Für mich schon wieder Geschichte: Der AndYcon. Zur Zeit, da ich dies schreibe, läuft er sogar noch...
War ja eine gute Nachricht damals, als es aus Berlin in die Provinz schallte: Andymon feiert seinen 25. Geburtstag mit einem Con und das im Zeiss-Großplanetarium. Da musste ich hin!
Nun ist as heutzutage - mit Familie und so - gar nicht mehr so einfach. Wir haben aber seit geraumer Zeit eine recht gute Art gefunden, solche Events zu bestehen. Das Geheimnis liegt im Kompromiss. So war ich wenigstens am Samstag zur Convention , Sonntag dann mit meinen Leuten in Sachen Kultur in Berlin unterwegs. Und in jedem Falle kann man was erleben...
Samstag
Vielen Dank erst einmal an die Con-Planer für die infrastrukturellen Tipps. Wir kamen in dem empfohlenen Hotel in der Nähe des Tierparks unter. Muss sagen: Empfehlenswert, für 4 Sterne nicht allzu teuer, gut erreichbar, gute Basis für Erkundungen in die Stadt. Hotel selbst auch toll, obwohl es in einem ehemaligen Wohnblock untergebracht ist.
Das Fahren mit Berliner S- und U-Bahnen ist ja schon mal ein Erlebnis. Besonders wenn man mal falsch aussteigt. Dann jemanden zu finden, der einen auf Anhieb sagen kann, wie man zur Prenzlauer Allee kommt, gestaltete sich als nicht einfach.
Das Zeiss-Planetarium weckte Erinnerungen, an die großen Treffen in der DDR-Zeit, an denen ich als frisch-gebackener SF-Fan teilnahm. In der Erinnerung war übrigens alles noch größer. Obwohl es heute größer erscheinen sollte, denn es waren weniger Leute anwesend als damals. Doch ist das Problem jedes sercon SF-Cons, befürchte ich.
Die Leutchen verliefen sich etwas in der recht großen Vorhalle. Doch konnte ich „alte“ Bekannte treffen, das war schön!
Ich gehe gerne zu den Veranstaltungen auf solchen Cons. Schade dass es keine Tageskarte gab. Entweder man wollte alles oder musste für jede Veranstaltung ein Extra-Ticket erwerben. Ich denke, da hat man sich ein paar Erträge durch die Lappen gehen lassen, denn es gab ein paar Leute, die so ein Tages-Ticket gerne hätten, dann aber, als sie keine bekamen, sich genau überlegten, ob sie denn nun für 5 Euro wirklich diesen oder jenen Vortrag hören wollten.
HPN, Dr. Both & Mr. Scheffler und die Fanzines in der DDR
War interessant. Interessant war auch die Form der Präsentation, denn sie hatte eigentlich keine, hat aber trotzdem geklappt. Anlass für diesen Programmpunkt war die Fertigstellung eines Büchleins zum Thema. Die 3 Musketiere, äh, Referenten erzählten locker vom Hocker über die ollen Fanzines, darüber, wie sie da ran gekommen sind, welche Bedeutung sie hatten.
Ein richtiger Vortrag wurde das nicht, man warf sich in wenig die verbalen Bälle zu und ging auf Fragen aus dem Publikum ein. Zur Verfügung stehendes Multimedia-Equipment wurde nicht eingesetzt, lediglich ein Bild mit den Covern von drei Büchern der Autoren zum Thema eingeblendet. Dafür drängelte sich immer mal der Bildschirmschoner vor... Warum konnte man nicht mal ein paar der Fanzines an die Wand beamen, statt sie nur vom Podium aus in die Luft zu halten?
ANDYMON
Der Club hat seinen Namen von einem Buch von Angela und Karlheinz Steinmüller. Dies musste natürlich gewürdigt werden.Es gab einen jungen Referenten, der sich auf wissenschaftlicher Basis dem Thema näherte, wobei er die alte Fassung des Buches aus der DDR-Zeit mit der neueren aus dem Shayol-Verlag verglich. Das Thema ist ja sogar interessant, denn man kann die Autoren (für die stellvertretend Karlheinz S. anwesend war) danach fragen, warum jetzt etwas anderes da steht als damals.
