„Auf der Suche nach dem neuen großen Ding“ - ElsterCon 2012
Ein Tag volle Pulle SF liegt hinter mir. Der ElsterCon ging ja wieder vom Freitag Nachmittag bis Sonntag Mittag, aber der Samstag sollte mir reichen. Und es war ja auch genug los an diesem 2. Con-Tag!
Zunächst war es wieder schön, Bekannte zu treffen. Obwohl, unterm Strich: Irgendwie „lenkte“ das proppevolle Programm doch sehr ab. Mitunter ging die persönliche Begegnung über ein „Hallo!“ so im Vorübergehen und Nebenher nicht hinaus.
Als erstes traf ich auf Herrn Barnewald, der eine große Kiste vor sich her trug. Ich meinte, er will wohl auch einen Buchverkaufsstand eröffnen. Nee, das wären seine McDevitt-Bücher zum Signieren. Habe mich dann nicht erkundigt, ob er das viele Signieren überlebt hat - der Autor...
Im Café saß dann Eric aus dem Horroforum und - sicher eher bekannt - Herausgeber des Cthulhu Libria. Da gesellte sich Carsten Hohlfeld dazu. Sehr erfreut hörte ich von ihm, dass er immer noch künstlerisch aktiv ist, auch wenn man so in der „Öffentlichkeit“ (SF-Fandom) nichts davon hört. Aber zur Zeit hat er eine Ausstellung laufen, wobei die Exponate, nun... zumindest gewagt sind...
Dann begegnete ich dem ASFC*-Urgestein Andreas Hirn, der in seinem Berliner Exil irgendwie verschütt gegangen ist, es sich aber nicht nehmen ließ, in Leipzig aufzukreuzen.
Um den fannischen Teil hier abzurunden, möchte ich noch das kleine APAnauten-Treffen zur Mittagsstunde erwähnen. So viele Mitglieder der APA F.A.N. gab es selten auf einem Haufen. Das Treffen hatte lustige Momente, zu denen vor allem Assoziationen zu Tinas medizinischer Profession boten. EDM schwelgte in Erinnerungen und gab Fandom-Histörchen zum Besten. Schade, da hätte man ein Tonband mitlaufen lassen müssen.
Ich habe mich sehr gefreut, dass mir das Titelbild der #100, die bald ansteht, reserviert wurde. Ist ja viel der Ehre. Mach ich gerne; vielen Dank!
Vom Programm konnte ich naturgemäß nicht alles mitbekommen, ist fast zu viel und einiges lief parallel.
Es ging bei mir los mit der Military SF Lesung von Uwe Post und Dirk van den Boom, zu der ich zum Einlassdienst vergattert war. Immerhin, zu so früher Stunde kamen 20 Leutchen zu der Lesung.
Dirk entpuppte sich im Vorfeld (für mich) als wahrer Marktschreier, der den Buchverkaufssaal lautstark zum Besuch seiner Lesung einlud. Am Anfang der Lesung fragte er seinen Kompagnon aber erst mal, was er hier wolle. Uwe Post und MSF? Tatsächlich hat er nur eine Story zum Thema geschrieben und die ist eine Satire auf das Gerne.
Besagte Story gab Uwe dann auch zum Besten, sehr unterhaltsam und mit Verve vorgetragen; war ja faste ein Hörspiel.
Dirk legte mit einem tentakeligen Kapitel aus dem in Bälde erscheinenden Buch seiner Serie nach. Er betonte, dass ist keine Satire. Als er aber von den Nachkommen seiner superbösen Aliens erzählte, die in den Köpfen ihre Wirte (Menschen) sprießen wie Blumen im Blumentopf, wagte ich doch nachzufragen, ob man das nicht vielleicht doch als Satire verstehen könne.
Also, sehr unterhaltsamer Auftakt.
McDevitt sprach schnell. Mit meinem rudimentären English kam ich da nicht mit. Leider gab es dann die im Vorfeld versprochene Zusammenfassung der Story auf Deutsch nicht.
Das Gespräch war da aufschlussreicher. Er sprach über die Stärke der Frauen, denen er mehr zutraut als den Männern. Er sprach auch darüber, wie Kriege zu vermeiden sind. Seine Aussagen lassen den konkreten Utopisten unter dem unterhaltsamen SF-Autor erkennen. Seine „Massage“ war da sehr handfest, auch wenn er dann auf eine Frage nach den Messages seiner Bücher antwortet, er habe keine; man möge das Essen und den Tag genießen (so in etwa...).
In einer Runde, geleitet von Dirk v.d. Boom, mit Uwe Post (Boom: „Was er hier macht, weiß ich auch nicht.“), McDevitt, Peter F. Hamilton und Bernard Craw, wurde der Frage nach gegangen, was denn MSF sei, was die Autoren dazu bewegt, so was zu schreiben und die Leser, das zu lesen. Es wurde auch die Frage gestellt, ob Aliens die Erde mit Krieg überziehen würden, wenn sie zu uns kämen. Nun, es gab sogar recht gute Antworten darauf. - Keine Bange, ich gebe hier nicht den Wortlaut der Diskussion wieder. - Mit am interessantesten fand ich die Ansichten von B. Craw.
