Leselistenfortsetzung - Februar, März
Atlantis Kingsley Amis Frankenstein Nils Wiesner
Ach herrje, lange nicht mehr gepflegt, die Leseliste... Jetzt, Mitte März, hat sich doch einiges angesammelt. Derzeit lese ich im Wesentlichen zu 2 Themen, die beide mit dem Fanzine-Projekt NEUER STERN zusammen hängen. Ja, zugegeben, das Fanzine, das keines sein will, beschäftigt mich derzeit ganz schön. Ist aber okay, macht Spaß...
Also 2 Themen:
1. Atlantis
2. Kingsley Amis (als Teil der Serie "Das andere England")
Weil das so ist, steht hier im Blog dann auch zu den einzelnen Titeln nicht all zuviel. Ich darf da halt immer auf das Zine verweisen...
4 - Kingsley Amis: „Das Auge des Basilisken“
Ein Wiederlesen. Damals - 2009 - hat es gut gemeinte 2 von 10 Punkten bekommen. Ich fand es langweilig. Inzwischen habe ich begriffen, dass die Langeweile Teil des Plots ist.
Wer wissen will, warum ich heute 8 von 10 Punkte für dieses Buch dieses hochinteressanten Autors vergeben, lese bitte den NEUEN STERN.
5 - POSEIDONIS-Geschichten
L. Sprague de Camp „Die Chronik von Poseidonis“ 7 / 10
L. Sprague de Camp: „Prinz von Poseidonis“ 7 / 10
Algernon Blackwood: „Sand“ 8 / 10
C.A.Smith: Poseidonis-Erzählungen in „Poseidonis“ 9 / 10
Die Stories habe ich sozusagen en bloc gelesen, als Vorbereitung auf das Atlantis-Heft des NEUEN STERNs; dazu sekundärliterarisches wieder gelesen: Gilsenbach, „Der ewige Sindbad“, Umberto Eco, ein Kapitel in seinem farbenfrohen „Die Geschichte der legendären Länder und Städte“ über A.
Ausführlich bitte dann im Heft.
6 - Kingsley Amis: „Glück für Jim“
Der Autor hat es mir nun angetan, nachdem ich sein „Im Auges des Basilisken“ ein 2. Mal - und diesmal mit großem Vergnügen - las. Jetzt will ich alles von ihm lesen†¦ Na ja, mal sehen, ob ich das durchhalte.
Der Roman begründete ein Sub-Gerne - im Mainstream, keine Phantastik: Der Professoren / Universitäts-Milieu-Roman. Und er war wichtig für die englische Nachkriegsliteratur, identitätsstiftend für eine Generation akademisch gebildeter, junger Leute.
Jim kommt mir eingangs eher unsympathisch vor: Er eifert seinem Professor als akademischer Assistent nach, eher widerwillig, weil er erkennt, dass der alte Prof eine ziemliche Pfeife ist. Aber er macht nichts dagegen, opponiert nicht, ergibt sich in sein müdes, langweiliges Schicksal.
Aber das ändert sich zunehmend, da er merkt, dass er ohnehin in dem Milieu nicht landen kann. Zudem kämpft er für die Zuneigung einer und gegen die einer anderen Frau, die beide mit einer Art persönlichen Feind von ihm liiert sind.
Also reiner Mainstream? Ja! Aber doch so gut erzählt, dass ich das Buch sehr, sehr gerne gelesen habe und mich die alltagsbetonte, psychologisch motivierte Handlung außerordentlich fesselte.
Hier findet sich auch eine gehörige Portion Humor, der sich z.B. in den Streichen des Protagonisten äußert, die er gegen seine Widersacher und universitären Widerlinge verübt - und dabei regelmäßig ertappt wird. Macht aber nichts.
8 / 10 Punkte
7 - Günther Kehnscherper: „Auf der Suche nach Atlantis“
Ein kleines Büchlein aus der akzent-Reihe des DDR-Urania-Verlages. Derzeit bin ich auf der Suche nach dem Atlantis-Stoff - für den NEUEN STERN. Auch wenn ich in dieser Ecke gar nicht suchte, fand ich beim Ausmisten des Bücherregals dieses Büchlein, das ich längst vergessen hatte.
