Leseliste 09-10/21, wenig, aber relevant
Ina Elbracht DUNE Asimov FOUNDATION Frank Herbert
Adam Hülseweh: „Das Vexyr von Vettseiffen“
Ein Beitrag der Buch-Reihe aus dem Blitz-Verlag „H.P. Lovecrafts Schriften des Grauens“. Inzwischen bin ich nicht mehr so der Fan der doch sehr sich ähnelnden HPL-Hommagen. Aber das Buch musste dann doch sein! Hinter dem Autoren-Pseudonym verbirgt sich die Autorin Ina Elbracht - und ich sage mal einfach: Von ihr kann man alles lesen!
Die Story spielt in den 60er Jahren in der Bunderepublik. Der titelgebende Ort ist da sicher fiktiv - hoffe ich zumindest! Der Roman beginnt aber mit recht lebendig wirkenden, realistischen Beschreibungen der Lebensumstände dieser Zeit. Am Ende sind wir dann aber in einer der Buchreihe adäquaten, kultigen, dem kosmischen Grauen verpflichteten Verschwörungs-Story mit ungewissem Ausgang. Also, es gibt ein richtiges Ende, aber wie das zu bewerten ist, ist Ansichtssache - im wahrsten Sinne des Wortes: Das Vexierbild ist ja so eines, das man von zwei Seiten betrachten kann†¦
Auf den 200 Seiten wird sehr viel erzählt, es wird keine Sekunde langatmig. Mir kam es sogar vor, also würden erst einmal zu viele Baustellen eröffnet, aber alles wird zu einem runden und befriedigenden Ende geführt.
Und man darf sich wieder an der bezaubernden Sprache der Autorin erfreuen. Insgesamt: Ein Lektüre-Fest! - Okay, genug gelobhudelt. Mehr gibt es dann in einem der nächsten NEUEN STERNE.
10 / 10 Punkte
Marc-Uwe Kling: „Qualityland“
†¦natürlich als Hörbuch, gelesen von IHM.
Hach, na ja, ich bin ja vielleicht ein total humorloser Mensch. Andererseits kann ich auch nicht behaupten, das Teil hätte mir gar nicht gefallen. Also: Ja, ist lustig, ja, greift so aktuelle politische, gesellschaftliche Probleme gekonnt und anschaulich umgesetzt auf. Aber am Ende sind die Witze und Späße aus meiner bescheidenen Sicht eher so Schenkelklopfer-mäßig.
„Lösungen“ der angesprochenen Probleme kann das Stück / der Autor auch nicht anbieten. Sowohl was diese Konsum-Sache, als auch die KI-Geschichte anbelangt. Das wäre ja vielleicht auch zu viel verlangt und unrealistisch. - Und vielleicht auch einer möglichen - inzwischen realisierten - Fortsetzung hinderlich.
Ich habe gern zugehört, selbst gelesen hätte ich sicher vorher abgebrochen, da ich das „Prinzip“ dann schon irgendwann verstanden habe und mir die Spannungselemente zu mager erschienen.
Eine Diskussion darüber, ob das nun SF sei oder nicht, halte ich für völlig verfehlt. Wird das wirklich irgendwo echt diskutiert? Na klar, das ist SF!
7 / 10 Punkte
Isaak Asimov: Die klassische FOUNDATION-Trilogie
„Foundation“ (Der Tausendjahresplan) - 6 / 10 Punkte
„Foundation und Imperium“ (Der galaktische General) - 8 / 10 Punkte
„Zweite Foundation“ (Alle Wege führen nach Trantor) - 8 / 10 Punkte
Kurz vor dem DUNE-Fieber mit der Lektüre begonnen, aber vor allem kurz vor Beginn der Ausstrahlung der (Apple-) TV-Serie der Foundation-Verfilmung habe ich es doch endlich geschafft. Der dicke, weiße Heyne-Hardcover-Band liegt geschlagene 20 Jahre auf meinem SUB.
