Fanzine-Report, 2. bunTES Abenteuer 2020 - Nr. 49 & 50
Ingo Scharnewski Scharnewski TES H.G.Wells
Im Sommer 2019 hatte sich in mir die Idee manifestiert, alles von Ingo Scharnewski zu lesen - alles, was im Erfurter TES-Verlag von Gerd-Michael Rose erschienen ist. Wie ich damals feststellte, ist das dann wohl wirklich (fast) alles, was von dem Autor erschienen ist.
Damit hat TES ja so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal, oder? Mir haben die Geschichten von Ingo Scharnewski weitestgehend gut und sehr gut gefallen. Ich habe diese kleine Lese-Challenge jedenfalls nicht bereut.
In der 50. Ausgabe der Heftreihe des Verlages liegt wiederum ein Scharnewski-Titel vor. Ich bleibe da am Ball.
Doch diesmal war es kein 100%iger Genuss. Der Autor nutzt das Podium, um eine Reiseerzählung loszuwerden. Also, ich denke mal, dass er hier eigene, persönliche Erlebnisse zumindest verarbeitet hat. Das liest sich halt wie ein bewusst persönlich gehaltener Reise-Bericht, also, wo man war, was man gegessen hat, wen man traf, was man sich an Sehenswürdigkeiten ansah etc. - Ach so: Wir sind in der Schweiz.
Der Protagonist und sein Freund sind Bibliophile und stöbern gern in Antiquariaten. Da finden sie ein altes Auftragsbuch eines Sarg-Tischlers. Ein Eintrag macht sie stutzig, denn er beschreibt einen „dreieckigen Sarg“. Für wen sollte der denn sein?
Sie recherchieren und kommen auf die Spur einer Legende, Sage, einer volkstümlichen Überlieferung aus dem 19. Jahrhundert. Diese Geschichte gehört in die Sparte „wahre Wunder“, oder dergleichen. Also, ein Bericht über ein phantastisches Ereignis, das so nach wissenschaftlich-materialistischem Standpunkt nicht stattgefunden haben dürfte.
Dem Autor liegt etwas an solchen Stories, die gern haarscharf an „echter“ Phantastik vorbeischrammen. Den Epilog zu seiner Story nutzt er dann auch, von eigenen Erlebnissen dieser Art (haben was mit Hellsichtigkeit, wahren Träumen etc. zu tun) zu erzählen.
Ja, das kann man staunend zur Kenntnis nehmen, gern auch glauben oder auch nicht. Die Unterhaltung in diesem Text generiert sich direkt aus den beschriebenen Erlebnissen. Ob das alles so stimmt, wer weiß? Es gibt so Dinge, zwischen Himmel & Erde†¦
Mir war der „Reisebericht“ zu ausgedehnt, weil mir zu irrelevant; ich muss nicht erfahren, welche tollen Restaurants man so im Urlaub besucht. Insgesamt fand ich die Story diesmal etwas zu unspannend.
Für meine Scharnewski-Sammlung ist das Heft aber allemal wichtig. Und ich freue mich auf neue Stories in dieser Reihe!
2.2. „Mr. Skelmersdale im Feenreich“ von H. G. Wells
Schon erstaunlich, dass es von dem großen Meister noch nicht alles auf Deutsch gibt. Ich denke mal, dass die drei Stories des Bändchens bisher nicht auf Deutsch vorliegen. Ich habe mich jedenfalls sehr darüber gefreut, denn Wells gehört zu meinen Allzeit-Lieblingen der Literatur, vornehmlich der phantastischen. Na ja und da liegt der Hase im Pfeffer†¦, wie man so schön sagt. Allerdings wäre es auch falsch, Wells auf das Phantastische zu reduzieren.
Die Titelstory hat was Phantastisches; wie der Titel schon andeutet. Sie ist übrigens eher weniger spannend oder überraschend, denn der Titel verrät schon so ziemlich alles - außer eines: Besagter Herr hat nämlich einen ganz besonderen, emotionalen Grund, ungern das Feenreich zu verlassen.
Die beiden folgenden Stories sind eher Ehe-Streit- / Beziehungskisten-Geschichten. Nix Phantastik. Aber die Themen „Liebe“ und „Ehe“ ist dann wohl die verbindenden Elemente der drei Texte.
Vielleicht erwartet man von Wells einfach etwas mehr, und die Stories bleiben etwas unterhalb der Erwartungen. Ist aber Ansichtssache, aber vielleicht der Grund weshalb sie bis dato noch nicht auf Deutsch erschienen sind?
Mir hat das Heft durchaus gefallen, bin dankbar, wieder einmal einen für mich neuen Aspekt bei H. G. Wells entdeckt zu haben.