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Thomas Hofmanns Phantastische Ansichten



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Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 17 September 2023 · 797 Aufrufe

Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.

Eine gute Alternative
Carolin Gmyrek zu Gast beim Freundeskreis Science Fiction Leipzig e.V.
Am 14.09.2023, Literaturhaus Leipzig

 

Es fing damit an, dass der eigentliche Gast krank wurde. Aber die Leipziger reagierten schnell und fanden jemand anderes für den Termin. Insofern: Großen Dank an die Leipziger SF-Freunde und natürlich an Carolin Gmyrek!
Vor dem Hintergrund war es natürlich mal wieder etwas traurig, dass doch recht wenige Leutchen den Weg an diesem Donnerstagabend ins Literaturhaus fanden. Aber was soll’s? Mir hat es sehr gut gefallen; da haben die anderen halt was verpasst.
Als Hinweis auf das Durchschnittsalter des Auditoriums sei der Spruch der Autorin zitiert, die von ihren Einflüssen, u.a. in ihrer Kindheit sprach und Audiokassetten erwähnte: „Ich glaube, ich muss hier nicht erklären, was Kassetten sind.“
Das Thema lautete:
„Die Apokalypse als Neustart der Gesellschaft“
Ein dystopischer Vortrag? Eine Prepper-Veranstaltung? Nein, nein, es ging um Zombies in Deutschland. Carolin gehört zur Autorinnengarde, die die Zombie-Zone Germany mit Geschichten bestückt.
Selbst bin ich da überhaupt nicht auf dem Laufenden, und um es ehrlich zu sagen, mich hat das Überangebot an Zombies inzwischen auch abgehängt und lässt mich kalt. So ähnlich wie einst die Vampire. Daher wusste ich gar nicht, wie viele Bücher es z.B. um dieses Projekt Zombie-Zone Germany schon gibt. Es ist ein Spielsystem und ein Reigen von Anthologien und Novellen-Ausgaben.
Carolin las ihren Beitrag aus einer Anthologie. Und das kann sie sehr gut – ist ja auch nicht selbstverständlich, dass Autorinnen ihre Texte auch mit Verve und nicht stockend etc. vortragen können. Sie kann das!
Die Story selbst hat mich jetzt nicht vom Stuhl gehauen, Zombies halt, und wie die Menschen mit der Situation fertig werden. Das Besondere an diesem Geschichtenreigen ist, dass sie in Deutschland spielen und viel Lokalkolorit mitbringen.
Ihr Einstieg in diese Zombiewelt fand so 2012 statt. Damals begann die Planung an der Anthologie. Interessant, dass man damals die Handlung leicht in die Zukunft ansetze. Ein Virus würde Deutschland heimsuchen – im Mai 2020. Ja, so kann’s gehen…
Die Moderation übernahm Manfred Orlowski vom FKSFL und er machte das sehr gut, vor allem vor dem Hintergrund der sehr kurzen Vorbereitungszeit. Hut ab!
So, genug gelobt. Was zu meckern? Na ja, zum eigentlichen Thema hätte ich mir mehr versprochen. Welche neuen Gesellschaftskonzepte ließen sich denn nach so einer Apokalypse denken? Vor allem andere als sie in so vielen Zombie-Welten geboten werden und die meistens durch Diktatoren und Militär dominiert werden?




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Matthias Senkel zu Gast beim FKSFL e.V.

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 16 Juli 2023 · 1.013 Aufrufe
Matthias Senkel, FKSFL

Matthias Senkel zu Gast beim FKSFL e.V.
Am 29. Juni 2023
Im Literaturhaus Leipzig

 

Den Bericht hierzu müsste jemand anderes schreiben, denn ich war ja involviert, habe das Gespräch mit dem Autor geführt. Hier auch der Fotobeweis:
Links: Matthias Senkel / daneben: ich

 

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Wenn man mich fragt: Ja, war schön. Interessant und aufschlussreich. Wer die Bücher von Matthias Senkel kennt, kann vielleicht nachvollziehen, dass ich doch einige Fragen hatte. Alle konnte ich gar nicht loswerden. Dazu reichte die Zeit dann nicht. Dafür hat der Autor ausführlich Auskunft gegeben, wofür ich als Moderator sehr dankbar war.
Also, das wäre ja jetzt unpassend, wenn ich die Veranstaltung hier einschätze etc. Da setze ich jetzt hier lieber meinen Leselisten-Eintrag zu DUNKLE ZAHLEN von M. Senkel rein. Wer mehr über ihn aus meiner Sicht erfahren will, den muss ich mal wieder auf unseren NEUEN STERN verweisen. Auskünfte dazu gebe ich gern. Die anderen Einträge kann man hier finden - klick.

 

„Dunkle Zahlen“
In Vorbereitung des Treffen beim FKSFL Ende Juni habe ich nun auch den Großen Roman des Autors gelesen. Auch wieder schwierig zu lesen, da ein Lesen der Reihe nach, also von vorn bis hinten und von Kapitel zu Kapitel nicht funktioniert. D.h., kann man machen, aber das erhöht nicht die Durchsicht. Doch vorn ist ein Inhaltsverzeichnis, aus dem geht hervor, in welcher Reihenfolge man lesen sollte – oder könnte. Allerdings mit Abzweigungen. Wen das an einen Computerprogramm-Schaltplan erinnert, der ist schon mal auf dem richtigen Weg. Denn genau darum geht es, um die Entwicklung der EDV, der Computertechnik. Und zwar die des Ostens, der UdSSR. Von ersten Rechenmaschinen, über die Kybernetik, bis hin zu TETRIS, das ja aus Russland kommt – und darüber hinaus.
Selbst habe ich kein wirkliches Detailwissen zur Entwicklung der Computertechnologie der UdSSR, aber ich denke schon, dass der Autor hier vom wahren Realitätspfad ablenkt und uns eine alternative Geschichtsschreibung auftischt. Oder hat jemand schon mal was von einer Moskauer Programmierer-Spartakiade gehört? Ich nicht, was aber nichts zu bedeuten hat.
Ein faszinierender, sehr vielschichtiger Roman, mit vielen Handlungssträngen und Protagonisten. Und wieder Verzweigungen zu seinen anderen Werken, so taucht die Insel Warenz auf und der russische Dichter Teterewkin kommt auch vor, sogar recht exponiert. Ein Meisterwerk? Ich muss ihn am 29. Juni fragen (oder werde ihn gefragt haben).
10 / 10 Punkte




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Es wird mal wieder Zeit…

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 10 Juni 2023 · 757 Aufrufe
Helmut Krausser

…Helmut Krausser zu lesen!

 

Ein paar Gedanken nach der Lesung von
Helmut Krausser im Literaturhaus Leipzig am 7.Juni 2023

 

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Ich bin Krausser-Fan! Allerdings ist mein Fandom abgestumpft. Leider scheint das vielen anderen Krausser-Fans auch so zu gehen. Einst, so erinnere ich mich, hat der Literatur-Pop-Star Helmut Krausser echt Säle gefüllt. Ich erinnere mich an meine erste Krausser-Lesung in Leipzig. Ich war recht früh da, hatte einen guten Platz ergattert und staunte nicht schlecht, wie sich der in meiner Erinnerung recht große Raum dann füllte. Am Ende hatten nicht mal alle Leute einen Sitzplatz. Und auch eine nächste Lesung, zu einer Leipziger Buchmesse – wieder voller Saal (da erschien ich bewusst frühzeitig, weil ich mir schon dachte, es wird voll). Das war zu „UC“-Zeiten. Ich denke, das war sein Höhepunkt? Und wie es aussieht, sieht er es selbst auch so. Auf die Frage, welches von seinen Werken er selbst als das beste, bedeutendste ansieht, meinte er „UC“. Natürlich wird von den frühen Fans (von mir auch) „Melodien“ genannt. Dazu meinte er aber, dass er den Roman damals recht schnell abschloss und an den Verlag gab, weil er das Honorar dringend benötigte. Erst Jahre später konnte er den Roman so vollenden, wie er es sich vorgestellt hatte – und ich muss mir jetzt also den Author’s Cut besorgen und das Buch in vollendeter Form noch einmal lesen. Ja, muss ich, mach ich!
Diesmal kamen kaum 20 Leutchen zur Lesung ins Literaturcafé im Literaturhaus Leipzig. Heute 20, damals locker 200 würde ich mal behaupten. Leider habe ich keine Tagebuchnotizen dazu angefertigt. Warum eigentlich nicht? *
Das neue Buch – „Wann das mit Jeanne begann“ – könnte ein würdiger „Melodien“-Nachfolger werden. Thematisch schlägt es wieder eine großen, metaphysischen Bogen, ist historische Erzählung, besitzt eindeutig phantastische Elemente (wer wird schon Jahrhunderte alt?), widmet sich interessanten historischen Persönlichkeiten, die zum Teil sehr populär sind = Jeanne d’Arc, zum Teil komplett von der Geschichtsschreibung in die Fußnoten verbannt wurden = Jeanne de Belleville, eine Korsarin, die der französischen Krone recht lang erfolgreich die Stirn bot, um ihren Ehemann zu rächen. Glaube ich gern, dass sie überaus interessant ist, nachdem der Autor ein wenig über sie erzählte. Mich hat er absolut neugierig auf den Roman gemacht, der schon bereit liegt, und bald gelesen wird.
Der Autor wundert sich, dass ihn das Feuilleton quasi vergessen hat. Er war ein Popstar (das sagt er nicht selbst von sich, aber ich kann ihn nicht anders nennen = ein Literatur-Popstar, aber nicht zu verwechseln mit den Pop-Literatur-Stars; dazu zählt er nicht).
Übrigens ist es eine Wonne, ihm beim Lesen zuzuschauen (und natürlich auch zuzuhören), er liest gestenreich. Er hatte allerdings mit einer Erkältung zu kämpfen und brachte seine Papiertaschentücher so ganz nebenbei zum Tanzen. Am Ende verneigte er sich vor dem Publikum dankend, wie ein Schauspieler am Ende seiner Vorstellung.
Vielleicht hat er es sich bei den Kritikern mit seinen Texten in „Deutschlandreise“ verdorben?, meint er. Das Buch gehört zu denen, die ich nicht mehr mochte. Vielleicht sollte ich es doch noch mal hervorkramen, denn darin kritisiert er die Kritiker. Die haben ihm das übel genommen?
Ich möchte nicht glauben, dass „mein Star“ erloschen ist. Für mich persönlich ist das nicht wirklich ein Problem, denn ich werde auf jeden Fall seine Romane, die ich gern las, noch einmal lesen: „Thanatos“, „Fette Welt“, „Die wilden Hunde von Pompeji“, natürlich „Melodien“ (in der „richtigen“ Fassung!) und dessen Quasi-Fortsetzung „Alles wird gut“. Jetzt widmet er sich mehr der Musik. Na, auch gut. Aber ich muss gestehen, das ich doch mehr auf neue Literatur des Meisters erpicht bin; da wird mein Interesse, meine Neugier auf Neues von ihm, nicht so schnell erlahmen.

