Fanzine-Austausch, hier: BWA 424
BWA Fanzine
Aber diesmal musste ich überhaupt nicht lange darüber nachdenken, ob ich es lesen möchte, denn die Ankündigung machte mich neugierig:
.
„BWA 424...
...kommt mit seinem Cover wie ein gediegenes Kulturmagazin daher. Es ist ja auch ein Kulturmagazin, allerdings eins von Fans für Fans. So kann man/frau Interessantes über Charles Fort, Karl May und Thomas R.P. Mielke lesen. Die Beiträger schreiben über Filme, Bücher und Comics. Leider ist der Spaß nach 44 Seiten wieder beendet.“ (Quelle: Facebookseite des Science Fiction Club Baden-Württemberg)
Dass es „nur“ 44 Seiten sind, hat mich eher angelockt, als abgeschreckt. Schon deshalb, weil der NEUE STERN auch nicht dicker ist und deshalb mir so ein Tausch rein quantitativ fair vorkam. Das aber nur am Rande. Der angedeutete Inhalt lockte mich da weit mehr.
Schauen wir doch mal hinein:
Redakteur Uwe Lammers hält eine lange Rede zum Jahreswechsel. Da geht es um Vorsätze, was man sich für 2019 vornimmt. Da er es aus seiner Sicht schreibt, steht da viel von seinen persönlichen Vorhaben (als Autor und SF-Fan vor allem). Uwe ist kein Freund der knappen Worte. Vielleicht ist es ein My zu lang ausgefallen das Editorial. Aber interessant, was er so alles treibt, bzw. treiben möchte. Ich drücke schon mal die Daumen dafür!
Der angekündigte Beitrag über Charles Ford findet sich in dem auch sehr langen Leserbrief von Gerd MaximoviÄ. Seine Leserbriefe sind ja, so wie ich sie kenne - aus BWA, aus der APA F.A.N., auch aus dem NEUEN STERN - nie wirkliche LoCs, im Sinne von Leser-Kommentaren. Er ist offensichtlich ein sehr belesener, vielseitig interessierter Mensch, vornehmlich für klassische und esoterische Inhalte.
Charles Ford ist eine illustre Figur aus der Frühzeit der Parawissenschaften, ein Stichwortgeber auch für die Science Fiction. Als solcher ist er immer mal wieder in SF-Zines präsent; ich erinnere mich gern an ein längeres Portrait im Sagittarius. (Ausgabe? Müsste ich nachschlagen†¦)
Gerd gibt auch einen sehr schönen Überblick und konzentriert sich dann auf Fords Ideen zur Erklärung des Phänomens „Blutregen“.
Es gibt noch einen LoC im Heft, von Ekkehardt Brux, der u.a. dem Gedanken nachgeht, ob man die Orte aus Karl Mays Orient-Büchern aufsuchen und somit die Abenteuer z.B. v. Kara Ben Nemsi quasi „nachreisen“ kann. Interessanter Gedanke!
Uwe Lammers rezensiert einen frühen Thriller von Clive Cussler, auch das macht er sehr ausführlich. Die anschließenden Vorstellungen von 2 Bänden der Lustigen Taschenbücher Galaxy - also über Mickey Maus im Weltraum - fallen dagegen sehr knapp aus. Ist eigentlich nur eine Notiz, dass es die Bände gibt.
Uwe macht weiter mit einem Buch über China. Keine Phantastik, eher ein Bericht, in dem der Autor (Alexander Knörr) China als ein exotisches Land präsentiert, das wohl so einige Überraschungen für uns Europäer parat hält.
Class M. Wahlers schreibt von seiner Heimat†¦ Ach nee, so stimmt das nicht 😊 Er stellt den Autor Thomas R.P. Mielke vor, der in seinem Heimatort lebt. Damit hat er natürlich einen besonderen persönlichen Bezug zu dem Mann, der einst hinter den Terranauten stand und auch ansonsten ziemlich stark unterwegs war in Sachen Phantastik und Historik. Sehr schönes Portrait - wieder so ein Fall, der meine virtuelle „Musst-Du-Lesen-Liste“ um ein paar Bücher anwachsen lässt†¦
Armin Rößler stellt den Film „Spider-Man: A New Universe“ vor; ist aber der Text, den wir hier auch finden: klick
Uwe Lammers berichtet von seinen Liebesabenteuern. Oh, nein, so nicht: Von der Lektüre eines Liebesschmökers - oder erotischen Romans. Ja, ein eigenes Metier. Durchaus interessant, da ich mich mit diesem Metier bisher gar nicht beschäftigt habe (also, ich meine jetzt das Lesen solcher Romane).
Claudia Höfs stellt die (neuesten?) Perry Rhodan Neo-Romane vor. Für mich als Nicht-Perry-Leser durchaus auch interessant, so krieg ich mal mit, was da so läuft. Sie bleibt aber in ihren Rezis bei einer inhaltlichen Darstellung; mich hätte da auch eine Wertung interessiert, zumal ein Roman von keinem Geringeren denn Oliver Plaschka verfasst wurde. Hebt sich der Roman vom Durchschnitt ab?
E. Brux stellt einen alten Roman von Wolf Detlef Rohr vor, der im Titel den Weltuntergang für 1986 voraussagt. Na, das haben wir ja überlebt†¦
Was ich da lesen kann, klingt aber überaus interessant: Es geht auch um Atlantis und südamerikanische Indios.
Ein Grund, mich für das Heft zu interessieren, war die angekündigte Rezi zu „Reiseziel: Utopia“, denn das Buch wird auch demnächst kurz in unserem Zine vorgestellt. Bei Michael Baumgartner kam die Sammlung eher gemischt an, also mit Potential, das wohl nicht ganz ausgeschöpft wurde. Aber immerhin: Es gibt so was: Utopische SF, als Gegenpol zur allgemein zelebrierten Dystopie.
Der Anteil an OSM-Texten (also dem Unendlich-Erzählzyklus von Uwe Lammers) hält sich in dem Heft in Grenzen. Da ich diesen Zyklus nicht lese, war das für mich sehr okay.
Ein paar Worte zum Drumherum: Ich staune natürlich über den sehr langen Lebensatem des Clubs und ihres Fanzines. 424 Ausgaben - wow! Also, da ziehe ich nur meinen Hut vor.
Diese Ausgabe kommt mit farbigem Cover (und auch farbigen Innenillus) daher. Die Coverbilder hat Angelika Herzog gestaltet, es sind Collagen, die vielleicht eher auf den 2. Blick was mit SF zu tun haben. Tatsächlich, das Cover wirkt wie das eines Kultur-Info-Blattes. Aber warum nicht?
Die Schriftgröße war für mich schon fast zu klein. Ich nehme an, das Heft entsteht durch Verkleinerung von A4 auf A5? Dadurch bekommt man eventuell mehr auf einer Seite unter, als wenn man es gleich A5 setzt und ausdruckt, aber für mich ist das fast zu klein.
Mit hat das Heft den Sonntag versüßt und dafür bin ich sehr dankbar. Ist halt einfach toll, mit einem abwechslungsreichen Fanzine den Gedanken Gleichgesinnter etwas ausgiebiger folgen zu können, als es hier im Internet so allgemein üblich ist. Finde gut, dass es die BWA gibt und so nebenbei beweist es, dass die Ära der Papierfanzines noch nicht endgültig vorüber sein muss (kleine Ermutigung für uns Macher vom NEUEN STERN - so nebenbei†¦)