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Greg Keyes: “Feuersturm”
Die offizielle Vorgeschichte zu Planet der Affen. Revolution.
Natürlich habe ich den neuen Film schon gesehen. Ich denke mal, das hat jede/jeder, die/der das Buch liest. Muss man aber nicht. Denn es handelt sich ja um eine Vor-Geschichte zum aktuellen Film. (Allerdings wäre es sinnfrei, nach der Lektüre nicht den Film zu sehen.)
Das empfand ich als äußerst positiv: Nicht noch mal das verarbeitete Drehbuch oder eine Film-Nacherzählung geboten zu bekommen, sondern eine eigenständige Geschichte. Im Grunde ist das besser als die alten PdA-Romane. Allerdings kann man dann nicht so schön lästern und über die Diskrepanzen zwischen Film und Buch orakeln.
<<< Fortsetzung der Rezi in einem Neuen Stern | bei Interesse schicke ich aber meinen Text gern zu, also man muss sich nicht als "Freund des ASFC" outen :-) - darf es aber... >>>
Nur so viel: Hat mir ausgesprochen gut gefallen. Man erfährt etwas über eine der äffischen Hauptfiguren mehr, versteht, warum er im Film dann so agiert, wie er tut (wobei sein Schicksal nicht wirklich überrascht). Und es wird über einen der Affen-Verfolger ausführlich erzählt. Diese Person schafft es leider nicht in den Film, ist aber für sich genommen sehr interessant. Hab sogar etwas gelernt aus dem ansonsten kurzweilig erzählten Unterhaltungsroman. Besser als die Effinger-Romane damals, die als Romanfassungender TV-Folgen entstanden.
9 / 10 Punkte
Christian v. Ditfurth: „Das Moskauspiel“
In Vorbereitung zum ElsterCon, zu dem der Autor erwartet wird, habe ich das relativ neue Buch von ihm gelesen. Zum Con wird ja ein noch aktuelleres vorliegen. Aber das hier gehört ansatzweise zu den Werken, mit denen der Autor, der ja eigentlich Historiker ist, auf historische Sachverhalte aufmerksam machen möchte und dabei seine Leser auch möglichst unterhalten möchte.
Seine Alternativ-Historien greifen ja historische Fragen der deutschen Geschichte (der Neuzeit) auf und bieten – mitunter sicher nicht immer bequeme – Antworten.
Dieser Roman ist kein alternativ-historischer, aber er fragt ein wenig auch nach dem „was wäre wenn“.
Die 80er Jahre – Höhepunkt des Kalten Krieges. SDI und Nachrüstungen. Die Spirale der Hochrüstung entlädt sich fast in einem A-Krieg. 198X war es fast so weit. Hätte der Offizier in der sowjetischen Atom-Abwehr nicht Nerven behalten, hätte ein falscher Alarm fast zum großen Knall geführt.
Dies erzählt der Autor im Prolog. Seine Story beginnt mit dem Tod eines BND-Mannes in Moskau 2003.
Natürlich haben die Ereignisse der 80er Jahre mit denen der Gegenwart zu tun. Was genau, erzähle ich hier nicht.
Die Weltgeschichte verbindet der Autor mit einem klassischen Vater-Sohn-Konflikt. Seine Protagonisten sind Geheimdienstler des BND und des KGB (FSB). Bei der Charakterisierung seiner Helden hat der Autor Ausgewogenheit gezeigt; es waren in seiner Geschichte die Vernunft von ein paar KGB- und BND-Leuten, die die Welt gerettet hat, auch wenn sie keineswegs als Gut-Menschen (blödes Wort, ich weiß) dargestellt werden.
Dass alles auch anders hätte kommen können, deutet hier der Autor nur an und zeigt, wie ein Mord an einem hohen Entscheidungsträger die Geschichte hat so verlaufen lassen, wie wir sie kennen. Im Grunde ist dieser Roman eine Art doppelte Brechung der Realität, nur ganz leicht, aber wirkungsvoll.
Lediglich die ständigen Wiederholungen trübten etwas den Leseeindruck. (Manchmal hatte ich den Eindruck, hier sollten Seiten geschunden werden, andererseits hilft ja so ein ständiges Üben & Wiederholen...)
8 / 10 Punkte
Philip Kerr: „Esau“
Noch eine ElsterCon-Vorbereitung. Von Kerr habe ich noch nichts gelesen bisher, da er nun nach Leipzig kommt, „muss“ ich mich doch mal endlich mit ihm bekannt machen…
Ich fang da mal ganz harmlos und bequem an: Ein Hörspiel, 2 CDs, das den bekannten Roman verarbeitet. Nun, bin begeistert. Ich weiß zwar noch nicht, wie er als Autor wirklich ist, aber der Plot, die Spannungsbögen, die „Botschaft“, all das kommt gut bei mir an.
