Sommerlektüre, aber keine leichte - Leseliste Juli 2012
Hier aber erst mal : Der Juli 2012:
24) Iain Banks: „Krieg der Seelen“
Ist schon gewaltig, was Banks uns da erzählt. Die Dimensionen seiner Kultur und der anderen Zivilisationen, die zeitlichen Dimensionen, in denen sie sich entwickelten, untergingen, die Spuren, die sie hinterlassen. Er kleckert nicht, sondern klotzt... aber nicht beim Plot...
Das, worum es geht, hätte meiner Meinung nach auch in eine Erzählung gepasst.
Die Heldin wird gleich zu Beginn ermordet. Wie sich herausstellt, ist ihr Mörder der bedeutendste Mann seines Planeten, der nicht zur Kultur gehört, daher ist so was wie „Bedeutung“ noch an monetärer Macht etc. gebunden, was in der Kultur wohl keine Rolle mehr spielt.
Allerdings ist der Tod nicht das Ende in vielen Welten des Bank’schen Universums. Besagte Heldin bekam von einem die Randgebiete seiner Gesellschaft suchenden Kultur-Mitglied, dem Avatar eines Schiffs, eine „Borte“, die ständig ein Backup ihres Bewusstseins erstellt, was ihr ein posthumes Leben ermöglicht, entweder in einer simulierten Welt oder in einem neuen Körper.
Nun sinnt sie auf Rache.
Parallel erfahren wir, dass religiöse Vorstellungen von Himmel und Hölle real geworden sind. Nach ihrem Tod können Personen in eine Art Super-Computer-Simulation in himmlische oder höllische Situationen versetzt werden. Es gibt aber Widerstand: Die Hölle als Ort der Folter und Verdammnis wird von vielen Leuten in Frage gestellt und bekämpft. Der Krieg im Himmel droht nun aber auf die reale Welt übertragen zu werden.
Natürlich sind beide Handlungsstränge am eEnde miteinander verwoben (da man den Ort sucht, wo die Höllen-Simulatoren stehen, entpuppt sich der Mörder als wichtige Person).
Banks verursacht einen WOW-Effekt nach dem anderen, was er da schildert, wie er es schildert. Dabei bleibt er nicht unbedingt immer ernst; nicht gar so deutlich wie in „Der Algebraist“ frage ich mich mitunter, ob man auch dieses Buch als Satire lesen sollte.
Banks hat zudem eine Vorliebe für drastische Gewaltschilderungen, die er in seiner Hölle ausleben kann. Ob das immer so notwendig ist, wage ich zu bezweifeln; offensichtlich setzt er seiner Kultur-Utopie den Hang zu Gewalt beim Menschen (u.a. Kreaturen mit Bewusstsein - natürlicher und künstlicher) entgegen.Faszinierend, wie er seine Welt greifbar macht, wo die Grenzen zwischen physischer Realität und Computer-Simulation nicht mehr besteht.
Im hinteren Drittel wird es etwas langweilig, weil ich den Eindruck hatte, dass der Plot gar nicht so viel hergibt, für 800 Seiten. Erst zum Schluss, wenn es an die Auflösung(en) geht, wird es wieder spannend.
9 / 10 Punkte
Comic 3) David Finch, Jason Fabok: „Batman. The Dark Knight. Dunkle Dämmerung“
DC*Premium 79
Bei DC werden die Uhren alle auf Null zurück gestellt. „New 52“ ist das Losungswort des Tages. Im Deutschen kommen die Neuen 52 als Einzelhefte so natürlich nicht an, nur ein Bruchteil davon. Aber es werden sicher Sammelalben erscheinen.
Irgendwie hat mich das Konzept überzeugt: Die DC-Geschichten werden neu erzählt. Das erleichtert den Einstieg. Die Qualität der Zeichnungen und Stories hat über die vielen Jahre ihre Geschichte deutlich zugelegt. Die Mischung aus Neuem und Bewährtem hat mich in ihren Bann gezogen, zumindest was den Dunklen Ritter anbelangt. Also beginne ich mit „Batman. The Dark Knight“ und „Batman (Detective Comics)“.
