probleme, z.B. spricht im 8. Kapitel der Chefgenetiker von der "Überzüchtung" der Besatzung. Im selben Kapitel wird aber auch erklärt, warum wohl niemand misstrauisch wird: es gibt nur ca. einen "Unfall" pro Monat und Sektor (5000 Besatzungsmitglieder in 5 Sektoren, 130 Menschen müssen jedes Jahr "aussortiert" werden; die eine Hälfte stirbt durch Duelle, die andere Hälfte durch die Psycho-Polizei). Ich glaube, dass es wirklich vorstellbar ist, dass solch ein System sehr lange im Verborgenen funktionieren kann.
Tubb konzentriert sich und ist fokussiert auf einen bestimmten Aspekt, will jetzt für die nachzügler nicht zuviel verraten. Allerdings ist solch eine Stringenz auch irgendwie erfirschend. Die Geschichte kommt zügig voran und der Roman ist nebenbei oder zwischendurch konsumierbar ohne das der Text jetzt übermäßig flach wäre. Es ist halt einfach Abenteuer-SF in bester Tradition ohne großen Anspruch - er möchte unterhalten. Und das gefällt mir.
ich sehe das Buch da weniger als hard-social-science, sondern mehr als, hm, heute würde man wohl Actionthriller sagen. Und als solcher funktioniert es meines Erachtens.
Da stimme ich euch zu. Sicherlich könnte man die sozialen Gegebenheiten an Bord näher beleuchten. Aber das wäre nur auf Kosten eines langsameren Fortschreitens der Handlung möglich und würde Spannung herausnehmen. Und als SF-Thriller liest es sich sehr gut und flüssig. Ich bin jedenfalls gespannt auf das Ende.
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
- The Talos Principle