Kerr mixt hier gekonnt 2 Genres: Den Wissenschafts- und den Agententhriller. Eine paläo-anthropologische Forschungstruppe findet auf einem Heiligen Berg im Himalaja den Yeti. Endlich! Parallel dazu sucht der CIA nach einem abgestürzten Spionage-Satelliten. Neben enthusiastischen Forschern agierte in der Forschungstruppe ein eingeschleuster, ziemlich psychopathischer Geheimagent, der seiner Führung in Langley schon negativ aufgefallen ist.
Lesens-, besser hörenswert, macht das Buch für mich auch die Ausführungen zu Abstammungsgeschichte der Primaten, zu Parallelen zwischen Affe und Mensch (sozusagen als Ergänzung zu meinem Planet-der-Affen-Trip derzeit).
8 / 10 Punkte
Philipp Kerr: „Game over“
Der Klassiker von Kerr, nun endlich – mal wieder –als Hörstück genossen. Nun, ein wenig wirkt die Geschichte schon eingestaubt, zu stereotyp: Der Computer, der ein Hochhaus managt, verselbständigt sich. Auslöser für sein destruktives, aber selbständiges, unkontrolliertes Handeln ist ein Computerspiel, bei dem er sozusagen virtuell, einem Jungen über die Schulter schaut.
Für den Verwaltungs-Computer wird das Hochhaus in L.A. zum Spielplatz, die menschlichen Insassen zu Menschenspielern, die man trickreich ausschalten kann.
Heutzutage, so komisch das klingt, ist der Plot schon wieder fast etwas altbacken, wegen seiner Überschaubarkeit und Durchschaubarkeit. Der Fakt, dass eine KI sich gegen ihre menschlichen Erbauer richtet, ist eben nicht mehr neu.
Das Hörspiel selbst ist zudem nicht so toll abgemischt; mitunter sind die Sprecher zu leise, die elektronischen Effekte zu laut abgemischt. Auch die eigentlich tolle Computerstimme, die wohl tatschlich künstlich erzeugt wurde, ist auch kaum zu verstehen.
Daher nur 6 / 10 Punkte
Christoph Brumme: „Ein Gruß von Friedrich Nietzsche“
Kommt selten vor: Habe mich vom Cover des Buches hinreißen lassen. An was es mich wohl erinnert hat? – Ja, an Burgess, „Clockwork Orange“ – irgendwie, spontan.
Doch nach dem Cover-Effekt las ich den Klappentext. Ja, Buch hat mich sofort gefesselt, habe es – für mich rekordverdächtig – innerhalb von 48 h ausgelesen; ist aber auch kein dicker Wälzer.
Inhaltich könnte man durchaus auch eine Analogie zu „Clockwork…“ erkennen. Dann nämlich, wenn man die Zähmung Widerspenstiger in der DDR durch Stasi und politischen Strafvollzug mit der der Delinquenten in Burgess‘ Klassiker vergleicht.
Das Buch hat 2 Teile, die zwar inhaltlich zusammen gehören, aber doch wie zwei sehr unterschiedliche, eigenständige Erzählungen daherkommen.
Im 1.Teil lernen wir ein paar Unangepasste Ende der 80er in der DDR kennen, die sich von jeder regulären Arbeit fernhalten, denen die DDR-Gesell. auf den Zeiger geht, die lieber Philosophie, ein Schachspiel und Rotwein genießen. Die fallen natürlich der Stasi auf.
Sowohl die Schilderungen des anarchistischen Lebens der „Feinde des Sozialismus“, aber noch mehr die der Stasi-Ermittlungen und –Gedanken haben deutlich satirische Züge. Zumindest kam es mir so vor.
Der 2. Teil ist viel ernster. Einer der Protags aus Teil 1 wird der „Republikflucht“ „überführt“, 1 Jahr vor der Wende… Er kommt in U-Haft, dann zur Schwarzen Pumpe. In der Ich-Form schildert der Autor sehr genau, was im Knast abläuft, wie die Gefangenen behandelt werden und wie sie sich zueinander verhalten.
Ich lass mal alle Wertungen weg. Mich hat der Roman gepackt, vielleicht deshalb, weil er Erlebnisse in einem Land aufzeigt, in dem ich einst lebte und die ich so nicht teilte. Auf alle Fälle erinnert der Roman sehr stark daran, dass man die Willkür- und Unrechtsverhältnisse dieses falschen „Sozialismus“ keineswegs wieder haben möchte.
10 / 10 Punkte