März
Dietmar Dath L. Sprague de Camp
10) Philip José Farmer: „Das dunkle Muster“ - Flusswelt 3
Irgendwo las ich, dass der 3. Band etwas nachlässt, langweiliger wird. Er aber nur der Anfang eines umfänglicheren Werkes ist, und mit Band 4 abgeschlossen wird. - Hmm, stimmt!
Nun, gelangweilt habe ich mich nicht. Aber neben interessanten Gesprächen zwischen den historischen Figuren, der Einführung neuer Figuren, so einer emanzipierten Frau der 70er, die sich gegen die Machos aus der Vergangenheit behauptet, wie z.B. Cyrano de Bergerac, und einigen Enthüllungen, was die Geheimnisvolle Flusswelt, ihre Schöpfer Die Ethiker) anbelangt, wird viel den Fluss hinaus- und die Luft durchfahren, am Ende wird viel gekämpft, was mich dann tatsächlich langweilte. Ehrlich: Ich weiß jetzt gar nicht, wer da gewonnen hat. Ob John ohne Land nun tot ist, wissen nicht mal die übrigen Protagonisten... (Ja, man kann nun wieder sterben in der Welt der Wiederauferstehung, also richtig sterben.)
Tatsächlich scheint die Handlung mittendrin abgeschnitten zu sein. Also muss Band 4 ran!
Ach ja, John ohne Land, so eine Art Hass-Figur der Geschichte, der kommt zwischendurch mal gar nicht so übel davon, wohingegen Leute wir Mark Twain und Jack London, die beide nicht unter diesen Namen agieren, durchaus zwielichtig erscheinen, was ihre Absichten anbelangt.
Noch nein Aha!: Ziel der Expeditionen den Fluss entlang und durch die Lüfte ist Der Dunkle Turm. Echt? Der von St. King? Ja! Genau der. Beide, King und Farmer, haben den nämlich der Sage vom Rasenden Roland entliehen, wie sie der amerikanische Dichter Robert Browning im 19. Jahrhundert erzählte.
7 / 10 Punkte
11) Paul Auster: „Sunsetpark“
Hörbuch, gelesen von B. Klaussner
Auster fetzt! Auch jetzt noch, wo er deutlich realistischer geworden ist. Vielleicht deshalb, weil mir seine Figuren einfach nahe sind, so, wie sie die Welt sehen.
Ist jetzt sicher kein wegweisendes Meisterwerk, aber gediegen und in der Anlage der Figuren irgendwie apokalyptisch. Auster beschreibt das neue depressive Amerika. Die Krise hat die Menschen erfasst. Widerstand erfolgt nur im Privaten.
Interessant, ist, dass ein alter Film aus den 40ern Pate steht für die seelische Situation der Protags: „Die besten Jahre unseres Lebens“ mit Myrna Loy und Fredric March. Darin geht es um Kriegsheimkehrer (WK II), die sich nun wieder ins zivile Nachkriegsleben integrieren müssen. Hab mit den Film mal besorgt, und bin gespannt... Dafür schon mal: Danke! an Herrn Auster.
8 / 10 Punkte
12) Ilija Trojanow: „Der überflüssige Mensch. Unruhe bewahren“
Eine politische Kampfschrift. Doch, kann man so sagen. War wohltuend, das zu lesen. Er bringt den Zustand unserer schönen neuen Welt recht gut auf den Punkt. Muss hier aber jetzt nicht ausgeführt werden. Für mich neben Daths „Maschinenwinter“ eine wichtige Gedankenstütze.
- ohne Wertung -
13) L. Sprague de Camp: „Vorgriff auf die Vergangenheit“
Jetzt werde ich auch noch deCamp-Fan, na sowas. Wobei ich wohl auf die Conan-Romane - wenn überhaupt - ganz zum Schluss zugreifen werde. Aber dieses Buch als Teil seiner phantastischen und SF-Geschichts-Abenteuer (so will ich das mal umschreiben, wenn es um Zeitreisen, Alternativweltentwürfe etc. geht) ist schon mal großartig! Demnächst werde ich einen reinweg historischen Roman von ihm lesen und dann sehen wir weiter...
Hier gerät ein Zeitgenosse de Camps, also ein Ami, Ende der 40er Jahre, der in Rom weilt, durch einen nicht näher beschriebenen Riss im Raum/Zeit-Gefüge ins Rom des 6 Jh.
