Messeimpressionen II - Martin v. Arndt
Buchmesse Martin v. Arndt
Diese Lesung im Rahmen von „Leipzig liest“ zur Leipziger Buchmesse 2012 war sozusagen das Kontrastprogramm zur Riesenveranstaltung einen Tag zuvor (C. Kracht). Martin von Arndt hat wohl gerade keinen Skandal zu laufen? Na, soweit ich weiß, hatte er das auch noch nie. Ist auch egal. Es waren mal gerade 10 Leutchen da. Alles andere müsste allerdings im Nachhinein fast verwundern. Zur „Leipzig liest“-Zeit laufen parallel vielleicht 50 Veranstaltungen. Da sollen überall Besucher hin. Dann ist der Ort, eine kleine Galerie in der Rosa-Luxemburg-Straße sicher auch nicht der Bringer: Zu weit weg vom Schuss, in einer kalten, breiten Geschäftsstraße, wo sich ein Firma an die andere reiht. Die Seitengasse, in der ich parkte, wollte ich nur schnell verlassen, da sie keinen einladenden Eindruck machte, so im Dunkeln...
Als ich die Galerie betrat, war da... erst mal gar nichts; niemand. Dann schaute eine Dame aus einer Tür, die ich fragen konnte. „Ja, sie seien erst was essen, um halbacht geht es los.“
OK, konnte ich noch Bilder ansehen. Es ging auch wirklich um halbacht los.
Warum wollte ich diesen Autor sehen?
Nun, „kennen gelernt“ hatte ich ihn als Verfasser einer kleinen,geheimnisvollen Erzählung für den allerersten Goblin Press-Band, „Fischaugen im Dämmerlicht“. Dann stieß ich auf ihn als Mitglied der experimentell-avantgardistischen, dunklen Band PRINTED AT BISMARCK’S DEATH. Deren Songs faszinierten mich! Da wollte ich halt wissen: Was macht der sonst noch?
Irgendwie hatte ich dann lange nichts mehr von ihm gehört. Es gibt da eine Homepage von ihm, auf der man auch Stories lesen und sich vorlesen lassen kann. Mittlerweile hat er aber als Autor Fuß gefasst. Zwei Bücher sind von ihm erschienen, die auch gelesen habe. Und nun gibt es ein neues Buch: „Oktoberplatz“.
Er hat seine Fans auf seiner Facebook-Seite Teil haben lassen am Entstehungsprozess. Da ist es ja sozusagen nur konsequent (von mir), wenn ich nun der Präsentation des neuen Werkes beiwohne.
Dem Autor machte es sichtlich Spaß, seine Geschichte zu präsentieren. Sie spielt in Weißrussland von den 70er Jahren bis heute. Was er las, zeigt, dass die Story sehr an den persönlichen Erlebnissen und Empfindungen der Hauptperson gebunden ist. Darüber hinaus lässt der Autor aber Gedanken zur allgemeinen Entwicklung in diesem Land aufblitzen. Zudem lässt er seinen Helden den Sohn eines Ungarn sein (so wie er ja selber einer ist), der auch zu Ungarn eine Beziehung aufbaut, und viel über das Land und die Verhältnisse dort zu sagen hat.
Nun, mir waren diese Passagen die wichtigeren. Von der Lektüre erhoffe ich mir da mehr. Der Autor war wohl recht oft in Minsk, da eine Bekannte dort studiert. Er hat Land und Leute kennen gelernt.
Ich fragte ihn nach seinem Interesse für dieses osteuropäische Land, das nicht unbedingt „normal“ erscheint für einen Südwestdeutschen. Aber das ist er ja nur zur Hälfte. Seine Herkunft hat ihn sich schon immer für den Osten interessieren lassen, für Ungarn, die SU...
Dann fragte ich ihn nach dem Namen seiner Band. Etwas stutzte er, hatte ich den Eindruck; meinte, das ginge ja jetzt ziemlich in die Vergangenheit. Und so nebenbei konnte man erfahren, dass es die Band im Grunde noch gibt, sie wurde nie aufgelöst. Und demnächst wollen er und seine Band-Kollegen wieder ein paar Stücke aufnehmen, die sie den alten Fans Monat für Monat präsentieren wollen, so dass am Ende des nächsten Jahres so etwas wie ein neues Album entstanden sein könnte. Ja, wenn das nicht mit viel Arbeit verbunden wäre, wie er leicht gequält meinte. Also, ich wäre darüber sehr erbaut!