Von Gelifteten, Gänsen des Kapitols und Cthulhu in Atlantis - gelesen 06 /12 / 1
Auf der Suche nach DER space opera, nach richtig guten Weltraum-SF-Großwerken mit viel Aliens, Raumschlachten, sense of wonder und mit viel Nachholebedarf meinerseits auf diesem Gebiet, probiere ich ein Stückchen UPLIFT-Universum. Zumal dieses Jahr noch ein neues Buch von Brin angekündigt ist, das ich mir zumindest auf meine Wunschliste gesetzt habe.
Ach ja. Wie soll ich es ausdrücken? Es wird wohl vorerst bei diesem kleinen Stück aus dem Riesenzyklus bleiben.
Es ist zwar der erste Band des 2. Zyklus, aber der Einstieg fällt leicht. Was das UPLIFT-Universum ausmacht, wird schnell klar. Das Konzept, dass Brin da entwirft, ist absolut überwältigend und faszinierend. Auch die Vielfalt seiner Aliens und wie greifbar und anschaulich er sie schildert, hat mich fesseln können. Aber dafür fällt meiner Meinung nach der Plot absolut hinten runter. Im Grunde passiert zwar laufend etwas, aber aber die Handlung entwickelt sich sehr langsam.
OK, da sind also die Raumschiffe von 6 verschiedenen Kulturen auf diesem Planeten gestrandet, weil sie mal aus welchen Gründen auch immer aus ihren Kulturen ausbüchsten. Um ihre Spuren zu verwischen, haben sie die Schiffe zerstört und leben auch ansonsten möglichst „unauffällig“ auf diesem Planeten, den sie sich im Sinne des uralten galaktischen Gesetzes unberechtigt aneigneten. Der Planet sollte sich nach der letzten Zivilisation erholen. Die ersten Bewohner haben ihren Leasingvertrag erfüllt und den Planeten verlassen. Spuren von ihnen sind aber immer noch zu finden, was die neuen Bewohner durchaus fasziniert.
Und nun landet ein neues Raumschiff auf dem Planeten. Man vermutete die lang prophezeite Abrechnung seitens der galaktischen Gesetzeshüter. Aber es handelt sich im „Gen-Piraten“.
Am Ende des recht umfänglichen Romans gibt es gar kein Ende, denn was im Deutschen 2, ist im Original 1 Roman.
6 / 10 Punkte
17) Frank W. Haubold: „Götterdämmerung. Die Gänse des Kapitols“
Das Buch - ich habe die Hardcoverausgabe - ist zunächst eine Augenweide: gediegen, mit Lesebändchen, schönes Format.
Es beginnt mit einer Art Prolog, die mich an im Stil an den kürzlich verstorbenen Ray Bradbury erinnerte. Das mag kein Zufall sein, wenn man weiß, dass ihn Frank Haubold zu seinen literarischen Vorlieben zählt.
Das Buch ist nicht sonderlich dick - für eine space opera. Ist ja nur der erste Teil, aber meinem Eindruck nach ist dies auch dem Umstand geschuldet, dass der Autor sich nicht in langen Umschreibungen und Erklärungen verliert. Die Welt ist wie sie ist. Und man kommt im Grunde schon schnell klar.
Wir haben eine waltraumenfahrenden Menschheit in einer ferneren Zukunft. Es gibt Aliens, die aber eher scheu sind (Angels) und aggressive Bio-Raumschiffe, Fahrzeuge, die gleichzeitig Wesenheiten sind und die die Menschenwelten angreifen. Die Menschen leben u.a. gerne auf Habitaten, die an bewohnte Inseln mit Kuppeln im Weltraum erinnern. Diese Städte sind leider ein beliebtes Ziel für Überfälle der Burgons. Und sie scheinen übermächtig und den Menschen überlegen zu sein, bis da eine Art Superwaffe eingesetzt wird, deren Herkunft aber geklärt werden muss.
Am besten haben mir Beginn und Ende gefallen, ich mag diese „bradbury’sche“ Art sehr! Auch die Raumschlacht war großartig. Mit den Figuren bin ich irgendwie nicht warm geworden, ihre Schilderung erschien mir zu distanziert, sie sind nach meinem Eindruck ein wenig Opfer der verknappten Darstellungsweise geworden. Ein paar Versatzstücke erinnern auch an andere SF-Werke, wie z.B. die Bezeichnung „Föderation“ für die Gemeinschaft der Menschenwelten oder diese fliegenden Städte.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es zeigt, dass aus dem sehr guten Story-Erzähler nun ein sehr guter Romancier wird.
8 / 10 Punkte
18 ) Wilko Müller jr.: „Fräulein Schmidt und die Suche nach Atlantis“
Wir erinnern uns: Im Dezember 2012 ging doch nicht die Welt unter. Dafür ist die Antiquariats-Gehilfin, das schicke Fräulein Schmidt keine männermordende Blondine, sondern eine Maya-Göttin. Sie und „ihr“ Antiquar, der stellvertretend für den geneigten Leser staunend ihre Metamorphose miterleben darf, haben einen anderen durchgedrehten Maya-Gott an der Durchsetzung seines Weltuntergangslpans gehindert.
Ist nun alles in Ordnung? Nein, denn es werden Götter - fast - reihenweise gemeuchelt. Da steckt der Gott dahinter, der im ersten Teil schon sein Unwesen trieb. Übrigens ist das mit den Göttern so ähnlich wie in der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende: So lange Manschen an Götter denken (also nicht nur glauben) gibt es sie. Woher die Spielregeln aber stammen, nach denen die Götter agieren, ist selbst ihnen unklar. Fakt ist - so konnte ich hier lernen - haben sie sie nicht in einer kindlichen Erziehung erlernt, denn sie waren ja nie Kinder...
Gott Thor erscheint in Lederklamotten und tätowiert im Buchladen und will Lovecraft kaufen. Wozu? Weil er weiß, was demnächst zu erwarten ist.
Es geht also in diesem vielschichtigen Universum um Cthulhu, um Atlantis und eine Insel im Schwarzen Meer. Das alles wird rasant und begleitet von kompetenten Erklärungen in mythologischen Fragen erzählt. Selten so was Kurzweiliges gelesen!
„Nicht jeden Tag erklärt einem eine Göttin die Welt!“ (S. 34)
10 / 10 Punkte