2025 - Hofmanns (nicht nur) Leselistenabrechnung

... wird wohl kaum zu den glorreichen Jahren der Menschheit zählen. So viele Problemfelder, die wieder nicht angegangen wurden, die sich sogar verschlimmert haben. Lösungen (realpolitische) sind nicht in Sicht. Die Aussichten für das kommende Jahr sind dann auch ziemlich düster. Schade, dass die Dystopisten Recht behalten werden.
Persönlich war es auch erst mal nicht so gut. Da war die gesundheitliche Sache im März, die mich durch die erste Jahreshälfte hindurch beschäftigte. Sieht aber so aus, als ob ich es in den Griff bekommen habe. Gesundheitlich hat es leider auch jemanden in unserem SF-Club erwischt. Auch dort gibt es aber, glaube ich, Grund hoffnungsfroh in die Zukunft zu sehen.
Was das geliebte SF-Fandom und meine geliebte phantastische Kunst anbelangt, hatte ich aber ein sehr schönes Jahr! Es erschien das „Das intergalaktische Bestiarium“, in dem Petra Hartmann meine Zeichnungen zu literarischem Leben verhalf, editiert von Eric Hantsch in seiner Edition Dunkelgestirn (wer die kennt, weiß, dass es ein tolles Buch geworden ist!) und in dem ich mich ja zeichnerisch mal so richtig austoben konnte: Ich zeichne am liebsten Monstren und Drachen, phantastische Szenarien. Dafür war hier viel Platz. Die Zeichnungen sind ja alle vor 2025 entstanden, aber in diesem Jahr erschien das Buch. Es war daher auch ein willkommener Anlass, den MarburgCon zu besuchen – für mich das 2. Mal, nach mehr als 10 Jahren (wo ich es mir doch immer wieder mal vorgenommen hatte). Der Besuch in Marburg wird mir auch deshalb in lieber Erinnerung bleiben, weil mich dort Holger Marks so toll empfangen hatte, um mir seine Stadt zu zeigen. Holger ist ja Mitstreiter in der APA F.A.N. und auch mitunter Autor für den NEUEN STERN.
Das BESTIARIUM konnten wir, Petra und ich, dann beim FKSFL auch noch mal präsentieren, was – so mein Eindruck – eine gelungene Veranstaltung war. Ja, irgendwie hat meine Passion (die allerdings schon mal stärker ausgeprägt war) – das phantastische Zeichnen – ihren Höhepunkt und gewissermaßen Abschluss gefunden. Jetzt wäre ich frei für neue künstlerische Wege – aber ich suche noch und bin selbst gespannt, was da jetzt kommen wird.
Nach wie vor ist mir unser kleines Fanzine, der RUNDBRIEF – NEUER STERN – DAS Herzensprojekt. Da gab es durchaus viele kleine Höhepunkte, an die ich mich gern zurück erinnere: Das Doppelheft zur polnischen Phantastik, die Interviews, die Lars Dangel für uns führte (mit Franz Rottensteiner und Klaus Geuss), die kleine Grundsatzdiskussion zur SF und dem SF-Fandom, angeregt durch Wilko Müller jr. und von Clemens Nissen und Peter Schünemann aufgegriffen, wieder (oder immer noch) viele Beiträge von Bernd Wiese u.a. zur Rubrik „Aus alten Bücherschränken“ (ich staune weiterhin, wie viele phantastische Texte aus dem Vergessen geborgen werden können!). Neue Namen und Mitstreiter*innen tauchen auf: Jean Li, Franziska Appel, Peter Poppe, Denis Vidinski; gute „alte“ Bekannte sind auch noch dabei, wie z.B. Gerd Frey.
Auch das Lesen macht mir weiterhin Laune und ich bedauere nur, dass ich so langsam lese und daher meinen SUB einfach nicht runter kriege (aber das sind ja schöne „Sorgen“). Hier nun meine Leseliste, sortiert nach meiner persönlichen Wertung.
Ein paar Bücher haben keine Wertung, weil ich mir nicht herausnehme / anmaßen möchte, sie so einfach bewerten zu können, ein paar, weil ich sie ev. voreingenommen gelesen habe und nicht ungerecht sein möchte.
So eine Retrospektive hat ja was: Sie bringt mich selbst zum Staunen: „Was, das habe ich gelesen!? Ach ja, das war ja auch dabei…“
Es gab ein paar Interessenschwerpunkte, die aber auch nach diesem Jahr nicht „abgearbeitet“ sind.
Zum einen stand die Phantastik / SF Frankreichs im Fokus – Zuarbeiten für ein Sonderheft des NEUEN STERNS in 2026. Teilweise ist das eine Reise in die Vergangenheit für mich, weil ich mit einer alten Schwarte aus DDR-Zeiten begonnen habe (Sieben Masken…). Allein dafür war das ein tolles Erlebnis.
Ein altes Buch hat mich dann angeregt, einer mythologischen Figur (Ahasver) nachzuspüren. Die Spur führte mich u.a. zu den Erzählungen von Michael Ende, die mich ziemlich beeindruckt hatten.