 

„Wann das mit…“ ist übrigens KEIN Vampirroman, auch wenn der Moderator das meinte. Dem widersprach der Autor vehement. Aber was sind das für Leute, die das Blut von jungen Leuten in einem Ritus (auf dem Ararat?) zapfen und trinken wollen? Und die zumindest sehr lange leben, länger als Methusalem? Nein, kein Vampire, niemals!

 

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Habe übrigens für das SOLAR-X recht oft Krausser-Romane besprochen; war mir gar nicht mehr so bewusst. Mal sehen, vielleicht stelle ich die Rezis hier Stück um Stück ein. Kann ja nicht schaden, oder?

 

*) Stimmt gar nicht. Ich hatte zwar nichts in meinem Tagebüchern gefunden, aber dafür einen Bericht über meine erste Krausser-Lesung im SOLAR-X 137. Ich stell die mal als Kommentar hier mit ein. (BTW: Für mich interessant, was mir aktiv in Erinnerung bleib und wie es sich tatsächlich zugetragen hatte.)




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Preußenpunk-Erfinder Sascha Macht zu Gast...

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei..., Phantastisches Halle & Le... 14 Mai 2023 · 584 Aufrufe
Sascha Macht

Sascha Macht zu Gast im FKSFL e.V. am 11. Mai 2023
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Das war meine 2. Lesung mit Sascha Macht! Das erste Mal erlebte ich ihn zur LBM2017, gelesen hatte er damals in einem Brillenladen. So wir der Lesungsort anmutete, war mir auch die Lesung in Erinnerung geblieben – schon was sehr Gediegenes, aber für mich blieben es surrealistische, unwirkliche Eindrücke, die mich dann nicht so packten und nicht ermunterten, mich näher mit dem Werk des Autors auseinander zu setzen.
Das sollte sich mit der neuerlichen Lesung eventuell ändern!
Moderiert hat übrigens FKSFL-Mitglied Sabine Seyfarth; und sie hat das sehr gut gemacht, auch wenn sie durchblicken ließ, dass ihr das aktuelle Buch des Autors auch einiges Kopfzerbrechen verursacht hat. Ja, kann ich nachvollziehen.
Die Lesung war quasi zweigeteilt. Im ersten Teil sprachen sie über seinen Roman „Spyderling“, in dem es um die Selbstfindung des Protagonisten im Rahmen einer Spielerentwickler-Künstler-Szene geht. Wahrscheinlich geht es aber um noch sehr viel mehr. Schon die gelesenen Stücke machen den Eindruck eines sehr, sehr vielschichtigen Romans, den man kaum mit wenigen Worten fassen kann.
Sabine hat natürlich nach dem Buch gefragt, warum geschrieben, was war sein Anliegen. Der Autor griff die Frage dankbar auf, erzählte sehr viel und ausführlich. Anlass war wohl der Gedanke, das Medium „Spiel“ (Computer-, oder wie hier eher Brettspiel) den Status einer „echten Kunst“, eines bitte wahrzunehmenden Kulturbestandteils zu verleihen. Die Spieler-„Szene“ wird dann wohl auch sehr Bohème-like geschildert. Bei seinen Recherchen (hat selbst sich exzessiv mit Brettspielen beschäftigt und eine Spielesammlung angehäuft, die die leidenschaftliche Spielerin Sabine deutlich beeindruckte) stieß er aber auf den Umstand, dass Spieleentwickler eher an Mathematik und vielleicht noch ein Grafik interessiert sind, weniger an den Geschichten, die ihre Werke erzählen. – Als Nicht-Spieler kann ich dazu weniger sagen.
Wobei ich ja sehe, dass Rollenspiele durchaus lange Handlungsfäden aufweisen – die aber – man möge mir meine Unkenntnis verzeihen – mir doch sehr stereotyp und schematisch erscheinen.
Dann der zweite Teil der Lesung:
Da erzählten Autor und Moderatorin über das Projekt, an dem Sascha Macht aktuell sitzt. Er las auch einen Teil, was halt auch schon fertig ist. Und was soll ich sagen? DAS Fand ich dann wirklich interessant! – Wobei der Autor auch einräumte, dass er noch nicht weiß, was alles in dem Buch vorkommen wird – ob er z.B. den „Preußen-Punk“-SF-Roman, den der eine Protagonist (der zufällig genau so heißt wie der Autor) während seiner Reise auf die Färöer-Inseln, die er zusammen mit seinem Freund, dem ungarischen Dichter Nemes (den es auch gibt – man schaue mal gern nach „Puschkins Brüste“!) unternimmt, auch ins Buch so einfügen kann. Er sei eben kein Genre-Autor und habe da Bedenken, ob ihn das nicht überfordert.
Ach, lieber Sascha Macht, ich bitte Sie inständig: Schreiben Sie den Roman so, wie Sie ihn uns gerade vorgestellt haben!
Ein paar Parameter des Plans kann man auch auf dem Infoblatt 156 nachlesen und ich darf mal draus zitieren?

 

„Ø – ein opulenter Bericht über die Reise zweier absonderlicher, miteinander befreundeter Schriftsteller auf die Färöer-Inseln: Der eine schlägt sich mit seinem unfertigen Science-Fiction-Manuskript herum, mit dem er das literarische Genre des „Preußenpunk“ begründen will; der andere dichtet höllische Visionen über den Ursprung und den Untergang des ungarischen Volkes. Der eine hadert mit seinem Körper, seinen Gedanken und seiner Kunst; der andere hört zu, beobachtet, wartet ab. Entscheidet sich hier vielleicht die Zukunft Europas und der Literatur? Auf jeden Fall beginnt in der eisigen Kargheit der nordatlantischen Inseln schon bald die Zeit der traditionsreichen, aber blutigen Grindwaljagd …“

 

Die Veranstaltung war übrigens sehr gut besucht; das Lese-Café im Literaturhaus Leipzig (Haus des Buches) war leidlich gefüllt. Das hat mich natürlich auch sehr gefreut, denn die „Leipziger“ brauchen Zuspruch, finde ich – bei all den langjährigen Bemühungen um die phantastische Kultur.




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Herr Frenschkowski und die Zauberbücher

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 19 November 2022 · 622 Aufrufe

Herr Frenschkowski und die Zauberbücher

(Foto von mir; links Marco Frenschkowski, rechts im Bild Elmar Schenkel)
Da hab ich doch am 3.11.22 glatt die Veranstaltung des Freundeskreis SF Leipzig e.V. verpasst, in der Ellen Norten und Michael Siefener des leider viel zu früh verstorbenen Hubert Katzmarz gedachten. Leider, leider, aber wenn der Rücken… ach, will mal hier nicht rumjammern.
Leidlich besser ging es mir dann am 14. November und da trat doch auch in Leipzig tatsächlich ein „alter Kumpel“ von Michael Siefener, nämlich Marco Frenschkowski, auf. Er ist ja Beschäftigter der Universität in Leipzig, Universitätsprofessor am Instituts für Neutestamentliche Wissenschaft. Aber er ist auch sehr interessiert an phantastischen Themen. Gut und schön, wenn er Beruf und Hobby in Einklang bringen kann. Ich denke, der Vertrag, den er hielt, passt genau in dieses Spannungsfeld.

 

Zauberbücher zwischen Realität und Imagination. In der Universitätsbibliothek Leipzig.

 

Veranstalter war der Arbeitskreis Vergleichende Mythologie, Leipzig. Die Vorstellung des Referenten übernahm dessen Leiter, Herr Elmar Schenkel und die Einleitung Prof. Thomas Fuchs (Leiter des Bereiches Sondersammlungen und Digitalisierung der Universitätsbibliothek Leipzig).
Herr Frenschkowski war voll in seinem Element! Auch wenn ich jetzt kaum wiedergeben kann, was er alles erzählt hat - zu sehr schwirrt mir der Kopf vor all den Informationen, Eindrücken - so bleibt mir der Esprit und der Eifer, mit dem er referierte, wohl noch lange im Gedächtnis.
Zuerst hat er erzählt, dass er gerade mit einem ZDF-Drehteam in Rom war. Dort hat man den Brunnen der Anna Perenna ausgegraben. Wer das ist? Wusste ich nicht: Eine kleine römische Göttin. Und an diesem Ort fand man alle möglichen „magischen Objekte“, die er sich ansehen und kommentieren sollte, inklusive eines Hexenkessels.
Das war ein guter Ausgangspunkt für seinen Vortrag, denn die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hexen stehen wohl in einer Ahnenreihe mit antiken Göttinnen. Ich habe dabei gelernt, dass „Hexen“ in der Antike eher die Opfer waren, Frauen, die sich dem bösen Zauber von Magiern erwehren mussten, und dies mit Erfolg taten. Also, sie waren die Guten; die moralische Verdrehung kam dann erst im Mittelalter.
Im Zentrum des Vortrags stand natürlich die Sammlung magischer Texte, die sich in der Universitätsbibliothek Leipzig befindet. 2019/20 hatte er auch eine Ausstellung der Leipziger Codices magici kuratiert, der größten zusammenhängenden Zauberbuchsammlung in einer öffentlichen Bibliothek weltweit. Hab ich leider verpasst…
Die Sammlung von 140 magischen Handschriften kamen in Leipzig 1710 in quasi öffentliche Hand und wurde 1962 der Universitätsbibliothek Leipzig übergeben. An deren Sichtung, Erforschung etc. wird noch gearbeitet.




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Alles könnte gut werden! (2019; ergänzt 2022)

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 21 Oktober 2022 · 2.123 Aufrufe
Daniel Weißbrodt, BGE
Alles könnte gut werden! (2019; ergänzt 2022)

Endlich war Daniel Weißbrodt auch beim Freundeskreis SF Leipzig – immerhin ist er ja Leipziger!
Ich habe mich gefreut. Auch wenn es wie 2019 schon erlebt, noch einmal um sein Zukunfts-Sachbuch um das Thema BGE herum, ging.
Daher hole ich jetzt meinen alten Eintrag einfach noch mal aus der Versenkung hoch.

