Ich bin mit der Geschichte nicht richtig warm geworden. Teilweise sogar genervt.
Genervt? Wieso das?
Schade, dass manche hier das Buch nicht lesen konnten, ohne ständig an den Film zu denken. (Mir ist das gelungen.
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Ich finde das Buch in jeder Hinsicht fantastisch. Oberflächlich ist es Trivialliteratur, so wie sich viele SF vorstellen.
Aber ist es wirklich ein Buch darüber, was den Mensch zum Menschen macht?
Ja. Der Alltag, mit der ständigen Wiederholung von Verhaltensmustern und den diese Verhaltensmuster begleitenden Gedanken und Gefühlen, ist das, was Menschen zu Menschen macht.
Zu Deckards Alltag gehört es, von der Anschaffung eines echten Tiers zu träumen. Auf diese Weise strukturiert er seinen Alltag. Er trägt diesen Katalog mit sich herum und macht sich Gedanken über das Geld, das er braucht. Diese einfache Motivation treibt ihn an.
Beide (Menschen und Androiden) wollen in einer feindlichen Umwelt überleben und versuchen es mit ihren Mitteln.
Die Menschen manipulieren ihre Gefühle mittels Stimmungsorgeln. Sie suchen künstliche Einheitsgefühle in einem kitschig- sentimentalen Religionsersatz. Sie halten sich Tiere, aber nicht wegen der Tierliebe, sondern als Statussymbol. ....
Da sind die Androiden authentischer. Die wollen überleben und gehen das ganz direkt an.
Die Androiden sind nicht authentischer. Sie versuchen sich genauso einzurichten wie die Menschen auch.
Der Unterschied ist, dass Menschen empathischer sind. Obwohl die Menschen im Roman sich die Tiere (z.B. Kanichen, Schafe oder Ziegen, aber keine Hunde) nur als Statussymbole halten, würden die wenigsten eine Spinne quälen, so wie es die Androiden getan haben.
In Kapitel drei weist Dick auf dies alles hin. Menschen sind Herdentiere (oder auch Rudeltiere), sie verhalten sich anders als solitäre Raubtiere bzw. Androiden.
Buster Freundlich (ein Android?) versucht das Leiden Wilbur Mercers und den Mercerismus als Schwindel zu entlarven, aber es gelingt ihm nicht, da Mitleid etwas Reales ist.
Bemerkenswert fand ich, dass Deckard für Luba Luft einen relativ teuren Bildband kauft, kurz bevor sie getötet wird, und dann diesen Bildband zu Asche verbrennt, während sein Kollege Phil Resch dies als Verschwendung bezeichnet.
Den Mittelteil des Romans mit der Auseinandersetzung zwischen Deckard und Resch fand ich sehr gut.
Was ich etwas rätselhaft fand, warum die Firma ein so großes Interesse daran hat, Androiden zu bauen, die man von Menschen nicht mehr unterscheiden kann. Für den Aufbau von Kolonien werden Androiden gebraucht, aber das ist kaum ein nachvollziehbarer Grund.