Die Leipziger können es nicht lassen!
„Leipzig - Visionen gestern und heute!“
Ja, die Leipziger†¦ Das war sozusagen ein Mini-ElsterCon. In vielerlei Beziehung ein Mini-ElsterCon - nicht ganz so ein üppiges Programm, nicht ganz so viele Beteiligten, nicht ganz so viele Besucher, ein etwas anderer Veranstaltungsort. Doch es galt: Klein, aber fein!
Anlass war das Erscheinen des Buches „Leipzig - Visionen gestern und heute“ in der Edition Solar-X, eine interessante Mischung aus SF und Architektur-Phantasien aus mehreren Jahrhunderten. Die Präsentation fand im Rahmen des Literarischen Herbstes Leipzig 2015 statt und nahm natürlich Bezug auf den 1000sten Geburtstag der Stadt. An Texten finden sich alte SF-Texte, die über ein zukünftiges Leipzig erzählen, also jeweils über die Zukunft aus der zeitlichen Perspektive des Erzählers / Autors. Sowas ist ja immer ganz lustig, wenn man mit der Überlegenheit des Spätgeborenen die Zukunftsvisionen der Ahnen belächeln kann. So ähnlich verhält es sich auch mit den Architektur- und Stadtentwicklungs-Visionen und -Phantasien, die vor allem mit Bildern und Karten im Buch vorgestellt werden. Was es so alles hätte geben können, z.B. an Hochhäusern, oder Kugelhäusern (über die Thomas Braatz referierte), oder symmetrisch geplanten Stadtteilen, oder einer Megacity von LE nach Halle. Ein paar der Visionen geistern ja auch seit den 90ern auch immer mal wieder herum.
Aus geplanten 200 wurden dann 534 Seiten, prall gefüllt mit vielen Illustrationen (von denen ich ein paar wenige beitragen durfte, als Illus zu Stories). Und auch diese 534 Seiten sind eine “abgespeckte Vision“ wie Thomas Braatz bei der Eröffnungsveranstaltung meinte. Theoretisch wäre eine erweiterte, oder fortsetzende Ausgabe möglich. Aber erst mal das hier verkraften†¦
Die Veranstaltung fand in der Deutschen Bücherei statt. Das war schon mal was! Ich kannte sie als Student, und war total geflasht, was das doch für ein Schmuckstück ist, diese Bibliothek, sowohl von außen, mit dem tollen, herbstlichen Platz davor und auch von innen. Leider bin ich ein Fotomuffel†¦
Die Lesungen und Diskussionsrunde fand in einem kleinen Saal statt, der immerhin so hübsch war, dass der Architektur-Experte, Peter Leonhardt, ein Mitarbeiter der Leipziger Stadtverwaltung und mit städteplanerischen Aufgaben betraut, aber auch Kenner der Geschichte, eine erstaunte und bewundernde Bemerkung entlockte. Sein Vortrag war dann auch sicher einer der Höhepunkte dieses SF-Mini-Cons, denn sowas erwartet man da ja nicht.
Wenn man alle Lesungen mitverfolgte, braucht man am Ende einen Teil der Texte im Buch nicht mehr lesen J. Ein paar Bemerkungen kann ich ja daher gleich hier loswerden.
Z.B. zur Lesung der Preisträger des Preisausschreibens, dass der FKSFL auslobte.
Anja Buchmann erzählt z.B. über eine „naive Revolutionärin“ (so will ich sie mal betiteln), die an die 89er Traditionen der Stadt anknüpft und dann ziemlich erschrocken ist über die Resonanz, die sie hervorruft. Oder†¦
Claudia Hornung. Sie hat eine ziemlich misanthropisch, dystopische Sicht auf die Zukunft, der Welt und Leipzigs. Ihre Vision erinnert im Stil und Inhalt mich etwas an die 80er Jahre. Lustig auch, dass die Freimaurer Retter der Zukunft werden. Oder†¦
Tino Hemmann brachte einen Ausschnitt aus einem Roman, der u.a. in LE spielt, hier speziell in einem Bunker unterhalb einer Eliteuniversität (die wohl tatsächlich in LE geplant war). Dann ging es aber um eine bakteriologische Waffe, die aus dem Ruder läuft. Also auch keine glückliche Zukunftsvision; nebenbei: Moderator Manfred Orlowski war fast am Verzweifeln, als ihm klar wurde, dass alle präsentierten Visionen für die Zukunft so grau bis schwarz ausfielen†¦ Oder†¦
Die jüngste Teilnehmerin und Gewinnerin ist noch Schülerin: Liv Modes. Sie entdeckte in LE einen Fahrstuhl, der eigentlich eine Zeitmaschine ist. Hübsche Idee!
Die SF-Profis lasen auch (na ja, das soll nicht heißen, dass die oben Genannten keine „Profis“ sind, Claudia Hornung z.B. schriebt und veröffentlicht noch viel anderes, aber eben keine SF, und Tino Hemmann ist ja auch ein versierter SF-Autor): Wilko Müller jr., Uwe Schimunek und Marcus Hammerschmitt lasen noch aus ihren Beiträgen zum Buch.
In dem Buch sind aber noch viele andere vertreten. Noch ein paar Namen findet man hier: http://diezukunft.de...stern-und-heute
Am Abend trafen wir uns noch einmal zum Abendessen im Brauhaus Napoleon; es wurde (eigentlich noch mal, schon mal im Frühjahr) der 30. Geburtstag des Freundeskreises SF gefeiert; aber diesmal waren es ein paar Gäste mehr, u.a. aus Berlin. War sehr schön, informativ, lustig!
Ok, damit haben wir die Wartezeit auf den nächsten ElsterCon also bravourös verkürzt. Danke!