Offener Leserbrief zu BWA 452 & 453
BWA
Ich habe hier im Rahmen meines Fanzine-Austausch-Programms die Hefte 452 und 453, also vom Mai und Juni 2021 vorliegen. BWA heißt „Baden-Württemberg Aktuell“. Ich weiß eigentlich immer noch nicht, warum es so heißt. Für ein SF- oder Phantastik-Fanzine ist es immer noch ein seltsamer Name, finde ich. Na ja, vielleicht nicht seltsamer, als ein Fanzine als „Rundbrief“ zu bezeichnen, das der NEUE STERN mal sein sollte, also ein Heftchen, das sich vornehmlich an die Leute vom ASFC in Halle wendet (und auch von ihnen in erster Linie gestaltet wurde und noch wird). Vielleicht ist das ja mit dem BWA auch so gemeint gewesen: Ein Bulletin von und für die SF-Fans aus BW. Ja, und ich denke, dass das Fanzine diese „Aufgabe“ sogar immer noch sehr gut erfüllt. Aber der regionale Rahmen ist längst überwunden - wie bei unserem „Rundbrief“ ja auch.
Ich komme beim Schmökern in den Heften unweigerlich ins Vergleichen - aber nicht nur mit dem NEUEN STERN, sondern auch vermehrt mit der APA F.A.N. Was das nun wieder ist? Hatte ich schon mal im Blog erwähnt.
Diese Assoziation habe ich dadurch, dass es eine kleine gemeinsame Gruppe aktiver Schreiber in beiden Medien gibt. So habe ich tatsächlich ein déjà vu beim Lesen. In den BWA nahm wohl schon immer der Leserbrief-Anteil einen gewichtigen Platz ein. In 452 sind es von insgesamt 68 Seiten zusammen mit Editorial ca. 22 Seiten, in 453, das stolze 96 Seiten umfasst, sind es ca. 27. Auf interne Kommunikation wird viel Wert gelegt.
Im Vergleich ist die „Leserbriefsparte“ im NEUEN STERN so gut wie nicht vorhanden. Ich habe versucht, sie zu etablieren. Dabei schwebte mit BWA sogar als Beispiel vor. Und es gab auch entsprechende Texte. Sie regten auch bei unseren SF-Stammtischen zur Diskussion an und dabei hat der Kreis der redaktionellen Mitarbeiter*innen - so will ich das mal interpretieren - eher dafür gestimmt, diese Sparte nicht auszuweiten. Wenn es sich häuft, dann lieber auslagern. Na ja, wir wollen unsren Umfang auch nicht über die „normalen“ 44 Seiten ausdehnen (was dann aber doch hin und wieder passiert) - und ich will mal hier nicht zu viel über den NEUEN STERN reden†¦
Das Editorial von Uwe ist ja auch immer recht umfangreich. Er nutzt es gern zum Plaudern über seine eigenen Projekte, aber auch über seine Befindlichkeiten & Erlebnisse. Auf jeden Fall ist es immer ein schöner, persönlicher Einstieg und unterstreicht den Fanzine-Charakter der Publikation. Gefällt mir! Auch dass er immer wieder mal ein paar Lektüre-Empfehlungen etc. lose einstreut, gefällt mir; auch das praktiziere ich ja gern - woanders, Ihr wisst schon, wo†¦
Uwe Lammers Editorial in 452 wartete mit einem kleinen Schock für mich auf: Was, man überlegt, BWA als PDF? DAS wäre ein Schock, denn genau die Diskussion hatten wir für die APA F.A.N., in der Uwe (wie Gerd und Sabine als rege LoC-Schreiber*innen) Mitglied ist und dort für die Beibehaltung der Papierform plädierte. Na ja, war dann auch nur ein Schock für mich, denn es geht wohl „nur“ um die Zusendung der Beiträge zum nächsten BWA. Da erstaunt mich nun, dass die wohl auch anders bisher lief? Also direkt an den Redakteur oder die Redakteurin Papier geschickt? Was dann quasi montiert und kopiert wurde? Das wäre ja dann noch echte Fanzine-Handarbeit! Das überrascht mich wirklich.
Ja, die LoCs. Gerd Maximovics und Sabine Seyfarths Briefe ähneln ihren Beiträgen, die sie für F.A.N. schreiben. Bei Gerd fällt mir wiederholt auf, dass sie mir besser als seine F.A.N.-Beiträge gefallen. Diesmal schreibt er z.B. über einen Philosophen aus dem 19. Jh., der wohl schon tatsächlich Kontakte mit Außerirdischen thematisierte, die auf telepathischem Wege erfolgen werden. Faszinierend!
Uwe steuert gern immer wieder Rezensionen aus seinem Rezi-Fundus bei. Ich glaube mich an keine wirklich aktuelle Rezi erinnern zu können, aktuell in dem Sinne, dass er sie frisch geschrieben hat; inhaltlich kann die Rezi ja gern ein altes Buch behandeln. Diesmal sind sie aus dem Jahr 2017. Frage an Uwe: Hast du da einen Fundus? Sind die schon mal woanders abgedruckt worden? Oder hast du die so lange in der Schublade liegen und bringst sie jetzt Stück um Stück? Das wollte ich auch schon lange einmal fragen.