Oh ja, dachte ich, ist ja so „Zwischenzeit“. Was will er denn da? Passiert da was? So eine Frage hätte ich mir als Ex-Historiker (na ja, nur Pauker) wohl lieber erspart, denn...
1. Das ist genau die Zeit, in der einer der wohl berühmtesten Historienschinken spielt: Felix Dahn, „Ein Kampf um Rom“. (Wenn auch im Osten, so weit ich weiß, nicht publiziert, den hatten wir auch im Bücherschrank...). Und...
2. Es ist eine „Zwischenzeit“, nämlich die zwischen Antike und Mittelalter. Da wurden Weichen gestellt, die das Antlitz Europas entscheidend veränderten.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches herrschten die Goten in Rom und Ravenna, der neuen Hauptstadt Italiens. Die Völkerwanderung war so weit abgeschlossen, neue germanische Staaten entstanden auf dem Territorium des westlichen Teils des Imperium Romanum, im Osten hielt sich des Oströmische Reich / Byzanz.
Nun wird das italische Gotenreich von Byzanz bedroht. Kaiser Justinian möchte ganz gerne die alte Herrlichkeit wieder herstellen. Wie de Camp kurz und treffend bemerkt, wird der Krieg auf dem Territorium ca. 30 Jahre andauern und dermaßen verheerend sein, inklusive Hungersnöten, Pestausbrüchen, dass von der „italischen Zivilisation“ nichts übrig bleibt. Dann konnte das Mittelalter beginnen...
Kurz bevor die griechisch-kaiserlichen Truppen (und diversen Hilfstruppen aus allen Teilen der der damals bekannten Welt) einfielen, findet sich also unser Held in Rom wieder.
Der Roman ist recht kurz, also hat de Camp nicht viel Zeit, ihn erst lange in der ungewohnten Umgebung herum stolpern und -wundern zu lassen. Zumal langes Zögern auch nicht unbedingt ratsam ist, in einer Welt, in der man um sein Überleben noch richtig kämpfen musste.
Aber er hat ja ein paar Asse im Ärmel: Auch wenn er kein Physiker oder Ingenieur ist, so hat er das Wissen des 20. Jahrhunderts hinter sich und kann davon sicher einiges verwenden. Macht er auch.
De Camp ist auch Humorist. Er beschreibt sehr amüsant, wie Dr. Padway, Vorname: Martin, in Rom: Martinus, sich in der neuen, alten Welt zurecht findet, den Leuten seine „Erfindungen“ anbietet, sich aber teilweise nur sehr, sehr schwer damit durchsetzt. Als Historiker ist er übrigens recht gut bewandert in der Römischen Geschichte. Das verschafft ihm auch einen Vorteil, denn er kann scheinbar in die Zukunft sehen und weiß Dinge, die sein Umfeld nicht weiß (oder nur ahnt); klar, dass ihn das auch verdächtig macht.
Doch am Ende schafft er es sogar. Er kann den Gotenkrieg in eine ihm genehme Richtung lenken.
Tja, dann könnte die Geschichte erst mal richtig losgehen, denn der Roman endet mit der Feststellung, dass Mittelalter nicht hereinbrechen wird.
9 / 10 Punkte
Comic 1) „Elric 1. Der Rubinthron“
Ich verzichte an dieser Stelle mal auf die Aufzählung der Autoren, Zeichner etc. (sind 4 Namen), da ich sie ohnehin nicht kenne.
Doch nach dem 1. Album werde ich die Serie wohl weiter verfolgen; vielleicht entsteht da auch der Drang, mich mal intensiver mit den Autoren zu befassen.
Nachdem 2013 die Sparte Comic ziemlich runter gefallen ist bei mir, habe ich jetzt zumindest mal wieder 2 gelesen. (Und mir fest vorgenommen, auch zum Comicgarten im September, eine Woche vor dem ElsterCon, zu gehen!)
Dieses hier ist eine Adaption (die wievielte eigentlich? berühmt ist ja die von Druillet) des Romans von M. Moorcock, der auch ein Vorwort beisteuerte.
