Ein Fascho-Käfer, The Warlord und ein paar Weltuntergänge - Hofmanns Mailektüre.
Meine Leseliste 2011
kleine Rezi hierzu in diesem Blog...
9 / 10 Punkte
Mike Grell: The Warlord 3: Odyssee
kleine Rezi hierzu in diesem Blog...
8 / 10 Punkte
Ned Beauman: „Flieg, Hitler, Flieg!“
Was hier den Autor getrieben hat, so eine Geschichte zu erzählen, vermag ich nicht nach zu vollziehen. Das Ganze wirkt irgendwie mächtig konstruiert. Aber nicht unschön. Ich habe das Buch vorgelesen bekommen von einem meiner Lieblingsschauspieler: Oliver Korittke, der gerne Halbweltleute oder auch Leute am Rande der Gesellschaft, Glücksritter und sozial Benachteiligte spielt. Seine Stimme hat was „gammliges“; das war dem Stoff durchaus angemessen.
Es gibt zwei Zeitebenen, einmal die Gegenwart, zum anderen die 30er Jahre des 20. Jh.
Schauplatz ist Großbritannien. Das Besondere an der Geschichte mag der Umstand sein, dass hier ein Brite über den Faschismus im Königreich schreibt. Die Protagonisten sind zum einen Bürgerliche, den den Ideen der Eugenik und des Faschismus aufgeschlossen gegenüber stehen. Mit den Schwarzhemden Mosleys haben sie es nicht so, aber Berührungspunkte gibt es zu denen trotzdem.
Die andere Fraktion sind Juden aus der Unterschicht. Dabei steh ein Kleinwüchsiger im Mittelpunkt, der aber sehr kräftig ist und als Preisboxer arbeitet: Seth Roach, gen. Sinner. D.h., irgendwann ist er kein Boxer mehr. Zudem ist er schwul.
Der kleine Boxer erregt die Aufmerksamkeit eines Entomologen Philip Erskine, der aus der Position seines bürgerlichen Elfenbeinturms sich vornehmlich Käfern widmete. Nunmehr hat er aber als Faschist und am Darwinismus und der Eugenik Interessierter einen Blick für seiner Meinung nach zu veredelnder menschliche Eigenschaften. Da wird er bei dem untersetzten, jüdischen Boxer aus der Unterschicht fündig. Das passt zwar nicht ins Schema und bereitet einige Ungemach und innere Zerwürfnisse. Allerdings noch viel mehr dadurch, dass er seine sich selbst nicht eingestandenen homoerotischen Neigungen spürt. Da muss es zum Eklat kommen. Vorher gelingt es dem „Forscher“, den Boxer für ein Experiment zu gewinnen, das den Boxer zum persönlichen Eigentum des Faschisten macht. Das alles geht nicht gut.
Insgesamt wird der Leser / Zuhörer mit einer ganzen Reihe von Dingen, Konflikten, Ideen konfrontiert.
Um was es alles geht:
†¦ um die internen Probleme der faschistischen Familie in England
†¦ um künstliche Weltsprachen vor Esperanto (Pangäisch)
†¦ um Eugenik
†¦ um eine Straßenschlacht zwischen den Mosley-Faschos und Juden
†¦ um einen in der Ukraine entdeckten Käfer, der sich durch besondere Eigenschaften (große Kraft und aggressives Verhalten) auszeichnet und den ein Hakenkreuz ziert. Diese Entdeckung freut den faschistischen Käfersammler ungemein. Er widmet ihn Hitler und nennt ihn „Anophthalmus hitleri“.
Ich denke mal, dieser Käfer hat dem Buch seinen Titel gegeben, denn ansonsten spielt Hitler keine Rolle. Und Hitler fand das fiktiver Weise gut, was er brieflich dem Entdecker bestätigte.
Der Origiginaltitel: "Boxer, Beetle" trifft den Inhalt eher..