Und mich bedanken! Denn Uwe hat ja solche älteren Texte von sich für ein Projekt des NEUEN STERN rekrutiert: Rezis zu Lem-Büchern, die er mit einem Rahmentext zu seinem eigenen Schaffen versehen hat, weil Lem einer seiner Inspirationsquellen ist. Dafür habe ich mich noch gar nicht gebührend bedanket, lieber Uwe! Das Heft erscheint dann sicher im September, spätestens im Oktober.
Die Rezi zu Kurland, „Wo steckt Aaron Burr?“ fand ich stark und inspirierend. Ich mag ja solche Alternativ-Historien; und die kannte ich noch gar nicht. Dabei ist die reale Biografie dieses Herrn Burr für sich genommen schon einen Roman wert! - Und Schupps - schon wieder was auf meinem SUB.
Michael Baumgartner ist im Star-Trek -Fieber! Und das seit Jahren - Jahrzehnten. Seine Fannischen Erinnerungen beginnt er mit einem Rückblick auf sein ST-Fandom, das er zuerst mit seinem Bruder auslebte. Ja, solche Berichte mag ich. Wir „alten Fans“ haben ja inzwischen was zu berichten und erinnern uns vielleicht gern an „die guten alten Zeiten“. Ja, dem frönen wir übrigens im NEUEN STERN auch gelegentlich; da gibt es jetzt quasi so eine Sparte.
Sabine schreibt auch über das, was sie gelesen hat. Dass es eine Rezi von Sabine ist, konnte ich aber nur dem Inhaltsverzeichnis entnehmen, vor oder nach dem Text steht ihr Name nicht. Warum eigentlich? Ist mir schon öfter aufgefallen, dass die Schöpfer der Texte mitunter gar nicht direkt benannt werden. Gibt es dafür einen Grund?
Auf jeden Fall bespricht sie einen Roman, der ganz nach ihrer Fasson ist: Ein Roman über eine Weltenschöpferin, die in einer eigentlich dystopischen Welt virtuelle Welten erschafft, damit es den Menschen, die in der realen Welt nicht leben wollen und können, gut geht. Interessantes Konzept.
Im Juni-Heft hat Eckhardt Brux einen LoC, in dem es um amerikan. Ureinwohner geht, um Indianer. Hey, das hat mich gefreut, denn es ist eine Replik auf Sabines Worte zum gleichen Thema im vorherigen Heft, die wiederum eine Replik auf Michaels Worte zum Spezialthemenheft des NEUEN STERNS war. Da bin ich ein bisschen stolz, dass so eine Ausgabe unseres Zines solche Wirkung zeitigt.
Andersherum kann ich aber den Dankes-Kelch auch weiterreichen. Ein Spezial der BWA sind die aktuellen Nachrufe. Der eine oder andere hat meinen SUB anwachsen lassen. Diesmal ist aber „nur“ ein Nachruf auf einen US-Astronauten enthalten - informativ und interessant.
Michael hat sich den Film „Lobster“ angesehen. Den kenne ich auch! So besondere Filme mag ich ja und bin an ihnen interessiert, an „Lobster“ bin ich aber damals gescheitert, der hatte mich dann doch nicht fesseln können. Aber schön, an ihn erinnert worden zu sein. Man liest ja immer wieder mal von dem Film; er scheint eine schleichende Wirkung mit der Zeit zu entfalten.
Michael setzt seine Fandom-Erinnerungen fort. Diesmal ist er aktueller und beleuchtet das Phantasten-Stammtisch-Leben in Corona-Zeiten. Na ja, kenne ich ja auch - wir vom ASFC haben da auch unseren Stammtisch ins Netz verlegt. Aber was die Stuttgarter da anstellen, ist noch eine Nummer größer! Alle Achtung!
Übrigens, lieber Michael, wenn ihr das Format beibehaltet und tatsächlich auch thematische Veranstaltungen anbietet: Ich wäre da durchaus interessiert! Bei den Münchner Phantasten schaue ich auch immer mal gern mit rein, wenn es dort auch Vorträge gibt. Ja, man hätte als Fernwohnender kaum die Gelegenheit, Club-Treffen zu besuchen, würden sie nicht online stattfinden.
In der 453 mit fast 100 Seiten gibt es noch einiges. So ein Interview mit dem Autor Ben Calvin Hary, das Alexandra Trinley mit ihm führte. Auch wenn ich jetzt kein Perry-Fan bin so fand ich das Interview interessant. Ich hatte aber den Eindruck, dass „die Chemie“ nicht so ganz stimmt, oder? Ein paar Antworten waren auch sehr zurückhaltend, boten nur andeutungsweise Informationen. Aber wie gesagt, war nur so ein Eindruck.
Der Autor Michael Schnitzenbaumer wird vorgestellt und eine kleine Fantasy-Story war von ihm enthalten. Auch interessant, auch wenn ich danach wieder kein richtiger High-Fantasy-Fan werde. Aus dem Bereich finde ich aktuell gerade mal die TV-Serie „The Witcher“ anregend, aber sonst fesselt mich das Genre weniger.
Der Comic-Crossover aus Conan und Superhelden, den Michael vorstellt, fand ich da schon interessanter; mein Lieblings-Mix ist übrigens einer aus Lobo und Batman.
Uwes Oki-Story aus der 452 wird fortgesetzt, und findet noch immer kein Ende. Hach, da komme ich nie rein, denke ich.
Also, insgesamt hatte ich wieder sehr interessante und abwechslungsreiche Lektüre, die auch über den Rand der Perryversums hinausgeht, wofür ich als Außenstehender sehr dankbar bin. Es gab wieder einige Anregungen für mich.