D. J. Franzen: „Gottes letzte Kinder“
D.J.Franzens Armageddon, die Suche nach Eden, Nr. 1
Zählt man die „Romantic Thriller“, Mystery-Krimis, viele Thriller, die eher im Krimi-Regal einsortiert wurden, zur Horror-Literatur dazu, erlebt das Genre gerade eine Hochzeit. Als Fan des Genres bin ich von dieser Flut überrollt worden.
Schmonzetten mit liebestollen Vampiren und anderen dunklen Lovern haben für mich einige Topoi und Motive der Horrorliteratur bis auf viele Jahre hinaus regelrecht „verbrannt“. Das bedeutet, dass mir sicher so einige Perlen in der Publikationsflut entgehen.
Fast so schlimm erscheint mir auch die mediale Auswertung des Zombie-Themas. Aber da verhält es sich doch etwas anders. Vergammelte Leichen eignen sich nicht sehr als Liebhaber und Schwerenöter. Natürlich gibt es da auch Ausnahmen und Versuche, aber die kommen mir eher wie satirische Reflexionen vor.
Es sind gerade Zombie-Filme, die mir das Genre (finstere Bedrohungen im Alltag) gerettet haben, angeführt von „28 Days Later“ bis hin zur TV-Serie „Walking Dead“. Unterm Strich finde ich die modernen Zombies im Hauptprogramm des Kinos und Fernsehens um ein Vielfaches besser als die klassischen B-Movie-Kreaturen.
Nun muss es aber so sein, dass auch das Thema ausgereizt wird. Insofern war ich sehr voreingenommen und zurückhaltend, was diese neue Heftromanserie anbelangt, deren ersten Band ich nun gelesen habe.
Die Reihe wird als eBook und auch in gedruckter Form angeboten. Ich las das gedruckte Buch, das in angemessener Form herausgegeben wurde. Ja, „angemessen“ - will heißen, nicht zu viel und nicht zu wenig. Bleiben wir erst einmal beim Äußeren.
Das Buch / Heft umfasst 134 Seiten und ist broschiert, hat also einen biegsamen Kartoneinband. Das Titelbild ist recht einfach, im Grunde füllt eine bedrohlich wirkende, rote Wolke mit schwarzen Silhouetten im Vordergrund das Cover: Menschen rennen vor einer Gruppe angedeuteter Widerwärtigkeit davon. (Diese sparsame Gestaltung setzt sich in den Folgebänden fort; ich vermute mal, dies ist dem Umstand geschuldet, dass Cover bei eBooks eine eher untergeordnet Rolle spielen - es wird niemand durch ein ins Auge fallendes Cover im Buchladen angelockt. Auf jeden Fall kann Lothar Bauer sonst mehr. Andererseits wird eine Reihengestaltung etabliert, die durchaus stimmig wirkt, wenn man sich die Bände mal - wie ich virtuell - nebeneinander legt.)
Satz und Seitenaufbau sind sehr lesefreundlich - großzügig, ich finde es angenehm!
Der Autor hat sich gut 130 Seiten eingeräumt, um den Leser für sich einzunehmen und ggf. für die Serie zu interessieren. Ist ihm das gelungen?
Es beginnt wie in gefühlt 1000 Zombiefilmen: Kurze Szenen, die in die katastrophale Welt einführen, versehen mit Zeitstempeln, so nachrichtenmäßig aufbereitet. Die Erzählweise wirkt „filmisch“,
Nun, dachte ich, werden hier die bekannten Klischees wiedergekäut? - Aber ok, irgendwie muss es ja losgehen...
Interessant ist, dass die Handlung in Deutschland angesiedelt ist und in Köln beginnt. Aber, das darf ich mal vorweg nehmen: Nicht an diese Stadt gewöhnen, denn schon im ersten Band bleibt von ihr nicht so viel übrig.
Auslöser der Zombie-Apokalypse war ein Grippe-Virus; auch hier lehnt sich der Autor an die Erfahrungswelt seiner Leser an. Manche Nachricht über Schweine- u.a. Grippen fühlen sich ja tatsächlich wie Vorboten der Apokalypse an. Nun ja, in den kleinen Halblebewesen steckt ja auch wirklich genug teuflisches Potential. Dies ist allerdings auch keine neue Idee.
Wir lernen eine kleine Gruppe Überlebender kennen. Leute wie Du und ich, die Glück hatten, aber auch genug Biss, um sich gegen die Zombies zu erwehren? (also eher nicht so wie ich...). - Bei der Personalwahl übertreibt es der Autor für meine Begriffe etwas. So ist die junge Dame eine Ex-Porno-Filmdarstellerin. Nun ja, wer’s braucht... Dazu kommt ein Priester, der sehr an den Kumpel von Robin Hood erinnert.
Der Autor schreibt flott, bemüht vielleicht zu viele volkstümliche Alltags-Floskeln. Aber ok, damit holt er die Leser quasi zuhause ab. Mitunter bemüht er - nun ja - lustige Wortspiele und -Vergleiche. Das erinnerte mich etwas an Markus Kastenholz, so nebenbei. Allerdings wirken einige dieser Vergleiche auch unter Umständen leicht unfreiwillig komisch.
Doch dann wird es richtig interessant. Da gibt es eine Gruppe von Kindern, die überlebt hat. Wie das? Sie zeichnet etwas aus, das sie dazu befähigt. Der Leser bekommt auch eine Kostprobe, erschöpfend erklärt wird noch nichts, ist ja der Auftakt einer Serie.
Und noch etwas: Ein Zombie, im Erscheinungsbild einem Komiker in Hausarbeiterkluft ähnelnd, ist kein seelenloses, tumbes Geschöpf, allein fresstriebgeleitet. Er reflektiert seine Umwelt; der Leser darf Teil haben an seinen Gedanken. Und es gibt noch ein Geschöpft, Gabriel, eine Art Zombie-Gott. DAS wird nun wirklich gefährlich. DAS droht spannend zu werden. Zum Schluss des kleinen Romans war ich echt angetan. Alle Achtung, Herr Franzen, hätte ich echt nicht gedacht, hast das Genre für mich gerettet! Daher meine Empfehlung!
..und es geht weiter; bisher (Stand Feb. 2013) sind 6 Bände erschienen bzw. angekündigt, nicht alle wurden von Dirk Franzen geschrieben, auch von Ben B. Black und Dave Nocturn. Weitere Infos findet man auf der Verlags-Seite: verlag.begedia.de.
9 /10 Punkte
Das Cover wurde von mir so gestaltet wie es gewünscht wurde.
Alle Menschen auf den Titelbildern sind nur als Silhouetten dargestellt.
Und bei jedem Cover variiert die Farbe.
Cover 2 orange, 3 Blau ...
Und genau das soll den Wiedererkennungswert darstellen.
Näheres müßte Harald als Verleger dazu sagen können
lothar