Dieser Brief ist in der Gegenwart das Objekt der Begierde; nicht nur der Brief, wie sich herausstellt. Scheinbar gibt es ein „ariosophische“ Verschwörung, die sogar vor Mord nicht zurück schreckt, um an den Brief zu kommen. In den Strudel gerät ein anderer „Forscher“. Auch hier überzieht der Autor sein Ideen-Konto bei weitem: Der Typ hat ziemlich viele Krankheiten, u.a. eine, die ihn ständig stinken lässt, was ihn natürlich sozial vereinsamen lässt. Der kann nur so vor sich hin sammeln†¦
Am Ende wird ihm sein Körpergeruch, bzw. die Stoffe, die er transpiriert, das Leben retten. Ja, Am Ende knüpft der Autor alle Fäden zusammen. Das passt, aber der Eindruck, hier ein enormes Konstrukt aufgehäuft zu finden, bleibt.
Ach ja, der Autor ist ein Newcomer. Ich denke, das kann noch interessant werden, was er so in Zukunft anbietet...
8 / 10 Punkte
Carl Amery: „Der Untergang der Stadt Passau“
Nun habe ich den Klassiker auch mal gelesen. War ordentlich. Weniger der Plot, also vielmehr die Präsentation, eine sehr dicht erzählte, mit Mundart und lokalem Flair versehene bajuwarische Post-Apokalypse. Dass das Dilemma menschlicher Existenz darin besteht, dass die gleichen Fehler immer wieder wiederholt werden und es wohl keine Alternative zur bekannten gesellschaftlichen Evolution gibt, ist ja nicht erbaulich - wenn man selber der Meinung und Hoffnung ist, dass es auch anders gehen sollte. Na ja, die wenigen Überblenden nach der Seuche machen den Grundkurs in Geschichte auch nur wieder mit „bestanden“ durch und verfallen in den Feudalismus, samt ungarischer Reiterhorden.
Doch Amery liest sich toll. Also bin ich nun vom Amery-Virus befallen und werde wohl auch seine anderen Werke lesen, zumindest erst einmal seine SF.
9 / 10 Punkte
Greg F. Gifune: „Blutiges Frühjahr“
Richtiger Titel wäre ja eigentlich „Blutiges Jahr“, oder so..., vielleicht auch „Blutiges Erbe“, oder „Blutige Dämonen“...
Also, Buch hat gefallen. Ein schönes, finsteres Seelendrama mit übernatürlichen Exzessen. Im Zentrum steht der Ich-Erzähler, der zusammen mit seinen Freunden das Geheimnis ihres gerade durch Selbstmord verstorbenen Freundes erfahren, erkunden und knallhart damit konfrontiert werden.
So richtig blutig ist es gar nicht, war aber, wie sie erfahren müssen. Nunmehr drohen nur noch höllische Schatten und Dämonen, die aber eben nicht nur Metaphern für Seelenqual sind, sondern handgreiflich werden.
Ob das nun realistisch, dass so feste Freunde am Ende o wenig voneinander wissen und nicht mal im Ententesten ahnten, dass ihr Kumpel so ein Unhold war, ist m.M.n. Nicht glaubwürdig.
Nebenbei geht auch das Leben unseres Erzählers erst einmal den Bach hinunter, um dann einen neuen Weg einschlagen zu können. Das Ganze ist also so was wie eine Selbstfindung und -Reinigung.
Gifune erzählt viel, für meine Begriffe mitunter zu viel, zu viel Redundanz. Aber er kann erzählen, sein Stil (auch der de Übersetzers) ist sehr flüssig. Das macht Laune beim Lesen und geht flott voran. OK, unterm Strich hat er mich überzeugt und ich bin mal auf das nächste Werk gespannt!
8 / 10 Punkte
Thor Kunkel: "Subs"
...dazu habe ich mich schon ausgelassen......
9,5 / 10 Punkte