Interessant war, das die Unterschiede gar nicht so gravierend sind und dass hier das Thema Zensur in der DDR exemplarisch nicht wirklich abgehandelt werden konnte.
Dass diese Vergleiche von Text-Fassungen sogar eine eigene Disziplin der Geisteswissenschaften ist, nicht nur ein Unter-Thema der Literaturwissenschaft, war dabei eigentlich das Verblüffendste für mich. Allerdings konnte ich nur - wohlwollend ausgedrückt - staunen, womit sich Wissenschaftler so alles so ernst beschäftigen. Ich halte diese Disziplin nicht für „abendfüllend“...
Glukhovsky rules!!!
†¦ oder wie hießt das auf Russisch? Der Mann fetzt! Ich hatte ihn ja schon vor einem Jahr in Leipzig erlebt. Auch wenn es diesmal deutlich weniger Leute waren, so wusste er wieder durch seine Art zu faszinieren.
Zuerst wurde etwas gelesen, der Autor in Russisch, Simon Weinert in Deutsch. Ich hatte bei der deutschen Lesung den Eindruck, der Vortragende hatte zu wenig Licht. Das konnte dem Autor nicht passieren, denn er las direkt vom Laptop-Bildschirm ab.
Die Diskussion danach, die Hardy Kettlitz führte, war sehr ergiebig. Da erfuhr man u.a., warum Metro 2034 eben nicht wie Metro 2033 ist und das man dies von ihm auch nicht erwarten darf.
Wobei es zumindest in der deutschsprachigen Edition schwierig wird, diese Erwartungshaltung nicht aufkommen zu lassen, wo doch die Einbandgestaltung nichts Anderes zulässt. Aber es gibt, so führte er aus, im Russischen bereits andere Autoren, die genau da aufsetzten, wo er mit Metro 2033 aufhörte. Er hat seine Welt absichtlich anderen Autoren geöffnet, aber ihn selbst interessiert dies wenig. Auch wenn er bei anderen Verwertungen von Metro 2033 sehr wohl gefragt und mit ins Boot geholt werden möchte, so hat er auch die Dialoge für das Video-Spiel zum Buch selbst verfasst.
Demnächst gibt es auch was Neues von ihm im Deutschen, was in eine völlig andere Richtung geht, allerdings kann er sich vom Apokalyptischen wohl nicht trennen...
Sonntag, oder: Die Kleiderordnung in Berlin
Im Zeiss-Planetarium musste man alle Taschen und losen Kleidungsstücke in der Garderobe abgeben. Soll das was mit Anti-Terror-Schutz zu tun haben? Na ja, wir sind schließlich in Berlin...
Am Sonntag besuchten wir das Neue Museum auf der Museumsinsel. Nach einer gar nicht mehr so langen Schlange, die zu einem Großteil deshalb doch noch so lang war, weil die Verkäuferinnen den Besuchern die etwas komplexen Eintrittspreis-Gestaltungsregeln erklären mussten, konnten wir an 3 außen stehenden und einer Vielzahl innen stehenden Einlasskontroll-Leuten das Heiligtum betreten.Von der Vielzahl der Bediensteten wies uns niemand zurecht, wie wir mit unseren Jacken zu verfahren haben. Das ging dann aber drin dafür umso lustiger zu.
Beim Ersten sollten wir die Jacken auf keinen Fall lose tragen. OK, banden wir sie uns um die Schultern. Bei der nächsten ging das nicht durch, da musste die Kinderjacke unbedingt um die Hüfte gebunden werden (anziehen ginge natürlich in jedem Falle auch, wollten wir aber nicht, da es warm war). Der Dritte dann wies uns darauf hin, dass das Tragen der Jacke, um die Hüfte gebunden, gar nicht geht! - Wat denn nu?
Das Ganze frustrierte ziemlich. Kennt jemand den Grund für diese Jackenbehandlung in Berlin?
Nun ja, die Nofretete haben wir auch gesehen...
Das Museum hat übrigens vier Etagen, wobei es nach oben immer weniger Leute verschlägt, dafür ist Parterre richtig dicke Luft. Allerdings ist da gar nicht die Nofretete... Ich staunte, wie viele Leute auf einmal ihr Interesse an altertümlichen Schriftrollen entdeckt haben und ich frage mich,was jetzt im Bode-Museum zu sehen ist, das so was ja bislang beherbergte..