Nun ist es allerdings auch nicht so, dass wirklich alles bei Null beginnt. Wäre dann wohl zu langweilig und würde die Altleser vorn Kopp hauen.
Daher gibt es für „The Dark Knight“ einen Übergabe- Umsteigeband, eine Miniserie.
Nun ja, zeichnerisch ist der Band auf hohem Niveau (viel Regen, viel Düsternis), inhaltlich wird einfach zu viel reingepackt und daher nur angerissen.
Eine Bekannte, Golden Dawn (nomen est omen), aus Bruce Waynes Kindheitstagen wird entführt. Croc und der Pinguin stecken mit drin, aber auch Dämonen, die vom untoten Vater der Entführten beschworen werden, weil er so was schon immer machte und das Tor zu Hölle öffnen will.
Als Nebenhandlung bekommt unser Commissioner Gordon Konkurrenz aus Metropolis; ein Yuppie macht ihm seinen Rang streitig.
8 / 10 Punkte
Comic 4 & 5) Jodorowsky und Fructus: „Showman Killer“
Bd. 1: „Ein Held ohne Herz“
Bd. 2: „Das goldene Kind“
Tja, Jodorowsky. Irgendwie ist das ein armer Kerl. In seiner Biografie wird ja immer das am ausführlichsten beleuchtet, was er nicht geschafft hat (Stichwort: „Dune“). Das ist sicher bitter, finde ich, irgendwie...
Aber er ist auf alle Fälle interessant. Es gab auch eine kurze Phase, in der ich seine Filme, als die, die wirklich entstanden, toll fand. Doch wenn ich ehrlich bin: So richtig verstanden habe ich ihn nie.
Er machte ja viel in Comic, u.a. mit Moebius zusammen. Comic, resp. Graphic Novel, ist ja so was wie Film auf Papier. Graphic Novel hat oft mehr mit Film als mit Roman zu tun. Vielleicht ist das für Jodorowsky eine Ersatzbefriedigung? - OK, wie auch immer.
SHOWMAN KILLER hat mich als erstes durch seine grafischen Qualitäten angesprochen. Jedes Bild ist ein Gemälde, wenn auch expressiv und nicht immer bis ins letzte Detail ausgeführt. Auch erscheinen mir einige bildnerischen Kompositionen nicht wirklich rund zu sein. Aber das Auge bekommt viel geboten, keine Frage!
Die Story? Na ja, wenn man jegliche Logik ausschaltet und sich vorstellt, was der Erzähler alles so zu sich genommen haben könnte, damit er auf so was kommt, hat man seine Freude dran.
Unbegründete, seelenlose Gewalt ist das Hauptthema.
Der Showman Killer wurde von einem mad und bad scientist herbeigezüchtet, in dem er mit Hilfe seiner sadistischen Assistentin einer Gehinrtoten den Samen eingab, 9 Monate wartete und das Kind ohne Liebe aufzog, dem Kind zudem die Nerven raubte.
Das Ergebnis ist der gefährlichste Auftragskiller des Universums.
Seine Gegner sind aber auch nicht besser, insofern...
Ein Monster, herbeigeträumt von einem Robbengesichtigen Köinigsberater (das sagt schon alle, oder?), usurpiert den Thron der Galaxis und legt sich mit Showman Killer an. Der kümmert sich entgegen seiner Art um einen geretteten Thronfolger und erfährt am Ende des 2. Teils, dass er selbst auch ein Erbe des Throns ist.
Raumschiffe sind Riesenflöhe, Atombomben werden fleißig eingesetzt, Blut fließt in Strömen. Auf jeden Fall werde ich die Alben gut verstecken, ist schließlich ein Kind im Hause...
6 / 10 Punkte