Im September gelesen
Helmut Krausser
Tja, irgendwie kaum was mit SF... doch, ein bisschen. Dafür habe ich den supersahnetollen Story-Band von H. Ellison angefangen, den ich aber Stück um Stück goutiere. Bin nur noch nicht durch und daher kommt er hier nicht hinein. Na ja, muss ja nicht hetzen.
44) Helmut Krausser: “Deutschlandreisen”
Mal wieder was Tagebuchartiges von einem meiner Lieblingsautoren. Seine “Tagebücher”, die er über 12 Jahre lange, jeweils 1 Monat lang schrieb, hatte ichg mit großem Genuss gelesen.
Jetzt ist er ruhiger geworden. Sollte auch nicht verwundern. Dennoch scheut er nicht davor zurück, auch mal “Ross und Reiter” zu benennen, wenn er was zu Kritisieren hat.
Formal ist dieses Buch eine Wiedergabe von Eindrücken, der der Autor während seiner (meist Lese-) Reisen durch D. sammelte. Diese sind aber oft nur Anlass, sich über “Gott und die Welt” auszulassen. Aufgefüllt wird das Buch noch durch das Manuskript einer Poetikvorleseung. OK, die war nicht so mein Ding.
7 / 10 Punkte
45) Heinrich Steinfest: “Gewitter über Pluto”
Hörbuch, gelesen von Jona und Dietmar Mues.
Ein selsames, lustiges Buch, keine Frage. Allerdings eines von der Sorte, wo man erst mal - und am Ende eigentlich auch - nicht weiß, wohin die Reise geht. Und es ist etwas sehr konstruiert.
Also, ein Ex-Porno-Darsteller will einen Strickladen eröffnen. In den Räumen seines zukünftigen Ladens nächtigt er und wacht in einer Blutlache auf. Der Vorbesitzer liegt tot nebem ihm.
Für seinen Laden bekommt er einen Privatkredit, den er nicht in Geld zurück zahlen muss. Fast hätte er seine Rückzahlung verpasst, da er inzwischen halbseitig gelähmt und blind ist.
Reicht das? Kommt noch was: SIE sind unter uns: Aliens. Von einer Art Parallelerde, die um einen Stern kreist, der mit unserer Sonne ein Doppelsternsystem bildet. Die Anderen haben auf Pluto Wetterstationen, die nun von einer NASA-Sonde gesichtet werden.
Die Alien-Agenten sollen eigentlich verhindern, dass die Edlinge sie und ihre Dinger auf Pluto entdecken. In diesem Zusammenhang (echt?) kommt es fast zu einem Mord, den unser Held aber vertragsgemäß verhindert, auch wenn er sich dessen kaum bewusst wird.
Am Ende sitzt er in Oslo und ist in das Bild “Der Schrei” von Munch verliebt.
Tja, irgendwie folgt man gern diesem Garn, auch wenn mich der Verdacht beschleicht, der Autor will mich auf den Arm nehmen. Verrücktes Zeug, amüsant und ...
8 / 10 Punkte.
46) Herrmann Löns: “Der Wehrwolf. Eine Bauernchronik”
Keine Ahnung, wie ich zu dem Schmöker kam. Auf jeden Fall fühlte ich mich wegen des vermeintlich phantastischen Inhalts angesprochen. Doch es geht mitnichten um Werwölfe. Das Buch gilt ja eher als Vorlage für faschist. Terroristen, die die “End-Niederlage” (sozusagen) nicht verknusen konnten. Das ist aber, wenn ich das richtig verstanden habe, nicht wirklich verbirgt.
Das Thema ist aber - für mich - trotzdem von Interesse. Es geht um den Widerstand von Bauern gegen marodierende Räuber und Soldaten im 30jährigen Krieg. Die haben sich halt gewehrt (und einer der Bauernfamilien hieß eben Wulf).
Interessant ist das Buch wegen seiner Sprache. Das ist ein ziemliches Vergnügen, wie hier Wörter, Wendungen, Phrasen mitunter haarscharf am (mir) bekannten Sinn und Kontext vorbeischrammen und in solcherlei Kombination halt ganz anders wirken. Faszinierend!
Zudem ist das Buch deftig, die Bauern helfen sich selbst - mächtig gewaltig...
Ich begann mit der Lektüre schon im Frühsommer. Denn leider ist es eigentlich nicht so spannend und die eben seltsame, vielleicht einfach nur altertümliche Sprache hält den Lesefluss auch etwas auf. Aber so immer mal ein Häppchen: Das hat gemundet.
7 / 10 Punkte