Ein paar Nachträge, nachdem ich zuletzt leider keine Zeit hatte:
Thor
Die Superhelden-Variante des nordischen Gottes „Thor“ erlebt seit 1962 ihre Abenteuer im marvelschen Comic-Universum, mal auf der Erde, mal im heimatlichen Asgard. Dass bei Thors erstem Realfilm-Abenteuer (vom Auftritt im TV-Film „Die Rückkehr des unheimlichen Hulk“, 1988, mal abgesehen) ausgerechnet Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh die Regie übernommen hat, ist eine vielleicht verblüffende, sicher aber auch gute Wahl. Branagh, der sich schon 1994 mit „Frankenstein“ am Blockbuster-Kino Marke Hollywood versuchen durfte, inszeniert „Thor“ als actionreiches Spektakel in bombastischen Kulissen und mit hochkarätigen Darstellern, dem das notwendige Augenzwinkern glücklicherweise nicht fehlt.
Thor (Chris Hemsworth) soll eigentlich der Nachfolger seines Vaters Odin (Anthony Hopkins) als König werden. Doch dann lässt er sich von seinem intriganten Bruder Loki (Tom Hiddleston) dazu verleiten, eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Eisriesen auf deren Heimatplaneten Jotunheim vom Zaun zu brechen. Damit ist Odins Friedenspakt gebrochen, der Allvater zürnt und verbannt seinen Sohn - seiner besonderen Kräfte und vor allem seines Hammers Mjolnir beraubt - auf die Erde. Dort fällt Thor der Astrophysikerin Jane Foster (Nathalie Portman) förmlich vor die Füße und bald mischt auch die geheimnisvolle Organisation S.H.I.E.L.D. mit. Im Hintergrund zieht derweil Loki weiter die Fäden.
Die Liebhaber der Comics sollten über kleinere Änderungen (beispielsweise ist Jane Foster dort Krankenschwester, später Ärztin) gegenüber der Vorlage großzügig hinwegsehen, denn ihnen wird auch einiges mit Wiedererkennungswert geboten: Dazu gehören die Auftritte von Thors Kumpanen Volstagg, Fandral und Hogun, die ruhig sogar noch etwas mehr Raum hätten einnehmen dürfen, sowie natürlich von Sif, deren Beziehung zu Thor allerdings bestenfalls angedeutet wird. Asgard wird prächtig in Szene gesetzt, auch die Kämpfe gegen die Eisriesen sind sehenswert - dank der 3D-Technik, die hier endlich mal wieder sinnvoll eingesetzt wird, wirkt das in beiden Fällen sehr plastisch.
Chris Hemsworth verkörpert Thor in all seinen Facetten vom arrogant wirkenden Schönling bis zum unbeherrschten Krieger überzeugend, auch die anderen Darsteller machen ihre Sache gut; ganz besonders Tom Hiddleston als verschlagener Intrigant Loki - Shakespeare-Fan Branagh muss diesen Jago-ähnlichen Charakter ganz besonders liebgewonnen haben. Insgesamt ein wirklich gelungener Film, der Lust auf Thors nächsten Auftritt (ab Mai 2012 mit dem Superhelden-Team „Avengers“) macht. Darauf weist am Schluss schon mal eine kleine Szene hin. Die gibt es aber erst nach dem Abspann zu sehen.
Fazit: Ich mag den Film, hatte genau den Spaß, den ich haben wollte, und gebe gerne acht Punkte.
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Red Riding Hood
Nein, trotz des Titels „Red Riding Hood“ hat dieser Film wenig mit dem guten, alten Grimm†™schen Märchen vom „Rotkäppchen“ gemeinsam - eine Handvoll Motive wie ein roter Umhang und eine im Wald lebende Großmutter wurden übernommen, damit hat es sich aber schon. Und obwohl im Regie-Sessel Catherine Hardwicke „(Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen“) Platz genommen hat, wird das freimütig anvisierte Teenie-Publikum sicherlich böse enttäuscht sein: Zwar gibt es eine unheimliche Fabelgestalt (ein Werwolf tritt hier an die Stelle der Vampire) und auch eine Dreiecks-Liebesgeschichte, die allerdings entsetzlich lahm daherkommt. Leider ist der ganze Film in genau derselben Manier erschreckend einfallslos inszeniert, sodass wohl selbst die Twilight-Fans gelangweilt abwinken dürften.