Und dann: Ich war - erstaunt. Irgendwie hatte ich mit dieser Antiquiertheit nicht gerechnet. Ich befürchte, FOUNDATION ist nicht gut gealtert. Nach der Lektüre weiß ich auch nicht, warum dieses Werk als so wegweisend für die SF angesehen wird. Wie das in der modernen TV-Film-Adaption wohl rüber kommt? Bin sehr gespannt!
Das Werk ist aber auch schon alt; es stammt aus den 50er Jahren. Kurz vorher hatten wir in den USA noch die SF in der Ausprägung von Hugo Gernsback. Eigentlich sollte mich nicht verwundern, dass Asimov eben auch nur ein Kind seiner Zeit war, in der die Space Opera durch Flash Gordon, Buck Rogers, Lensmen, Captain Future etc. geprägt wurde.
Doch irgendwie hatte ich erwartet, dass Asimov sich beim Ausmalen seines galaktischen Imperiums, mit einem Kaiser an der Spitze, mehr Mühe gegeben hätte. Ja, ja, immer diese Erwartungshaltungen†¦
So ein Riesenreich, mit 20 Milliarden Welten - und dann bleibt der Fokus auf ein paar Menschen, deren Intrigen und trickreichen Überlegungen und Manipulationen im Mittelpunkt stehen, die dieses Riesenreich allein bestimmen.
Eine Gesellschaftsordnung, die sich einfach am Mittelalter orientiert, ich weiß nicht†¦ So wie hier dargestellt hat es mich nicht überzeugt. Da ist ja Star Wars raffinierter und wirkt realistischer.
Aber vielleicht kann man Foundation als Entwicklungsstufe aus der Pulp-Space-Opera-Ära eines Edmond Hamilton zur ausgefeilten Welt des Wüstenplaneten Herberts ansehen? DUNE ist aus meiner Sicht deutlich reifer, auch wenn wir da auch wieder im Feudalismus gelandet sind, inklusive Kaiser etc.
Insgesamt drängt sich ein Vergleich zw. Foundation und Dune auf: Der zeitliche Rahmen, das Gesellschaftssystem, die Riesenhaftigkeit. Revolten peripherer feudaler Machthaber gegen die imperiale Zentralgewalt. Intergalaktische Raumflüge sind möglich - werden aber kaum oder gar nicht „erklärt“. Bei Asimov stieß mir auf, dass im Rahmen des Verfalls des Imperiums die Welten auf eine Vor-Atomkraft-Energiewirtschaft zurückfielen, was aber den interstellaren, superschnelle Linienverkehr nicht wirklich beeinträchtigte. Auch wenn die Raumschiffe oftmals aus alten Zeiten stammten und deren Besatzungen kaum noch wussten, wie die funktionieren.
Den Zerfall insgesamt hätte ich mir auch dramatischer vorgestellt, aber ja, diese Erwartungen†¦
Noch mal zum Vergleich Foundation-Dune: Da ist das mit der Religion. Finde ich auch interessant, in beiden Fällen dient die Religion ja dazu, Gedanken, Ideen etc. zu bewahren und ritualisiert weiterzugeben.
Und irgendwie erschien es mir dann auch so, dass das, was auf Dune das Spice ist, für die Foundation-Welt die Atomkraft darstellt - ein mysteriöses Etwas, was absolut wichtig ist für das Funktionieren der jeweiligen Welt. Aber das sind nur so Gedanken am Rande.
Wirklich gefallen haben mir in FOUNDATION nur zwei Teile: Jeweils der zweite Teil des 2. und 3. Romans, also: „Das Maultier“ und „Die Suche der Foundation“. Da konnten mich Plot, Figuren, die Auflösung (im letzten Teil allerdings dann schon wieder sehr gewollt und übertrieben) überzeugen und fesseln. Wobei in beiden Teil-Erzählungen von Asimov die Lösung (also, die Antwort auf die Frage, wer ist die geheimnisvolle Kraft/Person) dramaturgisch ja sehr ähnlich behandelt wurde. Das war dann am Ende auch nicht sonderlich originell.
