Nachtrag zu 2015 - Rest der Leseliste
Hörbuch, gelesen vom Autor
Ach her je, jetzt scheint es bei mir ein Muster zu geben; Ich lese Bücher zum Thema „Islam bedroht Abendland“, na ja, scheint in der Luft zu liegen. Nach „Unterwerfung“ nun also ein deutscher Beitrag dazu, der aber kaum (zumindest nicht sehr merklich) in der allgemeinen Diskussion zur Hilfe genommen wird, obwohl er als Background genau das Szenario nutzt, dass die Abendlandverteidiger heraufbeschwören, oder befürchten, oder als Menetekel an die politische Front werfen: Europa ist im A. und wird von einer Armee des „Kalifen“ (Faust Gottes heißt er hier im Roman) angegriffen. Von der anderen Seite kommen die Türken (die Europa helfen) und Russland, das erst mal die DDR wieder abtrennt.
Dazwischen gibt es irgend solche freien Festungen, aus einer stammt der Protagonist, der in die Orient entsandt wurde, um in Kirgisistan und Usbekistan das richtige Grab des Welteroberer Timur zu entdecken. DAS soll dann die Wende herbeiführe.
Leider hat mich der Roman so gar nicht gepackt, daher kann ich jetzt noch nicht mal sagen, ob dieses obskure Rechnung aufgegangen ist. Also, gefunden hat er es, aber was das nun tatsächlich bewirkte, erschloss sich mir überhaupt nicht.
Hauptsächlich geht es um die Erlebnisse des über 60 Jahre alten Geheimagenten, der sich in der Berggegend zwischen Usbekistan und Kirgisien mit den dortigen Bewohnern und Machthabern arrangieren und herumschlagen muss. Wozu für solche zwischenmenschliche Geschichten ein solcher dystopischer SF-Rahmen gewählt werden musste, erschloss sich mir dann auch nicht; die Erzählungen von seinen Begegnungen mit den Menschen im Orient kämen auch ohne diesen Background aus. Allerdings war dieser Background der Grund für mich, das Hörbuch überhaupt anzuhören.
Mit der Sprache kann der Autor gut umgehen, inhaltlich war es für mich eher schwach.
6 / 10 Punkte
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42) Jean Raspail: „Der letzte Franzose“
...weil wir beim Thema sind.Ja, werde danach seinen Roman „Das Heerlager der Heiligen“ lesen. Zuvor also diese kleine Essaysammlung, d.h., es sind ja nicht nur Essays, auch Interviews mit dem Autor. Die Texte geben Einblick in die Vorstellungen, Ängste und Sorgen des besorgten Bürgers Raspail, der komischer Weise relativ wenig als Prophet der jetzigen Flüchtlingsbewegungen zitiert wird. Auch wenn er zu „Heerlager“-Zeiten die Quelle der Migration am Ganges verortete, so hat er schon damals und auch anlässlich der Essays und Interviews recht treffend vorausgesehen, was heute geschieht - könnte man zumindest so sehen; noch neige ich aber eher dazu, dass er genau die Denkmuster und Erklärungen, die Befürchtungen und politischen Parolen der „besorgten Asylgegner“ von heute vorweg nahm. Das ist zumindest sehr erstaunlich, finde ich.
Was in den Essays nur angedeutet, bzw. zusammengefasst wird, führte er in „Heerlager...“ aus. Besonders prangert er den Opportunismus der „Gutmenschen“ an, deren Kopf-In-Sand-Haltung er damals schon ausmachte (ich lass das mal so stehen, sicher ist da auch was dran, auch wenn er aus seiner Sicht übertreibt und Alarm schlägt). Seine Ausführungen zu Themen wie political correctness und die dadurch von ihm ausgemachte Einschränkung von Meinungsfreiheit erinnern sehr an gegenwärtige Diskussionen.
Leider wird er echt unerträglich, wenn er seine „Probleme“ an den vermeintlichen menschlichen Rassen festmacht (wird mir im Roman auch noch aufstoßen). Für ihn wird durch Einwanderung von Nicht-Europäern schon mal a priori das „Abendland“ bedroht, egal wer da und warum kommt.
OK, er ist Reaktionär, Royalist, und hat kein Problem damit, des auch wie ein Schild vor sich herzutragen. - Man könnte nun staunen, wie hellsichtig er ist oder wahr, aber wahrscheinlich ist doch eher so, dass reaktionäre Denkmuster einfach schon lange so sind, wie wir sie heute kennen.