 

Also, am 20.10.22, Haus des Buches, Leipzig, Veranstaltung des FKSFL e.V., moderiert von Stefan Pannor. Der Autor hatte teilweise schon Schwierigkeiten, sich an alle Einzelheiten aus seinem Buch zu erinnern, da es ja schon mittlerweile Jahre zurückliegt, dass er damit durch die Lande tingelte, es vorstellte, darüber diskutierte. Jetzt arbeitet er bereits an einem anderen Buch, das aber dann doch „strenger“ historisch-konkret ist. Ein „echtes“ Sachbuch, kein fiktives, wie das hier.
Inhaltlich brauch ich gar nichts hinzufügen. Interessant war höchstens, dass ja jetzt bereits das Jahr 2022 heran ist, was ja zum Zeitpunkt des Erscheinen des Buches noch Zukunft war. Insofern könnte er sich daran messen lassen, was er damals „prophezeite“ und was davon eingetroffen ist. Natürlich klappt das so nicht, aber dennoch war seine Prognose gar nicht so falsch – erschreckender Weise…
Eine dufte Veranstaltung war das wieder. Und hier, was ich damals schrieb:

 

Daniel Weißbrodt las im Literaturhaus Halle, 11.09.2019
Sein Buch heißt: „Kurzer Abriss der deutschen Geschichte 2022-2050. Wie das bedingungslose Grundeinkommen unser Leben und unsere Gesellschaft verändert hat“ und erschien 2018 im Engelsdorfer Verlag, Leipzig. Der Titel sagt ja schon fast alles.
Doch was ist das eigentlich für ein Buch? Ein Roman, oder ein Sachbuch? Da der Autor sich nicht als Prophet und im Besitz einer zukunftsschauenden Glaskugel wähnt, ist es fiction. An anderer Stelle, so führte er eingangs aus, wurde das Buch als „Sachbuch“ einsortiert. Das muss nicht unbedingt zum Nachteil für den Autor sein, aber ist es richtig? Nun, nachdem er einige Passagen zu Gehör brachte, kann ich sagen, dass „Roman“ im Grunde auch falsch wäre. Es ist wie ein Sachbuch geschrieben, wie eine historische Abhandlung. Es besitzt, so weit ich das nach den gehörten Passagen einschätzen kann, keine originäre Romanhandlung. Aber natürlich ist es reinweg erfunden, Science Fiction. Leider, möchte ich hinzufügen, oder vielleicht: noch? Aber es könnte ja so werden, wie er es beschreibt! Ich bitte drum!
Der Start in die utopische Gesellschaft vollzieht sich über die Dystopie. Auch: leider. Soziale Verhältnisse, wie sie sich aber heute bereits abzeichnen, spitzen sich zu. Dummerweise ist im dystopischen Teil auch ein Vorfall in einem französischen Atomkraftwerk dabei - das wirkte in mir gerade besonders nach, da ich die TV-Serie „Chernobyl“ sah.
Nun, wer weiß, was das bewirken wird. Auf jeden Fall unterstellt der Autor den Verantwortlichen und Regierenden, dass sie aus den Fehlern lernen. Und deshalb lässt er die bundesdeutsche Regierung, voran den amtierenden Bundeskanzler, einen CDU-Mann, zum Schluss kommen, dass es keinen anderen Ausweg mehr gibt, um der sozialen Zuspitzung in der Gesellschaft zu entgegnen, um das Fass nicht zum Überlaufen zu bringen. Es kommt zur Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens. Dass es ausgerechnet ein CDU-Mann ist, erscheint vielleicht nur auf den ersten Blick unrealistisch. Der Autor verwies auf die Bismarck'schen Sozialgesetze nach 1871, die die Lage der Bevölkerung stark verbesserten. Na, und Bismarck war sicher auch kein Sozi.
Der Autor hat sich mit der Problematik sehr intensiv beschäftigt. Er kann wohl für sich in Anspruch nehmen, als Spezialist auf diesem Gebiet zu gelten. So wird er auch von interessierten Politikern behandelt. So spricht er auch - sehr eloquent, sehr engagiert. Ihm liegt was dran, an der Idee, das ist mehr für ihn als bloße Fiktion. Er hatte auch Antworten auf die vom Moderator und dem Publikum gestellten Fragen, nach dem Lebenssinn, nach dem Primat von Sozialfragen und Umwelt- u. Klimaschutz, nach der Finanzierbarkeit des Ganzen, nachdem was von der Haltung der Gewerkschaften dazu zu halten ist.
Die gelesenen Kapitel illustrieren sehr eindrucksvoll, was das BGE mit uns machen kann - zunächst, unmittelbar (durchaus anarchistische, chaotische Zustände), und in naher Perspektive (was Entschleunigung so z.B. alles bewirkt - es wird utopisch!).
Auch wenn finanzpolitische und wirtschaftliche Fragen an so einem eigentlich literarischen Abend deplatziert und langweilig wirken könnten, scheute er nicht, mit viel Elan an solche Fragen heranzugehen. Ist ja auch wichtig dabei, sonst bleibt die Idee ein Wolkenkuckucksheim.
Er benannte auch eine Schwachstelle seines Konzepts, die ihm von anderen Kritikern auch schon vorgeworfen wurde: Er knüpft unmittelbar am Hier&Jetzt an, d.h., er geht gar nicht auf die sich gerade abzeichnenden technologischen Veränderungen in der Arbeitswelt ein. Sein BGE-Konzept fußt auf dem Stand der Dinge, den wir gerade jetzt haben. Dabei - aus meiner bescheidenen Sicht - ist es ja gerade die technologische Revolution, in der wir uns gerade befinden, die es unumgänglich macht, sich darüber Gedanken zu machen, wie das Leben der Menschen in unserer von direkter produktiven Arbeit befreiten Welt gestaltet werden muss, ohne einen Kollaps zu riskieren.
Ein gelungener Abend - und aus meiner persönlichen Sicht lange überfällig. Das erste Mal wollte ich zur Leipziger Buchmesse, hatte es aber dann doch versäumt, das zweite Mal sollte er im Burggraben in Halle im Hochsommer lesen, aber die Hitze machte dem einen Strich durch die Rechnung. Das war also (mein) dritter Anlauf - und der war richtig gut.

 

Fotos: von mir geknipst, oben von 2019, unten von 2022

 

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Und Science Fiction ist doch mehr als...

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 21 Mai 2022 · 1.442 Aufrufe

Und Science Fiction ist doch mehr als...

Dr. Willi Hetze zu Gast beim Freundeskreis SF Leipzig am 19. Mai 2022, Literaturhaus Leipzig

 

Endlich sagt es mal jemand: SF ist relevant! Oder kann es sein; besser: Sollte es sein! Sie sollte was über unseren Weg in die Zukunft aussagen, sich einlassen, mehr sein, als Reproduktion des Historischen und Gegenwärtigen.
Der Mann, der das behauptet und fordert, ist der - auch - SF-Autor Willi Hetze. Ich gestehe, dass ich den Namen und sein Buch „Die Schwärmer“ bisher nicht wahrnahm. Das muss ich wohl ändern, obwohl er heute meinte, dass seine damalige positive Sicht auf die Zukunft, die er in dem Roman zum Ausdruck brachte, etwas mehr eingetrübt ist.
Als ausgebildeter Soziologe hat er einen besonderen Blick auf die Zukunft und auf die SF. Daher der Titel seines Vortrages:
„Soziologische Aspekte der Gesellschaft der Zukunft“.
Nein, die Glaskugel hatte er nicht dabei, das betonte er gleich eingangs, also kann er nicht wirklich in die Zukunft schauen - aber er kann sich Gedanken machen. Etwas, was SF-Autoren und -Autorinnen wohl immer tun - oder tun sollten. Dass das auch nicht immer der Fall ist, hat er im Laufe seines Vortrages auch sehr schön rübergebracht.
Ich fand sogar seine Aussage recht radikal, in der er bestimmte SF-Werke, vornehmlich Filme, Blockbuster (oder solche, die es sein wollen), in denen technologischer Fortschritt als Feind der Menschheit gebrandmarkt wird und der Konflikt zwischen Mensch und (z.B.) Maschine durch die Vernichtung der „Maschinen“ (Roboter, KIs etc.) und damit ein deutlicher Rückschritt (in die gute alte Zeit - welche gute alte Zeit?) gelöst wird. Die Beispiele, der er anführte, sind allen wohlbekannt - und ich fand das ziemlich augenöffnend.
DAS kann die SF auch anders! Mein Wille Hetze. Und ich stimme ich zu.
Mit kleinem historischen Abriss und konkret formulierten Thesen zeigte er, dass der Ursprung der SF in der europäischen Aufklärung zu suchen ist; und die wissenschaftliche Methode zur Erkenntnisgewinnung ist Anstoß, sich Gedanken über Nochnichtgeschehenes, Wünschenswertes, Befürchtetes zu machen. Klar, kennen wir SF-Fans ja, aber so schön und rund und eloquent, so streitbar, dabei immer sehr freundlich, hat das selten jemand vorgetragen.
Sein Vortrag regte auch ein paar Zuschauerinnen zur Diskussion an. Nicht alles wurde unwidersprochen hingenommen, aber über alles konnte diskutiert werden. War sehr angenehm,
Was mir besonders gefiel: Seine positive Haltung gegenüber der KI-Entwicklung. Endlich mal jemand, der da auch mehr Chancen als Gefahren sieht!

 

Im NEUEN STERN gibt es dann einen Bericht zum Abend - nicht von mir, diesmal waren insgesamt 4 Leutchen aus Halle in Leipzig (na, vielleicht sogar mehr; ich meine jedenfalls aus dem Dunstkreis des ASFC; insgesamt erfreute sich die Veranstaltung mal wieder einer etwas größeren Zuhörerschaft) - also, nicht von mir, sondern von Peter Schünemann. Man möge lesen, wenn man möchte.

 

Foto © Thomas Hofmann, 19.05.2022




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Fantasy aus der DDR?

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei... 11 August 2021 · 1.497 Aufrufe
Waldtraut Lewin, Heinz Zander und 2 weitere...
Weil hier danach gefragt wurde und ich dort nicht diesen alten Text einfügen wollte, stelle ich ihn hier mal rein.
...und hier - bei uns - wird die Frage auch aufgeworfen: https://www.scifinet...itären-staaten/

Fantasy-Literatur der DDR
Ein Überblick von Thomas Hofmann
aus SOLAR-X 40 vom 18.6.1993

