Hofmanns Leseliste, Rest November 2017
TES Scharnewski
49 - Neil Gaiman: „Niemalsland“
Hörbuch, gelesen von Stefan Kaminski
Wieder Stefan Kamsinski, wieder ein großer Hörgenuss, da der Mann alle rollen mit anderen Stimmen versieht. Damit wird aus der Lesung fast ein richtiges Hörspiel.
Der Roman war, als er neu war, schon was Besonderes. Hatte ich so in Erinnerung. Jetzt, nach all den Jahren und nachdem ich „American Gods“ mir als TV-Serie und Hörbuch auch noch einmal zu Gemüte geführt hatte, ist so ein bisschen die Luft raus. Es erinnert ja an „American Gods“ (A.G.), also an diese Schein- und Schatten- und Parallelwelt neben der normalen; hier sind es eben nicht die Götter der Einwanderer in USA, sondern die alten Naturgeister in England. Ein Engel ist auch dabei, ein böser zudem.
Wieder ist es wie in A.G. ein normaler Mensch, der mit dieser Parallelwelt und -Gesellschaft konfrontiert wird und damit als Indentifikationsfigur zur Verfügung steht. Und er wird auch „dort“ bleiben. Ich kann ihn gut verstehen†¦
Die bürgerlich-städtischen Passagen dieser Urban Fantasy fand ich sogar fast die besten; die märchenhaft-unterirdischen waren ja auch schön, aber mir dann doch zu märchen(onkel)haft.
Wie in A.G. wird auch viel drumherum erzählt, der Plot etwas in die Länge gezogen. Auch hier trägt der Plot nicht wirklich über die ganze Länge. Nachdem der Roman zuende ist, wird sogar weitererzählt. Sind das Outtakes? Kann mich daran gar nicht erinnern. Es sind noch Abenteuer, die quasi innerhalb der Romanhandlung anzusiedeln sind und das Schicksal und die Erlebnisse einer wichtigen Nebenfigur behandeln. Ich denke mal, es hatte gute Gründe, diese Passagen erst mal entfernt zu haben...
Es war ein schönes Wiedersehen, mit einigen Längen. Wieder muss ich feststellen: Gaiman ist besser in der kurzen Form.
7 / 10 Punkte
50 - "Götter des Grauens", hg. von Roman Sander
Eine seltsame Auswahl nicht wirklich neuer Stories (geht in den 70er los, die jüngsten sind auch schon 4-5 Jahre alt), teilweise Übersetzungen aus dem Englischen, teilweise deutsche Beiträge, die zuvor in Fan / Small Press-Publikationen erschienen sind. Eine Story, die in den Credits genannt wurde, fehlt gänzlich (???).
Hängen bleiben werden mir die Stories von H. D. Römer, der gekonnt Horror mit historischen Ereignissen / Figuren verknüpft - auch wenn dies im Falle von „Tepes“ kaum was mit HPL zu tun hat. „Staub zu Staub“ von Wilum Hopfrog Pugmire hat mir ebenso ganz gut gefallen, war aber ziemlich kurz.
5 / 10 Punkte
51 - Marlen Haushofer: „Die Wand“
Hörbuch, gelesen von Elisabeth Schwarz
Endlich habe ich wenigstens mal das Hörbuch „geschafft“, nachdem der Film schon Monate bei mir liegt und wartet, gesehen zu werden; vom Buch ganz zu schweigen.
Von dem Buch / Film sind die Leute ja sehr angetan. Nun, meine Begeisterung hielt sich etwas zurück. Ja, ist eine eindringliche Studie darüber, wie man Einsamkeit besiegen kann. Ist mal eine Alternative zu den sonstigen Endzeit-Robinsonaden. Aber so richtig gepackt hat mich das Stück nicht, muss ich gestehen.
7/10 Punkte
52 - TES-Hefte - diverse -
neben den hier im Blog bereits erwähnten 3 neuen, habe ich auch zwei ältere Hefte aus meinem SUB aus dem Hause TEX gelesen. Insgesamt sind das also:
Rainer Zuch: „Der Außenposten“ (Doppelheft 37 / 38)
Stanley G. Weinbaum: „Planet der Illusionen“ (39)
H.G. Wells „Die Argonauten der Luft“ (40)
Und jetzt:
Wolfram Kober: „Mo'yin, der Alill“ (16 - 2 / 2012)
Ingo Scharnewski: „Der Hund, der auf zwei Namen hörte“ (8 / 2011)
Beide haben mir auf ihre Weise gefallen, wobei ich am meisten vom „Hund“ erstaunt und entzückt war. Von Ingo Scharnewski hatte ich bereits mal „Cutis Anserina“ gelesen. Damals fand ich dessen Stil etwas akademisch, zumindest für Abenteuerlektüre. Da ging es um eine private archäologische Expedition in Lateinamerika. Diesmal hat der irgendwie übergenaue, Erzählstil aber sehr gut gepasst. Der „Hund“ ist eine Erzählung in Briefen. Ein junger Mann nimmt eine Stelle in einer neuen Stadt an und schreibt davon, und wie er eine Frau kennen lernt, seinem Freund. Ein Hund wird schon bald erwähnt, der eine besondere Gabe besitzt.
Im Grunde ist diese „besondere Gabe“ das einzige phantastische Element und die Geschichte ist erst mal so eine „normale“ Story über einen jungen Mann in der Fremde, die es aber schafft, dass mir der Protagonist sympathisch wird. Dann diese harsche Wendung, mit phantastischem Anstrich, der aber den Grundcharakter der Geschichte nicht auf den Kopf stellt. Richtig gut! Glaube, muss mehr von dem Autor lesen! Das wäre ja sogar mit der Heft-Reihe möglich, denn - etwas unbeachtet von mir - gibt†™s da einige von dem Autor; sogar ein ganz aktuelles.
Wolfram Kober ist ein Lieblings-SF-Autor aus der DDR für mich. Er hatte mich damals, als ich jung war, also vor unendlichen Zeiten, mit seinen zwei Storybänden, die in der DDR erschienen sind („Nova“ und „Exoschiff“) völlig verzaubert. Er bediente den sense of wonder wie kaum ein anderer Autor damals. Sein Markenzeichen waren absolut exotische Aliens und phantastische Einfälle, die er oftmals um ihrer selbst willen präsentierte. Das war - für mich - damals neu und ungewohnt und überraschend.
Die Story, die Gerd-Michael Rose hier nun „nachreicht“, ist auch so eine Alien-Story: Auf einem fremden Planeten gibt es eine Art Steinzeitkultur. Die beschriebenen Tiere und vernunftbegabten Geschöpfe sind so ganz anders als auf der Erde. Die Erde selbst spielt auch gar keine Rolle. Allerdings übertreibt der Autor hier ein wenig für meine (inzwischen anders tickenden?) Sinne: Wegen der fremdartigen Namen und Um- und Beschreibungen fiel es mir gar nicht so leicht, der ansonsten nicht so spektakulären Handlung zu folgen. Ohne seine phantastischen Aliens wäre die Story nur halb so schön.
Mich würde glatt Interessieren, von wann die Story ist, ob das neueren Datum ist, oder damals nicht mit in die Storybände aufgenommen wurde. Wie auch immer, mich hat das Wiederlesen mit dem alten Helden meiner Jugend sehr gefreut.
Die Illustrationen in dem Heft sind stilistisch der naiven Kunst zuzuordnen; ehrlich gesagt dachte ich, sie wären von einem Kind; waren nicht so mein Fall.