Meinem lange gehegten Vorhaben, mehr Meyerink zu lesen, konnte ich auch – etwas – Folge leisten. Aber da muss noch mehr passieren.
Auch so eine Passion – Dichter und Denker der ersten Hälfte des 20. Jh., die sozusagen zwischen den Stühlen saßen, ambivalent waren und bewertet werden – konnte ich auch weiter frönen; inklusive überraschende Neuentdeckung für mich: Walter Mehring.
Neues war auch dabei - „sogar“ muss ich langsam schreiben, denn mein Fokus auf SF- u. a. Phantastik-Neuerscheinungen ist seit ein paar Jahres etwas erlahmt. Aber zuletzt waren es die ANDYMONADEN, die mich echt faszinierten (auch, weil sie mir Anlass waren, eine alte SF-Liebe wieder aufzuwärmen). Außerdem habe ich die neuen Sachen von den eigentlich eher Social-Beat-Autoren Jörg Herbig und Jerk Götterwind lesen dürfen. Und ein paar wenige neue Horror-Bücher waren auch dabei; aber sehr wenige.
Überragende 11 / 10 Punkte
Emmanuel Carrère: „Ich lebe und ihr seid tot. Die Parallelwelten des Philip K. Dick“
Angela & Karlheinz Steinmüller: „Andymon“
Sebastian Guhr: „Chamissimo“
supergute 10 / 10
Nils Wiesner: „Axis Mundi. 1. Buch: Die geschiedene Welt“
Gérard de Nerval: „Aurelia oder Der Traum und das Leben“
Walter Mehring: „Die verlorene Bibliothek“
Gunnar Decker: „Die Fledermaus. Bote der Nacht“
Gunnar Decker: „Houellebecq. Das Ungeheuer“
Primo Levi: „Die Verdopplung einer schönen Dame“
Gustav Meyrink: „Fledermäuse“
Yvan Goll: „Die Eurokokke“
Michael Ende: „Das Gefängnis der Freiheit. Erzählungen“
gute 9 / 10
Theresa Hannig: „Pantopia“
Nico von Gracau: „Der Rettungstaucher“
Kurt Vonnegut: „Der taubenblaue Drache“
Jörg Herbig: „Die dunkle Romantik einer Stadt“
David Gray: „Umarmung der Barbaren“
Walter Mehring: „Paris in Brand“
„Der Planet mit den sieben Masken“
Luci van Org: „WIR FÜNF und ich und die Toten“
Dan Simmons: „Ilium“
Dario Gamboni: „Odilio Redon. Das Faß Amontillado. Der Traum eines Traumes“
„Andymonaden“ Anthologie, hg. Von Michael Wehren
8 / 10
Jens Bisky: „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“
Felix Woitkowski: „E/Meth“
Brian W. Aldiss: „Der lange Nachmittag der Erde“
Jörg Herbig & Sybille Lengauer: „Ungebrochen und mutig“
Jörg Weigand (Hrsg.): Sie sind Träume
Michail Schatrow: „Weiter… weiter… weiter“
Brian W. Aldiss: „Der entfesselte Frankenstein“
Brian Aldiss: Das Ende aller Tage
Luci van Org: „Der Tod wohnt neben an“
G.S. Viereck & P. Eldridge: „Meine ersten 2000 Jahre. Autobiographie des Ewigen Juden“ Übersetzer: Gustav Meyrink, 1928
Alain Dorémieux: „Spaziergänge am Rande des Abgrunds“
Stefan Heym: „Ahasver“
A.E. van Vogt: „Weltraumexpedition der Spacebeagle“
Robert Boehm: „Walhalla brennt“
Alan Moore: „Das Große Wenn“
Gerard Klein: „Die Herren des Krieges“
Thomas Melle: „Haus zur Sonne“
Jerk Götterwind: „Das Atelier in Schielding“
7 / 10
B.R. Bruss: „Geister im Moor“
A. E. van Vogt: „Der Krieg gegen die Rull“
Gerard Klein: „Schachbrett der Sterne“
Gilles d’Argyre: „Die Herrschaft des Zufalls“
6 / 10
B.R Bruss: „Die Bestien“
5 / 10
Nils Wegner: „Neoreaktion und Dunkle Aufklärung. Die rechtslibertäre Versuchung“
B.R.Bruss: „Die magische Seuche“
Brian Aldiss: „Dr. Moreau’s neue Insel“
Ohne Wertung
Irina Rasorgueva: „Pop-Up-Propaganda“
Thomas Hofmann und Petra Hartmann: „Das intergalaktische Bestiarium“
Primo Levi: „Ist das ein Mensch?“
Peter Schneider: „Lenz“
Hans Dietmar Sievers: „Halbhorsts Erzählungen“
Michael Tillmann: „Jenseits des Zeitgeistes lauern Gespenster“
Die Liste hat 55 Einträge.

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