.
Das gab's doch gar nicht! hört man allenthalben, sobald die Frage nach der Fantasy der DDR gestellt wird. Ist die negative Antwort schnell heraus, kommt eine kurze Pause, nach der den meisten dann Hans Bachs unsägliche "Glastropfenmaschine" einfällt - so hausbacken der Titel, so schlimm der Inhalt... - ein übles Konglomerat meiner Meinung nach, scheinbar entstanden nach einem Griff in die Ideen-Kartei und einfach so zusammengefügt, wie die losen Zettel in ihr übereinander lagen. Ich beginne diesen Artikel über Die DDR-Fantasy mit so harten Worten zu einem Autor, den ich zu meinen Lieblingsautoren zähle, doch habe ich mich seinerzeit dermaßen über dieses Buch von ihm geärgert, daß ich einfach so schreiben muß. Man möge es mir nachsehen. Hans Bach hat für meine Begriffe mit "Sternendroge Tyrsoleen" und "Germelshausen 0.00 Uhr" und seinen mitunter sehr martialischen aber guten Stories echte Höhepunkte in der DDR-Phantastik-Szene geliefert - doch soll die jetzt nicht mein Thema sein.
Nach der "Glastropfenmaschine" wird dann noch oft das Buch von Uwe Grüning, "Das Vierstromland hinter Eden" genannt, das ob seiner überladenen Komplexität und schier undurchdringlichen philosophischen Dichte nicht gerade ein Renner in der Gunst der Fans ist. Auch hier gilt: nomen est omen; der Roman strömt eine gewisse Aura der Vollkommenheit, der Allumfassentheit aus und überfordert den Leser - mir ging es jedenfalls so...
Mir scheinen beide Werke an der gleichen Krankheit zu leiden, obwohl beide Autoren mit völlig verschiedenen Intentionen an ihr Schreiben herangingen. Sie scheinen sich zu unterscheiden wie ein Roman aus der Conan-Serie zu Tolkiens RING-Trilogie. Hans Bach ist ein brillanter Fabulierer und Unterhaltungskünstler, Uwe Grünig ein religiös motivierter Autor äsopscher Gleichnisse, die sich dem Hier und Heute auf phantastische Weise verpflichtet sehen. Beiden fällt aber die Tatsache auf die Füße, daß es in der DDR keine Tradition der Fantasy gab; insofern gebe ich jedem Recht, der von einer Nichtexistenz einer DDR-Fantasy-Literaturszene spricht.
Und dennoch gibt es sie, die Fantasy der DDR!
Zwei Beispiele habe ich bereits genannt, doch können dies ja einsame Ausnahmen sein, die weder Vorgänger noch Nachfolger hatten.
(†¦) Für die DDR trat in jedem Falle erschwerend hinzu, daß das Label "Fantasy" ein Tabu war; Fantasy ist eine Form imperialistischer Massenunkultur und ein Instrument, die Werktätigen von ihren Klassenkampfaufgaben abzulenken ... das muß doch noch mal gesagt werden!
Wie auch immer, auch ohne diese Bezeichnung (selbst die "Science Fiction" gab's ja lange Zeit nicht, nur "Utopische Romane" - wenn das Sir Thomas Morus gewußt hätte...) gab es Werke, die in diese Schublade gepaßt haben. Andererseits hätten es vielleicht aber mehr gegeben, wäre diese Form der Literatur zugelassen und gefördert worden.
Doch warum hat man sie unterdrückt? Müßte sie nicht eigentlich gefördert worden sein ob ihres ablenkenden Charakters? Warum gab es keine pro-sozialistische Fantasy, wie bei der SF? Oder überwog bei den hauptamtlichen Kulturfunktionären die Angst vor der subversiven Potenz der Phantasie, der Fabel, der phantastischen Verklärung?
Gerade in der SF fanden sich neben den eindeutig propagandistischen Zügen auch Kritik und Fragen, die vielleicht in einem belletristischen oder Sachbuch nur von Leuten geäußert werden konnten, die schon einen anderen Namen hatten, wenn überhaupt.
Hier bietet sich die Sicht auf ein paar weitere Beispiele an, die vielleicht die aufgeworfenen Fragen etwas beantworten.
Uwe Grüning wurde bereits genannt. Neben seinem schwer verdaulichen Mega-Werk, das mir übrigens entgegen der Meinung vieler anderer Fans durchaus gut gefiel - obwohl mir sicherlich genauso viel verborgen blieb in diesem schweren Text - schrieb er noch weitere Erzählungen, die man der Fantasy zurechnen kann.
Gesammelt erschienen sie 1981 in dem Band "Hinter Gomorrha".
"Die Hecke" erzählt von der Bedrohung eines Dorfes durch eine Hecke, die die Menschen vereinzelt und vereinsamt, so daß sie nichts mehr vom Leben erwarten. Na, was ist wohl damit gemeint?
In "Der Schatten" sitzen nach einem fiktiven Krieg der Polizeichef des einen ehemals kriegführenden Landes mit einem Mann aus dem anderen Land, dem Protagonisten, zusammen an einem Tisch und stoßen auf die gute alte Zeit an - eine Vorahnung der Nach-Wende-Zeit?
"Die Vollendung des Menschen" führt zum absoluten Stillstand. Die Übermenschen garantieren Unsterblichkeit und die Mitte des Lebens, doch gibt es keinerlei Entwicklung mehr - ein Absage an jede Form von Utopie?
"Der Wartesaal" ist ein Ort, wo man auf die Einbürgerung ins Reich Sun wartet; so lange, daß sich dort bereits eigene Regeln des Zusammenlebens herausbildeten - eine Fabel auf das Leben in der "Übergangsgesellschaft"?
Der Band enthält noch weitere Stories, einige sind in dem fiktivem Land Sun angesiedelt. Sie sind allesamt ähnlich zeit- und raumlos konzipiert wie der Plot des Romans "Vierstromland...".
Uwe Grünig schrieb weiterhin Gedichte, Essays und Miniaturen, die sich aber beim besten Willen nicht ins Genre einordnen lassen. Also wenden wir uns einem weiteren Vertreter zu, der vielleicht weniger bekannt sein dürfte.
Ähnlich wie Grünig schreibt auch Heinz Zander, seines Zeichens eigentlich Maler und Graphiker, der mir als Hobbyzeichner schon frühzeitig auffiel, weil er so zeichnete, wie ich es mir für mich wünschte. Er widmete sich literarischen, historischen u.a. fantastisch-surrealistischen Themen, ähnelt im Stil dem berühmten Tübke.
Einst lieferte er sogar - als DDR-Mensch - Zeichnungen für westdeutsche SF-Fanzines; damals in den 60ern...
Der Graphiker schrieb auch Bücher, die er selbstverständlich selbst illustrierte. Darunter das Buch "Stille Landfahrten", welches aus zwei Teilen Besteht: Zum einen der romantische Märchenroman "Johann Wagners Reise nach Venedig" und eine Reihe von Fantasystories.
Die Texte sind in einer barocken Sprache verfaßt und auch sehr überladen an philosophischen Deutungsmöglichkeiten und Metaphern. Der Roman erzählt die Geschichte des Dieners von Faust, angesiedelt im 16. Jahrhundert. Die Reiseerlebnisse des Wagner sind wahrlich nicht so sehr von realen Wahrscheinlichkeiten geprägt...
Auch in seinem zweiten Roman, "Das sanfte Labyrinth", 660 Seiten stark, überschreitet der Autor die Grenzen zwischen Wachen und Träumen, doch bleibt dieses Buch weitestgehend realistisch.
Eine große ostdeutsche Autorin, eine meiner Lieblingsautorinnen überhaupt, ist auf jeden Fall noch zu erwähnen: Waltraut Lewin. Ja, werden manche jetzt sagen, klar sie hat selbstverständlich auch Fantasy geschrieben: "Märchen von den Hügeln" und die Fortsetzung "Die Zaubermenagerie", beide in Zusammenarbeit mit ihrer Tochter Miriam Margraf. Doch sind sie irgendwie in Vergessenheit geraten, obwohl sie es wahrlich nicht verdient hätten.
In beiden Bänden treten gar Elben und Halbelben auf, im ersten Band wird sich namentlich auf Tolkien bezogen, doch bleiben beide Romane im Hier und Heute verwurzelt, verfremden diese aber auf wunderbare Weise - ein Lesevergnügen, insbesondere der poetischere erste Band, herrlich illustriert von Carl Hoffmann...
Historische und gegenwärtige Ereignisse aus der Umgebung Dresdens und um einen DDR-Opernsänger der Semperoper werden elbisch verfremdet, was zu manchem "Aha-Erlebnis" führt.
Der zweite Band ist "erwachsener", d.h., die Protagonistin, die im ersten Band ein Mädchen war, ist nun eine junge Frau. Der Stil ist weniger märchenhaft, dafür aber zunehmend surrealistisch, ähnelt dem von Grünig und Zander. Kann man hier vielleicht eine typische Ausprägung der DDR-Fantasy erkennen?
Von W. Lewin stammt auch eines meiner absoluten Lieblingsbücher, "FEDERICO", eigentlich keine Fantasy sondern ein historischer Roman, was ja das Metier der Lewin ist (neben der Musik: Biographie über Händel, Rockoper "Rosa" usw.). Es handelt von einer der faszinierendsten Herrschergestalten des Mittelalters, die viele Eigenschaften des Renaissancefürsten vorweg nahm.
Der Roman besitzt aber sehr ausgeprägte Fantasy-Elemente, so begegnet der junge Friedrich beim Alpenübertritt einer rothaarigen, bewaffneten Hexe. Sie ist wohl die Verkörperung der Autorin selbst und die Inkarnation des ewig Weiblichen, der Urmutter Ewwa.
Auch im Stil erinnert der Roman an moderne Fantasy.
Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen noch ein weiteres Beispiel ein, so z.B. die Romane der Irmtraut Morgner, die ich leider noch nicht gelesen habe, oder auch das Spitzen-Buch "Germelshausen, 0.00 Uhr" von Hans Bach, in dem eigentlich eine absolut typische Fantasy-Story erzählt wird von einem Menschen unserer Welt und Zeit, der in eine fantastische Parallelwelt gerät und dort Abenteuer bestehen muß.
Gut, Schluß damit! Es muß reichen, obwohl man sicher noch einige Erzählungen von Rolf Krohn und von A. u. K. Steinmüller heranziehen könnte und andere "Grenzfälle" zwischen SF & Fantasy.
Als kurzer Ein- und Überblick soll dies jedoch genügen. Ich wünsche jedem der Lust dazu hat viel Spaß am Entdecken der fantastischen Fluchtwelten aus einem Land, das es nicht mehr gibt.



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PEGASUS (Literatursalon in Halle) fliegt weiter

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei... 11 Februar 2021 · 845 Aufrufe
Salon PEGASUS, Ellen Norten

Zeit: 10.02.2021, 19:00
Ort: Irgendwo im Internet (eigentlich Halle/S.)

