

Hofmanns Leseliste Ostern bis Herrentag, 1. Teil
Petra Hartmann Dunkelgestirn Edition Dunkelgestirn Bestiarium
Leselistenfortsetzung, diesmal mit einem "selbstgebastelten" Buch:
Thomas Hofmann und Petra Hartmann: „Das intergalaktische Bestiarium“
Edition Dunkelgestirn, 2025
Im Grunde ist das auch eine Zweitlesung. Habe die Geschichten alle schon mal gelesen, als sie fertig geschrieben vorlagen, in Manuskriptform. Und nun ist das Buch in der Welt.
Die ersten Texte waren wie die ersten Bilder, die extra für diesen Band entstanden sind, bereits 2021 da. Das ist schon wieder ein bisschen Zeit vergangen. Zuerst las ich sie voller brennender Neugier, was die Autorin wohl aus meinen Bildern gemacht hat! Hier ist es ja mal andersrum gelaufen: Erst waren da die Bilder, dann kam der Text. Petra hat auch schon darüber reflektiert, was ihr so durch den Kopf ging, als sie meine Zeichnungen sah – und vor der Frage stand, was ihr nun dazu einfallen soll.
Ich war jedenfalls immer sehr beglückt als ich die Stories las. Klasse! Was man so aus Bildern rauslesen kann. Hätte ich mitunter überhaupt gar nicht so gesehen. Wenn man mich fragt, was ich mir dabei gedacht habe, hülle ich mich lieber in Schweigen. Manchmal war es echt einfach nur der Wunsch, eine Struktur aufs Blatt zu bringen. Mitunter sind es Schraffuren, die mich mehr interessieren, als äußere Formen.
Hier ein paar unmaßgebliche Gedanken nach dem Lesen:
„Das Tor zu allen Welten“ – eine meiner Allzeit-Lieblingsgeschichten ist „Die Tür in der Mauer“ von H.G. Wells und diese Story hier erinnerte mich sehr daran. Eine Hommage? Eine Geschichte über eine verpasste Chance, aus der der Protagonist seine Lehre zieht. Aber die Sehnsucht nach dem, was dahinter ist, ist überwältigend.
„Drachenreise“ ist eine Ode an das Leben; was diese Story mit einigen anderen des Bandes gemeinsam hat. Der Kreislauf des Lebens als lange Reise um den Planeten, ein schönes Bild (das mir, wenn ich recht drüber nachdenke, auch in etwa so vorschwebte, als ich die Bilder dazu zeichnete).
„Die Parasiten“ ist fast eine richtige Horrorstory geworden, halt so horrormäßig wie die SF von Lovecraft so ist. Dies ist auch die einzige Story, in der unser Arbeitsprinzip mal umgekehrt wurde, d.h. ein paar Zeichnungen entstanden nach dem Text und eine nach einer verbalen Idee (Pels-Kragen-Krake) von Petra. Das schwere Thema wird durch den Ton, den Roderick in der Story anschlägt, erfrischend aufgelockert; die Figur hat die Lizenz zum Fluchen.
Was mich auch verblüffte, hier und bei dem einen oder anderen Text von Petra: wie sie verschiedene Zeichnungen, die im Grunde nichts miteinander zu tun hatten, unter einen Hut brachte.
„Das Tier der Unordnung“ zeigt, wie es unter dem sprichwörtlichen Sofa der Familie Hempel so aussieht – auf jeden Fall geheimnisvoller als man denkt. Ein Hoch auf das Chaos! Find ich gut. Mit den Sprichwörtern, oder Memes, geht es weiter mit „Der Wurzel“ allen Übels. Auch Pflanzen können einem echt das Leben schwer machen. Sollte man kaum glauben. Okay, weiß man seit den Triffids, aber mein kosmischer Riesenbaum erschien mir beim Zeichnen gar nicht so gefährlich. Na, wieder was gelernt.
„Der Leichtplanet“ ist im Grunde auch so ein archetypisches Ding für die phantastische Kunst. Schwebende Gesteinsbrocken sind nicht neu in der phantastischen Motivwelt, gebe ich gerne zu. Aber Petra hat dazu eine physikalisch stichhaltige Begründung gefunden, warum so eine Welt immer leichter wird. Oder etwa nicht?
Hach, mein „Sternendrachen“! Ja, auch so ein Lieblingsmotiv. Hier darf ich verraten, dass ich mich mitunter selbst kopiert habe. Mein eher metaphorisches Drachenwesen hat die Autorin auf einen deutlich rationaleren Boden der Tatsachen zurückgeholt, als ich mir dachte. Ist sehr okay, zumal die Melancholie, die so einem Motiv quasi innewohnt sehr gekonnt umgesetzt wurde. Es ist eine Geschichte vom Aussterben.
„Kammerjäger“ und „Erkunder“ sind – glaube ich – die ersten Texte gewesen, auch natürlich die ersten neuen Bilder. Da hatte ich beim Zeichnen durchaus den Gedanken im Kopf, eine Story erzählen zu wollen. Es gibt sozusagen kleine Bilderserien, die die Autorin gern aufgegriffen hat. So muss das sein. In den Stories wird noch fast am meisten von dem „Geschäft“ des Exobiologen erzählt. „Die Würmer“ fällt auch in die Kategorie, obwohl es nur eine Zeichnung ist. Für mich war hier aber total verblüffend, dass Petra sich auf ein Motiv / Tier konzentriert hatte, dass für mich beim Zeichnen nur Beiwerk war. Ja, so kann man das auch sehen.
„Der Savannenplanet“ war der letzte entstandene Text, oder? Auch ein ziemlich langer, mit einer Katze. Einer besonderen, weltenrettenden Katze. Sie wird als superniedlich usw. beschrieben, und dabei kann ich doch gar nicht „niedlich“ zeichnen. Aber na ja, so wird das halt gesehen. Sehr okay.
Gar nicht niedlich ist „Die Bordspinne“. Hier wurden übrigens sämtlichst alte Grafiken von mir verwendet, Bilder aus der alten Aarachne-Zeit, So haben sie noch einmal einen schönen Rahmen erhalten und die Story hätte natürlich damals in den Nullerjahren auch gut und gerne in die Jubel-Anthologie des Aarachne-Verlages von Ernst Petz gepasst. Schöne Erinnerung – und eine schöne neue Erinnerung, die hier entsteht.
Ja, bin echt zufrieden mit unserem Werk.
Rezensionen zum Buch gibt es hier:
KULTURA-EXTRA, das online-magazin
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Thomas Hofmann & Petra Hartmann: Das intergalaktische Bestiarium (Buch)