L.E. DYSTOPIA. Der Cyberpunk-Gipfel, oder: Frick im Frack
Umso erfreuter war ich, als ich im Online-Tagebuch von KNF (soll heißen; Klaus N. Frick), ENDPUNKT, von einer Veranstaltung las, auf der einige SF-Akteure zu Worte kommen sollten. Da musste ich hin!
Mit mir waren es allerdings nicht wirklich viele Leute, die sich in die kleine Kneipe, der Stötterizer Margerite, einfanden. Dies soll aber kaum verwundern: a) liefen parallel eine Unzahl anderer Lesungen in der Stadt, 'b) auch einiges in Sachen Phantastik und c) diese Lokation war schon etwas außerhalb†¦
Aber gemütlich war es, Getränke sehr preiswert und schön warm in der Stube.
An dieser Stelle mag ich gleich mal dem rührigen Organisator einen Dank aussprechen: Uwe Schimunek. Die Veranstaltung muss wohl mit einem ähnlichen Autorenkreis in ähnlicher Form woanders stattgefunden haben. Hat sich bewährt, wurde in Leipzig angesetzt und wie es klingt, wird es bei der nächsten Buchmesse zu Leipzig auch wieder stattfinden. Gut so!
Die Sache war recht professionell; es gab eine erhöhte Bühne, die Akteure standen hinter einem Notenständer mit Mikro und es gab einen Moderator, der die Autoren sogar siezte.
Das Thema war laut Flyer die Dystopie, die böse Schwester der Utopie.
Der Gastgeber, Uwe Schimunek, eröffnete den Reigen und unterhielt vortrefflich mit einer Short Story über die Erkundung eines vermeintlichen Kindes in dessen verwüsteter Heimat, der Erdoberfläche. Unheimlicher als das, was es dort oben vorfand, war, was das „Kind“ über sich herausfand†¦
Danach hob Klaus N. Frick an. Zunächst reflektierte er über sein Outfit, das halt seiner Profession als Perry Rhodan-Redakteur auf dem Messestand geschuldet war; daher auch mein kleiner Reim in der Überschrift. Seine Story über ein verwüstetes, winterliches Nordschwarzwaldgebiet fing vielversprechend an, wurde dann aber nicht beendet, nur angerissen. War ein bisschen Schade. Dafür unterhielt er mit einer kleinen Anekdote über das technische Geschick von SF-Autoren beim Öffnen von Saftflaschen.
Frank Hebben hat auch nur einen Teil seiner Story vorgelesen. Allerdings waren seine Ausschnitte sehr eindringlich und gaben einen guten Eindruck von dem Werk; das machte mich sehr neugierig auf den Text! In seiner Alternativwelt ging der Erste fließend in den Zweiten Weltkrieg über; neben A-Bomben tauchen auch die hakenkreuzbeflaggte „Werwölfe“ mit ihrem „neuen Kaiser“ auf†¦
Christian Günther hatte sich einst einer „Storybattle“ gestellt, für die es eine Vorgabe gab: Ein Rosa Einhorn. Na, hat seine Aufgabe mit Bravour erfüllt; sehr eindrucksvoll!
Niklas Peinecke war für mich die Überraschung des Abends. In trocken-verhaltener Form brachte er seinen Text zu Gehör. Der entpuppte sich als tolle schwarzhumorige Geschichte über die Offenbarung des Neuesten Testaments in unserer Zeit, dargebracht von - tja, wie lautet die Mehrzahl von Jesus? †¦. Cooler Vortrag, urkomisch!
Thorsten Küper trug seine Story mit viel Verve vor. Er wirkte ein wenig mafiös, wenn ich das mal so ausrücken kann; war gut!
Michael Iwoleit hatte seinem Text etwas Pech. Zum einen war es wiederum nur ein Ausschnitt, der für sich genommen für meine Begriffe zu wenig preis gab vom der Story über die Degeneration menschlicher Beziehungen zum Datenstromaustausch; zum anderen hatte er Probleme mit seiner Stimme, was das Zuhören nicht einfacher machte. War aber schön, das „Urgestein“ der SF-Szene mal live zu erleben! Seinem Wunsch, ihn mit Papier zu beschmeißen, wenn es zu lange dauerte, kamen wir nicht nach; er hörte freiwillig auf und außerdem gab es dazu wahrlich keinen Anlass!
Zur Guten Nacht las Ine Dippmann aus einem Text von Ralph Doege.
Also, wenn nichts dazwischen kommt: Ich bin bestimmt nächsten Jahr wieder da!
("Frick im Frack" - sehr schön )