Das Dorf Daggerhorn fürchtet sich in Vollmondnächten vor den Attacken eines Werwolfs. Valerie (Amanda Seyfried) hat zunächst einmal andere Sorgen, denn sie ist in den Holzfäller Peter (Shiloh Fernandez) verliebt, soll aber den wohlhabenderen Henry (Max Irons) ehelichen. Das ist vor allem der Wunsch ihrer Mutter (Julie Christie), die selbst wenig glücklich mit einem Holzfäller (Billy Burke) verheiratet ist. Gerade als Valerie und Peter davonlaufen wollen, schlägt der Werwolf nach langer Zeit wieder einmal zu und tötet ausgerechnet Valeries Schwester. Schließlich kommt Pater Solomon (Gary Oldman) ins Dorf, der das Untier zur Strecke bringen will.
Am ehesten prickelnd ist hier noch die Frage, welcher der vielen praktisch austauschbaren Dorfbewohner sich denn nun gelegentlich in den bösen Wolf verwandelt. So richtig Spannung wird aber selbst durch dieses lange offen gehaltene Verwirrspiel nicht geweckt - dafür ist leider der ganze Film zu misslungen, der es in keinen Moment so richtig schafft, Interesse für seine dünne Handlung und seine mehr oder weniger gesichtslosen Figuren zu wecken. Wirkliche Grusel-Atmosphäre entsteht nicht, die Liebesgeschichte wird nur sehr stiefmütterlich abgehandelt und an einigen Stellen verblüfft „Red Riding Hood“ gar mit extremer Peinlichkeit: Wenn aus heiterem Himmel die Großmutter gefragt wird, warum sie große Augen und Ohren hat, weiß man nicht so recht, ob man nun lachen oder weinen soll.
Fazit: Klarer Fall von Zeitverschwundung. 2 Pünktchen.
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Paul - Ein Alien auf der Flucht
Mit dem englischen Begriff „Nerd“ werden Sonderlinge bezeichnet, die sich extrem für eine bestimmte Sache interessieren und gleichzeitig als wenig sozial kompatibel gelten. Ursprünglich waren damit vor allem Computerfreaks gemeint, heute kann ein „Nerd“ aus allen möglichen Bereichen gerade auch der Popkultur kommen und die Bezeichnung muss nicht einmal unbedingt abwertend gemeint sein. Zwei Figuren, die den „Nerd“-Stempel sogar mit einer Menge Stolz vor sich hertragen, schicken jetzt Simon Pegg und Nick Frost (im Team unter anderem mit „Shaun of the Dead“ erfolgreich) in „Paul - Ein Alien auf der Flucht“ ins Rennen und verkörpern sie auch gleich - damit ist der launige Ton der unterhaltsamen Science-Fiction-Komödie vorprogrammiert.
Graeme Willy (Simon Pegg) und Clive Gollings (Nick Frost) lieben Comics, Superhelden und Aliens. Die Begeisterung geht so weit, dass die beiden Engländer nicht nur den „Comic Con“ in San Diego besuchen, sondern anschließend auch noch mit dem Wohnmobil quer durch die USA fahren, um die Stätten berühmter UFO-Sichtungen von Area 51 bis nach Roswell abzuklappern. Ausgerechnet diesen beiden schrägen Vögeln läuft ein waschechter Außerirdischer über den Weg: Paul, der einst mit seinem UFO auf der Erde abgestürzt ist, in Area 51 gefangen gehalten wurde und jetzt endlich zurück nach Hause will. Natürlich sind ihm die Verfolger schon auf den Fersen.
Paul ist kein Alien zum Knuddeln: Er raucht und trinkt, reißt derbe Witze und ist auch sonst nicht zimperlich - eine Figur mit großem Wiedererkennungswert, die das gut eingespielte Duo Pegg und Frost hervorragend ergänzt. Daneben lebt „Paul“ vor allem von unzähligen Anspielungen auf andere Filme und Bücher, die nicht nur dem „Nerd“ bekannt vorkommen werden, sowie witzigen Nebenfiguren. Auch die meisten Dialoge sind gelungen, vielleicht hätte der britisch-trockene Humor an manchen Stellen noch etwas frecher sein dürfen. Ein Minuspunkt ist die vergleichsweise schleppend inszenierte Handlung, die, wenn gerade keine passenden Sprüche geliefert werden, ein wenig langweilig daherkommt. Insgesamt macht „Paul“ aber Spaß.
