Fanzine-Austausch; hier: Intravenös & SF-Notizen
Atlan Club Deutschland INTRAVENÖS SF-Notizen
Die Zines des ATLAN-Club-Deutschland hatte ich immer extrem umfangreich in Erinnerung. Das hat mich glatt „erschlagen“ - deshalb auch nicht weiter verfolgt.
Doch jetzt halte ich erstaunt die Ausgabe 267 und ein paar aktuelle SF-Notizen in den Händen.
Manchmal ist es auch komisch, wie die Dinge so laufen: Zur Weihnachtszusammenkunft des Freundeskreises SF Leipzig hatte ein SF-Kollege eine Ausgabe der SF-Notizen dabei. Oha! Dachte ich, die gibt es noch.
Beim Googeln kam nicht viel heraus. Wo und wie gibt es die denn tatsächlich noch? Dann „entdeckte“ ich Kurt S. Denkena auf FB. Dort fragte ich per pn nach den Notizen - und bekam keine Antwort.
†¦dachte ich zumindest, bis mich dann Ende Januar eine Sendung erreichte: von KSD, mit den genannten Heften. Einfach so. Wow!
Sehr erfreut revanchierte ich mit ein paar Heften des NEUEN STERNS. Ich hoffe, sie kamen auch dort gut an.
Seine Sendung kam gut bei mir an!
INTRAVENÖS 267
†¦enthält viel mehr „seriöse“ SF-Fan-Texte als ich sie in den mir bekannten alten Ausgaben in Erinnerung hatte. Ich finde da eine Reihe von Rezensionen, die mich durch die Bank interessierten, auch weil ich die Bücher selbst (noch) nicht las: Doctorow, Tidhar (Osama), Chu (ein Tao-Roman), „Autonom“, Connie Willis, Tayelers „Fan“-Roman†¦ Ich nehme die Rezis allesamt als gute Empfehlungen und lese das Heft wie ein Handbuch für relevante SF der Gegenwart.
Ein Buch von den rezensierten habe ich tatsächlich selbst gelesen: Rubanov: „Chlorofilja“. Immerhin†¦ Zur Rezi hier darf ich anmerken, dass mich nur leicht verwunderte, dass der Rezensent sich fragt, ob denn das, was der Russe hier schreibt, den von amerikanischer und englischer SF geprägten Leser auch interessiert. Na ja, ich meine, für einen SF-Fan sollten fremdartige Sichtweisen und Fragestellungen ja eher anziehend wirken, oder? Aber ich las das Buch vielleicht auch aus einer anderen Perspektive, bin halt durchaus auch von russischer (sowjetischer) SF geprägt worden und nach einer Zeit der Abstinenz interessiert mich jetzt sehr stark, was aus „den Russen“ denn geworden ist - die Antworten, die die auf Deutsch publizierten Beispiele bieten, finde ich dabei nicht mal so sehr befriedigend. Der SF-Mainstream in Russland scheint sich nicht so dolle von dem westlicher Literaturen zu unterscheiden; mal abgesehen von solchen Exoten phantastischer Randgebiete wie Sorokin und Pelewin. Das Buch von Rubanov hatte mir aber sehr gut gefallen, ich fand es erfrischend und erhellend, auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Stimmung in Russland derzeit.
Ein weiterer Schwerpunkt des Heftes sind kurze Artikel von Holger Döring über Rhodan†™sche Phänomene. Es werden für mich wohltuend keine einzelnen (Heft-) Romane vorgestellt, sondern bestimmten Fragen nachgegangen (Flottenstärke, Rhodans Doppelgänger, Atlans Auftreten in den Heften†¦). Beleuchtet wird dabei die Erstauflage, die älteren Hefte. Für mich als Nicht-Perry-Leser absolut informativ, bieten die Artikel wunderbare Überblicke. Besten Dank dafür.
Auch der Teil einer Perry-Rhodan-Fan-Geschichte von Christian Succo (darf man das so sagen?) hat mir gefallen, denn neben lockeren Gesprächen zwischen den Helden der Serie wird auch nach einer uralten vormenschlichen Zivilisation geforscht. Für meinen Geschmack wird in der Story etwas zu viel palavert, über Forschung und Abenteuer gesprochen, als dass wirklich was passiert. Aber gut, ein paar sehr gute Momente bot mir der Text.
Den längsten Text lieferte Rüdiger Schäfer mit dem 1. von vielen Teilen seines Reiseberichts, über seine Schiffsreise übers Mittelmeer. Das ist so ein Text, wie ich ihn aus den alten Heften auch in Erinnerung hatte: Lange fannische Berichte.
Klaus N. Frick erzählt aus seinem Leben (?) - zumindest könnte es so sein, er erinnert sich an Begebenheiten aus seinem Leben. Auch durchaus interessant (lese ich auf seinem Blog auch immer gern).
72 Seiten - Wow! Dickes Ding. (Das wäre dann sozusagen ein Doppel-Stern†¦) Es hat mir sehr gefallen.
Von den SF-Notizen fiel mir eine etwas umfangreichere Ausgabe - die 769 - auf. 769 = DAS ist doch mal eine Hausnummer! Hier beginnt KSD über das deutsche Fandom zu schreiben. Er hangelt sich hier an der Geschichte der SF-Times voran, an den politischen Debatten und Streitigkeiten im SF-Fandom. Holla, die haben sich ja was getraut damals! Na ja, politische Diskussionen im Fandom gibt es ja immer noch, doch scheint mir damals die „Diskussion“ physischer gewesen zu sein. Auf jeden Fall ist es interessant zu lesen, wie damals ein paar Aktivisten der deutschen SF-Szene so drauf waren (auch im Vergleich zu heute).