Das "Original" findet man übrigens im Horror-Forum; die hier ist sozusagen die Sicherungskopie...
Der Januar sah mich in einer Verfassung, in der ich nicht so große Lust zum Lesen hatte. Das mag auch an dem dicken Wälzer liegen, den ich mir vorgenommen hatte. Ich hatte schon viel darüber gehört - schwärmende Worte - und gelesen. Aber ich wurde nicht warm mit dem Teil. Daher auch eine eher schlechte Wertung meinerseits.
"Getröstet" habe ich mich mit Comics resp. Graphic Novels. Wie es aussieht, könnte dieses Jahr für mich ein Gaiman-Jahr werden, zumal ja auch noch ein Band mit Erzählungen erwartet wird.
Also der Januar.
Romane:
Neal Stephenson: "Cryptonomicon" - Habs geschafft, über 1100 Seiten - puh...
Mein Fazit? Tja, schwierig. Sicher eine - bzw. viele - tolle Geschichte(n), auch glänzend erzählt. Aber vielleicht in dieser Form einfach zu viel. Mich hat genervt, dass fast jedes Kapitel wieder mit einer neuen Story begann. Immer wieder ein neues Setting, immer wieder lange Seiten Eindrücke, quasi Zusatzmaterial. Ich wage zu behaupten, dass das Buch - auf das Wesentliche beschränkt - nicht mal halb so dick wäre...
6 / 10 Punkte
Daniel Woodrell: "Zum Leben verdammt" - angeregt durch die Cormac-McCarthy-Lektüre (hier: "Die Abendröte im Westen") ist bei mir das Interesse an der Geschichte der USA geweckt worden. Natürlich - irgendwie kannte ich mich da durchaus etwas aus, doch vermutete ich - gerade auch nach McCarthy - einigen Klischees aufgesessen zu sein.
Wie schon nach "Der große Süden" von Ward Moore dachte ich, dass ich über den Bürgerkrieg doch zu wenig wusste. Das politisch korrekte Bild, das oft im Geschichtsunterricht vermittelt wird, ist ja, dass der fortschrittliche Norden gg. den rückständigen Süden antrat. Diverse Filme zeichnen dagegen ein mitunter pathetisches Ruhm&Ehre-Bild, wo zwar der Süden schon anders bewertet wird, aber das Ganze zur Schmonzette gerinnt.
Im I.Netz fand ich dann Bezüge von McCarthy zu diesem Buch, dass gleichfalls ein schonungsloses Bild des Bürgerkrieges zeichnet (wie McCarthy über die Indianerausrottung schrieb). Und das stimmt! Aus der Sicht eines sehr jungen Südstaatlers, der sich den "Strauchdieben", Freischärlern, die für die Unabhängigkeit ihres Landes gegen die Dominanz des Nordens wandten, anschloss, wird erzählt, wir brutal und schonungslos beide Seiten vorgingen und dabei auch Zivilisten nicht verschonten, zumal man im Namen "der Sache" auch gleich mal persönliche Fehden zu einem tödlichen Ende bringen konnte. Die Gräben gingen ja in einigen Staaten zwischen den Höfen und Nachbarn hindurch.
Interessant an dem Buch ist auch die Sprache, der der Autor Pathos und Duktus des 19. Jh. nachzeichnet. Da die Protagonisten aus dem einfachen Volke stammen, wird das Ganze nicht überladen. Insgesamt kann man hier die Motive der Rebellen durchaus verstehen und man versteht, worin ihr Dilemma lag.
9 / 10 Punkte
Comics:
Ed Brubaker & Sean Philips: "Sleeper 4 - Das lange Erwachen" - ist ein unverlangtes Rezensionsexemplar. Vielen Dank, liebe Leute von Cross Cult! Nun habe ich die ersten drei Bände gar nicht gelesen, trotzdem kam ich schnell in den Stoff rein und muss sagen: Faszinierend. Wenn auch äußerst düster, gerade durch die Gestaltung und auch durch das Fehlen positiver Protagonisten. Hier meine Rezi auf Buchrezicenter.de
7 / 10 Punkte
Neil Gaiman u.a.: "Sandman Präludien Notturni" - wie schon angedeutet; ich "tröste" mich mit Comics... Meine Lese.Unlust.Phase nutzt ich auch gleich mal schonungslos aus und habe mit die ersten beiden Panini/Vertigo-Bände des Über-Comics von Meister Gaiman zugelegt. Der erste mundete vorzüglich. Na ja, mitunter sind es ja gar nicht sooo dolle metaphorische Geschichten. Zum Ende hin werden sie durchaus "metaphorischer". Ich könnte mir auch mehr Innovation bei der grafischen Umsetzung vorstellen; da bleibt der Comic noch zu sehr im Mainstream verwurzelt. Ist aber ok und es hat großen Spaß gemacht. Besonders ab "Träum einen Traum von mir" war ich hin und weg.
9 / 10 Punkte
Anthony Johnston, Christopher Mitten: Staubiges Land. Die Waste-Land-Saga Band 1. Eine Endzeit-Geschichte, einige Jährchen nach der Katastrophe (Die große Nässe). Die USA ist eine Wüste, es gibt menschliche Bewohner, aber auch Sandfresser, so was wie Vampire. Und dann gibts auch religiösen Fanatismus und Sekten die Sunner - Sonnenanbeter, die sind aber eigentlich weniger fanatisch und werden von herrschenden Klicke verfolgt wie weiland die Christen im ollen Rom oder so).
Ach na ja, irgendwie nichts Neues. Die grafische Umsetzung ist fast minimalistisch, aber stimmungsvoll. Der Zeichner hat ein Faible für Posen und Portraits, aber es gibt auch genügend Kampfszenen, die aber manchmal etwas mühsam zu "verfolgen" sind. Und es gibt viele Draufsichten, was sicher ein ein besonderes Kriterium ist.
6 / 10 Punkte
Ledroit, Mosdi: "Xoco"
2 Bände: "Der Obsidian Schmetterling" und "Der Herr der Schatten"
1. Band von "Sha" - bei meinen "Ablenkungsmanövern" in Sachen Comics habe ich jetzt mal mein Augenmerk auf einen ganz hervorragenden Zeichner gelegt: Ledroit. Seine "Zeichnungen" sind ja wahre Gemälde! Einfach hervoragend, bin begeistert.
Die Stories sind schööön düster, weird...
8 / 10 Punkte
Hörbücher:
Im Nachgang noch erfasst; zum wiederholten Male gehört....
Sibylle Berg: "Amerika" - 1 CD, Hörbuch, 3 Stories von der Autorin selbst gelesen. Ich finde die melancholische Art der Autorin einfach großartig. Sie ist ja auch oft zynisch und zeigt oft eine Phobie gg.über ihren Mitmenschen, aber diese Stories hier zeigen viel Hingabe zu den verlorenen Seelen, die sie hier präsentiert.
8 / 10 Punkte
Pablo de Santis: "Die Übersetzung" - 1 CD, Hörspiel des wdr. Auch großartig, höre ich immer wieder gerne.
9 / 10 Punkte