Dabei hatte ich es seinerzeit sehr intensiv gelesen, wie zahlreiche Unterstreichungen und Anmerkungen belegen.
Habe es mit großem Vergnügen und Staunen also gleich noch mal gelesen. Staunen deshalb, weil es in einer sehr freien Art über diese doch eher spekulative Thema erzählt, was ich so der DDR-Rezeption des Themas gar nicht mehr zutraute. Aber da war damals wohl doch mehr möglich, als es mir so in Erinnerung gewesen war. Im NEUEN STERN lasse ich mich ein wenig darüber aus.
8 / 10 Punkte
8 - Robert Silverberg: „Briefe aus Atlantis“
Hübsche SF-Novelle - ja, SF denn trotz des Titels ist es SF: Eine Zeitreise-Story, die sich zudem an historische Rahmenbedingungen hält, und für die Herkunft der hochstehenden Atlantis-Zivilisation (mit Dampfschiffen, Elektrizität) eine Erklärung findet, die einem SF-Autor angemessen ist.
(Etwas mehr dazu dann in dem (oder den) Atlantis-Heften des NEUEN STERNs, demnächst in diesem Theater)
8 / 10 Punkte
9 - Robert Markham: „James Bond 007. Colonel Sun“
†¦und weiter mit meiner Kingsley-Amis-Komplett-Lesung. Ja, Robert Markham ist ein Pseudonym von Amis. Als James-Bond-Fan und Autor eines Sachbuches über die Romane von Fleming hat er sich wohl das Recht erworben, nach dem Tod Flemings den nächsten Bond-Roman zu schreiben.
Auf Deutsch erschien der Roman auch unter den Titeln „Auf der griechischen Spur“ bzw. „Liebesgrüße aus Athen“.
Für mich war es der erste Bond-Roman überhaupt. Nun ja, ist ein hinreichend spannender Krimi ohne große Überraschungen. Die Bösewichter sind ein chinesischer General der Volksarmee und ein Alt-Nazi, die eine sowjetische Konferenz auf einer griechischen Insel in die Luft jagen wollen. Die Aktion wollen sie dem britischen Geheimdienst in die Schuhe schieben und entführen zu diesem Zweck M. James Bond wollen sie auch entführen, gelingt ihnen im ersten Anlauf aber nicht.
Das Bondgirl ist eine griechische Kommunistin. Bond kooperiert also mit den Sowjets und deren Verbündete gegen die Chinesen, die neuen Feinde des Empire, der Welt und so.
Es wird wieder kräftig zugeschlagen, auch etwas gefoltert, aber - was mich dann doch sehr nervte - sehr viel geplant und palavert, wie man was machen kann†¦ Ist das in den Fleming-Romanen auch so? Lustig ist, dass Bond hier sehr viel mehr Genießer - von gutem Essen, Frauen natürlich auch - ist als es mir in den Filmen auffiel.
Na ja, für eine flotte, kurzweilige Unterhaltung gebe ich dann doch†¦
7 / 10 Punkte
10 - Nils Wiesner: „So langsam wie möglich“
Vorbereitung zum März-Termin im Haus des Buches, beim Freundeskreis SF Leipzig. Zu Gast ist der Autor und wird u.a. aus dieser Erzählung lesen. Sie erschien in einem eigenen Buch. Anlass für die Geschichte ist das derzeit laufende Konzert eines Orgelstücks von John Cage, das schon im Jahr 2640 abgeschlossen sein wird - wenn das nix für'n SF-Autor ist! Nils hat was draus gemacht - ganz famos. Der größte Teil spielt an dem Tag, an dem das Konzert beendet sein soll - allerdings in alternativen Zukunftsentwürfen - die meisten eher grau bis finster.
