Oktober - kaum SF; sorry...
48) Frank Böhmert: „Bloß weg hier“
"Schuld" daran, warum ich dieses Buch gelesen habe, trägt die an verschiedenen Stellen (hier z.B.) gefundene Aufforderung, doch mal seinen Perry Rhodan Neo-Band über das nahzukünftige Berlin zu lesen.
Hmm ??? Perry Rhodan - Berlin in nicht allzu ferner Zukunft? Passt das? - Eben! Deshalb wird es ja empfohlen. Und ich werden diesen PR Neo-Band (76) noch lesen, gleich im Anschluss, wenn ich ihn in den Händen halte.
Auf jeden Fall bin ich Opfer meiner eigenen Assoziationskette geworden: Frank Böhmert ist ja recht umtriebig in Sachen SF. Allerdings auf Feldern, die ich nicht so beackere. Aber wenn er als SF-Fan- und -Autor über seine Vergangenheit schreibt, zudem als West-Berliner, etwa so alt wie ich, interessiert es mich durchaus. Ist sicher so ein Generationending. Ich lese u.a. auch deshalb die Bücher von Helmut Krausser, Thor Kunkel, Daniel Kehlmann, weil sie zu meiner Generation gehören und ich wissen will, wo ich da stehe. So einfach. Eine Frage der Relevanz. (Bei den genannten Namen kommt hinzu, dass die verdammt gut schreiben können.) Als ich mal mitbekam, dass der Gerne-Autor Frank Böhmert auch schreibend über den Tellerrand schaut, war mein Interesse etwas geweckt; jetzt wo ich auf den Neo-Band neugierig bin, will ich sozusagen das Gesamtpaket; den Erzählungsband in der Reihe AndroSF habe ich auch schon geordert†¦
OK, das Buch beschreibt den Beginn einer Jungen-Freundschaft im Jahre 1973. Es sind weniger SF-Bezüge als ich vielleicht erhoffte. Aber ok. Im Grunde ist es eine ziemlich normale Geschichte von 2 Jungen, die sich unter besonderen Bedingungen kennen lernten und zusammen rauften. Dabei spielen ihre unterschiedliche Herkunft, Haltungen etc. eine Rolle. Ich will das gar nicht ausweiten.
Die Geschichte hat mich gepackt, gebe ich gern zu - und wäre sehr gespannt auf die anderen Teile des Projektes, das mit diesem Roman begonnen wurde.
9 / 10 Punkte
49) Paul Auster: “Winterjournal†
Hörbuch, gelesen von B. Klaußner
Auster zieht Bilanz. Dabei ist er noch gar nicht so alt. Allerdings musste er zur Kenntnis nehmen, dass Verwandte, sein Vater z.B., recht früh starben. Ich denke mal, das beeindruckte ihn - was auch in dieser Autobiografie deutlich wird. Und daher hält er sich nun ran.
Für ihn beginnt mit 64 der Winter des Lebens. Sein Leben setzt er literarisch so in Szene wie seine Bücher. Dabei geht er nur partiell chronologisch vor, wechselt lieber zwischen bestimmten Themenkreisen, wie Liebe, Tod, Wohnungen, Tod†¦
Einige Themenkreise engt er immer weiter ein, gerade den Tod, aber auch Liebe und Sex. Einige Anekdoten erzählt er recht ausführlich und so spannend wie in seinen fiktiven Büchern.
Für Auster-Fans ein Muss, als Einstieg für den Auster-Interessierten eher nicht so geeignet.
8 / 10 Punkte
50) Frank Böhmert: “Berlin 2037. Perry Rhodan Neo, Nr. 76†
Ach na ja... Liebe PR-Fans, seht es mir nach: ist doch nicht mein Ding...
War ja durch Empfehlungen drauf gekommen. Gerade auch Anmerkungen hier im Forum machten mich neugierig. Und auch wenn mir klar ist, dass so ein Einstieg mittendrin mit Nachteilen behaftet sein muss, überzeugte mich das Versprechen, dass der Autor hier eher einen solo-lesbaren SF-Roman über ein nahzukünftiges Berlin geschrieben hat, dessen PR-Bezüge zu vernachlässigen wären. Ich nahm ja auch diesen Umstand zum Anlass, mich mit den romanesken Kindheitserinnerungen (echten?) des Autors, der meiner Generation angehört und der jenseits der Mauer aufwuchs, zu beschäftigen.
Langer Rede... Ich fand die Bezüge zu den sympathisch verrückten Protags Berlins nicht so überzeugend. Zu sehr wird für meinen Geschmack eine mäßig spannende Abenteuergeschichte von der Invasion der Arkoniden (in Berlin und anderswo) und der Errichtung ihres Protektorats erzählt.
Interessant war allerdings, wie so eine Invasion von Aliens auch sachlich, für die Meisten friedlich und sozusagen geordnet abgehen kann; zwar nicht ohne Konflikte, aber irgendwie bürokratisch geregelt. Die Berliner (und andere Weltbürger) scheinen sich lieber zu arrangieren, als Widerstand leisten zu wollen. Der Gegner erscheint ohnehin übermächtig.
Die Protags gehören einer subkulturellen Szene an: Leute, die ihren Körper modifizieren. Na ja, verhalten sich aber irgendwie doch eher wie Normalos wie du und ich.
Wer an der PR-Methastory interessiert ist, mag hier sein Vergnügen finden; für mich wirkte das Ganze doch eher beliebig. Das “Kinderbuch† des Autors hat mich da weitaus deutlicher gepackt; und neugierig auf die Stories bin ich aber nach wie vor!
6 / 10 Punkte
51) Philip Kerr: “Die Adlon Verschwörung†
Philip Kerr so live zu erleben während des ElsterCon in Leipzig war †˜ne Wucht, keine Frage. Ich war nun auch ziemlich neugierig auf seine Bernie Gunter Romane, habe einen daher mal gelesen. Und? Na ja...
Der Mann kann schreiben, keine Frage. Er hat gut recherchiert, keine... ok. Doch irgendwie hat es mich nicht gepackt.
Der Held ist ein Held - der sehr kritisch zum Naziregime steht, daher seinen Job als Kriminalpolizist verloren hat und nun Hoteldetektiv ist. Durch eine amerikanische Journalistin, die er unterstützt, kommt er finsteren Machenschaften der Nazis auf die Spur, die im Zusammenhang mit den Olympiade-Vorbereitungen gestrickt wurden. Die Amerikanerin möchte beweisen, dass die Nazis die Juden diskriminieren und verfolgen, um die Öffentlichkeit in den USA gegen Nazideutschland aufzubringen und die Beteiligung der USA an der Olympiade zu verhindern.
Tatsächlich werden Zusammenhänge zur Sprache gebracht, die mir zuvor nicht helle waren. Dafür großen Dank dem Autor. Auch die eingestreuten Personalien (Schicksal jüdischer Sportler in D.) waren hochinteressant. Dennoch hat mich das Ganze nicht gepackt; vielleicht war es ein Fehler, einen Band mittendrin herauszugreifen.
7 / 10 Punkte