 

Literatursalon PEGASUS...
...ohne Salon, dafür im Wohnzimmer.
Der Literatursalon PEGASUS aus Halle / Saale existiert weiter. Das ist ja schon mal die gute Nachricht. Natürlich derzeit ohne Life- und Vor-Ort-Präsenz im Literaturhaus in Halle. Das hat zu, was kaum verwundert. Aber die PEGASUS-Leute machen weiter, seit geraumer Zeit online. Nun, auch das ist sicher nicht so überraschend, denn viele Stammtische, Lesungen etc. (und was weiß ich, was noch so alles gibt; ich sehe das aus dem Blickwinkel des SF- und Literaturinteressierten) sind dorthin verlagert worden.
Auch wenn das natürlich nicht dasselbe ist, und man als Büromensch derzeit vielleicht an so einem Mittwoch schon die dritte Video- / Telefonkonferenz hinter sich hat, so ist es ein Weg, so eine Sache nicht einschlafen zu lassen.
Am 10. Februar war es mal wieder soweit. Vier Mutige haben ihre Texte vor einem kleinen, interessierten Publikum vorgetragen. Da gab es z.B. zuerst Gedichte, stimmungsvoll und voller Wort-Bilder. Okay, nicht wirklich so mein Ding.
Danach eine für mich neue Stimme in der Runde. Frau Jeannette Drygalla las und provozierte zu ausführlichen Reaktionen des Publikums. Nun, dank Internet kann man schnell herausbekommen, dass sie quasi ein Wort-Profi ist. Fand ich ja gut, dass sie diesen Literatursalon gefunden und damit sehr bereichert hat.
Volker Adam, ein SF-Kumpel aus dem ASFC Halle, gelegentlich und gern gesehener Mit-Autor im NEUEN STERN, las auch - zum wiederholten Male. Dabei hält er sich nicht bei der Phantastik auf (wobei ich es natürlich sehr missen würde, wenn er sie vernachlässigen würde). Er hatte einen Text dabei, der aus einer Art Not geboren wurde. Ein Mitmensch bat ihn um eine Einschätzung seiner Person, eine Beurteilung für eine Bewerbung. Das Ansinnen missfiel dem Autor zuerst und er verfasste aus Frust einen Frust-Text, der - natürlich nicht auf die zu beurteilende Person gemünzt - eine moralisch zweifelhafte, sogar verwerfliche, dafür um so lustigere Einschätzung bot.
Da es ja ein Jahresheft des Lit.Salons gibt (Nr. 2 erscheint demnächst), würde ich mir wünschen, wenn diese Story (? - ist es überhaupt eine?) dort zu finden wäre.
Danach las Ellen Norten noch ihre Story aus dem NEUEN STERN 62: „Emil Blutrausch“. Eine humoristisch, ironische Space-Vampir-Story mit Lokal-Kolorit. (Habe ich schone erwähnt, dass die im NEUEN STERN 62 zu finden ist? Dort auch eine Story von Volker, übrigens, eine bösartig mädchenhafte; ich wollte es nur mal erwähnt haben.)

 

PS. Ich muss mal fragen, ob die Einladung zum virtuellen PEGASUS hier auch eingestellt werden kann. Ich denke aber, dass - sollte jemand Interesse am Zuhören, oder noch besser: Am Mitmachen, also am Vortragen eigener Texte haben - man sich gern an Ellen wenden kann, um eingeladen zu werden.
Der nächste Salon ist am 10. März.
PPS: Rückmeldung erhalten. Bei Interesse bitte melden bei: ellen.norten@gmx.de - Dann bekommt Ihr die Einladung (und Ellen klärt auch über die Modalitäten für das Lesen auf)




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Fast den Anfang vom 21. Leipziger Literaturherbst verpasst.

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei... 31 Oktober 2020 · 1.014 Aufrufe
Leipziger Literarischer Herbst
Fast den Anfang vom 21. Leipziger Literaturherbst verpasst. +++ der Beitrag sollte nur korrigiert werden (Bild ausgetauscht), irgendwie hab ich auf den falschen Knopf gedrückt, daher ist er jetzt "hoch gerutscht"... +++ gehört in den Oktober 2017 (nicht 2020) +++


Logbuch - 21. Leipziger Literarischer Herbst - 24.10.2017, 1900, Haus des Buches, Leipzig
(Nur eine Plauderei)

Da will man mal ganz spontan sein, schnell mal nach Leipzig, meiner Lieblingskultur-Literatur-Stadt, fahren, um an einer Lesung teilzunehmen und denkt sich nichts dabei und dann?
Etwas außer Atem, weil ich irgendwie die Fahrtzeit doch unterschätzt habe, aber noch deutlich vor Beginn der Veranstaltung frohgemut eingetroffen, und dann?

Ausverkauft! ++ Was? ++ Echt jetzt? ++ Kann nicht sein!!!

Die Damen am Empfang teilten uns mit, dass die Veranstaltung bereits seit Wochen ausverkauft sei, wenn ich sie richtig verstanden habe. Wow! Und da sagen die Leute, dass sich niemand mehr für Literatur interessiert. (Sagen sie das? Ist vielleicht auch nur so eine Meme = Internetente†¦)
Aber - um es mal abzukürzen - die Empfangsdame macht es möglich: Es waren ohnehin schon zusätzliche Klappstühle eingeräumt worden, und davon gab es dann doch noch ein paar freie. Wir waren überglücklich.

Ach ja, weshalb so ein Ansturm? Nun, offensichtlich ist der Philosoph Sloterdijk kein Unbekannter. Mir halt auch nicht, und daher war es fast egal, worum es eigentlich gehen sollte, DEN wollte ich mal live erleben. Habe ich dann auch.
Und? Ja, war gut! Der 70jährige sprach sicher nicht so flott, wie der Moderator, aber dafür war fast alles schon sehr gehaltvoll und wortreich und witzig, was er sagte.
Das Motto des Literaturherbstes diesmal lautet: Na? Wer kommt drauf? Ja, richtig: Luther†¦ „Martin Luther Superstar“, also etwas moderner. Aber so richtig kann mich das Thema nicht hinterm Ofen hervorlocken. Zumal es einen gewissen Übersättigungseffekt gibt. Aber Wir nähern uns (die Veranstaltung war am 24. Oktober 2017) dem Höhepunkt des Jubiläums, und danach wird es sicher wieder etwas ruhiger.
Im Zentrum des Gesprächs - eine Lesung fand gar nicht statt - mit dem Philosophen stand dessen letztes Buch „Nach Gott“. Na, das passt ja. S. Ist ja wohl kein einfacher A-, aber auch kein einfacher Theist (ehrlich gesagt könnte ich gar nicht sagen, wie er die Gretchenfrage wirklich beantwortet, eher atheistisch). Als Nietzsche-Fan ist er da eher daran interessiert, wie die Menschen ohne Gott auskommen.
Eingangs hat der Moderator ihn mit 2 Heinrich-Heine-Zitaten konfrontiert, einem kontra, einem eher pro Religion des älteren Heine.
Ich hielt da schon etwas den Atem an - fand die Frage spannend und wünschte mir eine Antwort - und wurde nicht enttäuscht†¦
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Das Foto: Hab ich über die Köpfe hinweg aufgenommen; es waren viele Köpfe, saß ganz hinten - aber ich saß!


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(nix SF) Gestern lernte ich die Oma von Eugen Ruge kennen

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei... 30 Oktober 2019 · 1.092 Aufrufe
Ruge, Eugen Ruge
(nix SF) Gestern lernte ich die Oma von Eugen Ruge kennen †¦und dafür bin ich sehr dankbar. Warum? Das müsste ich jetzt hier ziemlich ausführlich beantworten. Nur gut, dass es sich um eine SF-Forum handelt, da habe ich eine gute Ausrede dafür, dass ich her keinen langen historischen Exkurs starte.
Es ist nur so, dass man als im Osten sozialisierter, an Geschichte Interessierter kaum an dem Name Ruge vorbeikommt. Einst, als ich das Fach mal studierte, an der MLU in Halle, lief mir der Name selbstverständlich über den Weg: Wolfgang Ruge.
Jetzt ist sein Sohn in aller Munde: Nach seinem fulminanten familiären Aufarbeitungsroman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“. Gelesen habe ich es nicht, aber den Film und das Theaterstück (am neuen theater zu Halle) gesehen. Den Film fand ich besser als die Theater-Adaption. (Letzterer hat aber den Vorteil, dass sie umsetze vom Roman als der Film, der sich ja auf die Geburtstagsfeier konzentriert.)
Nun bleibt der Autor Eugen Ruge seiner Familiengeschichte treu, greift etwas weiter zurück, in die 30er Jahre des 20. Jh. Er musste dabei wohl auf Entdeckungsreise gehen, d.h. hart recherchieren, da er einem Tabu-Thema auf der Spur war, dass eben seine Oma u.a. Familienangehörige lieber aussparten. Da war - trotz des Historiker-Hintergrunds - nicht viel mit Aufarbeitung.
Es geht also um die Stalinschen Säuberungen und Schauprozesse um 1937. Seine Oma, als in die SU immigrierte Kommunistin, war davon betroffen.
Ihr Enkel wollte für sich die Frage beantwortet haben: Wie kann man bei diesem Wahnsinn, dieser tödlichen Absurdität an den kommunistischen (sogar stalinistischen) Idealen festhalten?
Die Beispiele, die er aus seinem Buch „Metropol“ las, lassen genau diese Frage in einem entstehen. Ich denke mal da hat der Autor seine selbstgestellte Aufgabe mit Bravour gelöst. Ich war ergriffen, echt.
Die Fotos:
Einmal der Autor mit dem Porträt seiner Großmutter, die als Muster für die Protagonistin im Roman Pate stand. Das 2. Foto: Er und das Hotel Metropol, wo Emigranten auf ihre Abholung „warteten“.

29.10.2019, Haus des Buches, Leipzig


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Hartes Literaturbrot, charmant dargebracht

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei..., Subjektive Eindrücke 23 Mai 2019 · 928 Aufrufe
FKSFL
Hartes Literaturbrot, charmant dargebracht Claudia Rapp zu Gast beim Freundeskreis SF Leipzig e.V.
Haus des Buches, Leipzig
am 16. Mai 2019
Moderator: Manfred Orlowski
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Da habe ich den April-Termin doch glatt ausfallen lassen. Und um ehrlich zu sein, der Mai-Termin erschien mir erst einmal gar nicht so attraktiv: „Aus dem Nähkästchen einer Übersetzerin“. Hmm, nun ja†¦
Aber: Das täuschte! Es war ein sehr interessanter und erfreulicher Abend! „Schuld“ daran trug eindeutig die eingeladene Claudia Rapp. Sie berichtete ausführlich von ihrem Leben mit und durch die Literatur. Was mir erst trocken erschien, entpuppte sich als turbulente tour de force durch das, was mir nur ein liebes Hobby, für den Gast aber Alltag und Lebensgrundlage ist. Ja, das muss man erst mal meistern. Sicher geht es vielen Leuten so, die aus ihrer Passion für die Literatur allgemein, für die Phantastik im Besonderen, einen Job machten.
Es begann bei ihr frei nach Heinrich Böll: „Junge, was willst du machen?“ „Irgendwas mit Büchern.“ So zitiere ich sie Böll zitierend. Das hätte ich mir selbst nie zugetraut. Allerdings war das in dem kleinen Ort, wo sie aufwusch, erst mal nur ein Buchladen, wo sie anfing.
Später kam die Erkenntnis dazu, dass 9 Stunden Verkaufsarbeit auch nicht so prickelnd sind. Daher der Wechsel zum Studium. Da Germanistik ihr zu trocken war, studierte sie lieber Amerikanistik, wo man sich auch mit popkulturellen Sachverhalten auseinandersetzten darf, da halt in Amerika die Trennung von E und U nicht so drastische vorgenommen wird, wie bei uns.
Also, ich merkte bald: Die Dame macht, was ihr gefällt. Und sie kommt dabei sogar voran. Auch wenn am Ende (das ist allerdings bei ihr noch lange nicht erreicht!) nicht der große finanzielle Reibach steht.
Jedenfalls hat sie über einen Studienaufenthalt auf Hawaii und eine Abschlussarbeit über hawaiianische Literatur zur englischen Sprache und zum Übersetzen gefunden. In diesem Feld arbeitet sie jetzt. U.a. für den FESTA Verlag. Sie erledigt aber auch Jobs für TV-Streaming-Dienste, übersetzte sogar aus dem Deutschen ins Englische.
Das, und noch mehr erzählte sie, insgesamt in einer inspirierend-spritzigen, lebendigen Art. Der Moderator kam kaum mit seinem Fragen hinterher, das Publikum machte ebenso fleißig mit. War eine runde Sache und Claudia Rapp konnte ihr Publikum damit sehr fesseln.
Ach, und dann kam noch der EuroCon ins Gespräch - darf ich das hier so schreiben? Also, die junge Autorengemeinschaft PAN überlegt wohl, nicht zuletzt angeregt durch Claudia Rapp, die einschlägige Erfahrungen erst kürzlich, 2019 in London machte, dass 2026†¦, und Berlin†¦ Na, mal sehen, was passiert!