Fazit: Lustig mit noch ein bisschen Luft nach oben. 6 oder 7 Sternchen, je nach Laune.
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World Invasion: Battle Los Angeles
Aus reinen Action-Gesichtspunkten wird in „World Invasion: Battle Los Angeles“ das volle Programm aufgefahren: Böse Außerirdische überfallen die Erde, machen dort in scheinbar unbesiegbarer Manier alles platt und werden schließlich in einer glücklichen Wendung doch noch mit viel Getöse besiegt. Viel mehr muss zum Inhalt des Science-Fiction-Kriegsstreifens mit dem sperrigen Titel gar nicht gesagt werden, es wird auch so klar, dass hier hinter jeder Ecke eine ausufernde Schießerei oder wahlweise eine donnernde Explosion warten. Schade ist allerdings, dass diese aufs Minimum simplifizierte Handlung - die an einigen Stellen sogar so etwas wie Spannung produziert - nicht wenigstens mit einem Hauch von Raffinesse in Szene gesetzt wird.
Regisseur Jonathan Liebesman, sonst eher im Horrorgenre unterwegs, streut nirgendwo auch nur ein winziges Augenzwinkern ein, sodass zu befürchten ist, dass er seiner Invasion in voller Ernsthaftigkeit begegnen will: Das tut er mit verwackelten Nahaufnahmen, die sich in ihrer Häufigkeit und Ähnlichkeit schnell abnutzen, und fast widerwillig animierten Aliens, die absolut gesichtslos bleiben. Selbiges gilt auch für die Figuren des Films: Aus der grauen Masse der Soldaten ohne besondere Eigenschaften ragen lediglich Anführer Nantz (Aaron Eckhart) und Elena Santos (Michelle Rodriguez) ein wenig hervor, der Rest ist Kanonenfutter. Die sinnfreien Dialoge, die sich auf Brüllereien im Militärjargon und das übliche Pathos beschränken, ergänzen diese schwache Vorstellung perfekt. Fazit: Der Film macht allen Spaß, die gerne als passive Zuschauer Video-Ballerspiele auf der Großleinwand betrachten. Allen anderen allerdings nicht.
Fazit: Trash, aber wenigstens nicht gar so langweilig wie das oben erwähnte Red Riding Hood, deshalb 3 Punkte.
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Ohne Limit
Die Vorstellung ist natürlich verlockend: Man wird plötzlich zum geistigen Überflieger. Dafür sorgt eine äußerlich unscheinbare Pille, die bislang ungenutzte Bereiche des menschlichen Gehirns aktiviert. Vor allem stellt sie sicher, dass der Betreffende auf sämtliches brachliegendes Wissen zurückgreifen kann, das er bewusst oder unbewusst im Lauf seines Lebens aufgeschnappt hat und das ihm eben nicht immer präsent ist. Dank all dieser Voraussetzungen, so die Prämisse des Films „Ohne Limit“ von Regisseur Neil Burger (nach dem Roman „The Dark Fields“ des irischen Autors Alan Glynn), müsste man seinen - geistig vergleichsweise minderbemittelten - Mitmenschen dann turmhoch überlegen sein.
So ergeht es Eddie Morra (Bradley Cooper), einem verhinderten Schriftsteller, der seit Monaten mit den ersten Worten seines Romans kämpft und den zudem gerade seine Freundin Lindy (Abbie Cornish) verlassen hat. Eddie ist ganz unten, als er zufällig Vernon Gant (Johnny Whitworth), den Bruder seiner Ex-Frau, trifft. Der bietet ihm das angeblich neu entwickelte Medikament NZT-48 an: Eddie nimmt die Pille nach einigem Zögern und überrascht sich selbst grenzenlos mit Wissen, Schlagfertigkeit und Charme. Logischerweise verlangt es ihn nach Nachschub. Vernon wird zwar nur wenig später von Unbekannten umgebracht, Eddie kann sich dennoch seine NZT-Vorräte sichern. Jetzt legt er richtig los und ein kometenhafter Aufstieg beginnt, mit dem Eddie unter anderem zum neuen Wunderkind der Börse wird - bald muss er jedoch feststellen, dass er längst nicht der Einzige ist, der dringend mehr von der Wunder-Droge haben will. Dabei geht es alles andere als zimperlich zu.