Die Grundidee der Foundation ist natürlich faszinierend, wurde aber für meine Begriffe echt nur behauptet. Auch wenn es ein mathematisch begründetes Modell zur „Berechnung“ historischer Entwicklungen größerer Menschengruppen sein soll, so hat sich der Autor ja absolut nur auf das Handeln von wenigen Einzelpersonen fokussiert; deren Tun war maßgeblich und ausschlaggebend - wobei ich mich echt frage, ob sich so eine Revolte auf Trantor, Terminus oder Kalgan wirklich auf alle 20 Milliarden Welten in der Galaxis bemerkbar machen würden.
Frank Herbert: „Der Wüstenplanet“
Es erwartet jetzt aber sicher niemand eine Rezension zu diesem Buch hier? Oder? DAS würde ich mich gar nicht trauen.
Als ich es das erste Mal genoss, hat es mir gar nicht sooo gut gemundet. Damals (noch gar nicht sooo lange her) hörte ich die Hörbuchfassung in der alten Übersetzung. „Damals“ - war erst vor einem Jahr, kam mir länger vor†¦ siehe hier.
Aber es ist wohl viel passiert, denn heute sehe ich das Werk ganz anders! Wie konnte ich da nur von Längen schreiben, die mich beim richtigen Lesen dazu verleitet hätten, abzubrechen?
Na ja, es ist „Dune“ von Denis Villeneuve passiert. Der Film sitzt mir in den Gliedern, bin immer noch fasziniert und begeistert. Habe ihn bisher nur 2-mal gesehen und möchte am liebsten gleich wieder ins Kino. Ja, da ist was passiert - offensichtlich mit mir.
Diese Begeisterung teile ich ja mit vielen, mit anderen nicht. Auf jeden Fall hat mir die langsame, action-arme Inszenierung des Films über allen Maßen gefallen. Die Spannung kam da wohl aus einer anderen Ecke. Und genau das wollte ich mit einer erneuten - „echten“ - Lektüre jetzt doch nachvollziehen.
Dazu griff ich zur neuen Übersetzung von Jakob Schmidt. (1) Und? Na, keine der gut 750 Seiten war mir langweilig!
Okay, das Ende fiel meiner Meinung nach ab, aber es ist ja nicht das Ende - und nun müsste ich weiterlesen. Ob ich das mache? Weiß noch nicht.
Nüchtern betrachtet erscheint mir nach wie vor die Idee, dass wir - die Menschheit - in ferner Zukunft wieder in mittelalterliche Gesellschaftsstrukturen zurückfallen, die sich dann sogar galaxisweit ausdehnen, unglaubwürdig. Auch diese überzogene Grausamkeit, mit denen die feudalen Herrscher ihre Macht ausüben: Sowas eignet sich wohl eher nicht für ein stabiles Regime, das Jahrtausende (sic!) funktionieren soll. (2)
Aber Herbert hat es doch (auch bei mir) geschafft, mich davon zu überzeugen, dass seine Welt, sein Kosmos stimmig ist. Die Figuren wuchsen mir ans Herz, sie blieben mir nicht einerlei.
Und und und†¦es gibt so viele gute Gründe, DUNE zu mögen - und beim Lesen hatte ich immer diese großartigen Bilder aus dem Film vor Augen. Möglicherweise machte das sehr viel aus bei der Lektüre. Ist halt ein subjektiver Eindruck, aber ich habe es genossen, daher satte†¦
11 / 10 Punkte
(1) Jakob Schmidt? Da war doch was... aber ja, eines meiner Lieblingsbücher. Siehe hier. Leider schreibt er - für meinen Geschmack - irgendwie zu wenig...
(2) †¦ oder doch? Auch Foundation von Asimov geht davon aus. Und wenn man in die menschliche Geschichte schaut, so haben autoritäre Regime durchaus lange Bestand gehabt. Allerdings eher nicht in der Moderne. Warum nun SF-Autoren, die uns von der Zukunft erzählen, von Fortschritt auf so vielen Ebenen, uns ein Feudalsystem vorsetzen, wäre sicher mal eine Extra-Untersuchung wert.
Da hat sich jemand ja verdunenisiert