Das Picknick am Wegesrand gehört mit dem zweibändigen Märchen von der Troika (v.a. Troika) zu den Romanen, die sehr klug verschleierte, äußerst scharfe Kritik an Stalins Terrorherrschaft und damit auch am Sowjetsystem üben, und ist letztlich ein GULAG-Roman. Davon ist bei Tarkowski allerdings so gut wie nichts übrig geblieben.
Am deutlichsten wird das GULAG-Motiv nicht nur im Konzept der verbotenen Zone selbst, sondern v.a. am letzten Teil, in dem der Stalker einen Unerfahrenen unter falschen Versprechen als Opfer für den "Fleischwolf" mitnimmt. Eben das ist den realen Flüchtlingen aus GULAGs nachempfunden, die einen jungen Neuzugang als dritten mitnahmen, um als "Wegzehrung" zu dienen. Anders war eine Flucht in jenen entlegenen Regionen nicht möglich, denn falls es überhaupt Siedlungen gab, war die Zivilbevölkerung dort aufgehetzt und hätten die Flüchtlinge verraten anstatt ihnen Essen zu geben.
Genauso bezieht sich die Troika im gleichnamigen Roman auf Stalins Schauprozesse. Das geht auf jeden Fall noch wesentlich weiter als nur "Aufklärung" und ist nicht nur kein Eskapismus, sondern erst recht keine Nostalgie oder verklärte Sehnsucht. Unter der Absurdität der Vierer-Troika,die über einen verängstigten Flugsaurier richtet, bzw. den Erkundungen der Zone mit ihrer Goldenen Kugel versteckt sich eine unfassbare, unmenschliche Grausamkeit. Bis zum Ende der Sowjetunion konnte Das Märchen von der Troika dort auch nur stark zensiert veröffentlicht werden; Picknick entging der Zensur, weil eben die Kritik dort subtiler / verschlüsselter ist.