In der neuen CL zu finden / Abschluss LL 11/12
Dietmar Dath
Unlängst erschienen: CTHULHU LIBRIA - Ausgabe 51
Darin auch eine kleine Rezi von mir - dies zur Vervollständigung meiner Leseliste November 2012:
43) Dietmar Dath & Heike Aumüller: „Verbotene Verbesserung“
starfruit publications, Nürnberg, 2012
Vorweg: ich bin ein Dietmar-Dath-Fan! Schon seit langem. Ich lernte ihn als Autor kennen mit seinem Horror-Roman „Die Ehre des Rudels“, der mehr war als „nur“ ein Horror-Roman, auch Jugenderinnerung, bundesdeutsches Gesellschaftsbild der 80er Jahre, Selbstbekenntnis. Parallel „entdeckte“ ich ihn als Übersetzer, von Joe Lansdales „Drive-Inn“, auch ein (mehr als) Horror-Roman. Vor einigen Jahren durfte ich ihn auch persönlich kennen lernen, als ich ihn zur Lesung beim Freundeskreis SF Leipzig einlud. Klar, SF hat er auch geschrieben, sogar preisgekrönte.
Seine Bücher lassen sich selten wirklich in ein Genre, in eine Schublade einordnen. Es gibt sicher gewissen Fixpunkte in seinem Schaffen, die man immer wieder antrifft, wenn man ein Buch von ihm in die Hand nimmt. Inzwischen gibt es sehr viele Bücher von ihm; so viele, dass ich sie nicht alle gelesen habe. Ich habe keine Ahnung, wie er das macht: Dermaßen viel Schreiben! Und dazu kommt, dass er auch immer viel mitzuteilen hat! Es sind keine seelenlosen Serienschinken, die er abliefert, weil ein Redaktionstermin drückt (nun, wie das bei ihm und den Redaktionsterminen wirklich ist, weiß ich natürlich gar nicht). Auf jeden Falls staune ich, denn was und worüber er alles schreibt, lässt mich vermuten, dass er auch sehr viel recherchieren muss. Tja, wie macht er das bloß?
Das vorliegende Buch ist, wenn ich richtig gezählt habe, das 4. in diesem Jahre 2012 (ein 5. kommt im Dezember bei Heyne: ein SF-Roman!). Es scheint, als würde der Autor hier wiederum neue Wege beschreiten. Was ist es nun? Vielleicht eine Art Poesiealbum? In der Info des Verlages steht das Wort „Kalendergeschichten“. Ja, so etwas...
Es handelt sich um kurze, mitunter sehr kurze Texte. Es sind kaum wirkliche Geschichten, eher Gedanken, Episoden, Ideen (von verrückt bis weise). Ein - wie oben erwähnt- Fixpunkt seines Schaffens ist der Drang, „die Welt zu erklären“. Die Anführungszeichen stehen deshalb da, weil Dath das nie allumfassend und endgültig macht, aber er hat immer eine besondere Sicht auf die Dinge, immer etwas Besonderes beizutragen, fügt seinem (meinem?) Weltbild immer ein Stückchen hinzu.
Als Vorlagen dienen Fotos von Heike Aumüller. Als Dath-Fan wusste ich: Sie ist Teil des Kammerflimmer Kollektief, einer Experimental-Ambient-Musik-Truppe aus Karlsruhe, die bereits mit Dietmar Dath zusammen arbeitete und die inzwischen mit Dath ein neues Musik-Projekt startete: The Schwarzenbach. Auf dem Foto auf der Bandhomepage ist er mit abgebildet.
Bei den Fotos handelt es sich um surrealistische Inszenierungen,meist von Menschen, vielen nackten Menschen. Ihre Haltungen sind selten alltäglich. Es handelt sich um gesetzte Szenen. oftmals sind die Personen kopfüber, die Beine nach oben gestreckt. Es gibt Masken (siehe die eindrucksvolle Cover-Illustration). Das Ambiente, die Settings, wenn man so will, wirken oft baustellenhaft, unaufgeräumt, ruinenartig, defekt. Das regt zur Phantasie an. Dietmar Dath regten sie auf alle Fälle zur Phantasie an. Es ist absolut köstlich, was er da sieht. Nun, ich denke, einige Texte sind lose, assoziative Fingerübnungen, aber in einigen steckt sehr viel Weisheit drin. Ich mochte eher die ernsteren Aussagen; wenn er auf die Frage nach Täuschung und Wahrheit oder der nach der Vielfalt der Realitäten keine Antwort findet. Viele Sätze können als Aphorismen allein für sich stehen - nun ja, wer Sinnsprüche für ein Poesiealbum sucht, sollte hier fündig werden.
Diese Empfehlung schreibe ich für ein Lovecraft gewidmetes Zine: Auch der gehört zum Dath†™schen Universum. Hier lesen wir, wie Dagon und Baal zusammen kommen, so wie auch Lovecraft und Bertolt Brecht. Absurd? Ok, das ist es, das ist Dath, so mag ich ihn!
Nebenbei ist das Buch ein Augenweide: Also die Fotos, schweres 150g-Papier. Es gibt auch eine Extra-feine Superauflage, signiert etc. (50 Ex.) Als Soundtrack empfehle ich Kammeflimmer Kollektief!
7 / 10 Punkte