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Utopie mal anders - Messebericht #LBM2019

Geschrieben von T.H. , in Ich war dabei... 24 März 2019 · 1.143 Aufrufe
LBM2019, LBM19, Jean Ziegler und 1 weitere...
LBM2019

Wetter (In Erinnerung an 2018) & andere Rahmenbedingungen
Diesmal gab es gar kein Wetter. Oder doch: Anflüge von Wärme, viel Sonne, richtig gutes Wetter! Wobei ich das mit der Wärme überschätzte und zu dünn angezogen rausging. Ich war dann froh, in der Glashalle zu sein (die andere schon wieder als zu aufgeheizt empfanden).
Der März - das weiß sicher nicht nur ich jetzt - bleibt völlig unberechenbar - von Schneegestöber bis 20 Grad (2012) ist alles drin. Da bleibt es ja dann doch spannend.
Aber mal weg vom Wetter:
War das auch immer schon so? Alle - aber wirklich ALLE - Veranstaltungen, die ich besuchte, bzw. besuchen wollte, waren übermäßig gut besucht. Habe ich tatsächlich anders in Erinnerung und kann mich an Lesungen mit 10 - 20 Leuten erinnern (wenn 50 oder mehr reinpassen). Und dabei habe ich mir Sachen herausgesucht, von denen ich teilweise nicht davon ausging, dass sie so frequentiert werden - aber was weiß ich schon - tatsächlich hatten mich Themen gelockt, die ich dann staunend besuchte, in Unkenntnis der Popularität des Referenten.
Markus Heitz ist ja nicht unpopulär, dennoch ging ich davon aus, dass ich in seine Lesung am Mittwochabend in einer Buchhandlung noch einen Platz bekommen kann, zumal ich extra 1 Stunde vor Beginn da war. Und wo im Programm nichts von „Vorbestellen“ zu lesen war.
1. Schock der LBM: „Vor Ihnen wurde die letzte Karte verkauft.“ - Och nöööö. Na ja, wer mich heulen und betteln erlebt hat†¦. Ich habe dann doch noch zuhören dürfen.
Am Do. ging es mit Dame des Herzens und Auto zur Messe. Kein Stau, alles easy. Am Fr. dann per S-Bahn. Als ich dachte, ich hätte eine Bahn vor der erwischt, die ich eigentlich nehmen wollte und in die sich die Menschen so dicht einfädelten, dass nichts den Boden erreicht hat, was runterfiel, merkte ich, dass das die erst ne halbe Stunde später abfahrende Bahn war. Also wurde zunächst eingepresst gestanden, ehe es losging. (Am drauffolgenden Sa. war das dann wohl schon wieder entspannter, dafür der Stau auf der Autobahnzufahrt zur Messe). Na, das sind alles relevante Daten für die nächste LBM-Besuchs-Planung.
Eine Veranstaltung habe ich dann überhaupt nicht wahrnehmen können: Eine kurze Buchpräsentation mit Bela B. in einer Messehalle. Die Lesungen in Halle und Leipzig waren ja schon lange ausverkauft, dann wenigstens mal so: Aber da war schon eine halbe Stunde vorher kein Reinkommen mehr. Unglaublich, die Massen†¦

„Meine“ LBM war wieder ein exzessiver Veranstaltungsmarathon.
Das mit den Treffen und Kontakten hat sich dann aber doch noch ergeben. Eine Begegnung war sogar dermaßen zufällig, dass es mich schon daran gemahnt, mal einen Lottoschein auszufüllen, denn dass wir uns bei den Möglichkeiten (Messegewühl + Großstadt Leipzig) überhaupt über den Weg liefen, war im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit.

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20.03.2019
Markus Heitz stellte sein Buch „Die dunklen Lande“ vor. Ich gebe ja zu, gar nicht so ein Fan von ihm zu sein. Als er dann fragte, wer bei seiner Lesung das erste Mal dabei wäre, meldeten sich so wenige, dass ich mich verschämt zurückhielt; ich war also mittenmang im M.H.-Fandom. Okay, muss ich mal akzeptieren.
Thema war ja durchaus interessant: Der 30jähirge Krieg als Kulisse für einen handfesten Fantasy-Abenteuerroman, der zudem an den Meister Robert E. Howard anknüpft.
Und Markus Heitz ist ein Profi! Sein Vortrag war ein Fest! Supergut! Ich bin froh, dass ich das auch mal erleben konnte. Echt.
Ansonsten - dachte ich - wird diesmal die LBM für mich eher unfantastisch. Nun, stimmte auch, es gibt da aber diesen Aspekt:

Der Utopische Donnerstag.
Wider Erwarten kristallisierte sich bei meiner Veranstaltungsauswahl für den Donnerstag, 21.03.2019 ein Thema heraus: Utopien.
Also, etwas muss man schon um die Ecke denken; sollte einem Utopisten aber nicht schwerfallen.

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1. Akt: Kersten Knipp (rechts im Bild) stellte sein Buch „Die Kommune der Faschisten“ vor. Ähm - „Utopie“? Wohl doch eher Dystopie, oder? Es ging um die Besetzung des jugoslawischen Fiume nach dem 1. Weltkrieg durch italienische - (proto-) faschistische - Freischärler unter Führung des literarischen Superstars Italiens um 1900, d†™Annunzio.
Das taz Studio bot das Podium für die Buchpräsentation. Der eloquente Autor vermittelte eine gewisse Faszination und Begeisterung für das Objekt seiner Studien und seines Buches. Kann das sein? Auf einem eher linken Forum?
Ja, denn, wenn ich Herrn Knipp richtig verstand: der geltungssüchtige Dichterfürst und Weltkriegsveteran suchte für sich und gleichgesinnte „Spinner“ ein Ventil, wo sie ihre Erfahrungen, Psychosen und Traumata aus der besonderen Erfahrung Weltkrieg, gepaart mit übersteigertem Nationalismus, „ausleben“ können. Es war eine Art Leidenschaft, die erst im Nachhinein eine politische Form erlangte. Dabei war völlig unklar, in welche Richtung es ging. Also, das mit dem Nationalismus war schon da (Gefühl des „verstümmelten Sieges“), aber sonst? Der Autor hat aus dem programmatischen Manifest, das sich die Kommune gegeben hatte, vorgelesen. Also, das wäre eher eine sozialistische Agenda. Zumal von einem Menschen verfasst, der politisch eher links stand.
Die ital. Faschisten ließen sich durch die Freischärler von deren „Erregungskultur“ anregen: Aufmärsche, Massenkundgebungen, Reden, Uniformen†¦
Der Autor des Buches hatte so interessante Wörter. Kurz beschrieb er das „wilde Gemisch“, dass quasi eine Dauer-Erregung erzeugte - erzeugt aus Aufmärschen, Frauen und Kokain.
Im Grunde war das ein utopischer Versuch, wenn auch tendenziell eher von rechtsaußen. Aber wie so oft: Was dem einen eine Utopie, ist dem anderen eine Dystopie. Auf jeden Fall will ich das Buch lesen! Unbedingt.


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2. Akt: Roman Israel stellt seinen Selbsterfahrungs-Kurz-Roman (Roman? oder eher Bericht) zu seinem Leben als Nomade vor: "Minimal ist besser".
Das ist eine Utopie - durchaus. Ein Leben ohne Konsum, ohne Besitz. Er lebt so seit gut 2 Jahren. Hat alles veräußert, hat nur noch einen Koffer, einen Laptop, ein Handy und viele Freunde, die ihm zeitweise Unterkunft gewähren. Dabei betont er, dass er niemanden dazu bekehren will. Aber die vernünftig-machbaren Ansätze sind ja da: Wozu Besitztümer anhäufen, die man spätestens mit seinem Tod verliert? Wozu mehr besitzen, als man braucht. Das betraf sogar seine Büchersammlung. Er hat ja Recht: Welches Buch liest man tatsächlich ein zweites Mal? Wozu muss es Staub fangen?
Also, zu denken gab er mir, aber†¦ ich kann das nicht. Nur das zu verbrauchen, was man braucht, ist aber ein richtiger Ansatz, finde ich!
(BTW: Roman Israel ist ohnehin ein interessanter Autor. War jetzt für mich das dritte Mal, dass ich ihm zuhören konnte. siehe hier und hier)

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3. Akt: Jetzt wird es explizit utopisch. Und das aus einer Richtung, die ich im Grunde so nicht vermutet habe. Es ging zudem um eine optimistische Zukunftssicht - DAS fällt heutzutage enorm schwer. Und die Anregung kommt eben nicht von SF-Autoren, sondern von einem Philosophen:
Harald Welzer: „Alles könnte anders sein“.
Seine Ausgangsthese: die apokalyptische Weltsicht verstellt die Aussicht auf Änderung, auf eine Gestaltung der Zukunft. Hat er ja Recht: Wer meint, dass es keine Zukunft gibt, muss auch nichts tun†¦
Er plädiert für eine lebenswerte Zukunft. Dabei holt er aus: Zeigt auf, dass es viele Ansatzpunkte für Optimismus gibt, dass es in unserer Welt, in der wir jetzt leben, durchaus Fortschritte gibt. Und da hat er ja auch Recht, wenn man es sich mal so überlegt†¦ Ich führe hier keine Punkte an.
In seiner Argumentation hat er dann aber doch auf die apokalypt. Terminologie zurück gegriffen, wie ich finde, wenn er meinte, dass wir - sinngemäß - anders wirtschaften müssen, damit unsere Kinder durchs 21. Jahrhundert kommen. Hmm†¦
Es war unterm Strich sehr inspirativ.
Ganz anders sah es Jean Ziegler am Abend darauf.
22. & 23.03.2019
Ich fasse mich kurz, keine Bange. Nur so ein paar Namen.
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An dem Tag gab es auch mal „echte“ Phantastik. So z.B. den Steinmüllers mal die Hand gedrückt und ihren Geschichten gelauscht in der Phantastik-Insel.