8 / 10 Punkte
11 - Kingsley Amis: „Geheimakte 007 James Bond“
Nun also auch das „Handbuch“ zum Helden - Amis' freie Plauderei zum großen Helden der westlichen Welt. Er bricht natürlich eine Lanze für Flemings Bond, entgegen den Sadismusvorwürfen und der Darstellung Flemings als Frauenverachter. Keine wirklich tiefgründige Analyse, es werden halt ein paar Topoi benannt (Anti-Bond, Frauenbild, der Fleming-Effekt) und dazu reichlich Belege aus den Büchern aufgeführt. Anfangs erklärt Amis allerdings Bond zum Byron'schen Helden. Na bitte! Kurzweilige Lektüre, daher 8 / 10 Punkte
Comics
2 - Erik Kriek: „H.P.Lovecraft. Vom Jenseits und andere Erzählungen“
Der Holländer Kriek hat hier 4 Erzählungen von HPL 1:1 in Comicform gegossen. Schwarz-Weiß natürlich. Der Stil ist ruhig, klassisch, erinnert an die 40er und 50er Jahre; er belässt das Ambiente originalgetreu in den 20ern. Na ja, vielleicht etwas zu zahm - wie erfrischend dagegen die Adaptionen von Reinhard Kleist, dessen Expressivität mich mehr überzeugte. Krieks HPL-Monster entsprechen denen, die man gemeinhin auch so kennt, er bleibt das visuell konservativ.
Doch wenn man mal wieder HPLs Welten erkunden möchte, und das im Schnelldurchlauf, dann sind dieses Comics genau das richtige! Gerade bei dem längsten Stück - Schatten über Innsmouth - kommt diese Art & Weise sehr gut zum Tragen: Ausführlich und dicht gleichsam genug, die Erzählung kommt schnell auf ein Punkt (mehr als bei HPL selbst).
7 / 10 Punkte
3 - Mignola, Stenbeck, Stewart: „Frankenstein. Underground“
Hellboy ohne Hellboy. Gibt es ja sowieso schon (B.U.A.P.), doch hier gibt es (für mich) eine neue Figur. Ich habe nicht mehr alle Hellboy-Omnibusse und sonst was gelesen, daher ist mir wohl der vorherige Auftritt von Frankensteins Monster in den Frühgeschichten von Hellboy (50er Jahre) entgangen. Na also, da konnte ich mir was Schönes zu Weihnachten wünschen!
Und es ist schön! Erst mal gefällt mir das größere Format, was das Ganze lesefreundlicher macht. Auch wenn die flächigen Zeichnungen das große Format nicht wirklich notwendig machen. Diesen Stil hat der Zeichner sicherlich irgendwie von Mignola „geerbt“. Der Meister steuert die Story und ein paar Titelbilder bei.
Die Story greift wieder tief in die Mottenkiste der Geheimlehren und Aluhut-Ideologien; aber in dieser Form mag ich das sehr! Frankensteins Monster ist seit Jahrhunderten auf der Flucht, dabei sehnt er sich nach Nähe Anderer und Frieden, wird aber immer wieder zum Mörder (meist aus reiner Notwehr). Sein Leidensweg führt ihn in die Hände von Alchemisten in der Hohlen Erde. Dort kann er seinem Schicksal eine Wendung geben, gefangen gehaltene Geister befreien und den Ober-Alchemisten, der die Vril-Kraft sucht, zur Strecke bringen. Auf diesem seinen Weg wird von Monstern und Neandertaler-Kriegern bedrängt. Am Ende sieht Frankensteins Monster wie ein Bourroghs†™scher Held aus (Hohlwelt würde da ja passen).
Die Story wird zeitlich verschachtelt, mit vielen Sprüngen, in einem ständigen Hin und Her erzählt. Das wirkt etwas konfus und undurchsichtig. Die esoterischen Andeutungen werden dadurch auch nicht klarer. Irgendwie hatte ich den Eindruck, Mignola wollte hier alles reinpacken, was ihm in seinem Hellboy-Universum wichtig ist. Der Plot verliert dadurch etwas an eigener Kraft, dient sozusagen nur dazu, die ganzen Ideen unterzubringen, die aber nur angerissen werden können. Habe es genießen können, aber für die volle Punktzahl fehlt noch was.
8 / 10 Punkte