43) Jean Raspail: „Das Heerlager der Heiligen“
Fortgesetzt habe ich meine Selbstkasteiung mit diesem Quasi-Klassiker der „Unser Abendland geht unter“-Literatur. Das Buch entstand in den 70er des 20. Jh. und von daher ist es sehr erstaunlich, wie auffallend exakt Denk- und Sprech-Schemata der modernen „besorgten Bürger“ hier in eine konkrete Dystopie umgesetzt wurden, also besser: vorweggenommen.
Nun ist das eine relativ neue Übersetzung, besorgt durch einen in der rechten Intellektuellen-Szene Bekannten, und daher weiß ich nicht, ob ihm da Begriffe durchgerutscht sind, die heute gebräuchlich sind. Aber inhaltlich ist das schon frappierend.
Also, damals, in den 70ern, prophezeit der bekennende Monarchist die Ankunft einer Millionen-starken Migranten-Flotte; die er damals allerdings vom Ganges kommen ließ. Sie stranden an der französischen Mittelmeerküste und werden als Invasion wahr genommen. Der Schriftsteller konnte hier seine dunkle Phantasie schweifen lassen und lässt diese Migration auch als Invasion durchgehen.
Wie auch immer, interessant ist, dass damals das Problem massenhafter Armutsmigration durchaus denkbar war.Auch wenn er keine tiefsinnige Ursachenanalyse anbietet, so deutet er an, dass wir hier im reichen Westen (also damals war ich noch nicht beim „wir“ - zum Verhalten der sog. 2. Welt hat er eigentlich übrigens gar nichts gesagt) nicht unschuldig sind am Zustand der 3. Welt.
Da kommt sogar so etwas wie Verständnis für die Flucht der Elenden aus ihrem Elend auf, allerdings fügt der Autor sich in sein Schicksal als von der Invasion Bedrohter und fordert zum harschen Handeln auf.
Die Schlüsse, die der Autor dem Leser anheim stellt, sind dann auch eher gewaltbetont. Der erste Tote ist übrigens ein anarchistischer Hippie aus gut-bürgerlichem Hause, der sich über die Angst seiner Familienmitglieder vor den fremden Invasoren und dem Verlust ihres materiellen Reichtums amüsiert und noch befeuert. Er wird von einem konservativen Hochschullehrer im Ruhestand erschossen, der sich über seine Tat sehr freut und sich innerlich daran aufrichtet. Puh.
Eine andere Alternative lässt der Autor nicht zu: Da muss Gewalt helfen, auch wenn eigentlich nix mehr hilft...
Die Rolle der gutsituierten, gutmenschlichen Bürgerschaft sieht der Autor auch wie heute die Abendländer befangen in schrööcklichen humanistischer Kopf-In-Den-Sand-Politik. (bis auf ein paar verwegene Kreuzritter, oder so...)
Das Buch an sich ist langweilig; es gibt keine wirklichen Roman-Figuren, das Buch ist eben eher ein Versuch, die Ideen des Autors mittels fiktiver Handlung aufzubereiten. Was die Ausformung seiner Gedankenwelt anbelangt, war ich teils angeekelt, teils amüsiert. Ob das nun wirklich ein Beitrag zur aktuellen Diskussion sein kann, kann ich nicht sagen, aber in Frankreich ist das Buch wohl ein Bestseller - das erklärt dann vielleicht auch einiges...
5 / 10 Punkte
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Comic 18) Masasumi Kakizaki: „Bestiarius“ Band 2
Einfach schön! Ich glaube, das sind die derzeit besten, schönsten, detailliertesten Manga-Zeichnungen der Welt, oder so...
Diesmal helfen der geflohenen und rebellische Super-Gladiator (Bestarius) Finn und sein väterlicher Drachenfreund Durandal einem Jungen und seinen Freunden, einem Kobold und einem Pan, sich vor den römischen Legionären zu retten, sie im Kampf auszubilden, damit sie ihre Freundin aus römischer Sklaverei befreien können.
Na ja, mehr Inhalt ist da eigentlich nicht. Wäre nur noch der Name des Jungen aus Britannien zu nennen: Arthur... Na, mal sehen, was daraus noch wird. Jetzt endet die Story erst mal mit einem ordentlichen Cliffhanger; im April geht†™s weiter.
10 / 10 Punkte (vor allem wegen der tollen Zeichnungen!)
EOF
Frohes Neues -Lektrüre-Jahr!!!