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An dem Riesenstand der ARD eine halbe Stunde Augstein & Blome. Herrlich! (und ich freute mich über den „Szenenapplaus“ für Augstein!)

Im Zeitgeschichtlichen Forum in Leipzig gab es so eine Sache zum Thema Nationalismus. Auch eine Buchpräsentation. Da dachte ich: Wer geht da schon hin? Hmm, Pustekuchen! Voll war†™s!


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Zum Schluss dann die Ikone der Kapitalismuskritik (kannibalische Weltordnung): Jean Ziegler (links im Bild). Dass es bei ihm voll war, brauche ich sicher nicht zu betonen†¦

Auch eine Überraschung bot für mich Horst Teltschik, ein eher konservativer Vollblut-Politiker, Berater bei Kohl. Er schrieb ein Buch "Russisches Roulette: Vom Kalten Krieg zum Kalten Frieden" über die Beziehungen des Westens zu Russland (Sowjetunion). Hm, ich dachte, ok, wird so ein Nach-Kalter-Kriegs-Text. War es auch, aber hier konnte man eine faszinierende, ausgewogene, kluge Persönlichkeit kennen lernen.
Im Herzen erreicht hatte er mich, als er von einer ungeplanten Begegnung mit sowjetischen Armee-Veteranen sprach, in Georgien (?), nach der „Wende“. Er befürchtet eine Anfeindung, aber sie reichten ihm die Hände und wünschten sich gute Beziehungen zu den Deutschen! Dem Mann wackelte die Stimme, er war sichtlich gerührt (und ich auch).
Sein Fazit: Wehret den Anfängen einer neuen Aufrüstung! Sprecht miteinander! Unbedingt!!!

(die Fotos habe ich gemacht)


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Kleine Litera-Tour im Januar

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei..., Meine Empfehlung, Subjektive Eindrücke 12 Januar 2019 · 1.088 Aufrufe
Jörg Herbig, Ellen Norten und 1 weitere...
Kleine Litera-Tour im Januar Ziel dieses Blogs hier ist es ja, immer mal auf Ereignisse phantastischer und literarischer Art im mitteldeutschen Raum, speziell in Halle & Leipzig hinzuweisen. Die Auswahl ist natürlich äußerst subjektiv und davon abhängig, was ich so erlebe, mitbekomme und vorstellen möchte.
Dieses Jahr begann durchaus literarisch, allerdings nicht von Phantastik geprägt, aber irgendwie ist die Phantastik Ausgangspunkt gewesen.
Da darf ich zum einen auf ein neues Heft von Jörg Herbig hinweisen, das mich schon Ende letzten Jahres postalisch und nun auch im Herzen erreicht hat:

„Füße auf dem Boden, Kopf in den Wolken“

Jörg Herbig habe ich hier im Blog bereits vorgestellt. Vielleicht erinnert man sich an seinen DER LACHENDE TOTENSCHÄDEL. Ich jedenfalls erinnere mich daran gern.
Nun gibt es was Neues von ihm: Es handelt sich um einen Band mit Gedichten.
Keine Phantastik, aber das, was mich im Grunde bei Jörg Herbigs Prosa auch fesselt und gefangen nimmt: Was er schreibt, ist einfach authentisch. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, präsentiert sich in seiner ganzen Unvollkommenheit, wirkt damit angreifbar, mir macht er sich dadurch einfach sympathisch.
Die Gedichte sind keine „Reim-Dir-oder-ick-fress-dir“-Sachen, tatsächlich lesen sie sich gar nicht so einfach & flüssig, man muss sich etwas konzentrieren, bekommt dafür aber ein Konzentrat an Gedanken und Gefühlen, die in Prosa gegossen sicher mehr Textvolumen verbrauchen würden.
Ja, Alltag kann spannend sein, wenn man darüber reflektieren kann, und Jörg kann das.

Die zweite Station meiner Litera-Tour im Januar 2019 war der Besuch der Gründungsveranstaltung des Literatur-Salons PEGASUS in Halle, im Literaturhaus, am 9. Januar 2019.
Also, die Welt ist doch ein Dorf. Es kam nämlich so: Letztens in Leipzig, bei der Veranstaltung mit Thomas Franke, war eine Dame zu Gast, die Thomas direkt mitgebracht hatte. Wir kamen ins Gespräch - also, wer sie kennt, kann mir sicher zustimmen, dass es sozusagen unmöglich ist, nicht mit ihr ins Gespräch zu kommen - es handelt sich, wie sich herausstellte, um Ellen Norten. Na, dürfte ja hier im SF-Netzwerk durchaus keine Unbekannte sein. Sie ist viel mit p.machirney „unterwegs“, brachte die Werke ihres verstorbenen Mannes, Hubert Katzmarz und weitere Anthologien dort heraus.
Wie sich weiterhin herausstellte, ist sie seit geraumer Zeit Hallenserin. Das war ja eine tolle Überraschung! Und sie ist sozusagen gerade dabei, einen Literatur-Salon für und in Halle zu gründen. Klar, da musste ich dann hin!
Allerdings, das darf ich hier so sagen im SF-Netzwerk, von Phantastik (bisher, kann sich ja ändern, hehehe) keine Spur. Ellen las selbst etwas, war eine optimistisch-humorvolle Story über die Begegnung eines Hiesigen mit Leuten aus Marokko und über die Möglichkeiten, seine Hunde ganz besonders zu benamsen.
Die zweite Mitgründerin ist Diana Lunkwitz. Sie las einen sehr literarischen, selbstreflektierenden philosophischen Text, eine Art inneren Monolog. Hmm, das klingt ja†¦ Tatsächlich war es kein Jubeltext, doch er lebte vor allem auch von der Art ihres Vortrags. So nebenbei ist sie auch in der hiesigen Poetry Slam-Szene unterwegs, nun ja, und ich denke, das merkt man. War auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis!
Es ist aber nicht Ziel der Literatur-Salons, dass die „Anstifterinnen“ sich hier präsentieren, das war eher eine Ausnahme, denn es soll schon so sein, dass mutige Leute hier ihre Texte lesen. Ein paar kamen sogar zusammen. Man verzeihe mir, dass ich jetzt nicht mit Nahmen glänze, da war ich jetzt erst mal nicht clever genug, mir Notizen zu machen und nach der korrekten Schreibweise nachzufragen. Na, vielleicht das nächste Mal.
Es ging um Abschied, um die Lust am Briefeschreiben und die Erlebnisse eines Altbundesdeutschen im Halle kurz nach der Wende (wie auch nimmer diese ausgefallen sein mochten, auf jeden Fall hat genau dieser Autor am Ende seinen Wohnsitz nach Halle verlegt) - also alles eher das, was der SF-Fan als „Mainstream“ deklariert. Diskutiert werden darf (soll!) auch - wurde sogar. Also, das könnte was werden, und für mich als ollen Phantasten und Utopisten eine gute Gelegenheit, über†™n Suppentellerrand zu schauen.


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Franke liest Franke

Geschrieben von T.H. , in Phantastisches Halle & Le..., Ich war dabei... 25 November 2018 · 1.578 Aufrufe
Herbert W. Franke, Thomas Franke
Franke liest Franke Thomas Franke ist derzeit mächtig dabei, die Aufmerksamkeit der werten Leserschaft auf die Publikation der Gesamtausgabe von Herbert W. Franke bei p.machinery zu lenken. Zu diesem Zwecke reiste er extra nach Leipzig, ins Haus des Buches, und nutzte dazu eine Veranstaltung des Freundeskreises. Damit dürfte er - wenn ich richtig zähle - das zweite Mal zu Gast beim Freundeskreis gewesen sein.
Nun ist das aber weit mehr als eine Buchpräsentation gewesen. Natürlich las er etwas aus Frankes Werk. Als gelernter Schauspieler war sein Vortrag entsprechend supergut. Doch darüber hinaus nutzte er die Chance, sehr viel aus seinem bewegten Leben zu berichten.
Thomas Franke war für mich schon zu DDR-Zeiten eine Legende. Ich kannte seine haarscharf punktierten Miniaturen, sogar von Suhrkamp-Bänden, die mitunter kurioser Weise ihren Weg in ostberliner Antiquariate fanden. Und ich kannte ihn von seiner Umschlaggestaltung zur DDR-Ausgabe von Herbert W. Frankes „Ypsilon minus“, das ich aber nicht selbst besaß, aber zumindest in der Bibliothek ausleihen konnte.
Dieses Buch war dann auch der first contact für Autor und Grafiker. Die Geschichte dazu erzählte Thomas Franke sehr ausführlich. - Kurios: Was sicher alle dachten damals: Sind die etwas verwandt? Genau die Frage bekam er auch gestellt, als man ihn nach Berlin einlud, damit er sich mit seinen Arbeiten als Illustrator beim Verlag vorstellen konnte. - Noch kurioser: angebliche Verwandtschaftsverhältnisse seien laut seiner Akte auch der Grund für seine Ausweisung aus der DDR gewesen = Familienzusammenführung, was einfach mal nicht stimmte.
Das Buch, „Ypsilon minus“, schäfte, wenn ich ihn richtig verstand, auch seinen - Thomas†˜ - kritisch-subversiven Geist gegenüber dem DDR-Regime, was ihm sein Leben nicht leichter machte.
Thomas erzählte dann, was er in Bonn, im Bundestag, erlebte, aber auch während seines Studiums in Moskau, wo er mit Boris Strugazki trank und sie sich Witze erzählten.
Über die Gründe seiner Ausweisung hätte ich gern noch mehr erfahren. Ob sein (geplanter) Auftritt in einem Stück von Brecht in Halle, wo er den Arturo Ui mimen sollte, und sich eine Gesichtsmaske - halb Hitler, halb Stalin - verpassen ließ, der ganze Grund war?
Am Tag zuvor spazierte er übrigens durch Halle, der Stadt, wo er studiert hatte. Über das im Verfall begriffene ehemalige Polizeipräsidium am Hallmarkt konnte er jetzt höhnisch lachen und sich halt an dessen Verfall erfreuen, denn „damals“ musste er ein paar unliebsame Tage dort verbringen†¦
Ja, er hat was zu erzählen, kann das auch sehr gut. Das war ein rundum unterhaltsamer Abend.
Jetzt habe ich wenig über Herbert W. Franke und die Neuedition seiner Bücher bei p.machinery geschrieben. Aber auch darüber hat Thomas Franke viel erzählt, über den Schaffensprozess, über die verwandten Motive der Coverbilder, die er übrigens im Original, gerahmt, dabeihatte. Man hätte sie kaufen können. Also, wenn ich das Geld über hätte†¦ Im Original sehen sie noch mal ganz anders aus, denn gedruckt. Absolut eindrucksvoll, auch wenn es „nur“ Collagen sind.

Die Veranstaltung fand am 22.11.18 statt.