„Ohne Limit“ ist ein spannender, stellenweise rasanter Thriller, der auch visuell mit der einen oder anderen interessanten Idee daherkommt. Seine Geschwindigkeit ist aber auch das Problem des Films: Neben Hauptdarsteller Bradley Cooper, der seine Sache sehr gut macht, verblassen alle anderen Mitwirkenden, was nicht unbedingt an ihren Fähigkeiten liegt - ein Robert de Niro beispielsweise wirkt in seiner Nebenrolle des eher dubiosen Geschäftsmanns Carl van Loon schlicht verschenkt. Inhaltlich wird zudem lediglich an der Oberfläche gekratzt, tiefergehende Überlegungen bleiben außen vor. Das führt zwar zu einem wirklich überraschenden Ende, das zunächst so nicht zu erwarten ist. Leider macht sich andererseits der Film jedoch nicht die Mühe, die schon etwas fragwürdige Moral dieser finalen Lösung wenigstens ansatzweise kritisch zu hinterfragen. So bleibt „Ohne Limit“ zweifelsohne unterhaltsam, ernsthafteren Ambitionen, die durchaus denkbar gewesen wären, geht der Streifen aber konsequent aus dem Weg.
Fazit: Eigentlich ein guter Film, der leider einige Möglichkeiten verschenkt, ein richtig guter Film zu werden. 6 Sternchen.
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Sucker Punch lasse ich mal außen vor, da ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das nun ein phantastischer Film ist oder nicht.)
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Der letzte Tempelritter
Was für ein alberner Film „Der letzte Tempelritter“ ist, macht schon die lächerliche Auftaktszene mehr als deutlich: Da werden im finstersten Mittelalter drei Hexen zum Tode verurteilt und auch gleich hingerichtet. Noch während der Priester aber hinterher seine diversen Formeln spricht, um das Böse auch wirklich endgültig zu vertreiben, wird eine der Damen gleich schon wieder lebendig. Der deutsche Titel verfälscht, um was es wirklich geht: Lässt er noch an einen handelsüblichen (Kreuz-)Ritterfilm denken, veranschaulicht der Originaltitel „Season of the Witch“ („Die Zeit der Hexe“) weitaus besser, dass hier auch mit übernatürlichen Elementen zu rechnen ist. Diese werden dem Zuschauer jedoch leider mehr schlecht als recht präsentiert, sodass „Der letzte Tempelritter“ auch als Fantasy-Abenteuer nicht funktioniert.
Wir schreiben das 14. Jahrhundert: Die Ritter Behmen (Nicolas Cage) und Felson (Ron Perlman) kehren den Kreuzzügen den Rücken, weil ihnen nach vielen blutigen Schlachten urplötzlich Grausamkeit und Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst werden. Europa wird gerade von der Pest heimgesucht, Behmen und Felson werden als Deserteure erkannt und in den Kerker gesteckt. Kardinal D†™Ambroise (Christopher Lee), deutlich von der Pest gezeichnet, bietet ihnen die Freiheit an, wenn sie in seinem Auftrag eine Mission erfüllen: Sie sollen eine als Hexe identifizierte junge Frau (Claire Foy) in ein abgelegenes Kloster bringen - die Mönche, so hofft der Kardinal, werden mit dem sogenannten „Schlüssel Salomons“, einem geheimnisvollen Ritual, dann den Pestfluch bannen können. Mit einigen Begleitern machen sich die Ritter auf die gefährliche Reise. Behmen ist unterwegs hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Unschuld der Frau zu beweisen, und den zahlreichen Indizien, die darauf hindeuten, dass es sich bei ihr tatsächlich um eine Hexe handeln könnte.
Regisseur Dominic Sena („Passwort: Swordfish“) beweist kein sonderlich glückliches Händchen: Von den farblosen Charakteren einmal abgesehen, die sich zuhauf in seinem Film tummeln, weiß auch die Handlung nicht ansatzweise zu überzeugen. Am Anfang gibt†™s jede Menge unübersichtlicher Schlachtengetümmel, später reiht sich dann ein Klischee der klassischen Queste ans andere, nicht einmal das Überqueren einer maroden Holzbrücke über eine tiefe Schlucht wird ausgespart. Bieder gefilmt, ist auch die optische Seite nur wenig prickelnd, dazu kommt ein unangenehm pathetischer Tonfall, der zum Ende hin immer schwülstiger wird. Alles in allem entpuppt sich „Der letzte Tempelritter“ als ziemlich überflüssiger Film.
Fazit: Alles gesagt, 2 Punkte.
Bearbeitet von Armin, 11 Mai 2011 - 20:32.