Die Bilder sind expressionistische Gemälde; von schneller Hand ausgeführt. Vielleicht gehen dabei ein paar Details verloren, aber sie gewinnen durch den mitunter unexakten Pinsel an Ausdruckskraft und Dynamik. Ich war sogleich sehr davon angetan.
Die Story selbst ist einfach (und sicher bekannt), man kann ihr gut folgen. Ich schreibe das deshalb, weil das nicht unbedingt immer so bei Comics ist, denke ich.
Die Dekadenz und morbide Düsternis, die über dem Rubinthron, die Stadt Imrryr, Melniboné liegen und beherrschen, inszenieren die Künstler sehr eindrücklich. Die opulente gemäldeartige Ausführung wird dem Stoff sehr gerecht. Bin begeistert.
9 / 10 Punkte
Comic 2) Dietmar Dath / Oliver Scheibler: „Mensch wie Gras wie“
Dath und Comic? Geht das? (Nun, klar, dass er nicht der Zeichner war :-) )
Also: Es geht, na klar. Leider habe ich in der diesjährigen Reihe „Leipzig liest“ nicht die Veranstaltung besucht, in der Dath aus dem Comic liest. (?)
Es handelt sich um eine typische Dietmar-Dath-Story: Große ethische Fragen sind gekoppelt mit persönlichen Erlebnissen, Entscheidungen etc. Vielleicht kann man es so allg. umschreiben.
Wobei Beides mitunter nicht wirklich gut miteinander verwoben ist. Am Ende ist es ein apokalyptischer Wissenschaftskrimi, in dem persönliche Beziehungen der handelnden Personen sogar manipulativ gedeutet werden (müssen / können).
Die Erzählweise nutzt das Medium Comic geschickt aus, wenn etwa Zeitabläufe in veränderten Portraits dargestellt werden, oder Hintergrundinformationen, Ambiente des Erzählten in naiv-surrealistischen Bildfolgen komprimiert werden.
Die Zeichnungen (mal als Kontrast zu ELRIC) sind eher einfach, dafür detailliert gehalten. Hier funktioniert allerdings die Dynamik mitunter nicht so gut. Aber dafür wird man mit einer Fülle großformatiger Grafiken verwöhnt. Interessant!
7 / 10 Punkte
...und weil im Februar vergessen aufzulisten, hier noch der Nachzügler:
5) Sophie Dannenberg: „Teufelsberg“
Wollte eigentlich das 68er Buch von ihr lesen. Da es aber ihr neuestes Werk recht günstig antiquarisch gab, und das Thema interessant klang, griff ich erst einmal hier zu.
Auf einem Berliner Trümmerberg steht eine Psychiatrische Klinik. Der Roman erzählt von ihren Insassen und zum Schluss von ihrem Leiter. Im Grunde sind es eigenständige Erzählungen, in denen jeweils ein Patient bzw. der Prof. im Mittelpunkt steht, von sich erzählt. Es wird nicht streng chronologisch erzählt, Rückblenden in die Lebensläufe gibt es zudem. Man merkt sehr bald, dass alles in einer Katastrophe endet. Die Zeichen sind da.
Irgendwo habe ich dann gelesen, dass es einmal um die Verhältnisse in der Psychiatrie geht, aber das Buch auch als Gleichnis auf Berlin gelesen werden kann. Nun gut: Die Zeichen sind deutlich, irgendwann fällt alles zusammen?
Die Autorin kann toll erzählen, man folgt den surrealistischen Gedanken der psychiatrisch Kranken und des überforderten, abschreibenden, gedankenklauenden Professors gerne. Der Plot ist dabei eher dürftig. Ich habe mir da mehr Kritisches, Handfestes versprochen - ist aber mein Problem, denke ich. Am Interessantesten fand ich neben dem Professor die beiden „intellektuellen“ Verrückten. Deren Monologe sind (lebens-) philosophische Abhandlungen. Ganz großartig.
Wie geschrieben, die äußere Handlung, der Rahmen sozusagen, spielt in diesem Roman keine so große Rolle, außer dass es am Ende knallt (in mehrfacher Hinsicht, aber nicht überraschend, da alles schon im Text zuvor „vorbereitet“ wird). Hmm, bin gespannt, ob ich den besagten 68er Roman von ihr noch lese. Der ist ja mächtig kontrovers diskutiert worden.
8 / 10 Punkte