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Motto

„Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nigthmare.“ 
Arno Schmidt
 
„Er weiß nun auch, was er gegen die … lauernde Stupidität, die sich als Realismus ausgibt, zu tun hat: das Bild von Wirklichkeit eingrenzen, sie mit ästhetischem Maß und nur mit diesem messen, den Schritt in surreale Reiche wagen."
(aus: Gunnar Decker: Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns. Eine Biographie. S. 201)

 

 

Thomas Hofmann, ein Phantastik-Fan

Angehängtes Bild: Demiurg_g.jpg

© Thomas Hofmann

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Als Freund der phantastischen Künste artikuliere ich mich seit ca. 1988. Vielleicht kennen einige von Euch meine Zeichnungen. War auch als Rezensent im Fandom unterwegs, einst vor allem im leider nicht mehr existenten Fanzine SOLAR-X, neuerdings im NEUEN STERN (kein Fanzine, nur ein "Rundbrief...")
Dieses Blog soll den geneigten Leser auf Tipps und Termine in Sachen Phantastik aus dem Raum Halle / Leipzig hinweisen. Einer alten SOLAR-X-Tradition folgend möchte ich auch Berichte zu von mir besuchten SF / Phantastik-Veranstaltungen einstellen.
Ich will immer mal wieder auf die Stammtisch-Termine meines Heimat-SF-Clubs, des ANDROMEDA SF CLUB Halle und auf die Veranstaltungen des Freundeskreis SF Leipzig hinweisen.

 

Man wird hier auch die eine oder andere Rezension zur Phantastik aus alten Tagen von mir finden, von denen zumindest ich meine, dass sie nicht völlig dem Vergessen anheim fallen sollen.

 

Mehr als Merkhilfe für mich, aber vielleicht auch als Anregung für den einen oder die andere Leser/in wird hier meine kommentierte Leseliste zu finden sein.

 

 

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Archiv

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Bücher, die weitestgehend von mir illustriert wurden:
♦ Sagen der Oberlausitz, Nordböhmens und angrenzender Gebiete; Oberlausitzer Verlag A. Nürnberger, 1990
♦ Sagen der Oberlausitz..., Band II, ebd., 1991
♦ Oberlausitzer Kochbuch mit historischen Betrachtungen, ebd., 1991
♦  Märch. d. Bergwelt, ebd., 1991
♦ Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Solar-X-Prod., 1994
♦ Das große Dorfhasser-Buch, Aarachne, Wien, 2000
♦ Christian v. Aster: Nachmieter gesucht, midas 2000
♦ Von dunklen Kräften und alten Mächten, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2001
♦ Das große Verwandtenhasserbuch, Aarachne, Wien 2001
♦ N. Rensmann: Ariane, Bastian, Luzifee und Co., K&C Buchoase,Solingen, 2001
♦ Felten & Streufert: Gänsehautgeschichten, K&C Buchoase, Solingen, 2001
♦ Spinnen spinnen. Die Anthologie zu nützlichen Tieren, Aarachne, Wien 2002
♦ Peter Brandtstätter: Von Schmetterlingen und der Liebe..., Wien, 2002
♦ Feenmond, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2002
♦ Ruf der Ferne, Rollenspielbuch, Caedwyn, Hannover 2003
♦ Frank Haubold: Das Geschenk der Nacht. Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2004
♦ Das Mirakel, Phantastische Erzählungen, EDFC e.V., Passau, 2007
♦ Rose Noire, Anthologie im Voodoo-Press, 2009
♦ Michael Knoke: Das Tal des Grauens, Voodoo-Press, 2010
♦ Michael Siefener: Die Entdeckung der Nachtseite, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, VP 2013
♦ Tobias Bachmann, "Liebesgrüße aus Arkham", Edition CL, 2016
♦ A.G.Wolf: Die weissen Männer, KOVD 2020 (Neuauflage)
♦ Peter Schünemann, "Nachtmahr", Ed. Dunkelgestirn, 2023
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Bücher, an denen ich mich beteiligen durfte:
♦ Der Abenteuerwald. Phantastische Nachwuchsanthologie, Kreutziger Verlag, 1996
♦ Das Herz des Sonnenaufgangs, Eine Alien Contact Anthologie, 1996
♦ Liber XIII und andere unerwünschte Nachlässe, Goblin Press, 1999
♦ Lichtjahr 7, Freundeskreis SF Leipzig e.V., 1999
♦ Von kommenden Schrecken, Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2000
♦ Der Erstkontakt. Stories und Bilder aus dem Perry-Rhodan-Wettbewerb, Berlin, 2001
♦ Phantastik 2002, Taschenkalender, 2001
♦ Michael Lohr, Gemurmel aus dem Buch der Drachen, 2001
♦ Hysterisch funktionieren, Aarachne, Wien. 2002
♦ C. Bomann: Anthrins Kind, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ C. Bomann, Parchimer Hexengeschichten, Abendstern-Verlag, Parchim, 2002
♦ Des Todes bleiche Kinder, Abendstern-Verlag, Parchim 2002
♦ Geschichten von Phönix und Sperling. Buch zum ElsterCon, Leipzig, 2002
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Operation Asfaras, Ed. Solar-X, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 1 für 2002, Shayol, 2003
♦ Alien Contact Jahrbuch 2 für 2003, Shayol, 2004
♦ Alien Contact Jahrbuch 3 für 2004, Shayol 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Der Marsspion, DvR, 2005
♦ G. Arentzen: Christoph Schwarz, Detektiv des Übersinnlichen, Bd. 1 bis 6, Romantruhe, 2005
♦ M. Borchard: Der Zeitarzt, SF Blues Bd. 4, edfc, 2005
♦ Cover: Wilko Müller jr. & Renald Mienert: Die Zeitläufer, Ed. Solar-X, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Im irdischen Jenseits, DvR, 2005
♦ Cover: Carl Grunert: Zukunfts-Novellen, DvR, 2005
♦ Markus Kastenholz: Tiamat 1 - Asche zu Asche, VirPriV-Verlag, 2005
♦ Welt der Geschichten 1, Web-Site-Verlag, Mai 2006
♦ Cover: Wilko Müller jr.: Mandragora, Ed. Solar-X, 2006
♦ Kastenholz, Ippensen: Tiamat 2 - Die Stunde Null, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Nocturno 6, VirPriV-Verlag, 2006
♦ Alien Contact Jahrbuch 4 für 2005, Shayol, 2006
♦ Welt der Geschichten 2, 2006 (alte Ausgabe; in der Nachauflage von 2008 sind keine Bilder von mir enthalten)
♦ Welt der Geschichten 3, 2008 (neue Ausgabe)
♦ Cover: Bernd Rothe & Astrid Pfister (hg.): Gequälte Seelen; Welt der Geschichten Sonderausgabe, 2008
♦ Robert N. Bloch: Michael Siefener. Eine kommentierte Bibliographie, Verlag Lindenstruth, 2011
♦ Frank W. Haubold: Der Puppenmacher von Canburg, Edition Lacerta(eBook) und CreateSpace Ind. Pub. Platform, 2012
♦ "Saramees Blut", Atlantis 2012
♦ M. Kastenholz: Projekt Hexenhammer, Printausgabe, 2013
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Shayol, 2014
♦  Richard Kühle: Alraune und der Golem, Goblin-Press, 2015
♦ Ine Dippmann und Uwe Schimunek: Leipzig mit Kindern, Jaron 2015
♦ Leipzig - Visionen. Gestern und heute, FKSFL & Edition Solar-X 2015
♦ Simon & Steinmüller: Die Wurmloch-Odyssee, Memoranda, 2017
♦ Simon & Steinmüller: Leichter als Vakuum, Memoranda, 2017
♦ Uwe Lammers, „Mein Freund, der Totenkopf“, Teil 1, 2017
♦ IF Magazin für angewandte Fantastik # 666, Okt. 2017
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Andymon, Memoranda, 2018
♦ Ferne Welten, Buch zum 14. ElsterCon, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: SPERA, Memoranda, 2018
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Sphärenklänge, Memoranda, 2019
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Der Traummeister, Memoranda, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Marslandschaften, Memoranda, 2020
♦ Fahrenheit 145, Buch zum 15. ElsterCon, 2020
♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Pulaster, Memoranda, 2021
♦ (N)IRGENDWO (N)IRGENDWANN. Utopie und Humor. Begleitband zum ElsterCon 2022
♦ Goblin Press. Die frühen Jahre: 1990 - 2004. Eine illustrierte Dokumentation von Uwe Voehl, Lindenstruth 2022
♦ Hubert Katzmarz: Im Garten der Ewigkeit, p.machinery, 2022

♦ Angela & Karlheinz Steinmüller: Computerdämmerung, Memoranda, 2023
 
Magazine und SmallPress
Alien Contact, Kopfgeburten, GOTHIC, The Gothic Grimoire, Vanitas, Tanelorn, Fleurie, Bonsai 6 / Zimmerit 5, 1995, Tumor (Sonderheft 8), Andromeda SF Magazin des SFCD 143 / 144, EXODUS 15 / 16 / 17 / 18 / 19 (mit Galerie v. mir, 2006) / 20 / 21 / 22 / 24 / 25 / 27
einblicke. Zeitschrift der Krebsforschung, August 2005,
Watchtower 8 / 9
Die Ruhrstadt-Zeitung 41
ARCANA 6 (2005)
Andromeda Nachrichten 216, 218 / 219, 220, 222, 223, 224
Nova 16 (2010)
Fantastic Artzine 1, Fantastic Artzine. Halb-Zeit, beide 2012

Nova 22 (2014)
Der lachende Totenschädel, Nr. 3 (10 / 2015)
Cthulhu Libria Neo, BuCon-Ausgabe 10/2015

Cthulhu Libria Neo 1, April 2016
Cthulhu Libria Neo 2, Oktober 2016
Cthulhu Libria Haunted Houses, März 2017
EXODUS 36, Juni 2017

Der lachende Totenschädel Nr. 4, Jan.2018
!Time Machine, Januar 2018
IF #7, März 2018

EXODUS 38, 09 / 2018
!Time Machine 2, Januar 2019
!Time Machine 3, April 2020
!Time Machine 4, Januar 2021
Der neue Pegasus Nr. 2, April 2021

!Time Machine 5, Oktober 2021
!Time Machine 6, Januar 2022
!Time Machine 7, Januar 2023
â– 
Fanzines
aktuell & laufend NEUER STERN, Solar-X, Fiction Post, Goblin Press Hefte
TERRAsse 27 (zum 60. FörsterCon, April 2019)
TERRAsse zum PentaCon 2019
TERRAsse zum PentaCon 2021
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CD-Cover
♦ The Beat Of Black Wings: Nightfall; 1999
♦ Syngularity: The Four Horsemen; 2000
♦ Gothica: Within A Dream; 2000
♦ Gothica: Into The Mystic; 2000
♦ The Beat Of Black Wings: Black Love; 2000
♦ Gothica, Workbook 1995, 2003

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