Ach ja, der Beitrag von Uwe Post, dem Nicht-MSF-Autor: Die MSF-Story, über die er sich nicht lustig machen kann, ist eine, die sich selbst nicht ernst nimmt.
Und dann: Ein kleiner Eklat:
Der Laßwitz-Preis.
Leider habe ich den Anfang verpasst. Als ich rein kam, saß neben den Laßwitz-Preis-Treuhändern Thomas Braatz, der Chef des FKSFL und damit Ausrichter des ElsterCons auf der Bühne und verlas etwas. Es ging darum, dass er sich als ElsterCon-Macher über die Nominierungspraxis des Preises beschweren muss. Der ElsterCon, als tatsächlich langjährigen und wohl für D sehr bedeutungsvollen SF-Con, wurde in den letzten sieben Jahren nicht für den Laßwitz-Preis nominiert, andere Cons durchaus (auch welche, gegen die der ElsterCon eindeutig hervorstach, im direkten Vergleich).
Ich fand das mutig, auch wenn so ein Statement sicher missverstanden werden wird.
Alle Preisträger waren leider nicht da, z.B. Andreas Eschbach. Nun ja, der kennt das ja schon... Frank W. Haubold (beste Story) hat sich sehr gefreut, obwohl oder vielleicht auch gerade weil er zu den Kritikern dieses Preiss gehört.
Helmuth Mommers (Sonderpreis für die Einrichtung der Villa Fantastica in Wien) und der sehr begnadete Grafiker Alexander Peuss waren sichtlich gerührt, als sie ihre Dankensreden hielten.
Mr. Hamilton im Gespräch mit Dirk Berger.
Hamilton ist ein Vollzeitautor. Als Autor so dicker Bücher muss er das wohl auch sein.
Für den Armageddon-Zyklus hat er 6 Jahre gebraucht, für sein jüngstes Buch 2 Jahre. Für Amaggedon machte er ca. 6-9 Monate nur Notizen und das Exposé. So einfach vor ein Blatt Papier setzen und eine Story runterschreiben, kann er nicht.
Einen guten Tipp für SF-Autoren hat er noch gegeben: Wenn man eine Erfindung, die für die Story wichtig ist, benötigt, dann solle man die quasi wie ein schwarzes Kästchen beschreiben, auf dem ein Knopf ist, auf das man drückt, und schon passiert es. Wenn man versucht, das Kästchen aufzumachen und zu beschreiben, was da drin ist, hat man verloren.
Welche Bücher er läse? - Zur Zeit Harry Potter! ... Was komischer Weise Gelächter erntete. Nun gut, er hat ja auch kleine Kinder und will sich auch im Schreiben von Kinderbüchern versuchen. Außerdem ist sein neuesten Buch eine Art Mystery-Thriller, über Morde auf der alten Römerstraße zwischen London und Newcastle und dem Verdacht, dass Aliens dahinter stecken, die zu einer existentiellen Bedrohung der Menschen werden können. Er bezeichnete das Buch als seine „Monster in the Dark“-Story.
Den Abschluss (für mich) bildet das Steampunk-Forum, geleitet von Myra Cakan. Ihr eigenes Buch, das sie für das Forum qualifizierte, bezeichnete sie selbst allerdings als „Tesla-Punk“; auch nicht übel!
Dabei waren noch George Mann, der eher zufällig das Label „Steampunk“ von seinem Verleger aufgedrückt bekam; selber bezeichnet er seine Werke als viktorianische Fantasy; dann Felix Mertikat, dessen Comic „Steam Noir“ vor allem mit der Ästhetik des 19. Jahrhunderts operiert, damit kommt er von den hier Versammelten wahrscheinlich am nächsten der Modererscheinung Steampunk; Jürgen Lautner, der umtriebige Fan, der sich von der Seite des Betrachters, aber auch Modellbauers dem Thema näherte. Seine Ausführungen waren dann auch fast am essentiellsten. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass Autoren sich nicht unbedingt hinsetzen, um dann was in die und die Richtung zu verfassen; meistens jedenfalls nicht.
Mann nannte den Steampunk „ehrliche Fantasy“, denn der SP gibt nicht vor, dass die Vergangenheit so war, wie er sie beschreibt, sondern macht deutlich, dass es eben nur Phantasie ist.
Vielleicht war die Diskussion desillusionierend und die Frage, ob es überhaupt (noch) Steampunk in der (SF-) Literatur gäbe, blieb am Ende etwas offen.
Was fehlte?
Wenn schon Steampunk, wo waren dann die Modellbauer, die Leute, die die Mode und die Accessoires der Szene kreieren? Es gibt ja auch Musikbands, die so eine Art Neo Folk spiele, was zur Szene passt.
Aber ok, der ElsterCon ist eine Literaturveranstaltung; soll auch so bleiben!
Mir hat es doch sehr gut gefallen und - wie nun schon seit einigen Jahren an dieser Stelle - ich kann mir nur wünschen, dass es weitergeht...
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*) Andromeda Science Fiction Club Halle